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Ich fühle mich übrigens in der Babelsberger Gebirgsluft 1867. und Ruhe so gut, daß ich ungern fortginge, indessen das ist Nebensache. Ich bitte also um Ihre Ansicht. Wilhelm.

415] An den General-Feldmarschall v. Steinmeh.

Schloß Babelsberg, 12. September 1867.

12. 9.

Ihr gütiges Schreiben vom 9. d. Mts. bestätigt mir, bester 1867. General, das schon seit einiger Zeit gehende Gerücht Ihrer Wiederverheiratung mit dem Fräulein Else v. Krosigk. Ich kann mich nur freuen, daß Sie eine Lebensgefährtin nach Ihrer eigensten Wahl gefunden haben, und Ihnen nur alles das Glück wünschen, das Sie so sehr verdienen, und das Ihnen die Erwartung desselben, troß der Verschiedenheit der Jahre, der Löwenmut von Skalih einflößt!

Ihnen von Herzen den gewünschten Konsens erteilend, verbleibe ich Ihr treu ergebener König

Wilhelm.

416] Antwort auf die Adresse des Reichstages des

Norddeutschen Bundes.

3. 10.

Burg Hohenzollern, 3. Oktober 1867. Mit Freuden nehme ich die Adresse des Norddeutschen 1867. Reichstages1) entgegen, die den Beweis liefert, daß die Saat des vorigen Jahres glücklich aufgegangen ist. Es sind Gesinnungen und Hoffnungen ausgesprochen, welche die meinigen sind und die einst ihrer Erfüllung entgegenreifen können. Sie berühren in ihrer Ansprache den Ort, an welchem Sie mir die Adresse überreichen. Daß die hergestellte Stammburg der Hohenzollern am

Zu 416) 1) Der Reichstag hatte seiner Freude über die durch den Krieg erreichten Erfolge und seiner Hoffnung auf den Eintritt der füddeutschen Staaten in den Bund, sowie der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß jede Einmischung fremder Staaten in die deutschen Angelegenheiten (d. h. vor allem Frankreichs) abgewiesen werde. Der König sandte dem Präsidenten Simson auf dessen Bitte die obige Antwort mit der Notiz, er habe versucht, sie aus dem Gedächtnis niederzuschreiben, wenigstens sei es der Sinn, wenn auch vielleicht nicht die wörtliche Wiedergabe seiner Worte.

1887. Tage ihrer Einweihung Zeuge des Ausspruches des Norddeutschen Reichstags gegen mich ist, beweist, daß die Vorsehung mit dem Geschlecht, das hier entsproß, daß sie mit Preußen war und ist.

1867.

417]

An den Kriegsminister v. Roon.

Baden-Baden, 21. Oktober 1867. Soeben empfange ich Ihr Schreiben von gestern, mit dem 21. 10. Abdruck des nunmehr festgestellten Wehrgesetzes,1) und fügen Sie den Glückwunsch hinzu, daß endlich nach achtjährigen schweren Kämpfen dies Werk vollendet ist. Wenn ich Ihnen dafür meinen Dank ausspreche, so weiß ich aber auch, wem ich diesen Sieg verdanke, und das sind Sie! Wenn ich den Weg nachgehe, den dieses Werk gegangen ist, seit unserer ersten Unterredung auf Babelsberg, bis es nun vollendet ist, so sieht man recht klar, wie das Schicksal die Menschen zusammenfügt, um etwas Großes zu schaffen! Empfangen Sie also nun nochmals meinen herzlichen und tiefgefühlten Dank für alles, was Sie in den 8 Jahren, mit Hintenansetzung Ihrer Gesundheit geleistet haben, um das so nötige Ziel zu erreichen. Den größten Lohn haben Sie auf den Schlachtfeldern von 1864 und 1866 geerntet, wo die gesetzlich unfertige Armee solche Erfolge erfocht! Es ist gewiß ein Ereignis ohnegleichen, daß eine aus Parteihaß verunglimpfte Armee ihre Parteigegner so aus dem Felde schlagen mußte!! Mit treuester Dankbarkeit Ihr ergebener König Wilhelm.

1868. 10. 2.

