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und unsere Ehre mit Demut zu ertragen. Gott sei gepriesen für 1871. seine Gnade!!!2)

491] An den Reichskanzler Grafen v. Bismarck.

Versailles, 27. Februar 1871.

27. 2.

Gestern und heute war es mir unmöglich, Sie aufzusuchen, 1871. und so ergreife ich die Feder, um Ihnen zu den Prämissen des Friedens, den ich wiederum nur Ihrer Umsicht, Festigkeit und Ausdauer verdanke, Glück zu wünschen! Wo alles, außer Frankreich, Ihnen dankt, steht mein Dank obenan, den ich mit der höchsten Anerkennung für dieses schwere Werk, Ihnen hiermit ausspreche! Wenn Bordeaux Vernunft annimmt, so frönen wir ein zwar blutiges, aber glorreiches und ehrenvolles Werk, das die Vorsehung uns zu erringen aufgab; ihr danke ich es, daß sie mir solche Ratgeber schenkte und solche Armee!

Ihr dankbarster König Wilhelm.

492] Ansprache an die Generale und Stabsoffiziere nach der Parade auf dem Longchamp.

[Versailles, 3. März 1871.]

3. 3.

Sie werden mit mir fühlen, meine Herren, unter welchen 1871. Eindrücken ich heute das Gardekorps wiedergesehen, nachdem es sich mit einem Heldenmute geschlagen, der meine höchste Anerkennung verdient, und die ich mich gedrungen fühle, gerade hier Ihnen auszusprechen! Mit Schmerz vermisse ich viele Tapfere in Ihren Reihen, denn solche Taten, solche Erfolge verlangen Opfer! Wie ich es immer vom Gardekorps erwartet, hat es auch diesmal das Beispiel in Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer gegeben, aber auch die ganze Armee hat untereinander gewetteifert in Leistungen, die sich nicht allein den ruhmreichsten

versammlung in Bordeaur genehmigt werden. 2) Dem Zaren machte der Kaiser ebenfalls am 27. Februar amtlich Mitteilung von dem Abschluß der Friedenspräliminarien mit dem Zusaß: „Preußen wird nie vergessen, daß es Ihnen zu verdanken ist, wenn der Krieg nicht die äußersten Dimensionen angenommen hat. Möge Gott Sie dafür segnen."

Kaiser Wilhelms des Großen Briefe usw. II.

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1871. Tagen in der Geschichte anreihen, sondern uns auch zu einem Ziele geführt haben, welches durch den gestern vollzogenen, ehrenvollen Friedensschluß für alle Zeit in der Geschichte unseres Vaterlandes fortleben wird! Daher gebührt dieser heldenmütigen Armee und Ihnen, meine Herren, heute und hier insbesondere mein tiefgefühlter Dank und meine volle Königliche Anerkennung. Vergessen wir aber nicht, daß wir alle der Vorsehung unseren Dank schuldig sind, welche es gewollt,1) daß wir die Werkzeuge waren, um so große welthistorische Ereignisse herbeizuführen! Leben Sie wohl bis zum Wiedersehen in der Heimat.

1871. 4. 3.

493] An die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Versailles, 4. März 1871.

Da ich nun bereits am 2. die Ratifikation vollzogen habe, so konnte das 2. und 3. Echelon, gestern die Garden und am 5. die Sachsen, Württemberger und ein bayerisches Korps nicht mehr nach Paris einrüden, was freilich ein schmerzliches Gefühl für diese braven Truppen ist! Doch wollten wir die strikte Ausführung der Konvention beweisen. Ich sah also dieserhalb das Gardekorps, da es ganz konzentriert seit dem 1. war, auf dem Hippodrom gestern, und zwar zum erstenmal alle drei Infanterie-Divisionen, 1., 2. Landwehr-Division, Garde-KavallerieBrigade und 1. und 3. Ulanen-Regiment nebst Artillerie und mein 7. Regiment, was extra per Eisenbahn von Orleans geholt war und nun leider nicht nach Paris einmarschieren konnte. Mit welchem Gefühl ich jedesmal an die Truppen an beiden Tagen heranritt, ist nicht zu beschreiben!! Die Garde war in musterhafter Verfassung und die Linie in ihrem Verhältnis desgleichen;

Zu 492) 1) Dies gewollt“ suchte L. Schneider, dem der König die Ansprache diktierte, in,,gestattet" zu ändern, weil der Mensch den Willen der Vorsehung nicht kenne, wurde aber vom Kaiser genötigt, es wiederherzustellen. Denn weder hätte er, der Kaiser, die schwere Last dieses Krieges tragen können, noch wären die Erfolge des Krieges möglich gewesen, wenn er nicht die feste Überzeugung gehabt, daß die Vorsehung es so gewollt, ihn aber und die Armee nur zu ihren Werkzeugen erwählt hätte.

die 12 Garde-Landwehr-Bataillone sind wahrhaft idealische 1871. Truppen. Diese großen, starken, vollbärtigen Gestalten in der alten Gardehaltung machten allgemein einen enormen Eindruck. Beide Tage waren völlige Sonnentage, 13 Grad im Schatten. 28 in der Sonne. Die sehr merkwürdigen und völlig richtigen Berichte Stoffels1) stellen ihn in ein sehr günstiges Licht. Der Kriegsminister Le Boeuf hat auf Befragen, ob denn St[offel] nicht über den Zustand unserer Armee berichtet habe, geantwortet: Croyez-vous, que je lie des bêtises pareilles? Mehr braucht man nicht zu hören, um den Übermut der Franzosen zu würdigen.

