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168 Einnahme von Rathenau; Kriegsrath vor der Schlacht bei Fehrbellin.

Seiten an die Stadt heranziehen. Derfflinger drang einem gefangenen Schwe den mit der Pistole auf der Brust das schwedische Feldgeschrei ab, dann kleidete er einige seiner Leute in schwedische Röcke, und mittelst dieser Verkleidung erlangte er Einlaß gerade an der gefährlichsten Stelle der Stadt. Nachdem dort die schwedische Wache niedergeworfen war, drang er weiter vor. Gleichzeitig griffen die kurfürstlichen Truppen von zwei anderen Seiten an und schlugen sich durch die verwirrten Schweden durch; Derfflinger sprengte nun mit seiner Reiterei in die Straßen und vollendete die Eroberung der Stadt.

Dieser erste Erfolg gab als glückliches Vorzeichen Muth und Hoffnung zu größerem Gelingen. Der Kurfürst ließ jezt sein Fußvolk aus Magdeburg schleunigst nachkommen. Die Schweden verließen ihr Lager bei Brandenburg; der Kurfürst folgte ihnen ganz in der Nähe. Sie stellten sich in guter Ordnung auf, des Angriffs gewärtig; Friedrich Wilhelm harrte voll Ungeduld der Ankunft seines Fußvolkes, weil er sich ohne dieses die gute Stellung der Feinde nicht anzugreifen getraute. Da ging in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni die Meldung ein, der Feind habe seine Stellung verlassen und ziehe eiligst nach Fehrbellin. Auf diese Nachricht sandte der Kurfürst sogleich den Landgrafen von Hessen-Homburg mit 1600 Reitern voraus, um die Schweden nicht aus den Augen zu verlieren, sie aufzuhalten oder sie zu drängen, wie es gerade vortheilhaft erschien, jedoch mit dem strengen Befehl, kein Gefecht zu beginnen, ehe die übrigen Truppen nachgekommen wären. In vollem Trabe sezte der Landgraf mit seiner Schaar den Schwe den nach, wurde ihrer jedoch erst um 6 Uhr des folgenden Morgens ansichtig. Eine Stunde vor Fehrbellin faßten sie festen Fuß und schienen den Angriff standhaft erwarten zu wollen. Der Kurfürst hielt inzwischen mit dem frühesten Tage nach gehaltener Betstunde im freien Felde einen Kriegsrath und forderte die Meinung seiner Generale, ob es rathsam dünke, jezt, da das Fußvolk noch 10 Meilen entfernt sei, jedes Zögern aber dem Feinde zum weiteren Rückzuge behülflich sein könne, ungesäumt mit der bloßen Reiterei den Angriff zu wagen. Das Unternehmen erschien für 5600 Reiter und we niges Feldgeschütz so kühn als gefahrvoll. Die Schweden hatten 7000 Mann Fußvolk, 800 Dragoner, 10 Stück schweres Geschüß und den Vortheil einer günstigeren Stellung. Die meisten Anführer riethen von dem Wagniß ab und wollten des Fußvolkes harren. Der Kurfürst aber wandte ein, auch der Feind habe nicht seine ganze Stärke beisammen, besonders nicht seinen tüchtigen Anführer Wrangel, der noch in Havelberg war, jeder folgende Augenblic werde nur größere Schwierigkeiten bringen, die Schweden seien nicht länger in der Mark, in Deutschland zu dulden; heute gelte es zu siegen oder zu sterben, von seinem tapferen Kriegsvolke dürfe er das Außerordentlichste erwar ten, sie sollten getrost ihm folgen, er selbst wolle freudig „mit Gott“ sie zur Schlacht führen. Derfflinger vor Allen stimmte dieser Meinung sofort bei, und so wurde voll Muth und Vertrauen der Angriff beschlossen. Es war dazu allerdings höchste Zeit, denn während man noch so berathschlagte, hatte wider alles Erwarten die Schlacht an einer anderen Stelle schon begonnen. Der Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg, aufgeregt vom heißen Nachjagen und fortgerissen von jugendlich-ungestümer Leidenschaft, hatte, seines Befehles uneingedenk, die Schweden herzhaft angegriffen; anfangs drang er

