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29. März, Dauer der ganzen Fahrt (Genua bis Hamburg) 50 Tage.
2. Schnell-Dampfer,,Fürst Bismarck" ab Genua 15. Februar die
gleiche Rundreise; Rückkehr nach Genua 24. März.

b. Nordland-Reisen.

1. Post-Dampfer,,Gellert" Abfahrt von Hamburg 12. Juni durch die norwegischen Fjorde über Bergen, Molde etc. bis Trondjem; Dauer der ganzen Fahrt bis Kiel 15 Tage.

2. Schnell-Dampfer,,Augusta Victoria" bis zum Nordcap und event. Spitzbergen; Dauer 20 resp. 25 Tage, Abfahrt von Hamburg 26. Juni.

3. Post-Dampfer,,Gellert" Abfahrt 3. Juli bis Spitzbergen; Dauer 28 Tage.

4. Post-Dampfer,,Gellert" Abfahrt 2. August bis Trondjem; Dauer 15 Tage.

Fahrpreise für Post-Dampfer,,Gellert" M. 500 bis 700 einschliesslich aller Land-Touren und Hôtel-Spesen. c. Nach den Nordischen Hauptstädten. Post-Dampfer Gellert" Abfahrt von Hamburg-Kiel am 28. August nach Copenhagen, Christiania, Stockholm, St. Petersburg; Dauer 24 Tage.

d. West-Indien-Fahrt.

Schnell-Dampfer,,Columbia" am 8. Januar 1896 von Genua nach Algier, Gibraltar, Madeira, Azoren, New-York, Port au Prince (Haiti), Mayaguez (Puerto Rico), St. Thomas, Basseterre, St.Johns (Antigua), Guadeloupe, Martinique, St. Lucia, Barbados, Trinidad, Venezuela, Havana, Jamaica etc. etc.; Dauer der ganzen Reise (Genua bis Hamburg) 65 Tage.

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Der

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neue Präsident der Französischen Republik. Havre als Commis eines großen Handelshauses. Seine Tüch- und erhielt dann jedoch seine Entlassung infolge eines Votums

H

m 14. Januar d. J. verbreitete sich kurz vor Mitter: nacht in Paris die Nachricht von dem Rücktritt des französischen Staatsoberhauptes Casimir- Perier. Diese kam so urplöglich, daß sie anfangs nur geringen Glauben fand. War doch Casimir-Perier erst seit sechs Monaten in seinem hohen Amte, galt er doch als ein energischer Mann,

der erst vor sechs Monaten an das französische Parlament eine Botschaft gerichtet hatte, worin er versicherte, daß er entschlossen jei, die Geschicke Frankreichs sieben Jahre lang zu leiten und während dieser Zeit im Vollbewußtsein seiner Verantwort: lichkeit an die ihm von der Verfassung anvertrauten Rechte nicht rühren lassen werde. So unglaublich aber jene Nachricht erschien, so bewahrheitete sie sich doch. Casimir-Perier hatte mit ten in der kaum begonnenen Bahn angehalten und gab die Verfolgung des kaum gesteckten Zieles auf. Ueber die Gründe, die ihn hierzu veranlaßten, verlautet mancherlei. Jedenfalls ist er allein für ihre Triftigkeit verantwortlich. Vielleicht bringt die Geschichte einst Licht in das Dunkel. Die Mitwelt hat nur mit der Thatsache seines Rücktritts zu rechnen und mit deren unmittelbaren Folgen. nächstliegende war für die Französische Republik die Nothwendigkeit der Ernennung eines neuen Präsidenten. Zu diesem Zwecke trat am 17. Januar in

Die

dem auch für Deutschland so denkwürdigen versailler Schlosse der Nationalcongreß zusammen, auf den ganz Europa mit Spannung schaute. Von den drei Candidaten wurde derjenige zum Präsidenten der Republik gewählt, von dem man es am wenigsten vermuthete. Die meiste Aussicht hatte der erst kürzlich wieder in das Parlament eingetretene Republikaner Waldeck - Rousseau. Auf den

Radicalen Brisson hatten die So: cialisten und die revolutionären Elemente eine nicht unberech tigte Hoffnung gefeßt. Das Los entschied jedoch zu Gunsten eines Mannes, der im politischen Getriebe Frankreichs noch einen verhältnißmäßig unbekannten Namen hatte. Der bisherige Marineminister Felir François Faure wurde Präsident der Republik.

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Frau wurde. Nach seiner Verheirathung ging Faure nach tigkeit, Gewissenhaftigkeit und seine guten Charaktereigen schaften sicherten ihm bald das Zutrauen und die Protection seiner Principale. Dies erleichterte ihm die Gründung einer eigenen Existenz. Bald stand er mit den hervorragenden Handelshäusern der Stadt in Verbindung und lenkte durch seine gründlichen Kenntnisse der Wirthschaftspolitik die Aufmerksamkeit seiner Mitbürger auf sich. Im Deutsch: Französischen Kriege wurde Faure zum Commandanten des

nochmals vom 5. Januar bis zum 16. Februar 1888; er bat in der Kammer über einen Credit für Tonkin. Im Parlament galt Felix Faure in allen Fragen des Colonien- und Seewesens als wohlunterrichtet, weshalb er wiederholt in parlamentarische und außerparlamentarische Ausschüsse gewählt wurde. Seit 1891 präsidirte er zwei Commissionen, deren eine zum Studium der Mittel für die Sicherheit der Seefahrt und deren andere zur Verbesserung der Vorbildung der Kapitäne der Handesmarine eingesezt war. Im Jahre 1894 wurde Faure Vicepräsident der Kammer und am 30. Mai desselben Jahres Marineminister im Ministerium Dupuy. Als solcher legte er mehrfache Beweise seiner ausgezeichneten Kenntniß des so verwidelten Verwaltungsdien stes seines Departements ab. In der Kammer brachte er verschiedene Vorlagen, die die Handelsmarine interessirten, ein. Er reorganisirte den Flottenstab der Kriegsmarine und gründete ein Civilverwaltungscabinet neben dem Militärcabinet. Als Kaufmann und Rheder von Havre ist Faure Freihändler; er betonte auch bei verschiedenen Gelegenheiten die Nothwendigkeit des Ausbaues des Eisenbahnnezes, der Schifffahrtskanäle u. s. w. In frühern Jahren hat sich Faure auch schriftstellerisch hervorgethan. Seine Arbeit über die zeitgenössischen Budgets:,,Budget de la France et des principaux pays d'Europe depuis 1888", wurde von der Französischen Akademie preisgekrönt und gilt als Quellenwerk.

Felix Faure ist ein großer, breitschulteriger, wettergebräunter Mann. Seine hohe Stirn, die leichtgebogene Nase, die klaren Augen verrathen Intelligenz und Willenskraft. Ein starker Schnurrbart ziert die Oberlippe, und man könnte ihn eher für einen deutschen als für einen französischen Schiffsrheder halten. Er ist großer Sportfreund, ebenso guter Reiter wie ausgezeichneter Schüße und Jagdliebhaber. Die jün gere seiner beiden Töchter ist an den Bergingenieur und Generalrath des Departements Seine Inferieure, Berge, verheirathet. Faure besitzt ein großes Vermögen, das ihm bei der magern Civilliste von 1200000 Frs., die er als Präsident der Republik bezieht, zu statten kommen wird. Sein makelloser Ruf, sein loyaler Charakter und sein gemäßigter Liberalismus scheinen dafür zu bürgen, daß die Geschicke Frankreichs in gute Hände gelegt sind. Ob sie Felix Faure sieben Jahre lang leiten wird, steht freilich auf einem andern Blatt. Die Socialisten haben ihm schon am ersten Tage seiner Präsidentschaft den Krieg erklärt, und wer weiß, ob sie ihm nicht, wie seinem Vorgänger, die schwierige Aufgabe, den Staatswagen Frankreichs zu lenken, ebenfalls bald verleiden werden. Wenn sich die Prophezeiung einer Breßstimme der Metropole bewahrheitet, so gehen Senatoren und Deputirte noch vor Jahresfrist wieder nach Versailles. Paris.