494] Ansprache an den Oberbefehlshaber der MaasArmee Kronprinzen Albert von Sachsen.

Villiers, 7. März 1871.

7. 3.

Es gereicht mir zur besonderen Genugtuung und Freude, 1871. Heute einen großen Teil der Maas- und Dritten Armee am Schlusse dieses glorreichen Krieges versammelt und nach so vielen blutigen und entscheidenden Schlachten in einer so vortrefflichen Verfassung gefunden zu haben. Mit Stolz kann ein Teil dieser Truppen das Zeugnis der blutgetränkten Felder anrufen, auf denen sie heute vor mir erschienen sind; denn diese Felder sind es ja, welche ihre Tapferkeit, ihre Ausdauer und darum ihre Siege gesehen. Unsere Siege haben uns zu einem Ziele geführt, dessen so schnelle und vollständige Erreichung kaum vorauszusehen war, denn Deutschland ist geeinigt und hat mich an seine Spitze berufen. Jezt wird es darauf ankommen, im Frieden den Bau weiter zu führen, dessen Grundstein auch Sie mit Ihrem Blute und Ihrer Treue gekittet. An dem Erfolge der deutschen Waffen haben Ew. Königl. Hoheit, als Korps- und als Armeekommandeur, unterstützt von Ihrem Königlichen Bruder Georg, einen ebenso großen als wirksamen Anteil. Möge Ihnen und den anderen kommandierenden Generalen ein Hände

3u 493) 1) Oberst Stoffel, Militärattaché bei der französischen Botschaft in Berlin vor dem Kriege.

1871. drud auch meinen Dank und meine vollkommene Anerkennung aussprechen. Leben Sie alle wohl, bis zum Wiedersehen in der deutschen Heimat!

1871. 8. 3.

1871.

495] An den Generaladjutanten Generalleutnant
A. v. Tümpling.

Ferrières, 8. März 1871.

Erst jetzt, nachdem nun ein ehrenvoller Friede dem glorreichen, wenn auch blutigen Kriege ein Ende gemacht hat, spreche ich Ihnen meinen Dank für Ihre treuen, mir dargebrachten Wünsche aus. Seit gestern hat Ihr Sohn1) beide Klassen des Eisernen Kreuzes, wie Sie seit fast 60 Jahren, wozu ich Ihnen meinen Glückwunsch ausspreche. Ich bin, seit Steinmetz zurückging, der einzige, der zum dritten Male mit diesem Kreuze im Kriege in Frankreich steht. Wilhelm.

496] An die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Frankfurt a. M., 16. März 1871.

Nimm zwei Zeilen zum Dank für Deine Empfangszeilen

16. 3. auf deutschem Boden! Nach welchen 8 Monaten!

Überall unglaublich herzlicher Empfang, vor allem hier!
Die Badenschen Kinder hier zu sehen, war zu lieb und ergreifend!
Jetzt sind sie schon in Deinen Armen! Auf Wiedersehen endlich
in Berlin!
Dein treuester Freund W[il helm].

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Fünfter Abschnitt.

Der deutsche Kaiser.

1. Der Ausbau des Reichs in freiheitlicher Richtung.

1871-1879.

Es galt nunmehr, nach dem Friedensschluß das Reich im Innern und Äußern auszubauen, und es war unverkennbar, daß schon allein das Dasein des greisen Kaisers die festeste Stütze des neuen Reiches bildete. Mit Genugtuung fühlte er es schließlich selbst, daß er als der Mittelpunkt des nationalen Empfindens betrachtet wurde (vgl. Nr. 548). Es begreift sich jedoch leicht, daß aus dieser neuesten Zeit wohl Briefe vorhanden sind, diejenigen politischen Inhalts aber an Zahl und doch wohl auch an Wichtigkeit immer seltener werden. Selbst über die Fortbildung der Armee und über die Kämpfe, die für sie im Reichstage geführt werden mußten, liegen bisher nur mehr gelegentliche Äußerungen des Kaisers in seinen Briefen an Roon vor (vgl. Nr. 518). Es ist daher nicht möglich, feste Linien zu ziehen (vgl. Nr. 498, 511, 527, 539, 557, 563, 564, 569, 584) und aus eigenen Worten den Anteil des Kaisers an der Politik festzustellen. Unzweifelhaft ist er, das wird allgemein anerkannt, erheblich größer, als wir jetzt wissen; er hat mit sehr bestimmter und sicherer Hand, überall fördernd oder je nach Bedürfnis hemmend eingegriffen und trotz seines hohen Alters seinen Willen auch gegen Bismard kraftvoll zur Geltung gebracht (vgl. Nr. 553, 562 und 563).

In den Kulturkampf trat er mit voller Überzeugung von der Notwendigkeit, die staatlichen Geseze von jedermann, auch den

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