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Durch solche Handlungen wurde der Friede zwischen den Brüdern nicht befestigt, mancherlei Ereignisse trugen dazu bei, das gegenseitige Mißtrauen zu fördern, welches sich allmählich herausgebildet hatte. Es bestand die testamentarische Bestimmung, daß die vorhandenen Geschüße und Vorräte an Munition unter die Brüder geteilt werden sollten. Die Forderungen Johanns, den ihm zustehenden Anteil auszuliefern, dauern bis in das Jahr 1539.128) Zwei Jahre später werden noch Verhandlungen wegen Ablösung alter Schulden geführt. Der Kurfürst von Sachsen suchte zwischen den Brüdern, welche sich an ihn gewandt hatten, zu vermitteln, „obschon der Handel beide etwas verbittert habe." Erst 1543 klingt in einem Briefe Joachims ein herzlicher Ton durch. Er wollte sich mit dem Bruder an einem Ort zur Besprechung treffen. Johann hatte Müncheberg oder Briezen vorgeschlagen; aber der lebensfrohe Joachim wollte die Zusammmen kunft gebührend feiern: der Müncheberg sei ein ganz unlustiger und ungelegener Plaz, zu Brießen sei er sein Leben lang nicht gewesen. Hans solle mit der Gemahlin nach Köln kommen, auf daß sich die Markgräfinnen kennen lernten; auch Sohn und Tochter kenne der Bruder zum Teil nicht. Joachim wollte ihm entgegen= ziehen, ein Jagen anstellen und ihn feiern. Endlich hatten sich die Brüder doch wieder zu einander gefunden.

III.

Bemühungen Joachims II. um den kirchlichen

Frieden.

Erstes Kapitel.

Joachims Thätigkeit während der Jahre 1536-1539. Die Gründung des Kölner Domstiftes. Die Konzilfrage. Melanchthon in Berlin. Die Verhandlungen zu Baußen. Reformationsentwurf. Der Frankfurter Anstand.

Man hat gemeint, daß die ersten Handlungen des jungen Kurfürsten Förderungen der Reformation sein müßten, und in dem Verlegen des Domherrnstiftes in das Dominikanerkloster auf dem heutigen Schloßplah in Berlin eine Schöpfung erblickt, welche zur Pflege der reinen Lehre am Hofe dienen sollte. Aber dieser Plan ist schon dem Kopfe Joachims I. entsprungen. Dieser hatte bereits mit dem Papst unterhandelt, die im Schloß befindliche St. Erasmuskirche, welche wahrscheinlich seit 1528 in Verfall geraten war, 129) in das Kloster verlegen, die schwarzen Mönche aber nach Brandenburg verweisen zu dürfen. Seine Bitten waren von dem Kardinal Albrecht unterstüßt worden, doch erlebte er deren Gewährung nicht mehr. Der Sohn machte diesen Plan zu dem seinen. 130) Der ihm eigenen Prunkliebe schmeichelte es, eine prächtig geschmückte Hofkirche zu besigen, die ihresgleichen nicht im Lande hatte. In seinem Sinne stattete er die Kirche würdig aus, die ersten Gotteshäuser der Mark mußten an die neue Stif= tung die wertvollsten Schmuckstücke abgeben. Das Verzeichnis der eingelieferten Gegenstände weist eine bedeutende Anzahl von Kreuzen, Kelchen, Monstranzen, Heiligenbildern und kostbaren

Gewändern auf. 131) 12 silberne Apostelstatuen und ein goldener Altar erregten allgemeine Bewunderung, die Wände sollen mit Gemälden von Lukas Kranach geziert gewesen sein. 132) Die Erlaubnis für diese Veränderung wirkte beim päpstlichen Stuhl der Nuntius Vergerio aus; durch zwei Bullen wurde sie Joachim bestätigt. 133) Zum Probst des Stifts ward Redorffer berufen; außer ihm macht Angelus noch 5 Kanoniker namhaft: R. Elgersma, Jakob Stendal, Georg Coelestin, Friedrich Hartwich und Matthias Leuthold.134) Redorffer sette die Gründungsurkunde auf und Joachim glaubte seine evangelische Gesinnung damit zu bezeugen, daß er hineinschreiben ließ „zu Gottes Ehren und Wohlfahrt meiner Seele". „Welches ich albalde äußerthe, denn ich bereits lange zuvor gewußt durch Gottes Gnade, das zur Seligkeit nichts Hilffe als allein Gottes Gnade, uns armen Sündern in Christo geschenkt." Wahrscheinlich ist der Probst auch neben dem Kurfürsten an der Abfassung der neuen Artikel für das Stift beteiligt gewesen, welche einen lehrreichen Einblick in das Treiben der Domherrn ge= statten. 135)

Für die Förderung der reformatorischen Bewegung in seinem Lande that Joachim zuerst nichts. Ihm schwebte eine höhere Aufgabe vor, für die Herstellung des kirchlichen Friedens im Reich wollte er thätig sein. Er hielt sich als Vermittler der Gegensäße besonders geeignet, der er nach außen hin den Sohn der alten Kirche vorstellte und doch überzeugter Protestant war. Es ist ficher, in diesem Sinne faßte er seine Aufgabe auf. Nicht zögernd, sondern freudig trat er dem Halleschen Bunde bei als der Bruder sich zurückzog, bezahlte er für jenen den Bundesbeitrag. Mit seinen gemäßigten Ansichten hoffte er jedes energische Vorgehen der römisch Gesinnten verhindern zu können. Für die brandenburgische Reformationsgeschichte ist dieses Verhalten Joachims bedeutsam: indem er dem Reiche den Frieden vermitteln wollte, hoffte er für sein Territorium die Segnungen der Reformation zu sichern. Eine großartige Idee fürwahr! Aber die Durchführung war nicht nur Joachim II. zu schwer, sie war schlechterdings unmöglich. Aus der Enge in die Weite, vereinzelt Fuß fassend und allmählich den ganzen Raum umspannend, das ist doch der Entwicklungsgang alles Großen auf der Erde. Daß dem vielleicht

zu idealistisch veranlagten Kurfürsten solches entging, soll ihm nicht zum Vorwurf gereichen.