418] An den Staatsminister a. D. v. Bodelschwingh. Berlin, 10. Februar 1868. Auf Ihr Schreiben vom gestrigen Tage1) erwidere ich Ihnen folgendes: Wie wenig es in meiner Auffassung der einmal an

Zu 417) 1) In der Sizung vom 18. Oktober 1867 war das Geseß über die Verpflichtung zum Kriegsdienst angenommen.

Zu 418) 1) Hervorgerufen durch den Tadel, den der König auf einem Hoffeste am 6. Februar den Hochkonservativen wegen ihrer Opposition gegen Einrichtungen für die Provinz Hannover, insbesondere den Hannoverschen

genommenen konstitutionellen Form liegt, aus Abgeordneten pure 1868. Ja-Herren zu machen, wissen Sie aus hundert meiner Äußerungen in vorgekommenen Fällen während Ihrer Sie ehrenden Dienstlaufbahn. Daher mache ich Ihnen und denjenigen, welche Ihrem Beispiele folgten und in der hannoverschen Provinzialfondsfrage gegen das Gouvernement stimmten, dieserhalb keinen Vorwurf. Wohl aber trifft mein Vorwurf die Tendenz, welche in der ganzen Debatte bei den Hochkonservativen und Fortschrittlern gemeinsam zutage trat, der Provinz Hannover bitter und unangenehm entgegentreten zu wollen, weil die Haltung ihrer Vertreter, wie die der Provinz, noch nicht enragiert preußisch sich zeigt. Wie wenig auch ich Ursache habe, diese Haltung zu loben, ist hinlänglich bekannt. Diese Ansicht, welche auch in dem Ministerium Platz gegriffen hatte, veranlaßte im Monat Juni vorigen Jahres eine Menge von Gesetzen und Verordnungen, welche die Stimmung in jener Provinz (wie auch in den anderen neuerworbenen Landesteilen) in hohem Grade verschlimmerten. Als ich dies selbst durch genaue Prüfung der Verhältnisse erkannte und mich von geschehenen Mißgriffen der Behörden überzeugte, war es meine Pflicht, Maßregeln zu ergreifen, diese Mißgriffe wieder gut zu machen. Ich ließ Vertrauensmänner einberufen, kreierte die Provinziallandtage und ließ diese sofort in Wirksamkeit treten, um so die wahren Wünsche der Länder, im vorliegenden Falle Hannovers — kennen zu lernen. Zu diesen Wünschen gehörte die Belassung des quäst. Fonds als Provinzialfonds. Die Minister sagten dies in meiner Abwesenheit zu, da sie meine Ansicht aus der hessischen Schahfrage her kannten, und ich bestätigte diese Zusage, was offenkundig ward, indem ich die betreffende Gesetzesvorlage dem Landtage machte. Dies beruhigte die Gemüter; das Arrangement mit dem Könige Georg2) kam hinzu und somit war ein großer Schritt endlich zur An

Provinzialfonds machte. Die Wirkung dieses Tadels war, daß am Tage darauf eine genügende Anzahl von Konservativen im Abgeordnetenhause für das Geseß stimmte, und auch das Herrenhaus es am 18. annahm. — 2) Vom Mai 1867 über das Hausvermögen des Königs Georg, nachdem die preußische Regierung den ursprünglich geforderten Verzicht des Königs auf die Krone hatte fallen lassen.

1868. näherung der Provinz an den Staat geschehen. Wenn ich also nach dem Gesagten, wie Graf Bismard auch ganz richtig geäußert, nicht persönlich engagiert war, so ging doch aus dem ganzen Procédé bis zur quäst. Gesetzesvorlage hervor, in welchem Grade ich persönlich tätig in der ganzen Angelegenheit gewesen war, da man allgemein durchfühlte, daß ich da persönlich eingetreten war, wo meine Regierung Mißgriffe gemacht hatte.

Diese meine Stellung konnte und durfte Ihnen und niemand, der den Verhältnissen folgt, unbekannt sein. Nun aber tritt die Partei, auf welche ich und meine Regierung sich allein stüken konnte, scharf gegen diese Vorlage auf und hält, in Verbindung mit Mitgliedern der extremen Linken, Reden, welche den neuen Untertanen auf das empfindlichste geradezu ins Gesicht schlagen und die guten Eindrücke, welche endlich langsam erreicht waren, vollkommen vernichten müssen.

