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unter Seiner Führung errungenen Siegen der Deutschen Waffen, aus denen die nationale Einigung hervorging. Er sicherte dadurch dem Reiche eine Machtstellung, wie sie bis dahin jedes Deutsche Herz ersehnt, aber kaum zu erhoffen gewagt hatte.

Und was Er in heißem, opfervollem Kampfe Seinem Volke errungen, das war Jhm beschieden durch lange Friedens-Arbeit mühevoller Regierungsjahre zu befestigen und segensreich zu fördern.

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Sicher in seiner eigenen Kraft ruhend, steht Deutschland geachtet im Rathe der Völker und begehrt nur, des Gewonnenen in friedlicher Entwickelung froh zu werden.

„Daß dem so ist, verdanken wir Kaiser Wilhelm, Seiner nie wankenden Pflichttreue, Seiner unablässigen, nur dem Wohle des Vaterlandes gewidmeten Thätigkeit, gestützt auf die von dem Preußischen Volke unwandelbar bewiesene und von allen Deutschen Stämmen getheilte opferfreudige Hingebung."

Friedrich III.

9. März bis 15. Juni 1888.

67. Bis zur Vermählung.

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Am 18. October 1831, dem 18. Jahrestage der Schlacht bei Leipzig, wurde Kaiser Friedrich im Neuen Palais bei Potsdam geboren. Am Sonntag, den 13. November, fand ebendaselbst die Taufe durch den Bischof Eilert statt im Beisein der gesammten Königlichen Familie. Außer dem Großvater, dem König Friedrich Wilhelm III., und dessen zweiter Gemahlin, der Fürstin von Liegnitz, waren der Kronprinz (der spätere König Friedrich Wilhelm IV.) und die Kronprinzessin, der Prinz August, der letzte Neffe Friedrichs des Großen, Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz, der jüngste Bruder der Königin Luise, als Taufzeugen anwesend. Von den abwesenden Bathen sind die Kaiser Nicolaus von Rußland und Franz von Oesterreich zu nennen. Der Prinz erhielt in der Taufe die Namen Friedrich Wilhelm Nicolaus Karl, sein Rufname war in den ersten Jahren Friz", officiell hieß er zuerst Prinz Friedrich. Erst nach der Thronbesteigung Königs Friedrich Wilhelm IV. wurde er auf dessen Wunsch Prinz Friedrich Wilhelm genannt und führte diesen Namen bis zu seiner eigenen Thronbesteigung. Noch während der kleine Prinz in seinen Knabenjahren unter weiblicher Aufsicht stand, der Frau von Clausewitz, Wittwe des bekannten Generals, und der Gouvernante, Frau Godet, nahmen seine Eltern doch Interesse daran, die militärische Erziehung derart beginnen zu lassen, daß er kaum acht Jahre alt mit zweien seiner Spielkameraden, Rudolph von Zastrow und Graf Adolph von Königsmark, Exercierstunde vom Unterofficier Bludau erhielt; er erwies sich hierbei als ein gelehriger, gewandter Rekrut. Der Sohn der Frau Godet, der spätere Prediger Godet in Neuenburg, wurde der erste männliche Erzieher des Prinzen. Im October 1844 trat an deffen Stelle Doctor Ernst Curtius aus Lübeck, der spätere berühmte Geschichtsschreiber, welcher bis zum zweiten Studiensemester des Prinzen an der Universität zu Bonn in seiner Umgebung blieb. Von Reichardt, dem Componisten des Liedes „Was ist des Deutschen Vaterland ?" erhielt der Brinz Gesangunterricht; Feddern und Ballot waren seine Turnlehrer. Der alten Sitte des Hohenzollernhauses gemäß hatte er sich auch im Handwerk

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auszubilden, er erlernte bei dem Hoftischler Kunert die Tischlerei und bei dem Hofbuchbinder Moßner die Buchbinderei. In Schloß Babelsberg befindet sich im Schlafzimmer Kaiser Wilhelms ein Stuhl, den der junge Prinz für seinen Vater als Geburtstagsgeschenk gearbeitet hat. Mit Zurücklegung des zehnten Lebensjahres erhielt der Prinz auch einen Militär Gouverneur, den Obersten von Unruh.