Für die römische Kirche war in jener Zeit die wachsende Unzufriedenheit ihrer Anhänger in Deutschland eine ernste Gefahr. Das falsche Spiel Clemens VII. war von allen durchschaut. Herzog Georg äußerte sich sehr erregt über die Intrigen des Papstes, der Kaiser verhehlte seinen Unwillen über die mit leeren Ver= sprechungen hinhaltende Politik der Kurie nicht. Aber die ersten Thaten Pauls III. ließen die gesunkenen Hoffnungen wieder steigen. Man sah, es war dem Papst ernstlich um eine Einigung zu thun. Der Regierungswechsel in Kurbrandenburg erregte das Interesse der Kirche in besonderem Maße. Es galt jezt um jeden Preis die schwankenden Stüßen des Papsttums zu festen. Schon im November 1535 kam Vergerio nach Berlin, um sich der Bereitwilligkeit Joachims für das in Aussicht gestellte Konzil zu versichern und dabei die Stellung des Fürsten zur Kirche zu erproben.136) Mit geziemender Ehrfurcht empfing ihn dieser. Joachim war für ein Konzil begeistert, 137) aber seine Unterwerfung unter den Schiedsspruch desselben sollte doch nicht eine unbedingte sein. 138) Vielleicht hatte der Nuntius gefürchtet, bei den Verhandlungen über die Ortsfrage auf Schwierigkeiten zu stoßen. Aber im Gegensaz zu den Schmalkaldenern, welche ein Konzil nur auf deutschem Boden haben wollten, war Joachim gleichwie Luther der Ort der Zusammenkunft gleichgiltig. Als Gegenleistung sicherte Vergerio die Bestätigung des Papstes für das Kollegiatstift zu; allein troß allem Entgegenkommen des Fürsten war das Mißtrauen des Nuntius nicht geschwunden. 139) Die Einwirkungen der lutherischen Mutter fürchtete er nach wie vor, und das hatte er erkannt, daß nur die Aussicht auf ein Konzil den Kurfürsten von eigenmächtigen Schritten zurückhalten könne. In diesen Hoffnungen wurde Joachim besonders von seinem Ohein bestärkt. 140)

Die evangelischen Fürsten aber hatten die Hoffnung, Joachim als einen der ihren zu sehen, keineswegs aufgegeben. Was private Mitteilungen nicht erreichten, konnte auf dem Wege diplomatischer Verhandlungen erreicht werden. Dazu bot sich im März 1537 die passende Gelegenheit. In die Erbverbrüderung Heffens, Sachsens und Brandenburgs sollten die Erben Joachims I. aufgenommen

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werden, die beiden Markgrafen fanden sich zu Zeiß an dem festgesezten Tage ein. Bei dieser Gelegenheit beobachtete man Joachim; es war nicht zu verkennen, daß er sich gern zu den römisch Gesinnten hielt ohne darüber die Glieder des Schmalkaldener Bundes zu vernachlässigen. An den Verhandlungen nahmen der kaiserliche Orator Matthias Held und Peter van der Vorst, Bischof von Acqui, teil. Held wollte hier die ersten Fäden zur Bildung eines neuen katholischen Bündnisses anknüpfen. Es kam ihm nicht allein darauf an, den Einfluß evangelischer Fürsten auf Joachim zu paralysieren, er suchte auch die Beteiligung des lehteren zu gewinnen. Aber jezt bereits wollte der Kurfürst selbständig handeln. Er lehnte alle Anträge des Orators ab; er wolle später in seinem Lande eine christliche Ordnung" aufrichten. Zu solchem Vorhaben könne er sich die Hände nicht binden lassen.141) Der Bischof von Acqui suchte Joachim aufs neue für das Mantuaner Konzil zu gewinnen; dieser machte seine Zustimmung davon abhängig, daß es ihm unbenommen sein solle, alles, was Ehre und Wohl der Christenheit anginge, zur Sprache zu bringen.142) An Philipp von Hessen schrieb er, daß er sich vor niemandem fürchte; er gedenke eine Ordnung aufzustellen, die dem Landgrafen gefallen werde. Während die Bemühungen Helds für Joachim fruchtlos geblieben waren, trugen sie bei dem Markgrafen Hans dazu bei, seinen Anschluß an den Schmalkaldener Bund zu beschleunigen. Joachim hatte erkannt, wie allgemein die Abneigung gegen ein Konzil bei den Evangelischen sei. Auch er hatte seine Anforderungen höher gestellt; es mußte ihm klar werden, daß auf einem Konzil allein eine religiöse Einigung in Deutschland nicht zn erreichen sei.

Bald nach seiner Rückkehr von Zeiß empfing der Kurfürst zu Berlin den Besuch Melanchthons. 143) Er hatte den praeceptor Germaniae gebeten, ihm bei der Neueinrichtung der Universität mit Rat und That zur Seite zu stehen. Dieser weilte um die Mitte des Mai in der märkischen Residenz. Zu einer neuen Gestaltung der Hochschule kam es 1537 nicht. Melanchthon empfahl dem Kurfürsten den soeben aus Italien heimgekehrten Antonius Niger; aber es häuften sich der Schwierigkeiten unendlich viele auf. Mit dem Reformator hat Joachim auch Angelegenheiten der Kirche besprochen. Die Idee, eine kirchliche Ordnung von

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