Auf diese Art sah ich also meine Bemühungen im Begriff zu scheitern, wenn ich mich nicht in einer Art aussprach, aus der jenes Land abnehmen konnte, daß weder ich, noch meine Regierung solche Schmähungen teilten oder guthießen.

Dies unbedachte Benehmen des Abgeordnetenhauses ist es also, was mich persönlich verletzte, indem meiner persönlichen Tätigkeit in der vorliegenden Frage keine Rechnung getragen ward, und ebensowenig meine Minister berücksichtigt wurden und Angriffen sich ausgesetzt sahen, wie in den schlimmsten Tagen der sogenannten Wirren, Männer, die zu mir standen und so Großes vollbringen halfen! Und dies Verfahren ging großenteils von Männern aus, die der Partei angehören, auf welche, wie schon gesagt, meine Regierung sich stützte. Solches Benehmen haben meine Minister nicht verdient; ja, ich muß es sagen, das habe ich nicht verdient!

Wenn Graf Bismard nach den ersten Debatten Sie alle aufmerksam machte, was auf dem Spiele stehe, so war das die Folge des Eindrucks, den ich von der Sachlage hatte und den er wiedergab. Ich frage Sie alle, wenn es möglich ist, daß nach dem Jahre 1866 solche Dinge im Abgeordnetenhause schon 1868 vorgehen, auf wen soll ich mich künftig stützen? Sie treiben mich

ja geradezu der entgegengesetzten Partei in die Arme, wenn ich 1868. bei Ihnen keine Stüße mehr finde! Somit haben Sie die Aufklärung über meinen Tadel auf dem Hoffeste, den ich unter den gegebenen Umständen laut werden lassen mußte.

Noch ist Preußen nicht daran gewöhnt, seinen König von den Maßregeln seiner Regierung zu trennen, und Gott gebe, daß es nie anders werde! Daher muß der König zuzeiten in die Bresche treten, wenn er Fehler bei dem umgeschaffenen Staatskörper sieht. Dies habe ich von 1860 bis 1866 getan, und wahrhaftig Gott hat dies Verfahren gesegnet; im vorliegenden Falle mußte ich es wieder, und zwar augenblicklich, tun, wenn ich nicht noch wunde Stellen bei meinen neuen Untertanen von neuem aufreißen lassen wollte.

Sie kennen meinen Charakter hoffentlich hinreichend, um zu wissen, daß er nicht nachzutragen versteht, und daher werden Sie und die anderen, welche sich momentan mein Mißfallen zugezogen, diesen Charakterzug auch wieder finden, namentlich gilt Ihnen das, der ja in so schweren Tagen rühmlich mir zur Seite stand und das Blut der Seinigen hingab für König und Vaterland. Aber Bedachtsamkeit rufe ich allen zu!

Jhr wohlgeneigter König Wilhelm.

419] An den Bundeskanzler Grafen v. Bismarck. Berlin, 5. Mai 1868.

5. 5.

Die blau angestrichene Anlage verlangt einige Worte, da 1868. wir noch gar nicht über die Adreßfrage1) Rücksprache hielten. Die Anlage sagt, Sie und ich wünschten die Adresse. Was mich betrifft, so habe ich mich gegen Fürst Hohenlohe (Minister), Rati

Zu 419) 1) Am 27. April war das Zollparlament eröffnet. Ein Adreßentwurf wurde zwar beraten, aber abgelehnt, weil er auf die politische Vereinigung des Südens mit dem Norden hinwies, eine Debatte darüber indessen noch sehr unzeitgemäß erschien und die Erörterung der Angelegenheiten des Zollparlaments verzögern mußte. Die Anlage war die Augsburger Allgemeine Zeitung vom 4. Mai 1868; König und Kanzler, so sehr sich dieser auch zurückhalte, wünschten, so war hier ausgeführt, eine Adresse, wenn sie nur den einheitlichen Willen der Nation betone.

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