Hesperus; oder, 45 hundsposttage: Eine biographie, Band 2

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K. Matzdorff, 1795
 

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Beliebte Passagen

Seite 83 - Viktor! im Menschen ist ein großer Wunsch, der nie erfüllt wurde: er hat keinen Namen, er sucht seinen Gegenstand, aber alles, was du ihm nennest, und alle Freuden sind es nicht; allein er kömmt wieder, wenn du in einer Sommernacht nach Norden siehst oder nach fernen Gebirgen, oder wenn Mondlicht auf der Erde ist, oder der Himmel gestirnt, oder wenn du sehr glück- > lieh bist.
Seite 105 - Klage: 5 denn unter allen Schwächen des Menschen ist das die unschuldigste, wenn er, anstatt gleich dem Zugvogel sich über den Winter zu erheben und in heitere Zonen zu fliegen, gleich andern Vögeln vor diesem Winter niedersinkt und dumpf in seinem kalten Grame erstarrt.
Seite 194 - Worte geb' es, aber keine leere Empfindungen - der Dichter müsse, um uns zu bewegen, bloß alles Edle zum Hebel nehmen, was auf der Erde ist, die Natur, die Freiheit, die Tugend und Gott; und eben die Zauberstäbe, die magischen Ringe, die Zauberlampen, womit er uns beherrsche, wirken endlich auf ihn selber zurück.
Seite 276 - Da, wo die Ewigkeit ist, da, wo die Unermeßlichkeit ist und wo die Nacht anfängt, da breitet ein unendlicher Geist seine Arme aus und legt sie um das große fallende Welten-All und trägt es und wärmt es. Ich und du und alle Menschen und alle Engel und alle Würmchen ruhen an seiner Brust, und das brausende schlagende Welten- und Sonnenmeer ist ein einziges Kind in seinem Arm.
Seite 273 - Julius, knie nieder und entferne jeden bösen Gedanken - höre meine Stimme beben, fühle meine Hand zittern - ich knie neben dir. Wir knien hier auf dieser kleinen Erde vor der Unendlichkeit, vor der unermeßlichen, über uns schwebenden Welt, vor dem leuchtenden Umkreis des Raums. Erhebe deinen Geist und denke, was ich sehe. Du hörst den Sturmwind, der die Wolken um die Erde treibt - aber du hörst den Sturmwind nicht, der die Erden um die Sonne treibt, und den größten nicht, der hinter den...
Seite 358 - Aber hier umarmten ihn alle seine Freunde, um seinem geistvollen Wahnsinne Schranken zu setzen — und um ein so heftiges echt-britisches Herz an ihres zu drücken. Die Umarmung er20 wärmte alle seine kalten Wunden sanft, und er war geheilt, obwohl erschöpft; das fremde Leben wuchs in seines hinein, und die Liebe überwand den Tod.
Seite 277 - Die Schöpfung hängt als Schleier, der aus Sonnen und Geistern gewebt ist, über dem Unendlichen, und die Ewigkeiten gehen vor dem Schleier vorbei und ziehen ihn nicht weg von dem Glanze, den er verhüllet.
Seite 98 - Ruht nicht in uns allen das holde Bild einer Geliebten, eines Geliebten, wovor wir weinen, wornach wir suchen, worauf wir hoffen, ach und so vergeblich, so vergeblich? - Steht nicht der Mensch vor der Brust eines Menschen wie die Turteltaube vor dem Spiegel und girret wie diese sich heiser vor einem toten flachen Bilde darin, das er für die Schwester seiner klagenden Seele hält?
Seite 268 - Julius gesagt : >Ich habe dir den größten Gedanken des Menschen, der seine Seele zusammenbeugt und doch wieder aufrichtet auf ewig, noch nicht gegeben; aber ich sage dir ihn an dem Tage, wo dein und mein Geist am reinsten ist, oder wo ich sterbe.< Daher bat er mich oft, wenn sein Engel bei ihm gewesen war, oder wenn die Flöte und die schauernde Nacht oder der Sturm ihn erhoben hatte: >Sage mir, Emanuel, den größten Gedanken des Menschen...
Seite 219 - O höre mich! O sieh mich an, wie mir Nach einer langen Zeit das Herz sich öffnet Der Seligkeit, dem Liebsten, was die Welt Noch für mich tragen kann, das Haupt zu küssen, Mit meinen Armen, die den leeren Winden Nur ausgebreitet waren, dich zu fassen!

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