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fiegend vor, bald aber sah er sich in den Kampf gegen ihre ganze Heeresmacht verwickelt. Dieser nicht gewachsen, leistete er zwar tapferen Widerstand, schien aber unrettbar verloren und bereuete zu spät seine Uebereilung. Er schickte einen Adjutanten an den Kurfürsten, er möchte ihm Unterstüßung schicken, dann hoffe er eine glückliche Schlacht zu liefern; der Kurfürst aber erwiderte, die Truppen sollten sich herauszuziehen suchen, der Feind sei zu stark; der Landgraf meldete wieder, sie könnten sich nicht mehr mit guter Art herausziehen, denn sie seien schon im vollen Gefechte mit dem Feinde. Da sagte Derfflinger zum Kurfürsten: „Wir müssen ihm secundiren, sonst kriegen wir keinen Mann wieder;" Friedrich Wilhelm stimmte dem bei und ließ dem Landgrafen sagen, er sollte sich zu halten suchen, man würde mit aller Macht nachrücken. Wirklich brach die ganze Reiterei eiligst auf und legte fast eine ganze Meile in vollem Renuen zurück. Angesichts des Feindes traf der Kurfürst mit rascher Kraft seine Anordnungen; mit seinem Scharfblicke gewahrte er einen Sandhügel, den die Feinde zu besezen vergessen, dorthin mußte Derfflinger eilen, bald war dort auch das brandenburgische Geschüßz aufgestellt und schlug verderbend in die Reihen des schwedischen Fußvolkes. Die Schweden ließen den Hügel sogleich durch Reiterei und Fußvolk heftig angreifen. Der größere Theil der Brandenbunger war noch nicht auf dem Schlachtfelde, und die Geschüße in großer Gefahr; da kamen die Dragoner Derfflinger's herbei, saßen von den Pferden ab und riefen, sie würden sich bei den Kanonen begraben lassen. Sie hielten den Angriff tapfer aus, bis sie von einem herbeieilenden anderen Regiment Hülfe bekamen. Der Landgraf von Hessen-Homburg hatte bis dahin im ungleichen Kampfe tapfer und unerschütterlich ausgeharrt; jezt kam ihm der Kurfürst zu Hülfe; an der Spize einiger Schwadronen, die er mit muthigen Worten angespornt, stürzte derselbe auf die feindliche Reiterei los, die völlig geworfen wurde. Der Kurfürst selbst war tief im Schlachtgewühle und erfüllte wahrhaft die Pflichten eines Feldherrn und tüchtigen Kriegsmannes. Als er einige Schwadronen bemerkte, die nach dem Verluste ihrer Offiziere ohne Führer waren, stellte er sich an ihre Spize und rief: Getrost, tapfere Soldaten! Ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen eder zugleich mit euch ritterlich sterben." Mitten im feindlichen Kugelregen bemerkte der wackere Stallmeister des Fürsten, Emanuel Froben, daß der Kurfürst durch sein weißes Schlachtroß den Feinden leicht kenntlich und deshalb für ihr Geschüß ein unverkennbares Ziel sei. Schnell faßte er seinen Entschluß, den theueren Herrn aus der augenscheinlichen Gefahr zu retten: unter dem Vorgeben, der Schimmel sei scheu, weiß er den Fürsten zu überreden, das Pferd mit dem seinigen zu vertauschen. Kaum hatte er des Kurfürsten Roß bestiegen, so sinkt er neben demselben durch eine feindliche Kugel hingestreckt, als Opfer seiner ruhmwürdigen Ergebenheit*). Der Kurfürst, mitten unter den schwedischen Reitern, wurde mit Mühe durch einige der Seinigen gerettet. Der Kampf wurde immer heftiger, die brandenburgischen Regimenter mußten, wie sie im Marsche nach und nach auf dem Schlachtfelde ankamen, unter dem Kanenenfeuer der Schweden in den Kampf

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* So erzählen die älteren Schriftsteller; neuerdings ist die Genauigkeit der Mittheilung bezweifelt worden.

