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Culturgeschichtliche Nachrichten.

Kirche und Schule.

Das Actionscomité des Evangelisch-Socialen Congresses in Berlin erläßt eine Erklärung, worin es unter anderm heißt: Im Hinblick auf die Angriffe und Misdeutungen, denen in neuster Zeit die Bestrebungen des Congresses ausgesezt gewesen sind, hält es das Actionscomité für geboten, seine Stellung zu den schwebenden Streitfragen nachstehend in klarer und unzweideutiger Weise zum Ausdruck zu bringen. Wir erkennen die auf persönliche und corporative Selbständigkeit wie auf sittlich religiöse, wirthschaftliche und sociale Hebung gerichteten Bestrebungen nicht nur der arbeitenden Klassen, sondern aller ehrlichen Berufsstände grundfäßlich als berechtigt an und erachten ihre vorurtheilsfreie Förderung für eine unverbrüchliche Aufgabe unseres christlichen und nationalen Gemeinwesens. Deshalb erblicken wir auch in der hoffnungsreichen Bewegung der evangelischen Arbeitervereine eine mit allem Eifer zu fördernde Vorarbeit für künftige, dem socialen Frieden dienende Arbeiterorganisationen und erhoffen deren kräftigen Ausbreitung zunächst in den industriellen Gebieten Deutschlands. Dagegen machen wir unerbittlich Front gegen alle Bestrebungen und Parteien, die den gesellschaftlichen Entwickelungsproceß seiner christlichen Grundlage entfleiden und nicht im Rahmen unserer geschichtlich-nationalen Entwickelung auf der Basis unseres volksthümlichen Königthums an der Besserung der gesellschaftlichen Zustände mitarbeiten wollen." Betreffs des von Pfarrer Naumann herausgegebenen Blattes „Die Hülfe“ erklärt das Comité, daß seine Mitglieder von der darin enthaltenen Beurtheilung der socialen Verhältnisse, insbesondere der Socialdemokratie, erheblich abweichen, dessenungeachtet aber nicht gesonnen seien, die geistige Gemeinschaft mit dem Herausgeber und dessen Mitarbeitern aufzuheben.

Die Jahresversammlung der Missionsconferenz in der Provinz Sachsen tagte am 18. und 19. Februar in Halle unter dem Vorsiz des Dr. Warneck. Am 18. sand Gottesdienst in der Marktkirche und eine Abendversammlung statt, in der Dr. Warneck über Das Missionsgebet" sprach. In der Hauptversammlung am 19. Februar hielt Missionsinspector Dr. Zahn aus Bremen einen Vortrag über „Die Muttersprache in der Mission“. Er führte zum Schluß aus, daß die Sprachen aller Völker nicht nur fähig wären, von der Mission benut zu werden, sondern es sei auch nöthig, daß die Mission sich der Muttersprache der Heiden bediene, um sie durch Unterricht und Predigt dahin zu führen, daß sie in ihrer eigenen Sprache zu Gott beten. Kurzsichtige Politik sei es, wenn man bei fremden Völkern an die Stelle ihrer Sprachen die Sprachen der alten Welt seßen wolle; ohne die natürliche Grundlage der Muttersprache werde man nur Halbbildung oder Verbildung erzielen. Am Abend fand noch eine öffentliche Versammlung mit volksthümlichen Missionsvorträgen statt.

Von den Kirchenbehörden der Herzogthümer Koburg und Gotha ist die Herausgabe eines neuen koburg-gothaischen Gesangbuches beschlossen. worden.

Den Vätern vom Heiligen Geist, den katholischen Missionaren in Deutsch-Ostafrika, ist die Genehmigung ertheilt worden, eine Niederlassung zum Zwecke der Ausbildung deutscher Missionare in der Erzdiöcese Köln zu errichten.

Zum apostolischen Vicar in Abessinien wurde statt des bisherigen Vicars Msgr. Crouset der ebenfalls dem Lazaristenorden angehörige, seit 15 Jahren in Abessinien weilende Msgr. Stefan Silvano Jongla ernannt.

Großes Aufsehen erregt in Belgien ein in den katholischen Zeitungen angekündigter Geseßentwurf, wonach die geistlichen Klosterschulen aus dem staatlichen Unterrichtsbudget jährlich eine Bethülfe von 3 Mill. Frs. erhalten sollen. Um dieselbe Summe werden die Ausgaben für die staatlichen, d. h. öffentlichen Schulen gekürzt. Vor den allgemeinen Kammerwahlen war nur von einer Bethülfe von 300 000 Frs. die Rede, aber der Ausfall der Wahlen berechtigte die Regierung zur Verzehnfachung dieser Summe, die eine sehr erhebliche Schädigung des ohnehin nicht glänzenden öffentlichen Volksschulunterrichts in Belgien bedeutet.

Universitätswesen.

Geheimrath Prof. Dr. Ernst Curtius in Berlin wurde am 23. Februar eine Adresse überreicht, die ihm als ein Zeichen der Theilnahme bei seinem kürzlich stattgehabten Unfall Studirende aus allen Facultäten gewidmet haben. Die Adresse trägt gegen 500 Unterschriften.

