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wiederholt ausgesprochen. Dennoch habe ich Sie aufgefordert, 1865. eine Formulierung zu versuchen, die im Sinne des Ministeriums wäre. Nach genauer Prüfung Ihrer Anlage bleibt für mich stets die Auffassung bestehen, daß die quästionierte Schmälerung durch jede Konzession derart unwiderruflich eintritt. Ist sie erst eingetreten, so ist sie nicht nur für alle Zeiten feststehend, sondern sie wird jährlich durch neue Beschneidungen des Militärbudgets nur eine erste Konzession gewesen sein, die unabänderlich zu immer neuen führt, kurzum, wir sind dann auf dem plan incliné, wo dann keine Rettung mehr ist! Auch ist die ganze Forderung der Kontingentierung nichts als ein Mißtrauen gegen meine Person, wie ich dies heute auch schon sagte, und dieser Ansicht kann ich nur durch Konsequenz in meiner Stellung würdig entgegentreten. Heute wurde immer vom Eindrud auf das Volk für Neuwahlen gesprochen; leider hatte ich vergessen zu fragen, welchen Eindruck die Sache auf die Armee machen wird? Die Antwort ist sehr einfach den allerniederschlagendsten Eindruck! Und diesen Eindrud soll ich der Armee aufzwingen, nachdem sie glorreich aus einem Kriege hervorgeht?

Aus allen diesen Gründen kann ich auf keine Art von Kontingentierung eingehen.

Ich verlange, daß Sie mit dieser Abweisung der Kontingentierung so spät als möglich hervortreten, damit man erst sieht, wie sich die Parteien zum ganzen Amendement stellen, wodurch Ihre Position bei der Erklärung leichter wird.

Wilhelm.

Berlin, 4. Mai 1865, 7 Uhr morgens.

Der Schluß meines gestrigen Briefes, denke ich mir, demonstriert so ungefähr, wie Bismard es angab:

1. während der Generaldiskussion womöglich gar nicht Ihrerseits sich zu äußern;

2. wenn sich durch die Debatten schon bei der Generaldiskussion zeigt, daß man das Boninsche Amendement annehmen will

1865.

inkl. der Kontingentierung, dann zu äußern: daß damit die alte Armeeverfassung wieder eingeführt wird (Bonin § 1 u. 2), plus der Kontingentierung, also etwas hergestellt wird, was das Gouvernement als unhaltbar erklärt, plus der Verminderung der Kronrechte!!

3. oder diese letztere Ansicht sich ganz aufzusparen, bis die Spezialdiskussion gleiche Ansichten und Absichten, wie eben angeführt, ergibt;

4. würden Sie gedrängt, gleich sich über die Kontingentierung auszusprechen, so würden Sie sagen müssen, daß darüber erst eine Ansicht zu fassen sei, wenn die von der Regierung gewollte Reorganisation feststände, doch muß diese Auffassung von Ihnen sehr verschleiert nur gegeben werden, damit man am Schlusse jede Kontingentierung verwerfen kann und muß. W.

1865. 16. 5.

366]

Antwort auf den Trinkspruch des Oberbürgermeisters von Cöln.')

Cöln, 16. Mai 1865.

Nachdem die Klänge des Jubels vorüber sind, fordere ich Sie auf, an diesem wichtigen Tage still des Königs zu gedenken, dem Sie heute ein ehrendes Standbild gesetzt haben. Leeren Sie deshalb still mit mir das Glas auf das Andenken des Heldenkönigs, der heimgegangen ist. Er hat Großes geschaffen; aber mit seinem Sinn für das Einfache würde er solche Feierlichkeit zurückgewiesen haben. Wir aber dürfen eine solche Feier anstellen. Dafür danke ich Ihnen, daß die Provinz bald nach seinem Hinscheiden den Vorsaß faßte, ihm ein Denkmal zu setzen. Diese Dankbarkeit fühlte auch sein Nachfolger, der in seine Fußstapfen trat.

Zu 366) 1) Gelegentlich der Grundsteinlegung des Denkmals König Friedrich Wilhelms III. und der 50jährigen Zugehörigkeit der Rheinlande zu Preußen. Auch die Provinzen Sachsen und Westfalen feierten in diesem Jahr dieses Jubelfest und bezeugten in Wort und Tat ihre Dankbarkeit und Hingabe an die Monarchie.

Ich werde den Dank, den Sie mir entgegengebracht haben, 1865. im Herzen bewahren, und alle Zukunft wird mir zeigen, daß diese Stunde eine Stunde der Erhebung gewesen ist. Deshalb trinke ich auf das Wohl der Stadt Cöln, der Rheinprovinz und des gesamten preußischen Vaterlandes.

367] Staatsministerialsißung am 29. Mai 1865.

Der König eröffnete die Verhandlung mit der Bemerkung, 1865. daß der dänische Krieg von Anfang an allerdings als eine nicht 29. 5. bloß preußische, sondern nationale Sache aufgefaßt worden sei, niemals aber habe man Österreich darüber in Zweifel gelassen, daß Preußen eine Entschädigung für seine Opfer fordern werde. Es frage sich nun, ob man zu diesem Zwecke die Annexion der Herzogtümer oder das Programm vom 22. Februar1) in das Auge fassen solle.

368] An Kaiser Franz Joseph von Österreich.

30. Juni 1865.

30. 6.