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Der Sieg; die Bedeutung der Schlacht bei Fehrbellin.

geführt werden. Es war 8 Uhr Morgens, als die Schlacht den höchsten Grad der Heftigkeit erreicht hatte. Nach einem wüthenden, öfter schwankenden Gefechte wurden die Schweden endlich zum Weichen gebracht; zwei ihrer Regimenter wurden von Derfflinger's ergrimmten Reitern fast ganz zusammengehauen, und als um 10 Uhr Morgens der Nebel völlig schwand, sah man sie auf dem Rückzuge nach Fehrbellin. Hätte der Kurfürst Fußvolk gehabt, so würde er Fehrbellin rasch genommen haben und es wäre dann wohl kein Mann der Schweden entkommen. So aber konnte der Ueberrest des feindlichen Heeres nach Fehrbellin in Sicherheit gebracht werden. Man schlug dem Kurfürsten vor, den Ort beschießen zu lassen; aber es war eine brandenburgische Stadt; und er erwiderte:,,Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern zu retten." Der Fürst ließ sich an dem errungenen Siege genügen. Der Verlust der Schweden betrug über 3000 Mann, auf dem Wahl. plate lagen mehr als 1500 Tode. Zu den Siegeszeichen gehörten 8 Fahnen und 2 Standarten; der Brandenburger Verlust bestand in ungefähr 200 Mann. Nächst dem Kurfürsten war Derfflinger der größte Antheil an dem schönen Siege zuzuschreiben. Der Landgraf von Hessen-Homburg erhielt von dem Kurfürsten um des ruhmvollen Ausganges willen Verzeihung für die Uebertretung seiner Befehle; der Fürst begnügte sich, ihm nach der Schlacht zu sagen, nach der Strenge der Kriegsgeseze habe er das Leben verwirkt, aber der Himmel wolle verhüten, daß der Glanz eines so glücklichen Tages durch die Bestrafung eines Helden befleckt würde, der durch Tapferkeit zu dem Siege so wesentlich beigetragen.

Der Kurfürst begab sich bald darauf auf einige Tage nach Berlin, wo man die Nachricht des Sieges schon am Abende des Schlachttages empfangen hatte, und wo er als Retter seines Volkes mit unbeschreiblichem Jubel empfangen wurde.

Ein Feldzug von wenigen Tagen hatte das märkische Gebiet von den Feinden befreit. Gegen die Truppen des Schwedenvolkes, dessen kriegerische Großthaten noch in frischem Andenken lebten, noch dazu gegen eine weit überlegene Macht und gegen Soldaten, welche sich vorher aller Ruhe hatten hingeben können, war von einer kleinen Armee, die nur aus Reitern bestand und durch unausgesetzte Eilmärsche schon aufs Höchste angegriffen sein mußte, ein glänzender Sieg erfochten worden. Es war der erste Sieg, den die Branden burger allein gegen eine mächtige Nation erfochten. Der große Urenkel des Siegers von Fehrbellin, der beste Richter in Kriegssachen, Friedrich der Große, sagt von den Thaten jener Tage:,,Wenig Heerführer können sich eines Feldzuges, dem von Fehrbellin ähnlich, rühmen. Der Kurfürst entwirft einen so großen wie kühnen Plan und führt ihn mit staunenswerther Schnelligkeit aus. Er überfällt ein Standquartier der Schweden (Rathenau), während Europa meint, daß er noch in Franken verweile; er fliegt zu den Feldern von Fehrbellin, wo die Feinde sich ihm geschaart entgegensetzen; er schlägt mit einem kleinen Reitercorps, welches von langen Märschen abgemattet ist, eine zahlreiche und achtungswürdige Infanteriemacht, die das deutsche und das polnische Reich besiegt hatte. Dieser Zug, so glänzend wie nachdrucksvoll, verdient es, daß man auf ihn das Veni, vidi, vici des Julius Cäsar anwende. Der Kurfürst wurde von seinen Feinden gerühmt, von seinen Unter

Weitere Kriegführnng. Krieg in Pommern.