Der Professor an der juristischen Facultät zu Halle Dr. Rudolf Stammer hat einen Ruf an die Universität Straßburg angenommen. Prof. Dr. Ernst Kühl in Marburg wird den Lehrstuhl für neutestamentliche Eregese an der Universität Königsberg übernehmen. Der Psychiater Privatdocent Dr. Some mer in Würzburg hat die Professur der Psychiatrie und die Stelle des Directors der Psychiatrischen Klinik an der Universität Gießen angenommen. Dr. J. v. Koschembahr-Lyskowski in Breslau folgt einer Berufung als außerordentlicher Professor der juristischen Facultät an die Universität Freiburg i. B. Der außerordent liche Professor für Civilproceß und römisches Recht an der Universität in Wien Ministerialrath Dr. Franz Klein erhielt einen Ruf nach Tübingen als Nachfolger des verstorbenen Professors Dr. Gustav Hartmann.

Eine Vorfeier der studentischen Huldigungsfahrt nach Friedrichsruh fand am 1. März in Berlin im Großen Saal der Brauerei Friedrichshain statt, an der die Studentenschaft der Universität, der Landwirthschaftlichen und der Thierärztlichen Hochschule, der Kunst und der Bergakademie sich betheiligte. Als Gäste waren erschienen das Offiziercorps mit dem Generaloberst Frhr. v. Loë an der Eviße, mehrere Minister, voran der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, Profefforen der genannten Hochschulen unter Führung des Rectors Prof. Dr. Pfleiderer. Das Hoch auf den Kaiser brachte cand. jur. Michael, das auf den Fürsten Bismarck stud. Bäcker aus. An den Monarchen wie an den Altreichskanzler wurden Telegramme abgesandt. Große Begeisterung erweckte die Rede des Fürsten Hohenlohe. Er feierte Bismarck als den Mann, in dem er nicht allein den größten Staatsmann des Jahrhunderts, die schaffende Kraft unserer Einheit, sondern auch seinen Freund verehre. Den Studirenden sagte der Fürst: „Bewahren Sie den patriotischen Geist, der bei den Studirenden traditionell ist. Bewahren Sie die Treue zu Kaiser und Reich. Bewahren Sie den frohen, muthigen Sinn der Jugend, und halten Sie fest an der idealen Weltauffassung!" Sein Toast galt der akademischen Jugend. Auch Prof. Pfleiderer und Generaloberst v. Loë hielten eindrucksvolle Ansprachen.

In Bonn ist an der Universität durch einen Ministerialerlaß infolge des Bundesrathsbeschlusses vom 22. Februar 1894 eine Commission für die Vorprüfung der Nahrungsmittel chemiker errichtet worden. Den Prüfungsvorschriften ist zu entnehmen, daß in jedem Studienhalbjahr Prüfungen stattfinden. Die Prüfung kann nur bei der Prüfungscommission derjenigen Lehranstalt abgelegt werden, bei der der Studirende eingeschrieben ist oder zuleßt eingeschrieben war. Sie kann nach Beginn der legten sechs Wochen des sechsten Studienhalbjahrs stattfinden. Die Brüfung erstreckt sich auf unorganische, organische und analytische Chemie, Botanik und Phyuk. Bei der Prüfung in der unorganiz schen Chemie ist auch die Mineralogie zu berücksichtigen.

- In der Aula der Universität zu München wurden vor einigen Tagen unter dem Vorsiz des Geheimraths v. Pettenfofer vor einem vorwiegend aus Studenten bestehenden Publikum von Obermedicinalrath Bollinger, Prof. Hans Buchner, Prof.

Haushofer u. a. die Schäden des Alkohol-, im besondern aber des übermäßigen Biergenusses klar und überzeugend hervorgehoben.

-In Berlin fand am 23. Februar der Commers alter Corpsstudenten in dem mit den Wappen und Fahnen der sämmtlichen Gorps des Kösener S. C. geschmückten Saale der Philharmonie statt. Nicht weniger als 833 alte und junge Corpsstudenten hatten sich an den langen Kneiptafeln zusammengefunden. Das Universitätsreiben ergab die Anwesenheit der Corps von 20 deutschen Universitäten. Die alten Corpsstudenten der technischen Hochschulen, der zum Weinheimer S. C. vereinigten Corps, waren an demselben Abend im Großen Saale des Architektenhauses zum Commers versammelt.

Die am 20. Februar in St. Petersburg stattgehabten Studentenausschreitungen, die erst als ein unbedeutender Unfug berauschter Studenten dargestellt worden waren, haben nach einer Mittheilung im Regierungsboten" denn doch einen viel grös Bern Umfang gehabt, als anfänglich zugegeben wurde. An dem genannten Tage war der Jahresactus der Universität vor sich gegangen, und am Abend nahmen in üblicher Weise ehemalige und jeßige Studenten an kameradschaftlichen Essen in verschiedenen Wirthschaften theil. Nach deren Beendigung hat ein Theil der jungen Leute auf den Straßen und in einer Reihe von Lokalen die Ordnung in sehr erheblichem Maße gestört. Starke Studentenscharen drangen gewaltsam in Vergnügungslokale und Theater ein, welchen Ruhestörungen die Polizei, die Hauswächter und auch das Publikum selbst entgegentreten mußten. Auf verschiedenen Straßen kam es zum Handgemenge, wodurch Verwundungen veranlaßt wor den sind. Besonders arge Zusammenstöße ereigneten sich an der Michael-Manège und beim Restaurant Palkin. Hier entstand eine allgemeine Prügelei, bei der auch viele zufällig anwesende Personen schlecht wegkamen. Diese Ausschreitungen haben sich seitdem wiederholt. Vom Rector verlangten die Studenten, er möge beim Justizminister dafür eintreten, daß die Polizisten und Dworniks, die die Studenten geschlagen und verlegt haben, bestraft würden. Seinen Vorschlag, er wolle beim Stadthauptmann Wahl vorstellig werden, wiesen sie zurück. Die Studenten wollen nun selbst eine Deputation zum Justizminister entsenden.

