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Sophie Charlotten's Bermählung; der Berliner Hof.

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Frankreich und nach verschiedenen Badeorten erhielt ihr Geist neue Anregung. Eine italienische Reise wirkte auf die Ausbildung ihres Urtheils und Ges schmacks sehr vortheilhaft, besonders für die Musik, welcher sie ihre ganze Neigung zuwendete; noch eindrucksvoller aber war eine Reise nach Paris. An dem französischen Hofe, welcher damals in der höchsten Blüthe geistigen und geselligen Verkehrs stand, erregte die funfzehnjährige Prinzessin sowohl durch ihre Schönheit, als durch die Reife ihres Verstandes und den Umfang ihrer Kenntnisse allgemeines Erstaunen. Ludwig XIV. selbst war von der liebenswürdigen Erscheinung so eingenommen, daß er den Gedanken faßte, sie mit einem französischen Prinzen zu vermählen. Doch hatte dieselbe bereits eine andere Bestimmung. Der damalige Kurprinz Friedrich von Brandenburg, welcher seine erste Gemahlin verloren hatte, war schon früher im Bade zu Pyrmont, sodann bei einem Besuche der hannöverschen Familie in Berlin mit der schönen und gebildeten Sophie Charlotte näher bekannt geworden, und beiden fürstlichen Häusern schien eine Verbindung derselben mit Friedrich höchst vortheilhaft. Hätte die Neigung der Prinzessin allein entscheiden können, so würde sie diese Wahl kaum getroffen haben: denn Friedrich war äußerlich unansehnlich und keineswegs so frischen lebendigen Geistes, wie es der geistvollen Prinzessin lieb gewesen wäre, sie wußte überdies, daß er prächtige Ceremonien und einen steifen Ton liebte, während sie selbst ein einfacheres, ungezwungenes Wesen vorzog. Sie gab jedoch die von der Mutter gewünschte Einwilligung und am 28. September 1684 fand die Vermählung der sechszehnjährigen Prinzessin mit großer Pracht zu Herrenhausen statt, bald darauf der nicht minder glänzende Einzug in die brandenburgische Hauptstadt.

Berlin war unter der Regierung des großen Kurfürsten kräftig emporgestiegen; der Wohlstand und die Bildung der Einwohner, so wie der Glanz und Geschmack des höheren Lebens wurden einstimmig anerkannt: durch die Berbreitung der französischen Sprache nahm die gesellige Unterhaltung in den höheren Kreisen einen lebhaften Aufschwung, und Sophie Charlotte freute sich, an der Spree ihre schönen Erinnerungen von Paris wieder zu finden.

Am Hofe selbst freilich fand die Fürstin wenig Erfreuliches: die einzelnen Glieder standen einander in den letzten Jahren des großen Kurfürsten voll Mißtrauen und Kälte gegenüber und ein traulicheres Begegnen der verschiedenen Parteien fand nicht statt. Dagegen war schon damals jede öffentliche Handlung mit Prunk und Ceremonien überhäuft, was dann unter Friedrich noch mehr überhand nahm. Das konnte dem Sinn Sophie Charlotten's nicht zusagen: zwar hätte sie durch ihren großen Verstand, unterstügt von Schönheit und Liebenswürdigkeit, leicht ein Uebergewicht unter den Parteien gewinnen und allmälig das Ganze mehr nach ihren Neigungen leiten können, aber die Ausübung solcher Macht reizte sie nicht, und sie zog es vor, sich ein Dasein für sich inmitten des ihr fremdartigen Hoffcbens zu bilden. Sie blieb ihrem Gemahl treu ergeben, aber ihre Freuden und Erholungen suchte sie in einem engeren Kreise, wo sie der Heiterkeit ihres Gemüths im Schooße der Freundschaft freien Lauf lassen und im zwanglosen Gespräch die reichen Gedanken austauschen konnte. Sie stiftete vertrauliche Gesellschaftstage, wo die lästige Hoffitte aufgehoben war und die Damen zur Vermeidung unnüßen Aufwandes in einfacher schwarzer Kleidung erschienen und wo nicht gespielt,

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sondern allenfalls eine Handarbeit vorgenommen wurde; besonders auch Gelehrte und sonst nicht Hoffähige erhielten hier Zutritt.