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thanen gesegnet; und seine Nachkommen rechnen von jenem berühmten Tage den Beginn der bedeutsamen Stellung, zu welcher das Haus Brandenburg sich in der Folge emporgeschwungen hat."

Die Kunde von dem Siege des großen Kurfürsten verbreitete sich schnell durch ganz Europa und erregte überall das höchste Erstaunen. Der Kaiser und alle Fürsten des Reiches sandten dem brandenburgischen Helden besondere Glückwunsch-Schreiben; der Kaiser ermahnte ihn dabei, seine Person fortan nicht mehr so großer Gefahr auszusezen, da er sich nicht blos für das Wohl feines eigenen Staates, sondern auch für das des gesammten deutschen Reiches erhalten müsse. Selbst der russische Czar und die Tartaren wollten ein Bündniß mit dem Sieger von Fehrbellin abschließen. Ludwig der Vierzehnte ließ sich Pläne von der havelländischen Gegend anfertigen, um die kühnen Kriegszüge seines Gegners möglichst genau studiren zu können.

Die weiteren Kriegsereignisse bis zum Frieden von St. Germain. Während man aber den Kurfürsten überall bewunderte und beglückwünschte, begannen auch Neid und Eifersucht sich gegen ihn zu regen und seinen weiteren Erfolgen Hemmnisse zu bereiten. Er selbst war entschlossen, sich jetzt der Nachbarschaft der Schweden in Pommern ganz zu entledigen, und dies Land für sich und das deutsche Reich zu erobern. Unterdeß, meinte er, sollte der Kaiser sein Glück gegen die Franzosen versuchen, damit endlich das römische Reich von der Gewalt aller fremden Völker befreit, in steter Ruhe und Sicherheit leben möchte. Der Kampf gegen die Schweden wurde in der That mit weiterem Glücke fortgesetzt und noch in demselben Jahre (1675) die Beste Wolgast eingenommen. Dagegen sah sich der Kurfürst vom Kaiser und von seinen übrigen Verbündeten fast gar nicht unterstüßt; selbst die nöthigen Hülfsgelder erhielt er nicht. Seinerseits rückte er immer siegreich in Pommern vor und hatte bereits mehrere Festungen genommen, als er seine ganze Kraft auf die Belagerung von Stettin richten mußte. Vergeblich forderte er die Bürgerschaft zur Uebergabe auf, dieselbe sette auf die Macht der Schweden noch immer das größte Vertrauen und rechnete auf baldigen Entsag. Unter fortwährenden Ausfällen der Belagerten wurde der Festung von allen Seiten hart zugesetzt. Um Derfflinger zu ärgern, hingen die Stettiner an dem höchsten Thurme der Stadt ein ungeheueres Bild heraus, das einen Schneider mit Scheere und Elle vorstellte. Sie sollten jedoch den schlechten Scherz schwer büßen: denn nicht nur wurde der Marienthurm nebst den übrigen Thürmen von dem gereizten Feinde eingeäschert, sondern die ganze Stadt war nach langer Belagerung nur noch ein Schutthaufen und die schwedische Besatzung mußte sich endlich ergeben. Der Magistrat flehte nun die Gnade des Kurfürsten an, indem er vorstellte, daß die Bürgerschaft, wie sie einen Beweis ihrer standhaften Ergebenheit gegen die bisherigen Herren, die Schweden gegeben, so auch dem neuen Herrn alle Treue beweisen werde. Friedrich Wilhelm strafte sie nicht weiter, licß sich am 20. Januar 1678 huldigen und zog dann mit seiner Gemahlin in glorreicher Siegesfeier in Berlin ein. Er war jezt, da ihn seine Bundesgenossen nicht gehörig unterstüßten, zu Friedensunterhandlungen geneigt, doch war seine erste Bedingung, daß ihm ganz Bommern oder wenigstens das Land bis an die Peene bliebe. Da ihm dies nicht zugestanden wurde, griff er noch einmal zu den Waffen, vertrieb die