Am 1. Juni 1840 erschien der Prinz zum ersten Mal bei einer öffentlichen Feier, der Grundsteinlegung zum Denkmal Friedrichs des Großen in Berlin. Wenige Tage später, am 7. Juni, stand er mit seinen Eltern am Sterbebett seines Großvaters, Königs Friedrich Wilhelm III., und schritt am 11. Juni bei der feierlichen Ueberführung der sterblichen Hülle des Königs nach dem Dome zwischen seinem Vater und dem Großfürsten-Thronfolger von Rußland, dem späteren Kaiser Alexander II., hinter dem Sarge. Seine Theilnahme an der feierlichen Huldigung zu Königsberg, an dem feftlichen Einzug des Königs in Berlin am 21. September und an der Erbhuldigung ebendaselbst am 15. October gewährte ihm dauernd erhebende Erinnerungen. Zu seinem zehnten Geburtstage, 18. October 1841, verlieh ihm der König den Schwarzen Adlerorden und ernannte ihn zum Seconde - Lieutenant im 1. Garde-Regiment zu Fuß und à la suite des 2. Bataillons (Stettin) des 1. Garde-Landwehr-Regiments. Der Prinz war hiermit in die Arme eingetreten, in deren Geschichte sein Name dereinst in den höchsten Ehren glänzen sollte. Als er zum ersten Mal bei der Kirchenparade im Luft garten zu Potsdam in der Front des Regiments stand, stellte der König ihn dem Officiercorps vor, indem er zu seinem Neffen sich wendend sagte: „Du bist zwar noch sehr klein, Friß, aber lerne diese Herren nur kennen, und lerne tüchtig, damit Du sie einst übersehen kannst, wie sie gegenwärtig Dich noch übersehen."

So wuchs der Prinz heran; Fußreisen während der Ferien durch die märkische und sächsische Schweiz, durch Thüringen, das Riesengebirge und den Harz, Ausflüge nach Rügen, Lübeck und Hamburg erweiterten seine Kenntnisse von Land und Leuten der deutschen Heimath. Die Wolken des Jahres 1848 warfen die ersten tiefen Schatten in sein Leben, die Königliche Familie zog sich nach Potsdam zurück, wo demnächst auch sein Vater von seinem Aufenthalt in England wieder eintraf. Im Sommer jenes Jahres begann dort der vom Hofprediger Heym ertheilte Confirmanden - Unterricht, am 19. September legte er in der Schloßkapelle zu Charlottenburg in die Hände des damaligen Ober-Hofpredigers Dr. Ehrenberg sein evangelisches Glaubensbekenntniß nieder. Die nächste Zeit war der militärischen Borbildung des Prinzen gewidmet, für welche als Gouverneur inzwischen der Oberstlieutenant Fischer, ein Freund des späteren Feldmarschalls Moltke, berufen war. Prinz Friedrich Wilhelm trat am 2. Mai 1849, dem Ruh:nestage des 1. Garde-Regiments (Tag der Schlacht bei Groß - Görschen) bei der Leibcompagnie dieses Regiments in den praktischen Dienst der Armee ein. Sein Vater hielt dabei die folgende Ansprache: Zu dauernder Dienst, leistung tritt nunmehr mein Sohn in Jhre Reihen ein. Ich hoffe, e wird seinem Namen und seinen Ahnen Ehre machen. Dafür bürgt mir der Geist, den Gott in ihn gelegt hat, nicht wir. Und Dir, mein Sohn,

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wünsche ich, daß Du dereinst dasselbe erfährst, was Dein Vater in Mitte seiner Kameraden erfahren hat! Meine Herren, es ist die schönste Freude meines Lebens gewesen, zu sehen, wie die Treue und innige Theilnahme meiner Untergebenen sich in schweren Tagen in der Nähe und in der Ferne nicht verleugnet hat, das wünsche ich auch Dir und so thue nun - Deine Schuldigkeit!"

Der Prinz, welcher am 3. Juni zum Premier - Lieutenant ernannt worden, wurde am 18. October mit Vollendung des 18. Lebensjahrs nach #den Hausgesehen volljährig, der Tag wurde auf Babelsberg festlich begangen, zahlreiche Deputationen erschienen zur Beglückwünschung. Aus den #Erwiderungen des Prinzen ist die an den Magistrat von Brandenburg zu erwähnen, indem er aussprach, daß das hohe Vorbild seiner Ahnen auch ihn mahnen würde, wenn er einst das Scepter führen sollte, seinem Volke ein z treuer König zu sein. Kurze Zeit darauf begab sich Prinz Friedrich Wilhelm in Begleitung des Obersten Fischer und des zu ihm als Adjutanten com= mandirten Premier - Lieutenants von Heinz nach Bonn, um auf dortiger Universität seine Studien zu beginnen. Gegenstände derselben waren: = Römisches Recht und Rechtsgeschichte, Kirchenrecht, Völkerrecht, deutsches : Recht und deutsche Rechtsgeschichte, Criminalrecht, englische Verfassung, Politik (bei Dahlmann), vergleichende Völkergeschichte (bei Ernst Moriß Arndt), sowie englische und französische Literatur.