- An der sibirischen Universität Tomsk wird jezt auch eine juristische Facultät eingerichtet. Der Besuch der Universität nimmt dauernd zu.

Die Gründung einer Hebräischen Universität in Jerusalem ist von jüdischen Kreisen in England und Nußland ernsthaft angeregt worden. Bei der Alliance israelite universelle sollen bereits ansehnliche Beträge für diesen Zweck hinterlegt wor den sein, dem auch der heidelberger Verein Ahabat Zion sein Vermögen zuwenden will.

Gesundheitspflege.

Im Obersten Sanitätsrath zu Wien stellte der Sanitätsreferent Dr. Kusy fest, daß die Cholera in ganz Desterreich erloschen ist. In Konstantinopel wurden vom 6. bis 10. Februar 45 Erkrankungen und 27 Todesfälle, in Adalia vom 27. Januar bis 4. Februar 19 Erkrankungen und 11 Todesfälle an Cholera angezeigt. Aus Buenos Aires wird vom 27. Februar gemeldet, daß in Rosario 17 Personen an Cholera erkrankt und 9 hiervon gestorben waren, in Santa Fé waren 9 Erkrankungen und 5 Todesfälle vorgekommen.

In Wiesbaden feierte am 1. März der Curdirector Hr. Ferdinand Hey'l sein 25jähriges Jubiläum als Leiter der Gurgeschäfte der Stadt. Mit ihm begingen ihr Dienstjubiläum die Herren Schupp, Hauptkassirer der Curverwaltung, und Schmidt, Tageskassirer der Curverwaltung.

In Nizza traf am 24. Februar der Prinz von Wales ein, um dem Faschingstreiben zuzusehen. Die erste Confettischlacht war sehr lebhaft verlaufen; schon nach der ersten Stunde sah man vor Gipsstaubwolten die Masken nicht mehr. In den Hauptstraßen herrschte eine förmliche Völkerwanderung. Infolge des anhaltenden Regens mußten die Blumenschlacht und das Conschoben werden. Der Fremdenzuzug an den Carnevalstagen wird fettiwerfen vom Faschingdienstag auf Sonnabend den 2. März verauf mehr als 150000 geschäßt.

In Meran sind neuerdings die Curmittel durch Einführung von kohlensauren Bädern in der Inhalationsanstalt, vermehrt und auf vielseitigen Wunsch auch mehrere Apparate für Zimmergymnastik aufgestellt worden. Meran leidet, wie in Immerhin können sich die Gurgäste täglich im Freien bewegen und diesem Jahre alle südlichen Gurorte, unter dem strengen Winter.

an dem Concert der Gurkapelle erfreuen.

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An der Hebung des Curortes Cirkvenica wird seit geraumer Zeit rüstig gearbeitet. Dank der Förderung, die der Protector von Cirkvenica, Erzherzog Joseph, dem Gurort angedeihen läßt, sowie dank den landschaftlichen und klimatischen Vorzügen des Ortes ist es sicher, daß diesem Seebad eine Zukunft blüht. Nun ist durch die Bildung eines Comités zur Gründung eines Verschönerungsvereins ein weiterer Schritt für den Aufschwung Cirkvenicas geschehen. Der zu gründende Verein soll für die Bepflanzung des Terrains mit erotischen Gewächsen, Herstellung von Wandelbahnen, schattigen Alleen u. s. w. sorgen.

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Das Hochplateau des Gnadenwaldes bei der Salinenstadt Hall in Tirol soll, wie die wiener,,Hygiea“ berichtet, in die Reihe der Curvläße Tirols treten. St. Martin im Gnadenwalde ist 850 Mtr. über dem Meere gelegen, nach Norden durch einen Gebirgsstock geschüßt und gewährt nach Süden den Ausblick in das Hochgebirgspanorama. Es liegt inmitten eines alten theilweise die Eröffnung einer Guranstalt in Aussicht. Deren GinNadelwaldes. Schon für den nächsten Sommer ist wenigstens richtungen mit allen modernen Gurmitteln einschließlich Inhalatorium, Bäder, Wandelbahn u. s. w. werden neben dem Vorhandensein natürlichen Moores und von Soole alles bieten, was in einem Sanatorium beansprucht werden kann. Die ärztliche Leitung des neuen Unternehmens hat Dr. v. Kaan jun. übernommen. Die Gründung eines Wintercurortes nach dem Vorbilde von Davos steht in Nordtirol bevor. Der von einem Consortium am Ausgang des haller Salzberges gekaufte, lediglich zur Erbauung eines Soolbades bestimmte Grundcompler ist an den Besizer des Hotels Tirolerhof in Innsbruck, C. Landsee, übergegangen. Nun besteht der Plan, eine große Anstalt nicht nur zur Ausnutzung der haller Soole zu Heilzwecken, sondern auch als Wintercurort zu errichten. Gegen 650 Mtr. hoch gelegen, in reiner Luft und den ganzen Winter in nebelfreier, sonniger Lage, mit breiter Straße zum Bahnhof und bis zum Salzberg hinauf, ist die Lage des Plates hierzu sehr geeignet.

Naturkunde und Reisen.

