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obschon Sigismund während der ersten Zeit die Ereignisse am Berliner Hofe noch mißtrauisch beobachtete.357) Am 25. April 1541 schrieb er an Joachim, daß er vernommen, wie der Kaplan seiner Tochter wegen Krankheit seines Amtes nicht walten könne und er deswegen einen anderen Priester gesandt habe. 358) Er glaubte in Wirklichkeit, daß die Krankheit des Kaplans nur vorgeschoben sei, um die Kurfürstin durch Entfernung ihres Seelsorgers zur Annahme der neuen Lehre zu vermögen und äußerte sich höchst verwundert, daß bei den Evanglischen nicht gestattet sei, daß jeder seines Glaubens leben könne. Solches erlaubten doch selbst die Türken jedem Fremden. Aus der von Weinleben entworfenen Antwort auf dieses Schreiben ging hervor, daß der König falsch berichtet sei. Joachim war mit seiner Gemahlin nach Regensburg gezogen, in ihrer Begleitung hatte sich der Kaplan befunden. Von einer Erkrankung desselben war Weinleben nichts bekannt. Sigismunds Argwohn schwand auch allmählich, da er erkannte, daß Joachim seine Gemahlin ruhig gewähren ließ. Hedwig versicherte noch 1561 den Nuntius Commendone ihrer unwandelbaren Treue gegen die römische Kirche und sie verharrte in der= selben bis an ihren Tod (7. Febr. 1573).359) Bei den Märkern hat die Kurfürstin wegen ihrer körperlichen Leiden und ihrer unglücklichen Ehe Mitleid geweckt; aber sie ist dem Volke, welchem sie in Sprache, Sitten und Glaubensbekenntnis fern stand, doch immer eine Fremde geblieben.

Langsam tastet der verpflanzte Baum mit den Wurzeln in das neue Erdreich, ob er einen Boden gefunden hat, der seiner Eigenart zusage und mancher ernst denkende Mann mochte dem Wachstum des Evangeliums in der Mark mit Sorge zuschauen. Denn sein Schuß in diesem Lande wurde doch schließlich von Gewalten geübt, die ihm feindlich waren, kein Vertrag band ihn mit den übrigen evangelischen Brüdern im Reich zusammen. Konnte der Kurfürst glauben, daß ihm des Kaisers Gnade gewähren würde, was er den andern unwillig auf kurze Zeit zugestanden hatte und mit bewaffneter Hand wieder entreißen wollte? War Joachim gesonnen, Brandenburg in Abhängigkeit von Habsburg zu erhalten oder bestimmte ihn seine Friedensliebe zu dem Anschluß an die Widersacher seines Glanbens ?360)

Die trüben Aussichten schienen sich zu verwirklichen, als sich in dem Interim die Folgen der Politik Joachims zeigten. Drohend nahe stand das Gespenst der Katholisierung. Aber allen menschlichen Kombinationen zum Troß rollt das Rad der Geschichte; an höherer Stelle wird das Los der Völker entschieden als in den Köpfen rechnender Menschen. Wie seltsam berührt es, in dem Manne, welcher fast ängstlich den Namen eines Lutheraners von sich wies, den gläubigen Anhänger starrgläubiger, lutherischer Epigonen zu sehen, dessen erster Theologe, der polternde Erzlutheraner Muskulus, seine alleinseligmachenden Dogmen von Katheder und Kanzel herab verkündete !361)

Das Reformationswerk Joachims II. zu bemängeln, bietet sich Gelegenheit genug; aber das kritische Auge vermag nicht das Wohlthuende zu übersehen, was das Bild von der Grundsteinlegung zu der evangelischen Schußfeste in Deutschland bietet. Scheint heute auch uns, die wir von der Höhe das in den Dunstschleier der Weite gehüllte Land überschauen, als sei mancher Weg vergebens gemacht worden, als liefen die Spuren der damaligen Geschlechter oft am Ziele vorbei, doch wollen wir mit Dankbarkeit der Toten gedenken; denn das Licht, um dessen Aufflammen sich jene mühten, es leuchtet noch uns!

Anmerkungen.

1. (S. 3.) Nuntiaturberichte aus Deutschland 1533–1539. I, S. 465. 2. (S. 4.) Bei einer Annahme von 15 Konventualen und 40 Konventualinnen für je ein Kloster.

3. (S. 4.) Riedel, Codex Diplomaticus. A. 3, 56.

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11. (S. 5.)

Wilda, Das Gildenwesen im Mittelalter. Berlin 1831.

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14. (S. 6.)

Winter, Die Prämonstratenser des 12. Jahrh. S. 254.

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19. (S. 8.)

20. (S. 8.)

Riedel, A. 6, 6.