Der König begehrte unmittelbar vom Kaiser die Ausweisung 1865 des Herzogs und schloß:1) „Ich vermag die Beeinträchtigung meiner Würde als Souverän und als Kriegsherr, die in der Stellung liegt, welche der Prinz mir gegenüber einnimmt, auf die

Am

Zu 367) 1) Einsetzung des Herzogs von Augustenburg gegen Anerkennung der preußischen Militärhoheit mit dem Besiß von Kiel, Friedrichsort und Sonderburg-Düppel, Besagungsrecht in Rendsburg, Bau und Verwaltung des Nord-Ostseekanals, Anschluß an den Zollverein bezw. an das preußische Zollsystem, Verschmelzung mit der preußischen Post und Telegraphie. Schluß der Sizung erklärte Bismarck, den Rat zu einem Kriege gegen Österreich könnten die Minister dem Könige nicht erteilen, der Entschluß dazu könne nur aus der freien königlichen überzeugung selbst hervorgehen. Würde ein solcher gefaßt, so würde das gesamte preußische Volk ihm freudig folgen.

Zu 368) 1) Zu vergleichen sind auch noch Gespräche, die der König im Juni mit der Schwester des Herzogs, der Prinzessin Amalie, in Karlsbad und im Juni 1866 mit der Kronprinzessin von Preußen über die Frage hatte, bei Janson-Samwer, Schleswig-Holsteins Befreiung.

1865. Dauer nicht hinzunehmen und appelliere an Deine Freundschaft und an Deine eigenen Gefühle mit der Bitte, dahin mitzuwirken, daß die Remedur in einer unseren gegenseitigen Beziehungen entsprechenden Weise, d. h. gemeinschaftlich erfolge."

1865.

369] Gespräch mit dem Geheimen Hofrat Louis Schneider. 25. Juli 1865.

Der König: „, ja! Ich habe zwei Freunde1) in meinem 25. 7. Leben gehabt, und zwar in meinen frühesten Mannesjahren, ja eigentlich noch Jünglingsjahren. Den Obersten, späteren General v. Brause, den mir mein Vater, noch 1815, zum militärischen Gouverneur gab; und dann Roeder, der mit mir gleichzeitig und in denselben Truppenteilen stand, über den ich weg avancierte, wobei er dennoch stets mein militärischer Lehrer und Vorbild blieb. Beide haben nie etwas von mir gewollt, und beide waren vortreffliche Männer. An Roeder habe ich sehr gehangen.“

Schneider: „Ist es denn wahr, Eure Majestät, daß Sie noch nie mit dem Generalleutnant v. Manteuffel von politischen Dingen gesprochen? Das glaubt doch alle Welt! - Aber er selbst und seine Gattin haben mir einmal gesagt, daß Eure Majestät nur mit Herrn v. Bismard über politische Angelegen= heiten sprächen, mit ihm nur über militärische."

Der König: „Das ist vollkommen richtig, außer in den Fällen, wo ich Manteuffel zu politischen Sendungen gebraucht. Beide Männer, welche mir jetzt mit ihrem Rate am nächsten stehen, Bismard und Manteuffel, werden nicht sagen können, daß ich mit ihnen von Gegenständen gesprochen, die nicht direkt zu ihrem Ressort gehörten, und für welche sie mir später nicht hätten verantwortlich sein müssen. Mit Bismard spreche ich nie über militärische und mit Manteuffel nie über politische Dinge."

Zu 369) 1) Die auch hier öfters genannten Generalleutnants v. Brause und v. Roeder lebten damals nicht mehr.

370] Zum Geheimen Hofrat Louis Schneider.

Herbst 1865.

Gott sei Dank, das war wenigstens ein unblutiger Sieg.1)

371] Erwiderung an den Superintendenten Regierungsund Schulrat Frobenius.

Herbst 1865.

22. 9.

Auf dem Schlachtfelde von Lüßen, 22. September 1865. Sie haben ganz recht gehabt, des fortdauernden Kampfes zu 1865. gedenken, den die Religion zu bestehen hat, da ja das Fundament, auf dem alles beruht, von gewisser Seite zu untergraben versucht wird. Daß Sie es als Ihre Pflicht anerkennen, das Feld Ihrer Berufstätigkeit mit Freudigkeit zu beadern, hat Ihr Mund soeben ausgesprochen, und doch ermahne ich Sie noch, dieser Arbeit mit allem Ernst und aller Hingebung obzuliegen, denn ich fühle und weiß, daß wir noch einen harten und schweren Kampf zu bestehen haben werden. Aber der Allmächtige, welcher unser Preußen so sichtbar segnet und beschüßt, wird uns auch diesen Kampf durchfechten und segensreich zu Ende führen lassen. Das walte Gott!

372] Trinkspruch bei der Erbhuldigung in Lauenburg. Razeburg, 26. September 1865.

26. 9.

Ich erhebe mein Glas, um es auf das dauernde Wohl meines 1865. Herzogtums Lauenburg zu leeren. Sie haben heute mir an heiliger Stätte das Gelübde der Treue geleistet, aber dort auch Worte gehört, die mir aus der Seele gesprochen waren. Es wurde gesagt, daß Sie sich nicht leicht an den Gedanken gewöhnt, einem anderen Herrn anzugehören, denn Sie sind von Ihrer früheren Regierung mit Liebe und Freundlichkeit behandelt worden; aber die Verkettung der Dinge hat es gefügt, daß Sie, nachdem der Übergang geknüpft ist, mich jetzt freudig als Ihren Landesherrn begrüßen. Als ein schönes Pfand für das zukünftige Verhältnis zwischen uns sehe ich die Freudigkeit an, die mir hier

Zu 370) 1 Der Abschluß des Gasteiner Vertrages im August 1865.

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