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felir Faure, der neue Präsident der Französischen Republik.

Er wurde am 30. Januar 1841 zu Paris geboren, wird also demnächst 54 Jahre alt. Sein Vater war ein einfacher Tapezier, der in der pariser Vorstadt Batignolles seinen Laden hatte. Felix Faure ist also ein echtes Kind des Volkes. Er wuchs im Geschäfte seines Vaters auf, der ihn, nachdem er die Bürger schule absolvirt hatte, zu einem Freunde nach England schickte, damit er sich die englische Sprache aneigne. Mit 17 Jahren kehrte Felix Faure nach Paris zurück. Der väterliche Beruf jagte ihm wenig zu; deshalb entschloß er sich, Lohgerber zu werden, und trat in eine Gerberei in Amboise als Lehrling ein. Dort machte er auch die Bekanntschaft der Nichte des verstorbenen Senators des Departements Indre et Loire, Guinot, die, nachdem er seine Lehrzeit beendigt hatte, seine

Mobilgardenbataillons der Unter-Seine ernannt. Fr ganisirte die Vertheidigung von Havre und wurde von Gam: betta nach England zum Ankauf von Waffen und Munition geschickt. Nach dem Kriege wurde er Mitglied, bald darauf Präsident der Handelskammer in Havre und 1874 Adjunct des Bürgermeisters. Im Jahre 1876 als Candidat für die De putirtenwahlen aufgestellt, aber erst 1881 gewählt, hat er seit jener Zeit Havre beständig in der Kammer vertreten.

Im November desselben Jahres berief ihn Gambetta zum Unterstaatssecretär im Handels- und Colonienministerium. Dieselbe Stellung nahm er im leßten Cabinet Ferry im Jahre 1883 ein. Er blieb dies bis 1885 und bekleidete dieses Amt

Erich Körner.

Wochenschau.

Die Vorgänge in Frankreich. In Frankreich vollzogen sich in der vergangenen Woche Vorgänge, die nicht nur den Sturz des Ministeriums Dupuy, das erst jüngst über die Socialisten triumphirt hatte, sondern auch den Rücktritt des Prästdenten der Republik, Casimir - Verier, zur Folge hatten. Der Verlauf war folgender: Auf eine Anfrage hatte der Verkehrsminister Barthou am 23. Juni 1894 in der Deputirtenkammer erklärt, nach den Verträgen von 1880 nehme die staatliche Zinsbürgschaft für die Orleans und Südbahn 1914 ein Ende, welche Auffassung auch die Kammer gut hieß. Die beiden Bahnen verklagten darauf den Staat vor dem Staatsrath auf Anerkennung der Pflicht, die Zinsbürgschaft bis 1960 zu leisten, worin ihnen der Staatsrath recht gab. Darauf schrieb Minister Barthou an den Ministerpräsidenten Dupuy, daß er von seiner Stelle zurücktrete, denn seine Ueberzeugung gestatte es ihm nicht, als Verkehrsminister das Urtheil des Staatsrathes zu vollstrecken, vor dem er als Bürger sich beugen müsse. In der Kammersißung am 14. Januar brachte der Socialist Milleraud diese Angelegenheit zur Sprache, er tadelte die Regierung, daß sie die Frage der Zinsgarantie dem Staatsrathe unterbreitet habe, und beantragte schließlich, daß eine Untersuchung eröffnet werde, ob der frühere Minister und gegenwärtige Deputirte Raynal, der Urheber der Uebereinkunft mit der Südbahn, in Anklagezustand zu verseßen sei. Leßterer trat ihm entgegen, war aber mit einer Untersuchung in der Frage der Zinsgarantie einverstanden. Ministerpräsident Dupuy rechtfertigte dann die Inanspruchnahme des Staatsrathes, dessen Zuständigkeit für die Frage der Zinsgarantie die Kammer seinerzeit anerkannt habe. Nach längerer Debatte wurde zuerst die von der Regierung genehmigte Resolution, nach der eine Untersuchungscommission ernannt werden soll, mit 253 gegen 223 Stimmen angenommen. Nachdem darauf verschiedene Tagesordnungen eingebracht worden waren, die aber Dupuy bis auf die Trelat's, die die Achtung der Kammer vor dem Princip der Gewalten ausdrückte, abgelehnt hatte, wurde die Priorität für leztere Tagesordnung mit 263 gegen 241 Stimmen abgelehnt, worauf die Minister den Saal verließen und dem Präsidenten der Republik ihre Entlassung einreichten, die dieser auch annahm. Allgemeines Aufsehen und große Bestürzung erregte es, daß Casimir-Perier am 16. Januar seine Demission gab und dies in einer Botschaft den parlamentarischen Körperschaften anzeigte. In republikanischen Kretsen herrschte dieserhalb große Erbitterung gegen Cafimir-Perier, der das Land in unabsehbare Wirren gestürzt habe, die radicale und sociale Presse bezeichneten den Rücktritt als eine fatale Folge der parlamentarischen Corruption, die das allgemeine Stimmrecht bemäkele, während die monarchistischen und katholischen Blätter darin übereinstimmten, daß die Republik der Fäulniß entgegengehe und einer constitutionellen Monarchie Play machen werde. Die Socialisten veröffentlichten ein Manifest, in dem sie gegen die Wahl des Congresses Widerspruch erhoben und die Gegner be schuldigten, sie wollten den Kampf gegen die Demokratie fortseven und die sociale Reform verzögern. Im Congreßfaal zu Versailles fand am 17. nachmittags die Präsidentenneuwahl statt, bei der im ersten Wahlgang Brisson 338, der bisherige Marineminister Faure 244 und Waldeck Rousseau 184 Stimmen erhielten. Im zweiten Wahlgang verzichtete Waldeck-Rousseau öffentlich zu Gunsten Faure's, und daraufhin erhielt dieser 430 und Briffon 361 Stimmen. Faure, über dessen Lebensgang man den Leitartikel vergleiche, trat am 18. fein neues Amt an und beauftragte Bourgois mit der Cabinets bildung, der den Auftrag anfänglich zwar annahm, jedoch am Abend des 21. Januar dem Präsidenten wieder zurückgab. Auch der Herzog von Orleans hatte von sich hören lassen, er sandte an den orleanistischen Senator Buffet ein offenes Schreiben, das aber in Frankreich zumeist nur einen Heiterkeitserfolg erzielte. Immerhin gilt die Lage in Frankreich als sehr ernst. Die Hamburger Nachrichten", das Blatt des Altreichskanzlers, bemerkten hierzu, daß das Hinabgleiten Frankreichs in die Arme der socialen Revolution unmittelbar drohe, wenn nicht besondere Ereignisse oder das Eingreifen außergewöhn licher Persönlichkeiten, die aber augenblicklich nicht wahrnehmbar, es verhindern. Um so mehr sei es die Aufgabe Deutschlands, der von Westen kommenden socialdemokratischen Hochflut einen Damm entgegenzusehen. Die jeßige Umsturzvorlage reiche nicht aus. Diejenigen seien die wahren Wohlthäter der Menschheit, die das socia listische Geschwür mit kräftigem Schnitte zur Blutung und Heilung brächten und dadurch der allmählichen Vergiftung des gesammten Staatswesens rechtzeitig vorbeugen.