E. Breest, Das Wunderblut zu Wilsnack. Märkische Forschungen XVI.

21. (S. 8.) Matthäus Ludecus, Historia von der erfindung, Wunderwerken und zerstörung des vermeintlichen heiligen Bluts zu Wilßnagk. Wittenberg 1586. Bogen O, Blatt 2.

22. (.8.) Georg Strube, Epos memorabile, bei Th. Becker, Ge schichte des Bistums Havelberg. Berlin 1870.

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25. (S. 10.)

Th. Kolde, Die deutsche Augustiner-Kongregation und

J. v. Staupit. Gotha 1879.

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31. (S. 11.)

Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Ge-

chlechte der Alvensleben. S. 231-250.

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32. (S. 12.) Mon. Ref. Luth. S. 412 und 432.

33. (S. 12.) Wohlbrück, Geschichte des Bistums Lebus. Bd. II.
34. (S. 12.) Ausführlich dargestellt von Hädicke, Reichsunmittel=
barkeit und Landsässigkeit der Bistümer Brandenburg und Havelberg.
Gymnasialprogramm Pforta 1882.

35. (S. 12.) Nach dem Chronographen Saxo soll Havelberg 939
gegründet sein. Die Urkunde im Domkapitels-Hausbuche von 1720 trägt
als Datum den 9. Mai 946.

36. (S. 13.)

Ficker, Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck 1861.
Riedel, A. 2, 487.

37. (S. 14.)

38. (S. 14.)

Riedel, B. 5, 5 und 7.

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52.. (S. 17.)

53. (S. 17.)

Berlin 1732.

Bratring, Die Grafschaft Ruppin. Berlin 1799.

Dietrich, Berlinische Kloster- und Schulhistorie.

54. (S. 17.) Sieben böse Geister, welche heutiges Tages gemeinig-
lich die Küster oder sogenannten Dorfschulmeister regieren als der stolze,
der faule, der grobe, der falsche, der böse, der nasse Teufel, welchem nach-
gehunken kommt der dumme Teufel.

55. (S. 18.) G. Bauch, Die Anfänge der Universität Frankfurt a. D.
und die Entwicklung des wissenschaftlichen Lebens an der Hochschule.
Berlin 1900.

56. (S. 18.) G. Bauch a. a. O.

57. (S. 19.) Wattenbach, Sizungsbericht der Berliner Akademie
der Wissenschaften vom 9. Juni 1887.

Steinmüller, Reformation in Brandenburg.

8

58. (S. 20.) Staats-Archiv, Rep. 13, 4. 5a. Ein altes Flugblatt mit 87 Thesen in einem gedruckten und einem handschriftlichen Eremplare vorhanden. Siehe Heidemann, Die Reformation in der Mark Brandenburg. 1889. 6. 78.

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65. (S. 20.) Sausse, Geschichte des Jungfrauenklosters zu Guben. N.-Laufizer Magazin 43.

66. (S. 21.) Spieker, Kirchen- und Reformationsgeschichte der Mark Brandenburg. Danneil, a. a. D.

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71. (S. 23.) Umgegend. Berlin 72. (S. 23.)

Pischon, a. a. O.

Ch. Ulrich, Beschreibung der Stadt Wriezen und ihrer

1830.

Märkische Forschungen, 6, 598.
Staats-Archiv. Rep. 47, 13.
Niedel, A. 15, 527.

73. (S. 24.)

74. (S. 24.)

75. (S. 24.)

Staats-Archiv, Rep. 55, 1.

Annalen des Pastors

Simon Grimnius zu Zehlendorf.

76. (S. 24.) Ch. Schulze, Auf- und Abnahme der Stadt Garde= legen. Stendal 1668.

77. (S. 25.) G. Bauch, a. a. D. S. 59.

78. (S. 25.) Sectarum errorum, hallucinationum, et Schismatum, ab origine ferme Christianae ecclesiae, ad haec usque nostra tempora, concisioris Anacephalaeoseos, Una cum aliquantio (?) Pigardicarum, Vuiglefticarum, et Lutheranarum haeresium: confutationibus, Librorum partes tres. Francophordiae ad Oderam. Anno M. D. XXVIII. Fol. 79. (S. 25.) Siehe Paulus, im „Katholik" 73. II, 21-35, 120-130. G. Bauch, a. a. D. S. 60.

80. (S. 25.)

81. (S. 26.)

Riedel, A. 2, 319.

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83. (S. 26.)

84. (S. 26.)

G. Küster, Altes und neues Berlin. Berlin 1769.
Hortleder, Handlungen... I, S. 60 ff.

85. (S. 26.)

Gegen die bekanntnus | Martini Luthers auff den yesi | gen angestellten Reychßtag zu Aug | spurg, auffs neuwe eingelegt in Si- benzehn Artickel verfaßt kur | ze vn Christenlich vn | der richt durh Conrad Wimpina Johan Mensing Wolfgang Redorffer Doctores 2c. Rupert Elgersma Licenciată 2c.

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