Der organisirende Ausschuß des 6. Internationa len Geogravhencongresses in London ladet alle Mitglieder geographischer Gesellschaften und alle diejenigen, denen die Förderung geographischer Wissenschaft am Herzen liegt, ein, sich an dem vom 26. Juli bis 3. August tagenden Gengreß zu betheiligen. Das Centralbureau des Congresses befindet sich im Gebäude der Royal Geographical Society, 1 Savile Row, Burlington Gardens, London W. Ein allgemeines Congreßprogramm mit Angaben über die endgültigen Vorkehrungen für Abhaltung des Congresses wird spätestens einen Monat vor Eröffnung des Congresses allen Mit gliedern zugeschickt werden. Folgende geographische Einzelwissenschaften sollen in den Bereich der Berathungen gezogen werden: mathematische Geographie, physikalische Geographie, Kartographie, Forschungsreisen, beschreibende Geographie, Geschichte der Geographie, angewandte Geographie (zugleich Anthropogeographie) und der geographische Unterricht. Mittheilungen an den Congreßausschuß dürfen in deutscher, englischer, französischer oder italienischer Sprache

abgefaßt sein. Die mit dem Gongreß zu verbindende Ausstellung soll umfassen: Meßwerkzeuge; Land- und Seekarten; Globen, Reliefkarten, Modelle und andere besondere Hülfsmittel für den geographischen Unterricht; Photographien und Bilder; Ausrüstung für Reisende; historische Gegenstände, als Bildnisse von Reisenden, Reliquien von Entdeckungsreisen u. s. w.; Veröffentlichungen, endlich Sammelausstellungen aller dieser angegebenen Gegenstände. - Dem berliner Museum für Naturkunde ist eine von Dr. Stuhlmann in Ostafrika zusammengebrachte Sammlung zoologischer sowie eine Anzahl mineralogischer und paläontologi scher Gegenstände zugegangen. Die Sendung enthielt: 27 Säugethierfelle mit Schädeln, 10 Säugethiere in Alkohol, 7 SäugethierEmbryonen, einen Säugethierzahn, einen Säugethierschädel, 105 Vogelbälge, 50 Reptilien und Amphibien, 78 Seessche, 40 Süßwasserfische, 50 Orthopteren, eine Hemiptere, 6 Schmetterlings raupen, 11 Gläser mit Spinnenthieren, 5 Gläser mit Tausendfüßlern, eine Ameise, 3 Landkrabben, 21 Seekrebse u. s. w. Ferner waren in der Sendung 34 Stücke theils Versteinerungen, theils Kalksteine enthalten. Unter den Säugethieren befindet sich eine schon von Sansibar bekannte, aber in der berliner Sammlung bisher nicht vertretene Fledermaus, Herivula africana, die nun auch auf dem afrikanischen Festland nachgewiesen ist. Die Reptilien haben namentlich bedeutenden Werth als Vergleichsmaterial.

Am Boden des Kaspischen Meeres hat sich ein Vulkan erhoben, dessen Givfel den Seespiegel nicht erreicht, wie N. Wenokow der Geographischen Gesellschaft in Paris mittheilte. Der Ort des Vulkans ist in 38° 13,5' nördl. Br. und 52° 37' östl. L., etwa 45 Kilomtr. vom nächsten Küstenpunkt entfernt. Die Krateröffnung soll nur 6 Mtr. im Durchmesser haben, dabei fällt der Givfel des Vulkans nur sehr allmählich gegen den Meeres: boden hin ab; erst in 1800 Mtr. Entfernung sind die Abhänge steiler. Der Vulkan warf zu der Zeit der Beobachtung gewaltige Mengen von Schlamm aus.

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Militär und Marine.

Der Deutsche Kaiser hat bestimmt, daß die beson dere Ernennung zum etatsmäßigen Secondelieutenant und dem: entsprechend die Beförderung zum außeretatsmäßigen Secondelieute nant beim Ingenieur- und Pionniercorps fortfällt. Das Ausrücken Secondelieutenantsgehalt von 1188 M erfolgt fünftig lediglich nach Maßgabe des Dienstalters innerhalb der Waffe. - Weiterhin wurde verfügt, daß die etatsmäßigen Spielleute der Infanterie, wie bisher, aus Mannschaften von nicht geringerer als einjähriger Dienstzeit mit der Waffe zu entnehmen sind, desgleichen diejenigen der Eisenbahntruppen. Diejenigen Mannschaften, die nach Ent lassung der Reserven etatsmäßige Spielleute werden sollen, find jedoch schon im Laufe des ersten Dienstjahres neben der vollen Ausbildung mit der Waffe zu ihrer demnächstigen Verwendung vorzubilden. Bei den Eisenbahntruppen können bei jedem Bataillon neun Reservespielleute ausgebildet werden, jede Traincompagnie darf einen Hülfstromveter einstellen. - Ferner ist bestimmt worden, daß für die Unteroffizierchargen der Garde-Grenadierregimenter goldene gemusterte Tressen sowie für die Hoboisten und Spielleute dieser Regimenter Fransen an den Schwalbennestern nach den für die Garderegimenter zu Fuß geltenden Proben eingeführt werden. Bei der Infanterie schießschule in Spandau Ruhleben werden in diesem Jahre zwei Informationscurse für je berstlieutenants und Majors der Fußtruppen ausschließlich Fußartillerie, ein Informationscursus für 36 Escadronschefs sowie ein Informationscursus für 30 Regimentscommandeure und im Range gleichstehende Stabsoffiziere der Fußtruppen ausschließlich Fußartillerie abgehalten werden. An Lehreursen finden im Jahre 1895 bei der Infanterieschießschule vier statt; zu jedem find 60 Hauptleute und 30 Lieutenants der Fußtruppen (ausschließlich Fußartillerie) zu commandiren. Unteroffizier Uebungscurse werden in diesem Jahre in Spandau-Ruhleben und auf den Truppenübungspläßen Arys und Hagenau mit insgesammt 420 Unteroffizieren der Infanterie und 120 Unteroffizieren der Cavalerie abgehalten werden.