Der deutsche Reichstag. Der deutsche Reichstag, der in der verflossenen Woche sechs Sizungen abhielt, hatte auf der Tagesordnung seiner ersten Sizung am 14. Januar die von Dr. Hafse namens der Nationalliberalen gestellte Interpellation über den ausreichenden Schuß deutscher Reichsangehöriger im Auslande, über deffen Unzulänglichkeit seit geraumer Zeit in der Oeffentlichkeit die eindringlichsten Klagen laut geworden waren. Es handelte sich dabei im wesentlichen um die Methode, die der inzwischen beurlaubte Gesandte für Centralamerika, Hr. Peyer, in der Erfüllung seiner Pflichten bekundet hatte. Staatssecretär v. Marschall wies zunächst den dem Grafen v. Caprivi gemachten Vorwurf zurück, daß dessen auswärtige Politik ein fortwährendes Verneigen vor dem Ausland gewesen sei, und wiederholte sodann die Versicherung, daß die deutschen Vertreter im Ausland angewiesen seien, Person und Eigenthum deutscher Landsleute im Rahmen des Staats- und bürgerlichen Rechtes zu schüßen, ihre Aufgabe müsse aber durch Verstär: fung der Flotte die erforderliche Unterstüßung des deutschen Volkes finden, sonst würde alle diplomatische Geschicklichkeit nicht ausreichen. Eine Besprechung dieser Interpellation fand nicht statt. Eine zweite Interpellation, die der Nationalliberale v. Heyl stellte, betraf die von der Reichsregierung zur reichsgeseßlichen Errichtung von Handwerker- und Gewerbekammern in Aussicht genommenen Maßnahmen, welcher Gegenstand auch in der darauffolgenden Sizung besprochen wurde. Staatssecretär v. Bötticher erklärte sich bereit zur Errichtung solcher Kammern nach dem Vorbilde der in Preußen eingeführten Landwirthschaftskammern. Hiße vom Centrum hieß die in Aussicht gestellte Organisation des Handwerks willkommen, während sich Eugen Richter als deren Gegner bekannte. Seinen Freihändlerischen Anschauungen gegenüber legte der Handelsminister v. Berlepsch den wirthschaftspolitischen Standpunkt der Reichsregierung dar. Der conservative Schneidermeister Jakobskötter verlangte Einführung des Befähigungsnachweises und obligatorische Innungen, wogegen der socialdemokratische Schuhmacher Bock den Untergang des gesammten Handwerks verkündete, der durch keinerlei gefeßgeberische Maßnahmen aufzuhalten sei. Auf der Tagesordnung des 16. stand zunächst der Antrag des Grafen Hompesch vom Centrum auf Aufhebung des Jesuitengesezes. Er beantragte dringender als sonst eine Erklärung der Regierung, wie sie sich zu diesem Antrage zu stellen gedenke. v. Manteuffel von den Con servativen, Schröder von der Freifinnigen Volkspartei, Dr. Marquardsen von den Nationalliberalen und Frhr. v. Stumm von der Reichspartei wiederholten ihre ablehnenden Erklärungen vom vorigen Jahre, dagegen erklärten die Volen durch Kwilecki ihr Einverständniß mit dem Centrum, und Liebknecht benußte die Gelegen: heit zu einer Abschweifung über das Umsturzgesez und suchte aus dem Rücktritt des Präsidenten der Französischen Republik, CafimirPerier, einen Sieg der Socialdemokratie herauszudestilliren. Hierauf trat das Haus in die Besprechung des Antrages der Gonservativen Kropatschek und Jakobskötter auf Einführung des Befähigungsnachweises ein. Hierzu waren noch drei socialreformatorische Anträge eingegangen,, die zwar die Consumvereine sowie Erwerbs und Wirthschaftsgenossenschaften betrafen, jedoch das Bestreben verfolgten, die Concurrenz dieser Vereine dem Handwerkerstande, wenn nicht ganz vom Halfe zu schaffen, so doch auf das Geringste zu beschränken. Jakobsfötter war wiederum für die

zünstlerische Form des Innungszwanges, v. Heyl stimmte den auf Errichtung obligatorischer Handwerkerkammern gerichteten Plänen der Regierung zu, während Gamy eine Reihe von Vorschlägen machte und unter anderm auch die Beseitigung der Concurrenz aus den Gefangenenanstalten verlangte. Der Kunsttischler Euler vom Centrum erklärte sich als Vertreter des Handwerks in längerer Ausführung für die Errichtung obligatorischer Handwerkerkammern; für diese sowie für den Befähigungsnachweis trat noch der Con servative v. Viereck ein, worauf die weitere Berathung vertagt wurde. In der Sißung am 17. Januar fand zunächst die zweite Lesung des Antrages Hompesch auf Aufhebung des Jesuitengesetes statt, wozu Rickert einen Antrag gestellt hatte, der das Verbot der Jesuitenniederlassung grundsäßlich aufrechterhält, dagegen die Internirung der Jesuiten deutscher Nationalität aus dem bestehenden Geseze beseitigt wissen wollte. Zur Abstimmung hierüber kam es indeß nicht, da der Antrag Hompesch mit den Stimmen des Gentrums, der Volen, der Socialdemokraten und eines Theiles der freisinnigen Fractionen zur Annahme gelangte. Die Regierungsvertreter hatten sich an den Debatten nicht betheiligt. Hierauf wurde in die Discussion der Novelle zum Gerichtsverfassungsgeseße ein getreten, die auch die nächsten beiden Sizungen ausfüllte und mit der Verweisung an eine Gommission von 28 Mitgliedern endete. Gingeleitet wurden die Debatten durch den Staatssecretär Dr. Nieberding, der den Nachweis führte, daß durch die Wiedereinführung der Berufung und durch die Bestimmungen über die Entschädigung unschuldig Verurtheilter gewisse Abänderungen in diesen Gesezen nothwendig geworden seien. Ueber den Entwurf äußerten sich sympathisch Rintelen vom Centrum, der Nationalliberale Enneccerus und der Freifinnige Schröder. Lenzmann übte Kritik an den be stehenden Rechtsverhältnissen durch Erlebnisse aus seiner Anwaltspraris und verlangte Gleichstellung des Vertheidigerstandes mit dem Richterstande. Die angegriffene Justizverwaltung nahm der preußische Justizminister Schönstedt in Schuß. Auch der Conservative v. Buchka wies die scharfe Kritik Lenzmann's zurück. Ueber die Vorlage äußerten sich in der lezten, sehr schwach besuchten Sizung unter andern v. Gültlingen von der Reichspartei, Grillenberger, der gewünscht hatte, daß an der Berathung der Vorlage das Laienelement sich mehr betheiligt hätte, und Ermäßigung der Gerichtskosten forderte, worin ihm der Antisemit Werner bei vflichtete, ferner Frhr. v. Buol, v. Marquardsen und der Pole v. Czarlinski.