Nachdem Sophie Charlotten's Gemahl den Thron bestiegen hatte, wurde der Prunk und das steife Ceremoniell an seinem Hofe noch mehr überwiegend; die Fürstin fügte sich darein, so viel es ihre Stellung verlangte, aber desto mehr hielt sie sich dann für solchen Zwang in den stillen Freuden ihres intimeren Lebens schadlos, worin sie ihr Gemahl frei gewähren ließ.

Der Kurfürst hegte schon seit längerer Zeit den Gedanken, ihr zum Lands aufenthalt ein Lustschloß in der Nähe von Berlin erbauen zu lassen. Das Dorf Lüzen zwischen Berlin und Spandau gefiel der Fürstin seiner Lage wegen. Friedrich kaufte es für sie und beschloß, dort eine fürstliche Wohns stätte zu errichten. Die Anlage der schönen Gärten war schon weit vorge, schritten, als im Jahre 1696 auch der eigentliche Schloßbau unter dem be rühmten Baumeister und Bildhauer Schlüter zu Stande kam. Der Kur fürst war darauf bedacht, diesen Lustort immer schöner und reicher mit seltenen Blumenanlagen, Orangerie, Bildsäulen u. s. w. auszustatten, und so wurde Lügenburg, wie man den Ort zuerst nannte, später Charlottenburg, der Lieblingsaufenthalt der Kurfürstin und ihres interessanten Zirkels, an welchem bald auch Leibniß Antheil nahm. Sophie Charlotte hatte sich von ihrer Jugend gewöhnt, diesen Freund ihrer hochgebildeten Mutter als den ihrigen anzusehen, und je höher sie selbst an Geistesentwickelung stieg, desto fester wurde auch ihre Beziehung zu Leibniz. Sein Name wurde am Hofe zu Berlin mit Ruhm genannt, und da Friedrich gelehrtes Verdienst wohl zu würdigen wußte, auch den Verkehr mit berühmten Gelehrten als einen noth wendigen Bestandtheil eines prächtigen Hofes betrachtete, so sah er selbst es gern, daß der Briefwechsel seiner Gemahlin mit dem großen Denker immer lebhafter wurde. Der Kurfürst hatte sich selbst schon mit ihm in Verbindung gesezt, um in einer Angelegenheit, welche ihn, wie seine Gemahlin, sehr beschäftigte, nämlich wegen der Vereinigung der beiden protestantischen Kirchen, des großen Gelehrten Rath zu erbitten. Später kam Leibnitz auf Friedrich's Wunsch nach Berlin, wurde zum Kurfürstlichen Geheimen Rath und zum Präsidenten der neu gegründeten Akademie der Wissenschaften ernannt, an deren Stiftung die geistreiche Kurfürstin einen großen Antheil hatte.

Jezt nahm das geistige Leben in Lüßenburg einen immer höheren Aufs schwung. Neben der gemüthlichen, geselligen Unterhaltung, Vorlesen, Musik und Bühnenspiel wurden immer häufiger auch ernst wissenschaftliche Gespräche geführt. Die Kurfürstin erfreuete sich an den Streitigkeiten gelehrter Männer über interessante Fragen, besonders aus dem Gebiete der Philosophie und der Religion; sie selbst besaß Bildung und Geist genug, um auch manchen Fachgelehrten durch ihre Fragen in Verlegenheit zu seßen. In keinem Zweige der Literatur war sie ganz unbekannt, und Leibnitz selbst bezeugte, wie begierig sie war, sich gründlich zu unterrichten und tiefer, als sonst bei Frauen gewöhnlich, in Alles einzudringen; er jagte einst: „Es ist nicht möglich, Sie zufrieden zu stellen; denn Sie wollen das Warum vom Warum wissen." In ihrem Kreise wurden nun die wichtigsten theologischen Fragen sehr sorgfältig verhandelt. Defter erschien der Beichtvater des Königs von Polen, der Jesuit Vota, am Hofe, ein gelehrter Mann sehr lebhaften Geistes, welcher die Ab