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Der Plan für die Uebungen der deutschen Flotte enthält folgende Bestimmungen: Im März halten die einzelnen Schiffe des Manövergeschwaders Uebungsfahrten ab, im April ma növriren sie flottenweise, im Mai unternehmen sie in Divisions verbänden größere Fahrten in Ostsee und Nordsee. Während der Sommermonate werden in Kiel und Wilhelmshafen Panzer-Reservedivisionen gebildet. Die Cadetten- und Schiffsjungen-Schulschiffe werden im März von ihren Auslandsreisen zurückerwartet, um im Frühjahr Föhrde-Uebungen auszuführen und vom Mai bis Juni kleinere Reisen nach dem Auslande oder in die deutschen Ostsees und Nordseehäfen zu unternehmen. Die Schiffe der verschiedenen Divisionen werden im Auguft sich in Kiel zur Herbst- Uebungsflotte vereinigen, um im September nach dem Kaisermanöver zwischem dem Garde und dem 2. Armeecorps eine Flottenparade in den swinemünder Gewässern vor dem Kaiser abzuhalten. Ende September folgen noch Manöver in der kieler Außenföhrde.

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- In Frankfurt a. D. hat die Reminiscere Messe für Tuchwaaren keinen besonders günstigen Verlauf genommen. Die Zufuhren waren im allgemeinen mäßige, ebenso waren die Käufer nur in verhältnißmäßig geringer Zahl erschienen. Ueber die Preise klagten die Verkäufer noch immer sehr, obgleich das Rohmaterial in lezter Zeit fester im Preise geworden ist.

- Die vom Bunde der Landwirthe eingesezte Zuckersteuercommission war am 26. Februar in Berlin versammelt zur Berathung über den Antrag Paasche auf Reform der Zuckersteuer. Es wurden mehrere Resolutionen zu Gunsten dieses Antrags angenommen. Nach lezterem soll die Zuckersteuer 24 M für 100 Kilogr. betragen; neben der Verbrauchsabgabe soll eine be fondere Betriebsabgabe erhoben werden, wovon Betriebe mit unter 20000 Doppelctr. Zucker frei bleiben, über 20 000 aber eine um je 0,10 M für 100 Kilogr. steigende Abgabe zahlen. Für festen und flüssigen Zucker beträgt der Eingangszoll 42 M. Die Zuckerprämien sollen für Klasse A 4 M, Klasse B 4,25 M, Klasse C 4,60 M be tragen. Prämienfonds sollen durch Erhöhung der Verbrauchs abgabe und der Betriebssteuer sowie durch die 10 Mill. der bisherigen Verbrauchssteuer gebildet werden. Die Ausfuhrzuschüsse und die Betriebsabgabe find zu ermäßigen, sobald die concurrirenden Länder sie herabseßen.

- Die Hauptversammlung des Vereins deutscher Maschinenbauanstalten wurde am 18. Februar in Berlin abge: halten. Ingenieur Schrödter erstattete den Geschäftsbericht, der die Thätigkeit des Vereins, die Aus- und Einfuhr der Maschinen, die Handelsverträge, die Unfallgesegnovellen u. a. m. erörterte. Landtagsabgeordneter Dr. Beumer machte Mittheilungen über den neuen, dem Abgeordnetenhause zugegangenen Stempelsteuer Gesezent wurf. Ueber die Ausfuhrabtheilung berichteten Ingenieur Schrödter und Fabrikant Sehmer aus St. Johann und über den Gesezentwurf, betreffend den unlautern Wettbewerb, Landtagsabgeordne ter Dr. Beumer und Director Majert aus Siegen. Zum Schluß erörterte Patentanwalt Gronert die Ausführungsbestimmungen zum Patentgeset, namentlich im Verhältniß zur Patentgeseßgebung anderer Länder.

Die erste Tuch fabrik in Transvaal soll in Volksrust, hart an der Freistaat- und Natal-Grenze errichtet werden, und zwar vorwiegend mit deutschem Kapital; 24 deutsche Arbeiter

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Die Papier- und Schreibwaaren - Meßausstellung des Mitteldeutschen Papiervereins im Kaufmännischen Vereins hause zu Leipzig fand in den Tagen vom 5. bis 7. März statt. Ueber 100 Aussteller betheiligten sich daran. An werthvollen Neuheiten fehlte es auch diesmal nicht, weder auf maschinellem Gebiete noch auf dem der Herstellung von Papier, Papier- und Schreibwaaren und verwandter Erzeugnisse.

Das Comite für die im Sommer in Lübeck stattfindende Deutsch-Nordische Handels- und Industrieausstellung wird dem zur Veröffentlichung gelangenden Ausstellungskatalog besondere Aufmerksamkeit schenken. Der Firma Rudolf Mosse in Berlin wurde der Verlag des officiellen Ausstellungskatalogs und das ausschließliche Recht zur Annahme von Annoncen für diesen übertragen. Dieser Katalog, der in mindestens 12000 Exemplaren erscheinen soll, wird zunächst eine orientirende Einleitung, dann einen Führer durch die Ausstellung mit Plan sowie einen Rundgang durch die Sehenswürdigkeiten Lübecks u. s. w. enthalten.