Der preußische Landtag. Der vreußische Landtag wurde am 16. Januar mittags im Weißen Saale des königl. Schlosses zu Berlin durch König Wilhelm mit einer Thronrede eröffnet, in der die der Erledigung harrenden Aufgaben aufgeführt werden. Der Haushaltsvlan für das Jahr 1895 96, der infolge des Abschlusses der Steuerreform und der Neuordnung der Eisenbahnverwaltung wie des Kassenwesens im Bereiche der Verwaltung der directen Steuern wesentliche Umgestaltungen erfahren habe, werde dem Landtage unverweilt zugehen. Zu des Königs Bedauern schließe er wieder mit einem Fehlbetrag von mehr als 34 Mill, M ab, für das laufende Etatsjahr werde dieser, jedoch zum Theil infolge vorübergehender Verhältnisse, wahrscheinlich nicht unerheblich hinter dem Anschlage und demjenigen des Vorjahres zurückbleiben. Die Thronrede gibt sich der Hoffnung hin, daß das Zustandekommen der Reichsfinanzreform gelingen und so dem chronischen Deficit in der Staatskasse von Grund auf abgeholfen werde. Der zur Beschlußfaffung gelangende Gefeßentwurf, betreffend die Stempelsteuern, soll die auf dem Gebiete der directen Steuern nunmehr abgeschlossene grundlegende Reform auf die indirecten Landessteuern ausdehnen. Sodann werden in der Thronrede Gesebentwürfe angekündigt über das Gerichtskostenwesen, die Durchführung der vorjährigen Synodalbeschlüsse, die voraussichtlich auf die neuen Provinzen ausgedehnt werden sollen, über das Eisenbahnnez und über Reform der Eisenbahnverwaltung. Zur Beseitigung der Schäden, die durch Sturmfluten an den Küsten und auf den Inseln der Nordsee angerichtet worden sind, sollen geeignete Maßnahmen getroffen werden, und zur weitern Förderung des gewerblichen Fortbildungsund Fachschulenwesens sollen die etatsmäßigen Mittel eine Ver stärkung erfahren.

Das preußische Abgeordnetenhaus, das am 16. Januar das bisherige Präsidium wiederwählte, beschäftigte sich in der verflossenen Woche mit der ersten Lesung des Staatshaushaltsetats für 1895 96. In diesem sind veranschlagt die Einnahmen mit 1865 173497 M, die dauernden Ausgaben mit 1837 214 103 M, die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben mit 62259394 M, die gesammten Ausgaben also mit 1899 437 497 M. Der Fehlbetrag von 34 300 000 M (gegen das laufende Etatsjahr um 22210000 M geringer) soll durch Anleihe gedeckt werden. Vor Eintritt in die Tagesordnung der ersten Sizung (am 16.) hatte sich der Ministerpräsident Fürst Hohenlohe dem Hause vorgestellt, wobei er erklärte, wenn er selbst_sich_zur Uebernahme des Amtes des Ministerpräsidenten entschlossen habe, so sei dies geschehen, weil er es für eine Ehrenpflicht halte, dem Rufe des Königs zu folgen. Auch im Herrenhause hielt er an diesem Tage eine kurze Ansprache, in der er unter dem Beifall dieses Hauses den Rath erbat, besonders in wirthschaftlichen Fragen, die die Gesezgebung beschäftigen würden, namentlich bei den Maßregeln, die die Regierung zu ergreifen gedenke, um dem Nothstande der Landwirthschaft abzuhelfen.

Das neue ungarische Ministerium. Das neue unga rische Ministerium_stellte sich_am 18. Januar im Liberalen Glub vor. Dabei entwickelte der Ministerpräsident v. Banffy (Porträt und biographische Skizze s. S. 98) ein Programm, das allgemeinen Beifall fand, und erbat sich die Unterstüßung der Partei, die um so nöthiger sei, als die Krone die Lösung der Krisis im Rahmen der liberalen Partei bewerkstelligt habe. Er richtete sodann an die Parteiversammlung die Bitte, ihn als dem Schose der Partei entsprungen zu betrachten und das neue Ministerium nicht als Vertreter eines neuen Systems oder einer neuen Richtung anzusehen; vielmehr hielten es dessen Mitglieder für ihre Pflicht, alles von den Vorgängern Geschaffene durchzuführen. Im Oberhause gab bei der Vorstellung der neuen Minister am 19. v. Banffy die Versicherung ab, daß das Ministerium bestrebt sein werde, die Ge müther zu beruhigen, um ein friedliches Zusammenwirken abweichen der Meinungen zu ermöglichen. Der Führer der Klerikalen, Graf Zichy, erklärte darauf, daß das Entgegenkommen des Oberhauses nicht auf Kosten der religiösen Ueberzeugung erfolgen könne, wogegen der Präsident v. Sylavy dem neuen Ministerium die Unter ftübung des Oberhauses zusagte. Dagegen rief das erste Erscheinen des neuen Ministeriums im Unterhause an diesem Tage arge Lärmscenen hervor. Während die liberale Partei die Regierung mit Eljenrufen begrüßte, brach die Opposition in lautes Hohnlachen aus. Namentlich die äußerste Linke machte fortgesezt Riesenkrawalle und versuchte v. Banffy's Programmrede durch allerlei höhnische Zwischenrufe und Spectakel zu stören, weshalb sie wiederholt schwer zu verstehen war. v. Banffy mußte mehrfach sein Manuscript zu Rathe ziehen und konnte seinen Vortrag nur mühsam beendigen. Die liberale Partei nahm sein Programm höchst beifällig auf.

Kämpfe der Italiener mit den Abessiniern. - Der italienische General Baratieri hat einen entscheidenden Sieg über Ras Mangascha der Tigriner, der nördliche Volksstamm in Abessi nien, davongetragen. Am 12. Januar traf er abends, ohne vom Feinde bemerkt zu werden, in Contit ein und griff diesen in der Frühe des 13. an. Ras Mangascha mußte das Schlachtfeld unter großen Verlusten verlassen und ging zurück, indem er die Berge von Gonde als Stühpunkt nahm. Ein von ihm versuchter Frontangriff sowie eine Umgehung der Italiener misglückten. Am 14. wurden die Scharmütel und Angriffe der Abessinier fortgesezt, jedoch sämmtliche zurückgeschlagen, sodaß Nas Mangascha sein Lager schleunigst aufhob und sich mit seinen Truppen in der Richtung nach Scimazana zurückzog. General Baratieri verfolgte ihn und

erreichte ihn nach einem elfstündigen Gilmarsch bei Senafe, wo er ein befestigtes Lager aufgeschlagen hatte, das einen vorzüglichen Zielpunkt für die Geschosse der italienischen Artillerie darbot. Das gut gezielte Feuer trieb das ganze Gorps der Abessinier auseinander, die auf und davon flohen und in dem Lager eine Anzahl Lebensmittel und viel Kriegsmaterial im Stiche ließen. Die Italiener hatten an diesem Tage keine Verluste, während diese am 13. und 14. un gefähr 120 Todte und 90 Verwundete betrugen. Ras Mangascha wandte sich hülfesuchend an England, worauf ihm von London der Nathschlag ertheilt wurde, Italien als dem Freunde und Bundesgenomen Englands treu zu bleiben. König Humbert sandte an General Baratieri ein Beglückwünschungstelegramm. Die Nach richten über diesen Sieg haben in Italien überall Begeisterung hervorgerufen. Troß dieses Erfolges ist, wie die „Italia milit." meldete, die italienische Regierung entschlossen, als Vorsichtsmaßregel weitere Bataillone Infanterie, denen wahrscheinlich einige Ge birgskanonen beigegeben werden, nach Massaua zu entsenden.