Geselliger und geistiger Berkehr an Sophie Charlotten's Hose; ihr Tod. 215

ficht hegte, den Kurfürsten und seine Gemahlin zum Katholicismus zu betehren; Sophie Charlotte ließ ihn mit zwei ausgezeichneten protestantischen Geistlichen über die beiderseitigen Lehren disputiren und wies dann in einem leicht und schön geschriebenen Briefe selbst die Angriffe Vota's gegen die protestantische Lehre zurück. Ebensowenig gelang es dem Freidenker Toland, welcher alle Offenbarung dem Urtheil der bloßen menschlichen Vernunft unterwerfen wollte, den christlichen Glauben der Fürstin zu erschüttern. Nicht immer blieben die Erörterungen streng wissenschaftlich, oft gingen sie in leicht gesellige Unterhaltung über, und besonders, wenn die streitenden Parteien zu heftig aneinander gerathen wollten, trat die Fürstin selbst durch ihre weiblich würdevolle Haltung und ihre wohlwollende Freundlichkeit vermittelnd ein. Auch die schönen Künste waren in Charlotten's Nähe ein wirklicher Schmuck des Lebens; besonders hatte Musik für sie den lebendigsten Reiz, und ihre Ausübung durfte nie fehlen. Der König unterhielt eine bedeutende Kapelle, nahm ausgezeichnete Tonkünstler in Dienst, und die berühmtesten Sänger und Sängerinnen aus Italien kamen nach Berlin. Seiner Prachtliebe waren Schauspiele und Opern sehr willkommen. Sophie Charlotte selbst übte die Kunst mit Meisterschaft, und ihr Eifer für dieselbe war auf die Umgebung, ja auf die Stadt Berlin übergegangen. Alle jungen Personen des Hofes waren mehr oder minder musikalisch, und die Königin konnte auf ihrem Theater in Lüßenburg ganze Opern durch solche Liebhaber und Liebhaberinnen aufführen lassen.

Das eigenthümlichste Talent der Fürstin war aber das der zwanglosen, gemüthlichen Conversation. Recht im Gegensate mit ihrem Gemahle, der sich am frühen Morgen erhob und sein Tagewerk gern mit ceremoniöser Pracht unterbrach, liebte fie die langen Abende, zwanglose Hoheit, freies Gespräch. Sie war offen, edel, unverstellt und voll Anmuth. Keine Schmeichelei und nichts Unschönes hätte sich an sie heranwagen dürfen; denn sie wußte das Aechte von dem Falschen wohl zu unterscheiden. Sie kannte ihre Leute durch und durch und schonte ihre Schwächen in den vertraulichen Gesprächen durchaus nicht; Anmaßungen wies sie mit Kälte zurück, verlegene Bescheidenheit zog sie eher hervor.

So lebte Sophie Charlotte bis zum Jahre 1705, wo sie auf einer Reise nach Hannover im siebenunddreißigsten Jahre zur überirdischen Heimath abgerufen wurde. Schon zwölf Jahre vorher in der schönsten Jugendblüthe hatte die geistreiche und lebenslustige Fürstin ernstlich des Todes gedacht und ihr Testament niedergeschrieben. Als Text zur Leichenpredigt hatte sie dabei die Worte Joh. 11, 25 erwählt: „Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe, und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.“

Alle Zeitgenossen stimmen darin überein, daß die Schönheit Sophie Charlotten's außerordentlich gewesen und Ehrfurcht und Bewunderung ge= boten, der Ausdruck ihrer seelenvollen klaren Züge aber nur Zuneigung und Bertrauen eingeflößt habe. Wiewohl klein von Gestalt, hatte sie doch ein hohes, würdevolles Ansehen. Einen eigenen Zauber gab es ihrem Gesichte, daß aus den reinsten blauen Augen liebliche Sanftmuth blickte, während das

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Friedrich Wilhelm's I. Kinderjahre.

dunkle schwarze Haar Stärke und Fülle andeutete, durch den Gegensatz wechsel. seitig gehoben und gemildert.