Während seiner Universitätszeit unternahm der Prinz mehrfache Reisen, unter andern begleitete er im Frühjahr 1851 seine Eltern zur Eröffnung der ersten Weltausstellung nach England. Hier sah er zum ersten Mal die damals zehnjährige Prinzessin Victoria, die spätere treue Gefährtin seines Lebens. Nach der Rückkehr aus England seßte der Prinz bis Ostern 1852 seine Studien in Bonn fort, um weiterhin fürerst seinen militärischen Pflichten

er war inzwischen zum Hauptmann befördert worden zu leben. Daneben ließ er sich durch den Oberpräsidenten Flottwell zu Potsdam in die preußische Verwaltung einführen. Unterbrochen wurde diese Thätigkeit durch eine viermonatliche Reise nach Italien, welche dem Prinzen reichlich Gelegen= heit bot, das von seiner Mutter überkommene Interesse und Verständniß für die Kunst auf ihren verschiedenen Gebieten zu beleben und zu kräftigen. Die militärische Ausbildung des Prinzen fand noch weitere Ergänzung durch Dienstleistungen bei der Garde-Artillerie, bei den Vermessungen des Generalstabes, bei dem Garde Dragoner Regiment und durch Vorlesungen der Kriegsakademie, während deren er zum Oberst befördert worden und den damaligen Oberst v. Moltke zum persönlichen Adjutanten erhalten hatte.

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Nach den Manövern 1855 begab der Prinz sich abermals nach England, er fühlte sich zur ältesten Tochter des englischen Königshauses lebhaft hingezogen und warb mit Zustimmung des Königs und seiner Eltern um die Prinzeß-Royal Victoria von England am 29. September. Nach der Rückkehr aus England arbeitete Prinz Friedrich Wilhelm in verschiedenen Ministerien, übernahm vorübergehend die Führung des 1. Garde-Regiments zu Fuß, sowie demnächst 1856 das Kommando des in Breslau garnisonirenden 11. Infanterie - Regiments, gleichzeitig mit dieser militärischen Thätigkeit betheiligte er sich auch an den Arbeiten der Verwaltungs-Behörden

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Bon der Vermählung bis zum Antritt der Regierung.

zu Breslau, bis er am 3. October 1857 zum Commandeur der 1. Garde Infanterie-Brigade ernannt wurde. An seinem Vermählungstage, 25. Ja nuar 1858, wurde er zum General-Major befördert.

68. Von der Vermählung bis zum Antritt der Regierung.

Die Trauung des prinzlichen Brautpaares fand am 25. Januar 1858 in der zu dieser Feier neu eingerichteten Kapelle des St. James - Palastes durch den Erzbischof von Canterbury statt. Nach einer Reihe glänzender Festlichkeiten trat das junge Paar am 2. Februar die Reise nach DeutschLand an und erreichte bei Herbesthal den preußischen Boden. Die Reije von dort bis zum festlichen Einzuge in Berlin am 8. Februar war ein fortgesetter Triumphzug und zahlreiche Stiftungen übertrugen die Erinnerung an die im preußischen Volke so freudig begrüßte Vermählungsfeier auf spätere Zeiten.

Der Prinz widmete sich weiter den Pflichten seiner militärischen Stellung, unterließ dabei aber nicht, auch die Entwickelung der Staatsverhältnisse mit Aufmerksamkeit zu verfolgen, zu welchem Behuf er nach Uebernahme der Regentschaft durch seinen Vater regelmäßig den Sizungen des Staats ministeriums beiwohnte.

Während der Mobilmachung des Jahres 1859 wurde Prinz Friedrich Wilhelm zum Commandeur der 1. Garde-Infanterie-Division ernannt. Bei der Thronbesteigung Königs Wilhelm I. stand Prinz Friedrich Wilhelm ihm als Kronprinz zur Seite. Als solcher empfing er die ersten Gnadenbeweise seines Königlichen Vaters am 27. Januar 1861, am zweiten Geburtstag seines Sohnes, des Prinzen Wilhelm, in seiner Ernennung zum Statthalter von Pommern und am 18. October bei der feierlichen Krönung in Königsberg durch Uebertragung des Rectorats der dortigen Universität. Ueber die Betheiligung des Kronprinzen am dänischen Kriege, welche bereits vorstehend Erwähnung gefunden hat, spricht das Generalstabswerk sich in folgender Weise aus: „Am 31. Januar 1864 war Seine Königliche Hoheit der Kronprinz im Hauptquartier eingetroffen. Wenn derselbe auch nicht ein Commando übernommen hatte, so erhielt er doch von allen Vorgängen und Anordnungen Kenntniß. Dieses Verhältniß sollte sich in der Folge dahin entwickeln, daß die Ansichten des Kronprinzen einen wachsenden Einfluß auf die zu fassenden wichtigeren Entschlüsse gewannen. Es vollzog sich dementsprechend schon gegen Ende März 1864 in den Verhältnissen des Obercommandos eine immer mehr als nothwendig sich erweisende Neugestaltung, indem jest dem Kronprinzen, welcher bisher auf eigene Vers antwortung und aus eigener Entschließung auf die Armeeleitung unter schwierigen Verhältnissen einen maßgebenden und erfolgreichen Einfluß ausgeübt hatte, vom Könige besondere Vollmachten ertheilt wurden, nach welchem die Heerführung thatsächlich in dessen Hände überging.“

Der glänzende Verlauf des Feldzugs ist demnach neben der Bravour der Truppen und ihrer Führer in hohem Maße auch dem Kronprinzen zuzurechnen. In Anerkennung dessen erfolgte auch alsbald seine Ernennung zum commandirenden General des II. Armeecorps.

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