Das Programm für die bevorstehende Tagung des englischen Parlaments. Bei der Jahresversammlung der National Liberal Federation, die am 18. Januar in Cardiff statt: fand, hielt Lord Rosebery eine längere Rede, in der er das Programm der Regierung für die bevorstehende Parlamentstagung fundgab. Nachdem er zuerst sich über Harcourt, der wegen der Flottenfrage mit dem Grien Lord der Admiralität der Flotte, Spencer, in Meinungsverschiedenheiten gerathen war, lobend aus gesprochen hatte, erklärte er, die Regierung werde eine Bill zu Gunsten der Trennung von Staat und Kirche in Wales einbringen. Der Feldzug gegen das Überhaus sei unvermeidlich; seit der Reformbill vom Jahre 1884 handele es sich aber nicht darum, das Oberhaus selbst anzugreifen, sondern darum, die parlamentarischen Beziehungen zwischen dem Ober- und Unterhause zu regeln. Das Programm von 1895 werde ein Geschäftsprogramm sein und nur Maßregeln umfassen, von denen man annehmen dürfe, daß sie genehmigt werden würden. Die Regierung könne die Resolution be treffs des Oberhauses also nicht schon jezt im Parlament vornehmen, das würde die sofortige Auflösung herbeiführen, sie wolle erst einige populäre Maßnahmen genehmigen lassen.

Ein Aufstand der Royalisten auf Hawai. – Aus Honolulu wurde unterm 11. Januar gemeldet, daß dort am Abend des 6. und am folgenden Tage ein ernstlicher Aufstand der Rovalisten stattgefunden hat. Der Belagerungszustand wurde erklärt, und die Aufständischen, deren Zahl 200, nach einer andern De vesche 500 betrug, wurden von den Regierungstruppen zerstreut. Ungefähr 50 Aufständische wurden ergriffen, die übrigen flüchteten sich in die Berge, wo sie bald gezwungen sein werden, sich zu er geben. Die Zahl der getödteten Aufständischen soll bedeutend sein. Die Behörden verhafteten 70 Personen, darunter Engländer und Amerikaner, die des Einverständnisses mit den Aufständischen be schuldigt werden. Die Residenz der Erkönigin wurde unter polit zeiliche Bewachung gestellt, und in ihrem Valaft zu Washington fand am 7. eine Haussuchung statt.

Eine amtliche

Vom ostasiatischen Kriegsschauplaß. Drahtmeldung aus Hieroshima vom 19. Januar berichtete, daß ein chinesisches Heer von 1500 Mann, das von Liau-Jang aufgebrochen war, am Morgen des 17. im Nordosten von Haitscheng auf die Japaner gestoßen und von diesen zurückgeworfen worden sei. Die Japaner hatten einen Verlust von einem Todten und 40 Verwun deten. Ferner veröffentlichten die londoner Abendblätter vom 19., daß tagszuvor eine chinesische Armee von 14000 Mann bei Niuch wang eine Niederlage erlitten habe. Die Ghinesen hätten die ja panische Linie angegriffen, seien aber zurückgeschlagen worden und geflohen. Die Verluste auf chinesischer Seite sollen etwa 900, auf japanischer Seite etwa 50 betragen. Der vor Shanghai ankernde russische Kreuzer erhielt den telegraphischen Befehl, sich nach Weihai-wei zn begeben, da demnächst dort ein Angriff zu Wasser und zu Lande stattfinden werde.

Colonial-Angelegenheiten.

Das polynesische Schußgebiet. Nachrichten zufolge, die der am 11. November v. J. aus Neuguinea in Sydney ein getroffene Dampfer Isabell mitgebracht hat, sollen von den weißen Ansiedlern, die an der Küste von Neuvommern ihren Wohnfiß aufgeschlagen haben, mehrere vermißt worden sein, sodaß befürchtet wird, daß sie den Eingeborenen zum Opfer gefallen sind. Auf den Inseln Pentecost und Tanna (Neue Hebriden) schlagen sich die Eingeborenen gegenseitig todt. Ein einziges Dorf hat über die Hälfte seiner Bewohner eingebüßt, die von der siegreichen Partei alsbald gar gekocht und verspeist worden sind.

Erdbeben ebenda. - Nach einem Berichte des Landeshauptmanus Schmiele sind in Herbertshöhe an der Blanchebai auf Neupommern 1893 insgesammt 41 Erdbeben gezählt worden, gegen 18 im Jahre 1892 und 36 im Jahre 1891. Mitte Februar 1894 wurden die Erdstöße daselbst außerordentlich häufig. In der Niederlaffung der deutschen Handels- und Plantagengesellschaft auf Mioko (Neulauenburg), die direct auf Korallenkalk steht, wurden dadurch mehrere Lagerhäuser zu Falle gebracht, und auf den steil abfallen den Bergen von Neumecklenburg gingen an verschiedenen Stellen Erdrutsche nieder. Das Erdbeben am 17. Februar 1894 wurde auch an Bord des westlich von Neupommern segelnden Schoners Senta nachmittags zwischen 122 bis 14 Uhr bemerkt. Das Schiff zitterte in allen Fugen und stieß mit solcher Heftigkeit in die hohe westliche See, als ob es auf einen Felsen aufgerannt sei. In der Astrolabebai auf Kaiser-Wilhelmsland wurden dagegen im Jahre 1893 nur wenig, faum bemerkbare Bewegungen der Erdrinde beobachtet, sie kamen in Friedrich-Wilhelmshafen, in Erima, in Maraga, in Stephansort und in Momba meist im November und December vor. Von dem außergewöhnlich starken Erdbeben in der Astrolabebai am 12. December verspürte man auf der Gazellenhalbinsel nichts.

Rückkehr des Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika aus dem Innern. Der Gouverneur von Deutsch Ostafrika, Oberst Frhr. v. Schele, kehrte am 30. November v. J. von dem Zuge gegen die Wahehe nach Dar-es-Salaam zurück und hielt dort einen feierlichen Einzug. Er trat mit dem nächsten Dampfer seine Urs Laubsreise nach der Heimat an. Der Überführer der Schußtrupve, Major Frhr. v. Manteuffel, befand sich um diese Zeit in Lindi, um etwaige Ueberfälle der Wakonde zurückzuweisen.

Personalien. Der Major v. François wurde unter Entbindung von seiner Stellung als Commandeur der Schußtruvve à la suite der Schußtruppe von Deutsch- Südwestafrika zur Dis position gestellt, und seine Functionen erhielt Major Leutwein über tragen. Secondelieutenant a. D. Fond, bisher vom Inf. Reg. Graf Werder (4. Rheinisches) Nr. 30 und Secondelieutenant a. D. Kuhlmann, bisher vom Inf. Reg. Nr. 144, wurden unterm 12. De: cember v. J. der Schußtruppe für Deutsch-Ostafrika zugetheilt. Corvettenkapitän Hartmann übergab das Commando des Ver messungsschiffes Möve am 18. November v. J. in Sansibar an den Corvettenkapitän Faber. - Der Rechnungsbeamte beim kaiserl. Gouvernement für Deutsch Ostafrika Meerbach verstarb am 28. De cember v. J. Der bei dem Brande des Provianthauses in Windhoek verunglückte Proviantmeister v. Goldammer befindet sich in der Genesung. Stabsarzt Wicke traf am 3. November v. J. von seinem Urlaub in Togo wieder ein. Mit ihm langten dort an die beiden vom Deutschen Frauenverein für das Nachtigal-Krankenhaus bestimmten Schwestern.