Auch durch milde, ächte Wohlthätigkeit erwarb sich die Fürstin die Liebe und Dankbarkeit des Volkes. Ihr bleibendes Verdienst liegt jedoch darin, daß fie zuerst in unserem Vaterlande die geistigen Bestrebungen in den höheren Kreisen anregte und aufmunterte. Die Verbreitung feinerer Lebensfitte und besserer geselliger Neigungen ist ihr wesentlich zu danken, und ihr Einfluß hat in dieser Beziehung auf Berlin und von da aus auf die Provinzen weit hinaus gewirkt.

30. Friedrich Wilhelm I. König von Preußen (1713-1740).

Friedrich Wilhelm's frühere Jahre. Am 4. August 1688 hatte Sophie Charlotte ihrem Gemahle Friedrich einen Prinzen geboren, welcher als Thronerbe freudig begrüßt wurde. In Berlin und bei den Großältern in Hannover war gleiche Freude über das erwünschte Ereigniß, und die Herzogin Sophie, die Mutter Sophie Charlotten's, kam eigens von Hannover nach Berlin, um ihren Enkel zu sehen. Als er ihr gebracht wurde, so stark und träftig, so offenen und trotzigen Blickes, wußte sie ihrer Freude keine Grenzen. Sie füßte ihn tausendmal unter Weinen und Lachen, rühmte immer aufs Neue sein gutes Aussehen und mochte sich gar nicht mehr von ihm trennen. Sie ließ nicht nach mit Bitten, die Aeltern möchten ihr das Kind mit nach Hannover geben, doch wollte Friedrich nur versprechen, später ihren Wünschen zu willfahren. Sophie Charlotte, so sehr ihr Geist sich sonst gern in hochfliegenden Bildern und Wünschen bewegte, stellte sich bei der Erziehung des Kronprinzen nur die schlichte und strenge Aufgabe, einen rechtschaffenen Mann und tüchtigen Fürsten aus ihm zu machen. Die erste Warte und Pflege des Prinzen wurde einer Frau von Roucoulles übertragen, welche sich als flüchtige Protestantin mit Muth und Kühnheit aus Frankreich gerettet hatte, und in jenen Tagen der Gefahr zugleich die Retterin ihrer Mutter und ihrer beiden Töchter geworden war. Ihr fester, edler Charakter flößte Sophie Charlotte großes Zutrauen ein. Bei dem jungen Friedrich Wilhelm reichte jedoch weibliche Aufsicht nicht lange hin, frühzeitig entwickelte sich mit der Körperkraft sein lebhafter Geist und starker Wille, und Auftritte und Heftig. keit und Troß erschreckten oft die Mutter und die Erzieherin. Dem früheren Versprechen gemäß zum Besuche nach Hannover gebracht, vertrug er sich mit dem dortigen kleinen Kurprinzen so schlecht und machte seiner Großmutter so viel zu schaffen, daß man ihn nach Berlin zurücknehmen mußte. Es wurde daher die Wahl eines Erziehers beschlossen; dieselbe fiel auf den Generallieutenant Burggrafen zu Dohna, einen Mann von feiner Bildung und strengen Sitten, rechtschaffen und ehrenfest, dabei stolz und gebieterisch, durch sein ganzes Benehmen Ehrfurcht und Gehorsam einflößend. Die Wahl der Lehrer war weniger glücklich: fie traf einen Franzosen Rebeur, der sich lässig und ungeschickt erwies und dem Prinzen das Lernen verleidete, und Cramer, einen gelehrten Pedanten, welcher sein Hauptbestreben darein seßte, seinem Zög linge das Französische verhaßt zu machen. Die Entwickelung des Knaben nahm keineswegs die Richtung, welche die Mutter erwartete; seine Fähig,

Friedrich Wilhelm's Jugendjahre und Regierungsantritt.