Eine allgemeine Ausstellung aller conservirten Nahrungsstoffe, die man überhaupt Conserven nennt, soll zu Ende des Monats April in Brüssel auf dem Magdalenenmarkt eröffnet werden. Das Programm dieser Ausstellung ist von Leo Philippart in Brüssel, Nue Jules van Praet 9 (Börse), zu erhalten.

- Eine Internationale Ausstellung für Industrie und Kunst wird im Jahre 1896 auch in Merico stattfinden. Es ist die erste derartige Unternehmung im Reiche der alten Azteken. Die Ausstellung wird durch die Centralregierung unterstüßt werden. Da die Ausstellung hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten beschickt werden wird, so hat sich in San Francisco ein Specialcomité mit einem Kapital von 1 Mill. Doll. hierfür gebildet.

Ueber die 1893/94 in San Francisco, Californien, abgehaltene Mittwinter-Ausstellung ist jezt der Finanzausweis veröffentlicht worden. Die Einnahmen betrugen 861 103 Doll., was mit der durch dortige Bürger gezeichneten Summe von 399 109 Doll. eine Gesammteinnahme von 1260212 Doll. ergibt. Dem steht eine Gesammtausgabe von 1193 260 Doll. gegenüber. Mit Einrechnung verschiedener nachträglich geleisteter Zahlungen, schwebender Verbindlichkeiten und der Beträge, die auf die Museen verwendet worden sind, bleibt ein Reinüberschuß von 32464 Doll.

Verkehrswesen.

Der Vertrag über die Erbauung einer elektrischen Straßenbahn in Leipzig ist am 28. Februar seitens des Rathes der Stadt und des Concessionärs unterzeichnet worden. In Berlin ist ein Syndikat gebildet worden zur Uebernahme des für den Bau benöthigten Kapitales.

Die preußische Regierung hat zwei PrivatEisenbahngesellschaften für die Abtretung ihrer Unternehmungen an den Staat Anerbietungen gemacht, und zwar der Werra-Eisenbahugesellschaft und der Saale-Eisenbahngesellschaft. Verwaltung und Betrieb beider Unternehmungen sollen bereits vom 1. Januar d. J. ab für Rechnung des preußischen Staats geführt werden. Der Reichsanzeiger" vom 13. Februar veröffent lichte die Concessionsurkunde, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Neuenhaus nach Bentheim, für Rechnung des Kreises Grafschaft Bentheim.

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Zur endgültigen Erledigung der sämmtlichen technischen Fragen des Baues des Simplontunnels traten am 25. Februar in Mailand die von der Schweiz und von Italien er: nannten Vertreter zusammen. Es wurden mehrere Beschlüsse ge= faßt über den Bau einer großen Galerie und die Anschlußlinie zwischen dem Paß von Tella und Domodossala, über die prin cipiellen Grundsäße einer Concession vom administrativen und militärischen Standpunkt, endlich über die Tariffrage und die Vertretung der italienischen Interessen. Ueber die Bestimmungen, betreffend den Betrieb, Zoll und die Tarife, erzielte man eine Einigung. Das Protokoll über die Beschlüsse wurde am 28. Fe bruar unterzeichnet.

Ein Abkommen über die Vorarbeiten für den Bau einer Eisenbahn von einem der Häfen des deutsch-ostafrikanischen Schußgebietes nach dem Victoria Nyansa und Tanganyika ist zwischen der Colonialabtheilung des Auswärtigen Amtes, einer Bankiergruppe und dem Ausschuß der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft getroffen worden. Die Vereinbarung erstreckt sich zunächst auf die Vornahme der Terrainbesichtigungen und einleitenden Tracirungsarbeiten, um Unterlagen für die Wahl der Linie und die ungefähren Kosten dieser über 1000 Kilomtr. langen Bahnstrecke zu gewinnen.

Für die Herstellung eines Kabels zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und den Sandwichinseln hat der Congreß zu Washington eine erste Nate von 500000 Doll. bewilligt.

Landwirthschaft.

In Berlin hielt am 19. Februar auch der Verein zur Förderung der Moorcultur im Deutschen Reiche seine Generalversammlung ab. Er zählt jest 671 Mitglieder. Als erfreuliche Thatsache wurde berichtet, daß in Baiern eine Landes-Moorculturcommission errichtet worden ist und ein Moorculturtechniker angestellt wurde. Im Geschäftsberichte wird lebhaft bedauert, daß in zahlreichen Kreisen die Erkenntniß des großen Werthes der Torfstreu, insbesondere für die Pferdehaltung, noch lange nicht ge= nügend Play gegriffen hat; um so erfreulicher sei es, daß bei der diesjährigen Berathung des landwirthschaftlichen Etats im preußischen Abgeordnetenhause von der obersten Forstbehörde die Bedentung der Torfstreu ausdrücklich hervorgehoben wurde. Auf der Tagesordnung stand die Frage: „Empfiehlt es sich bei den jebigen Preisen der landwirthschaftlichen Producte überhaupt noch), mit intensiver Moorcultur vorzugehen?" Das Ergebniß der hierüber stattgehabten Besprechungen wie auch des Meinungsaustausches über neuere Erfahrungen in der Moorcultur läßt sich kurz dahin zusammenfassen: Die Neueinrichtung von intensiven Moorculturen ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht rathsam. Selbst in Musterbetrieben, wie die des Amtsraths Rimpau in Kuurau find, hat man in der lebten Zeit nur dann noch Reinerträge er zielt, wenn die Ernte sich mindestens über den Durchschnitt der lebten fünf Jahre erhob. Kleinere Anlagen können ja unter be sondern Umständen rentiren. Im allgemeinen empfiehlt es sich aber, die Moorflächen vorläufig nur als Wiese und Weide auszunußen.