Mannigfaltigkeiten.

Hofnachrichten.

Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen begaben sich am 16. Januar von Kiel nach Berlin zur Theilnahme an den Hoffentlichkeiten. Auch Prinz und Prinzessin Adolf von Schaumburg-Livve sowie Prinzessin Friedrich Karl von Heñen langten am 16. Januar in Berlin an und nahmen im Palais der Kaiserin Friedrich Wohnung.

Das sächsische Königsvaar siedelte am 19. Januar von Villa Strehlen in das Residenzschloß in Dresden über.

Der Prinz und die Prinzessin Johann Georg von Sachsen kehrten am 18. Januar aus Stuttgart nach Dresden zurück.

Der Herzog und die Herzogin von Sachsen-Koburg und Gotha siedelten am 15. Januar mit dem ganzen Hofstaat von Koburg nach Gotha über.

Der Herzog von Anhalt traf am 18. Januar in Dresden ein, um sich einer Massagecur zu unterziehen.

Prinzessin Gisela von Baiern traf am 20. Januar aus München in Wien ein.

Der Kaiser von Oesterreich begab sich am 20. Januar von Budapest nach Wien zurück.

Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich kam am 14. Januar abends aus Stuttgart in Wien an. Das Befinden des Erzherzogs Albrecht ist nach Berichten aus Arco in anhaltender Besserung begriffen.

Am 16. Januar abends trat die Prinzessin von Wales von St. Petersburg die Rückreise nach England an und traf am 18. abends in Kopenhagen ein.

Der Großfürst Michail Nikolajewitsch von Rußland reiste am 16. Januar von St. Petersburg nach San Nemo ab.

Die Königin der Belgier ist infolge einer starken Erkältung erkrankt und muß das Bett hüten.

Personalien.

Der Generaloberst v. Pape wurde von seiner Stel: lung als Oberbefehlshaber der Marken und Gouverneur von Berlin unter Ablehnung seines Abschiedsgesuches entbunden und unter Belassung à la suite des 2. Garderegiments zu den Offizieren der Armee versezt. Sein Nachfolger als Oberbefehlshaber der Marken und Gouverneur von Berlin wurde der Generaloberst Frhr. v. Loë. Der commandirende General des 1. Armeecorps General v. Werder wurde in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt.

Der hessische Staatsminister Dr. Finger feierte am 13. Januar in Darmstadt seinen 70. Geburtstag. Der Großherzog und Prinz Wilhelm beglückwünschten den verdienten Staatsmann persönlich. Der Kaiser sandte ein Telegramm mit dem Wunsche, daß dem Minister noch viele Jahre bewährter Wirksamkeit beschieden sein möchten. Unter den sonstigen Glückwünschen seien die des Fürsten Bismarck und des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe hervorgehoben.

Der Prinz Regent von Baiern genehmigte das Pensionsgesuch des Generalstabschefs v. Hoffmann und ernannte den Generalmajor Giehrl, Commandeur der 2. Infanteriebrigade, zum Generalstabschef der bairischen Armee.

Zu correspondirenden Mitgliedern der pariser Akademie der Wissenschaften wurden neuerdings gewählt der auf sprachwissenschaftlichem Gebiet hervorragende Professor Dr. Windisch in Leipzig und der Geolog und Geograph Professor Dr. v. Richthofen in Berlin.

Preisausschreiben.

Die Comenius-Gesellschaft hat für 1895 zwei Preis aufgaben ausgeschrieben. Die erste fordert eine Darstellung des ,,Unterrichts in der Sittenlehre nach Comenius", die zweite hat „Das Schulwesen der böhmischen Brüder bis zur Auflösung der Brüderschule in Lissa“ zum Gegenstand. Die erste Arbeit ist bis zum 31. August, die zweite bis zum 31. December bei dem Vorfißenden der Gesellschaft, Archivrath Dr. Keller zu Münster i. W., einzureichen. Das Preisausschreiben selbst wird von der Geschäftsstelle der Comenius-Gesellschaft auf Verlangen kostenlos übersandt. Dem Privatdocenten Dr. Martin Brendel in Greifswald wurde für seine Arbeit über die Planetoïden der Prix Damoiseau von der pariser Akademie der Wissenschaften zuerkannt.

Die philosophische Facultät der Universität Breslau als Verwalterin einer von dem verstorbenen Generalconsul und Major a. D. Neigebaur begründeten Stiftung stellt folgende Preisaufgabe: Welche Einwirkung haben die in den leßten dreißig Jahren erzielten Fortschritte der Kenntniß fremder Erdtheile auf das staatliche und wirthschaftliche Leben des Deutschen Reiches ge übt?" Zur Ertheilung von Preisen, deren kleinster 900 M be= tragen muß, sind 12000 bis 14000 M zur Verfügung gestellt. An der Preisbewerbung kann sich jeder Deutsche betheiligen. Die Arbeiten müssen bis zum 1. Januar 1896 bei der breslauer philosophischen Facultät eingereicht werden.

Vereinsnachrichten.

In Berlin findet Mitte Februar eine General: versammlung der Steuer- und Wirthschaftsreformer statt, wobei folgende Gegenstände zur Berathung kommen sollen: a. Die agrarpolitischen Aufgaben der Gegenwart unter Berücksichtigung der preußischen Enquêten des Jahres 1894 über die Agrarfrage und über die Währungsfrage; b. die Thätigkeit der Vereinigung der Steuer und Wirthschaftsreformer und des Congresses deutscher Landwirthe während zweier Decennien (1874 bis 1894); c. Deutschlands handelspolitische Beziehungen zu Amerika.

Der Verband der deutschen Gewerkvereine (HirschDuncker) nahm im Jahre 1894 um rund 6000 Mitglieder zu, sodaß beim Beginn des neuen Jahres die Zahl der Mitglieder 67000 betrug.

Der diesjährige Congreß für innere Medicin findet vom 2. bis 5. April unter dem Vorsiz des Geheimraths Prof. Dr. Ziemssen in München statt. Vortragsanmeldungen find an Prof. Dr. Bäumler zu Freiburg i. B. zu richten.

In Wien wurde am 10. December v. J. eine Ethische Gesellschaft begründet.

In Malta hat sich kürzlich eine die intelligentesten Persönlichkeiten der Insel umfassende Gesellschaft gebildet, die es sich zur Aufgabe macht, das Alphabet und die Rechtschreibung der maltesischen Sprache in ein einheitliches System zu bringen.

Stenographie.

Nach einer Mittheilung des „Berliner Tageblatts" hat der frühere Redacteur des neuvorker Tedniker", A. Daul, jest in Weinheim, eine Miniaturschreibmaschine in Form eines Portefeuille erfunden, die man in einer Brieftasche oder im Handgepäck bei sich führen, und mit der man fast ebenso rasch wie mit gewöhnlicher Schrift schreiben kann.