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schwedische Besatzung aus Rügen und eilte dann vor Stralsund. Mit 150 Geschüßen griff er die Stadt heftig an und schon am folgenden Tage ergab fie dieselbe. Der Kurfürst zog feierlich ein und ließ sich huldigen. Er war über diesen Erfolg um so mehr erfreut, weil die Stadt durch den heldenmüthigen Widerstand gegen Wallenstein so berühmt geworden war. Er hatte jetzt den König von Schweden aus allen seinen deutschen Besizungen vertrieben (1678), da versuchte es derselbe, ihn an einer anderen Stelle anzugreifen. Schon lange hatten die Franzosen dazu gerathen, daß die Schweden, um die Brandenburger aus Pommern zu ziehen, von Livland her in das Herzogthum Preußen einfallen möchten. Das wurde jezt im Einverständniß mit dem Könige von Polen ausgeführt, aber auch aus dieser neuen Gefahr ging der Kurfürst mit erhöhtem Ruhme hervor. Als er von dem Vordringen der Schweden hörte, brach er selbst troß einiger Kränklichkeit und des ungemein strengen Winters mit seiner Gemahlin und dem Kurprinzen nach Preußen auf, ließ sein Heer auf bespannten Schlitten über das zugefrorene Haff bringen, eilte dann im Sturme vorwärts und drängte die Schweden, überall wo er sie traf, zu eiliger ungeordneter Flucht. In kurzer Zeit hatte er sie vor sich her aus seinem Lande hinausgejagt (1679). Preußen war gerettet, die Anschläge der Schweden, Franzosen und Polen vernichtet. Auf einer Medaille jener Zeit sicht man den brandenburgischen Adler, aus seinem Neste aufgescheucht, sich auf den im Raube begriffenen nordischen Löwen stürzen.

Aber ungeachtet dieser neuen Siege sollte der Kurfürst den gewünschten Preis seiner ruhmreichen Thätigkeit nicht erringen. Vergeblich forderte er den Kaiser auf, die errungenen Vortheile zur Fortsetzung des Krieges am Rheine zu benutzen. Jezt könne man alle Kräfte gemeinsam gegen die Franzosen wenden, diese vom Boden des Reiches verjagen oder wenigstens zu einem günstigen Frieden bringen, besonders Straßburg und den Elsaß dem beutschen Reiche sichern. Der Kaiser war für solche Vorstellungen nicht mehr zugänglich, er wollte den Frieden schleunigst abschließen und nahm dabei auf den Kurfürsten keine Rücksicht. In Wien sah man das Emporkommen des brandenburgischen Staates mit großer Besorgniß, und es wurde geradezu geäußert, dem Kaiser könne es nicht lieb sein, wenn an der Ostsee ein neuer König der Vandalen aufkomme. Daher wurde es dem Könige von Frankreich leicht gemacht, bei den Friedensverhandlungen dem Kurfürsten alle Vortheile seiner ruhmvollen Siege wieder zu entwinden. Ludwig XIV. machte es zur Bedingung aller Verhandlungen, daß die Schweden die ihnen entrissenen Länder wieder erhielten. Der Kurfürst stellte dem Kaiser vor, das seien die selben Feinde, deren Waffen man so oft von den Thürmen und vor den Thoren Wiens gesehen, er habe dieselben mit Aufopferung seiner Gesundheit, des Gutes und Blutes seiner Unterthanen jezt glücklich vom Reichsboden vers trieben; er könne nicht glauben, daß man den unversöhnlichen Feind wieder zurückführen und an seine Seite sezen wolle. Aber alle solche Vorstellungen beim Kaiser und beim Reichstage fruchteten nicht, und so sah sich der Kur fürst, da er von allen Bundesgenossen verlassen, von Schweden, Polen und am Rheine wieder bedroht war, endlich genöthigt, auf Stettin zu verzichten. Es kostete ihn viele Ueberwindung; als er endlich die Feder anseßte, um seine Einwilligung zu geben, wünschte er seufzend, nie schreiben gelernt zu haben.

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