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Altersversorgung, Errichtung von Krankenkassen für die Hülfsarbeiter u. s. w. An den Centralausschuß des Gärtnerverbandes sollen Ortsgruppen angereiht werden, als deren Grundlage die be stehenden Genossenschaften oder Gartenbauvereine zu dienen hätten.

Kunst und Kunstgewerbe.

- Zur Gewinnung von Bauplänen für die 1897 in Leipzig stattfindende Sächsisch Thüringische Industrie- und GewerbeAusstellung eröffnet der geschäftsführende Ausschuß einen Wettbewerb für in Leipzig anfässige Architekten. Die Einsendung der Entwürfe wird bis 31. Mai gefordert; für die drei besten Arbeiten sind Preise von 7500, 4000 und 2000 M ausgeseßt. Der Jury ge hören unter andern an Wallot in Dresden, G. Seidl in München und Licht in Leipzig.

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In Berlin wird gegenwärtig die alte, aus dem Jahre 1724 stammende Oberbaumbrücke, die längste der Stadt, durch einen Neubau von origineller Anlage erseßt, der an die mittelalterlichen Brückenthore erinnern wird. Um die elektrische Hochbahn aufzunehmen, wird die Brücke in ihrer stromaufwärts gelegenen Langfeite in einer Höhe von 4,5 Mtr. überwölbt; in die damit entstehende Architektur des Oberbaues werden sich als Einfassungen des mittlern Brückenjochs zwei hohe burgartige Thürme einfügen, denen je zwei kleinere als Abschlüsse der Uferglieder entsprechen sollen. Als Material findet im wesentlichen Granit Verwendung.

Vom preußischen Cultusministerium sind jet die Bedingungen für den vom Kaiser ausgeschriebenen Wettbewerb zur Ergänzung der Marmorfigur der tanzenden Mänade (Abbildung H.,,Illustr. 3tg.“ Nr. 2695) festgestellt. Zur Theilnahme sind alle dem Deutschen Reiche angehörigen Bildhauer berechtigt. An die jenigen, die sich bei der Generalverwaltung der königl. Museen innerhalb acht Wochen melden, wird ein Abguß zum Preise von 30 M abgegeben. Die Einlieferung des ergänzten Gipsabgusses hat bis 31. December zu erfolgen. Die Zuerkennung des Preises von 2000 M erfolgt durch den Kaiser am 27. Januar 1896.

Für die Mitglieder des berliner Architektenvereins ist der Entwurf zu einem Denkmal des frühern Directors der Wasserwerke Henry Gill zur Concurrenz gestellt. Das Denkmal, für das 6000 M verfügbar sind, soll zwischen den Maschinenhäusern der Müggelsee-Wasserwerke seinen Play finden und aus einer doppeltlebensgrößen Büste auf einem Sockel mit fließendem Wasser bestehen. Der Preis für die beste Lösung beträgt 250 M.

Die seit einigen Jahren schwebenden Untersuchungen über den Zustand des plastischen Schmucks des heidelberger Schlosses haben schließlich doch davon überzeugt, daß nur wenige Figuren zu noch längerer Belassung an Ort und Stelle geeignet sind, während bei der überwiegenden Mehrzahl der gegen wärtige Zustand der Verwitterung ihre Entfernung fordert. Es werden nun zunächst die bereits in Stein nachgebildeten acht Figuren an die Stelle der Originale treten, die leztern aber in der Schloßkapelle des Friedrichsbaus ihren Plaß finden, und in gleicher Weise wird fortschreitend mit dem übrigen Bildwerk verfahren

werden.

Für ein Kriegerdenkmal zu Mülheim a. Nh., dessen Grundstein man am nächsten Sedantage zu legen gedenkt, hat der dortige Fabrikbesizer Ludwig Noell aus Anlaß seines Geschäftsjubiläums den Betrag von 10000 M gespendet.

Unter den zahlreichen Bildwerken, die anlä ßlich des 80. Geburtstages des Alt-Reichskanzlers erscheinen, befindet sich von der Hand des jüngern Donndorf (Karl) eine Statuette von eigenartiger Auffassung. Der Künstler stellt den Fürsten auf einer Steinbank im Park von Friedrichsruh sißend dar. Mechanisch gräbt die Nechte mit dem Stock Zeichen in den Sand. Durch die vorgebeugte Haltung des Oberkörpers kommt die mächtige Wölbung des Kopfes vortrefflich zur Anschauung. Die von tiefem Sinnen gefurchte Stirn und der Gesichtsausdruck sagen uns, daß auch jezt nur der Körper des großen Mannes ruht, während der Geist thätig ist. Die 46 Cmtr. hohe Statuette ist gegenwärtig im Leipziger Kunstverein ausgestellt. Gipsabgüsse sind durch die Kunsthandlung von Karl B. Lord (C. Dehlmann) in Leipzig zu be ziehen.

Das Andenken H. v. Bülow's hat der Herzog von Sachsen-Meiningen durch Aufstellung einer von dem Bildhauer Berwald zu Schwerin modellirten Büste im meininger Hoftheater geehrt.