Derim 5. Jahrgange (1895) soeben erschienene,, Deut
sche Stenogravhenkalender" von With. Mertens (Leipzig, Berlin
und Wien, Jul. Klinkhardt, 1 M 25 3) wird in seiner sach-
gemäßen Bearbeitung dem Unternehmen neue Freunde verschaffen.
Neben den üblichen Kalendernachrichten findet sich eine unparteiisch
abgefaßte Rundschau über die Bewegung der deutschen Stenographie,
verbunden mit statistischen Uebersichten zur Entwickelung der be
deutendern Systeme. Angeschlossen sind ein Literaturverzeichniß,
Mittheilungen über die stenographischen Parlamentsbureaus und
die Honorare für Stenographen in den verschiedenen Ländern, einige
fachwissenschaftliche Aufjäße und stenographische Geschichtstabellen.
Das Buch ist mit einem Stenogravhenwayven und den Bildern
von Joh. Lautenhammer, Paul Mitschke und Wilh. Velten versehen
und enthält endlich auch eine Liste von Stenographen der ver-
schiedensten Schulen, die zur Ertheilung brieflichen Unterrichts und
zum Briefwechsel mit Schriftgenossen bereit sind.

Hofrath Dr. Zeibig in Dresden ist vom „Niyvon
Soffi Club", der Stenogravhenvereinigung Javans, in seiner lesten
Sigung einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt worden.

Strike-Angelegenheiten.

In Berlin sind die Metalldrücker der Metall:
waarenfabrik von Lewy u. Söhne zur Arbeit zurückgekehrt, nachdem |
der Lohnstreit durch gütlichen Vergleich beigelegt worden ist.
In Tilsit traten die Arbeiter der Möbelfabrik von
Schulz in den Ausstand ein.

Das neue Abgeordnetenhaus in Berlin.

Mit der Errichtung des Reichstagsgebäudes in Berlin ist nicht nur eine künstlerische Ehrenpflicht des deutschen Volkes erfüllt worden: diejenige, einen Monumentalausdruck der Begründung des neuen gewaltigen Deutschen Reiches zu schaffen; auch die constitutionellen Körperschaften der preußischen Monarchie sind dadurch ihrem längst gehegten und sehr berechtigten Wunsche näher gekommen, würdigere und den Anforderungen der Neuzeit besser entsprechende Heimstätten für ihr Wirken zu erlangen.

Seit langem besteht der Plan, für das Abgeordnetenhaus und das Herrenhaus einen zusammenhängenden Bau zu er: richten, und zwar auf dem außerordentlich günstig belegenen fiscalischen Grundstück des jeßigen Herrenhauses und des provi sorischen Reichstagsgebäudes. Lezteres mußte erst geräumt werden, ehe an eine vollständige Durchführung des Neubaues gedacht werden konnte. Inzwischen ist jedoch in aller Stille bereits ein nicht unbeträchtlicher Theil der Aufgabe erledigt worden.

Gegenüber dem Prachtbau des Gewerbemuseums, in jener Straße, der man den Namen des Prinzen Albrecht beigelegt hat, um die Erinnerung an die jahrzehntlang fruchtlosen Verhandlungen über den Durchbruch der verlängerten Zimmerstraße nicht durch den ominös gewordenen Namen festzuhalten

in jener Straße, die einst zu den sehenswerthesten der Hauptstadt gehören wird, sobald die Ecke gegenüber dem Museum für Völkerkunde erst mit einem öffentlichen Gebäude besezt sein und dadurch den gegenwärtigen ruinenhaften Eindruck verloren haben wird: dort erhebt sich hinter einem Wald von Gerüsten ein stattlicher Bau, dass neue Abgeordneten

In Solingen stellte eine große Anzahl von Taschen-
und Federmesserreidern am 15. Januar die Arbeit ein. Grundhaus.
hierzu gab die Weigerung des Vereins der Taschen- und Feder
messerfabrikanten, ohne weiteres ein neues Verzeichniß der für die
Arbeit des Reidens zu zahlenden Arbeitslöhne anzuerkennen und
die darin geforderten höhern Preise zu zahlen. Bei den wenigen
Fabrikanten, die das Breisverzeichniß anerkannt haben, darf weiter:
gearbeitet werden. Die Zahl der Strikenden beträgt 400 bis 500.

In Nürnberg sind jest drei Strikes im Gange. Der
Ausstand in der Metallwäarenfabrik von Jean Schönner dauert
noch fort, dazu kam am 16. Januar ein Ausstand in der Schuh
waarenfabrik von Strunz u. Gyfriedt und am 18. ein solcher in
der im Vorort Muggenhof befindlichen Velocipedfabrik von Hill-
mann, Herbert u. Cooper, wo etwa 200 Arbeiter wegen angeblich
strenger Strafbestimmungen striken.

In Brünn stellten die Handschuhmacher der Firma
Kristen u. Co. die Arbeit ein.

In Zürich striken die Arbeiter der Koch'schen Gießerei
wegen Entlassung dreier Arbeitsgenossen.

In Antwerpen ist ein Ausstand der Schiffer im
Gange; sie haben die Forderung höherer Lohnsäge beschlossen.
Die Verfrachter stellten einen neuen Tarif auf, der einem Aus-
schuß von Schiffern und Verfrachtern unterbreitet werden soll.

In Roanne zogen am 15. Januar 3000 strikende Ar-
beiter vor eine Fabrik. Da sie eine bedrohliche Haltung annahmen,
ertheilte der Unterpräfect die Aufforderung zum Auseinandergehen
und ließ die Gensdarmerie die Gewehre laden, um die Ansammlung
zu zerstreuen. Der socialistische Abgeordnete Carnaud, der den
Unterpräfecten bedrohte, wurde verhaftet.

In Brooklyn (Neuyork) striken die Angestellten der Straßenbahnen, eine einzige Linie ausgenommen. Die Zahl der Strifenden soll 6000 betragen. Infolge dieses Ausstandes haben ernstliche Unruhen stattgehabt. Die Strikenden bedrohten die Wagendepots, und es kam zu Zusammenstößen zwischen der Menge und der Miliz. Es sind hierauf 7000 Mann Miliztruppen auf geboten worden.

Unfälle.

Auf dem Petroleum Lagerhof am Südufer in Ber lin war am 16. Januar vormittags durch eine Grplosion ein Brand entstanden, der durch das rasche und energische Eingreifen der Feuerwehr auf seinen Herd beschränkt blieb. Zwei dort beschäftigte Arbeiter, die angewiesen waren, den Deckel einer leer stehen den Cisterne zu lüften, waren dabei unvorsichtig gewesen und dort lagernden Fässern mit Spiritus mit einem offenen Lichte zu nahe gekommen. Der Spiritus erplodirte und gerieth in Brand, und daran entzündeten sich die Petroleumgase. Die beiden Arbeiter mußten ihren Leichtsinn mit dem Leben büßen. Den um die Cisterne befindlichen Erdboden hat die Gewalt der Explosion auf einer Fläche von 60 Quadratmtr. aufgerissen.

Der dem marseiller Rheder Casteldi gehörige Dam pfer Anais, der drei Passagiere und zehn Mann Besaßung an Bord hatte, wurde auf der Fahrt nach Cette von einem Cyklon überrascht und scheiterte bei Marseille. Sämmtliche auf dem Schiffe befindlichen Personen kamen ums Leben.

Ein großes Schiffsunglück ereignete sich am 20. Januar auf dem Ohio-Flusse. Der Dampfer State of Missouri, auf der Fahrt von Cincinnati nach Neuorleans begriffen, stieß unterhalb Altons auf Felsen und sank binnen fünf Minuten. Etwa 100 Personen sprangen von dem Dampfer ins Wasser, 37 von ihnen sollen ertrunken sein.