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leiten blieben auf den bloßen natürlichen Menschenverstand beschränkt, Lust und Liebe zu den Wissenschaften, Geschmack für Kunst und feinere Bildung blieben ihm fremd; seine Sitten befestigten sich immer mehr iu roher Derb heit und seine heftigen Leidenschaften brachen oft in dem gewaltsamsten Ungestüme aus. In Rede und Haltung trat bei ihm frühzeitig eine kräftige Ge radheit, eine Abneigung gegen allen Zwang hervor; seine Thätigkeit, der Wissenschaft abhold, richtete sich bald nur auf das, was er für unmittelbar nüßlich hielt. Dabei hatte der Prinz aber frühzeitig eine einfache, strenge Religiosität und einen rechtschaffenen Sinn, der zwar von Leidenschaft hier und da überfluthet wurde, doch sich immer geltend machte.

Seine Neigung ging frühzeitig auf Soldatenwesen und auf Geld. Die noch vorhandenen Rechnungen über des Prinzen Taschengeld zeigen, wie sparfam er war, außer für seine Compagnie Cadetten. Der Vater hatte ihm nämlich gestattet, eine solche aus adeligen Knaben seines Alters zu bilden; sie hatten ihre besondere Uniform, wurden an bestimmten Tagen geübt und brachten es bald zu großer Fertigkeit in den Waffen. Dieses Soldatenwesen war dem Prinzen die liebste Beschäftigung, er faßte eine wahre Leidenschaft für die kleine Truppenschaar und war immer unermüdet, sie zu exerciren und herauszupußen. Während er nur sehr oberflächliche wissenschaftliche Kenntnisse erhielt, selbst die Muttersprache und das Französische weder gut sprach noch schrieb, war er in Leibesübungen, im Reiten und vorzüglich in Allem, was zur Uebung der Truppen gehörte, sehr fest. Als er sechszehn Jahre geworden, bildete er sich halb ohne Wissen des Vaters ein besonderes Bataillon zu Wusterhausen, zusammengesetzt aus geschickten Offizieren und ansehnlichen Leuten, und kümmerte sich sehr genau um alle Einzelnheiten der Bekleidung, Bewaffnung und Uebung. Eine besondere Liebhaberei für lange Soldaten hatte er schon als Knabe, und der Fürst Leovold von Dessau half ihm heimlich solche herbeischaffen.

In den späteren Jugendjahren nahm der Kronprinz Theil an den Sizungen des Geheimen Rathes, auch durch Reisen sollte seine Ausbildung gefördert werden, aber das Interessanteste war ihm hierbei das Feldlager Marlborough's, aus welchem er vielfachen Stoff zu neuen militärischen Exercitien zurückbrachte.

Friedrich Wilhelm's Regierungsantritt und sein Streben. Bei solcher Eigenthümlichkeit Friedrich Wilhelm's war zu erwarten, daß seine Regierungsweise eine ganz andere sein würde, als die seines Vaters; gleich nach Friedrich's Tode trat klar hervor, wie es sein Nachfolger zu halten gedachte. Nachdem er am Todbette seines Vaters seinem Thränenstrome freien Lauf gelassen, schritt er rasch durch die im Vorsaale wartenden Hofleute in sein Zimmer, ließ sich sofort die zahlreiche Liste der Hofbeamten vorlegen und strich aus derselben alle Kammerjunker, Hofjunker, Ceremonienmeister, überhaupt den größten Theil des gesammten glänzenden Hofstaates; diejenigen, welche er beibehielt, wurden auf geringere Besoldung gesetzt. Die Zeit des prunkenden Hoflebens war vorüber. Nur noch einmal sollte dasselbe sich in altem Glanze zeigen, die Leichenfeier Friedrich's I. wurde dessen eigenen Neigungen gemäß mit aller Bracht und Herrlichkeit begangen. Kaum aber war dieselbe beendigt, so legte der neue König Friedrich Wilhelm I. militärische

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