In der Diglake-Grube bei Audley in Nordstafford shire ereignete sich am 16. Januar ein entseßliches Unglück, durch das viele Menschen umgekommen sind. Es waren früh 216 Berg leute eingefahren. Als sie mittags ausfahren wollten, zeigte ihnen ein fürchterliches Getöse im Schacht und das Rauschen von Fluten an, daß das Wasser aus den alten anstoßenden Schächten eingebrochen war. Die Leute eilten den Ausgängen zu, und 137 rette= ten sich auf diese Art. Die übrigen 79 Bergleute sind der Kata strophe zum Opfer gefallen, da die mit größter Anstrengung be triebenen Rettungsversuche unüberwindlicher Hindernisse wegen aufgegeben werden mußten.

In Glasgow erstickte am 16. Januar eine in der Millerbank Street wohnende Arbeiterfamilie, die aus sieben Personen bestand, infolge von Gasauströmungen. Das Hauptgasrohr unter dem Pflaster vor dem betreffenden Hause war undicht geworden und hierdurch das Gas entwichen.

Bauwerke zuzuwenden, denn es ist nicht, wie bei dem ReichsDie öffentliche Aufmerksamkeit beginnt sich erst jezt diesem tagsgebäude, ein öffentlicher Wettbewerb zur Erlangung von Plänen ausgegangen; diese sind vielmehr im Schose der Behörden entstanden.

Die Staatsverwaltung ging dabei wol von der Erwägung aus, daß die außerordentlich verwickelten praktischen Anforde rungen an einen Bau für beide Häuser des Landtages doch nur durch immer neue Berathungen bei den betheiligten Dienststellen geklärt und erfüllt werden könnten, das ja durchweg bedeutend geringere Mittel als das Reich für seine Bauten aufzuwenden hat, die Ausführung durch die Staatsbauverwaltung derjenigen durch Privatarchitekten vorzuziehen sei, weil, ganz abgesehen von den Kosten eines Wettbewerbs-Verfahrens, auf diese Weise erfahrungsmäßig billiger gebaut wird.

Es ist nun außerordentlich erfreulich, feststellen zu können, daß dieser Neubau durchaus geeignet sein wird, das weitverbreitete Vorurtheil der künstlerischen Minderwerthigkeit in den Leistungen der Staatsarchitekten gegenüber denen der Privatarchitekten zu widerlegen. Allerdings ist nicht der Versuch gemacht worden, wie beim Reichstagsbau, den Charakter eines Geschäftshauses zu dem eines architektonischen Denkmales zu steigern; das hätten schon die preußischen Finanzen nicht zugelassen. Aber neben einer außerordentlich wohldurchdachten Grundrißbildung ist eine der Bedeutung des Hauses Rechnung tragende würdevolle, ja geradezu monumentale Ausgestaltung des Gebäudes im Innern wie im Aeußern erreicht worden.

Dieses Urtheil dürfte durch die Abbildung auf umstehender Seite, die die in hellem, gelblich-grauem Sandstein aufzuführende und in den Formen einer trefflich abgestimmten Hochrenaissance gehaltene Hauptfront des Abgeordnetenhauses zur Darstellung bringt, bereits volle Bestätigung erfahren.

Nach Vollendung des ganzen bedeutsamen Baues werden wir auf diese umfangreichste Ausführung der preußischen Staatsbauverwaltung in ausführlicher Würdigung zurückkommen müssen. Diesmal sei nur noch die allgemeine Anlage der Baulichkeiten kurz angedeutet:

Während der an der Prinz-Albrecht-Straße belegene Theil des außerordentlich tiefen Grundstückes fast in seiner ganzen Frontlänge von dem Abgeordnetenhause eingenommen wird, soll das Herrenhaus nach der Leipzigerstraße zu errichtet werden. Zwischen beiden Gebäuden bleibt noch hinreichender Raum für entsprechende Gartenanlagen, die durch einen stattlichen zweigeschossigen Verbindungsgang zwischen beiden Gebäuden in zwei Hälften getrennt werden. Dieser Verbindungsgang erweitert sich in seiner Mitte zu einem kleinen Gebäude, das im Obergeschoß einen Berathungssaal für die Minister, im Untergeschoß Räume für die Stenographen enthalten soll, sodaß auf diese Weise bei gleichzeitigem Tagen beider Häuser für die be gehrtesten und geplagtesten Menschen auch am besten gesorgt ist.

Das Herrenhaus reicht nicht bis an die Flucht der geräuschvollen Leipzigerstraße heran; hier wird vielmehr ein stattlicher Ehrenhof - sicher das monumentalste Motiv, das sich für einen werden, dessen Seiten stattliche Gebäude mit Dienstwohnungen Bau innerhalb einer Straßenflucht wählen läßt - angelegt für die Präsidenten beider Häuser einnehmen, während an der Hauptfront vor den Geschäftsräumen des Herrenhauses Säle zu

Die Herausgabe des im Frühjahr 1895 erscheinenden sechsten Jahrbuchs des Scheffel-Bundes" hat Prof. Dr. Albert Kemml in Speier übernommen. Leiter der unter dem Schuße des Erbgroßherzogs Friedrich von Baden stehenden Abtheilung Deutschland des Scheffel-Bundes ist jeßt Prof. Dr. Aug. Ferd. Meyer in Schweßingen, Leiter der unter Gönnerschaft der Grzherzogin Marie waltige Lavine 14 Häuser des Ortes Tuiro. Vier Leichen wurden repräsentativen Festen der Präsidenten in Verbindung mit deren

Valerie von Desterreich stehenden Abtheilung Oesterreich ist nach wie vor der eigentliche Begründer des Scheffel-Bundes, der Dichter Anton Breitner in Mattsee bei Salzburg.

In Luremburg hat sich kürzlich ein Verein für luremburger Geschichte, Literatur und Kunst gebildet, der unter dem Namen Ons Hemecht (Unsere Heimat) ein Organ herausgibt, dessen erste Nummer eben erschienen ist. Der Verein stellt sich die Aufgabe, den Sinn für vaterländische Geschichte, Literatur und Kunst in allen Kreisen zu wecken und zu fördern.

In Christiania wird die Gründung eines norwegischen Volksmuseums geplant, zu welchem Zweck sich dort ein Verein gebildet hat.

In der spanischen Provinz Oviedo zerstörte eine ge=

aufgefunden; außerdem werden mehrere Personen vermißt.

Ueber ein furchtbares Unglück wird aus Neuyork berichtet. Am 15. Januar abends brach zu Butte in Montana Hier befanden sich mehrere Wagen mit Schießpulver. Es erfolg auf dem Lagerraum der Montana-Centraleisenbahn Feuer aus. ten drei Grplosionen, die legte infolge der Entzündung des Spreng pulvers im anstoßenden Lagerhause. Fast sämmtliche Feuerwehrleute und Hülfeleistende wurden getödtet und viele Zuschauer verlezt. Die Zahl der Todten beträgt über 100, ebenso viel die Zahl der Verwundeten. Im ganzen sollen 30 Tonnen Pulver, Nitroglycerin und Dynamit erplodirt sein. Man vermuthet, daß diese unheilvolle Katastrophe durch Brandstiftung herbeigeführt wurde.

Wohnungen angeordnet werden sollen.

Entwurf und Ausführung des ganzen, der Hauptstadt sicher gierungs- und Bauraths Schulze, dem ein Stab von königlichen zur Zierde gereichenden Baues liegt in den Händen des ReRegierungsbaumeistern beigegeben ist. Unter diesen dürfte dem seit Beginn der Projectirungsarbeiten an der bedeutsamen Aufgabe thätigen Hrn. Karl Vohl das größte Verdienst um die ungemein reiche künstlerische Ausgestaltung zufallen.

Hans Schliepmann.

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