Dem vor 22 Jahren verstorbenen Dichter Wolfgang Müller von Königswinter, einem der vornehmsten rheinischen Poeten, soll in seiner Vaterstadt Königswinter ein Denkmal ge= sezt werden. Es hat sich zu diesem Zweck ein Comité gebildet, das sich jest in einem Aufruf an alle Deutschen, insbesondere an alle Freunde der vaterländischen Literatur und der deutschen Sache um Beiträge wendet. Diese Spenden sind entweder an die Comité mitglieder (J. Diez, Verleger des Kölner Tageblattes", A. NevenDu Mont, Verleger der „Kölnischen Zeitung", Theaterdirector J. Hofmann, Geh. Oberjustizrath Hamm in Köln, Ludwig Salomon und Ernst Scherenberg in Elberfeld, Bürgermeister Kreiz in Königs winter u. f. w.) oder an die Bankhäuser Sal. Oppenheim jun. u. Co. und J. H. Stein in Köln einzusenden.

Von den Kunstwerken, die aus dem der Akademie zugefallenen Antheil an dem Ueberschuß von Ausstellungseinnahmen auf der vorjährigen berliner Kunstausstellung für öffentliche Zwecke angekauft wurden, sind jezt der Nationalgalerie die Terracottabüste ,,Maria" von Ed. Beyrer und das Gouachebild Im Wartesaal des münchener Bahnhofs" von René Reinicke, der Kunsthalle zu Kiel Bokelmann's Porträt Klaus Groth's und Kallmorgen's Landschaft „Zur Erntezeit“, der Ruhmeshalle zu Görliß Eich städt's Blücher in Genappe", dem Museum zu Krefeld Röchling's ,,Ausfall im 15. Jahrhundert, der Kunsthalle zu Düsseldorf Conring's Stillvergnügt und dem Städtischen Museum zu Magdeburg Dall' Deca Bianca's ,,Zur ersten Messe“ überwiesen worden.

Im Museum des Louvre hat die Galerie der ältern italienischen Meister jezt eine durchgreifende Neuaufstellung erfahren, die nunmehr die hervorragenden Arbeiten der Cimabue, Giotto, Fra Angelico, Mantegna, Carpaccio, Bellini zu gebührender Geltung bringt.

Munkacsy arbeitet gegenwärtig in Paris an zwei neuen großen Gemälden, die in den Vorwürfen sich an frühere Hauptwerke des Künstlers anreihen. Das eine behandelt einen Ausstand von Arbeitern, die sich in aufgeregten Gruppen um einen redenden Agitator scharen, das andere seßt die Reihe der Christusbilder mit einer Verspottung Christi" fort, die sich in figurenreicher Composition auf einem von Galerien umschlossenen, von der Volksmenge erfüllten Hofe abspielt.

Zu Frankfurt a. M. ist in Prestel's Kunstsalon gegenwärtig eine Ausstellung der Arbeiten Peter Becker's, im Kunstverein eine solche von Bildern moderner italienischer Meister eröffnet worden, an die sich Gemälde von Phil. Franck, Kurt Her mann, Wenglein u. a. anschließen. In der Werkstatt von Knodt im benachbarten Bockenheim fesseln daneben die der Vollendung entgegengehenden, nach den Modellen von Friß Hausmann in Kupfer getriebenen Gruppen für den Neubau des frankfurter Postgebäudes, die zu den ansehnlichsten Erzeugnissen dieser Technik zäh len, da die fizenden Gestalten der Elektricität“ und des „Verkehrs" die Höhe von 6 Mtr. erreichen.

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In Hannover wurde am 24. Januar die 63. Ausstellung des dortigen Kunstvereins mit einer Reihe von rund 300 Arbeiten eröffnet. Von etwa 800 angemeldeten Werken sind 300 abgelehnt, die übrigen für spätere Vorführung zurückgestellt worden.

Von der Gesellschaft Libre Esthétique in Brüssel ist in den Sälen des Neuen Museums eine Internationale i

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Kunstausstellung veranstaltet worden, die 655 Werke moderner Richtungen umfaßt und neben manchen Grtravaganzen ausgezeich nete Leistungen von Léon Frédéric, Khnopff, L. v. Hofmann, Stre mel, Watts, Baertson, Claus u. s. w., Sculpturen von Meunier, Vanderstappen a. a., Radirungen von Klinger und Lepère sowie endlich noch eine große Anzahl von Arbeiten der angewandten Künste in Metall, Glas, Steingut, Leder u. s. w. vereinigt.

-Ein neues Porträt des Fürsten Bismarck, nach einem Gemälde F. v. Lenbach's radirt von Prof. W. Hecht, er scheint demnächst in J. Aumüller's Kunstverlag zu München. Bildgröße 65 zu 47 Cmtr.

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Die erste Aufführung von Bruno Wagener's Trauerspiel Ums Recht" fand am 27. Februar im elberfelder Stadttheater mit entschiedenem Erfolge statt.

Im münchener Theater am Gärtnerplay fand am 27. Februar das dreiactige Schauspiel „Das Urtheil der Welt“ von Fedor v. Zobeltig eine günstige Aufnahme.

Ibsen's Klein Eyolf“ ist am 27. Februar im wiener Burgtheater, mit Mitterwurzer und Adele Sandrock in den Hauptrollen, gegeben worden, hat aber die Wiener nur mäßig Im angesprochen. Das Stück errang einen Achtungserfolg. Manzoni Theater zu Mailand wurde es am 23. Februar auf Am geführt und hatte hier ebenfalls einen Achtungserfolg.

2. März ging das Stück ferner über die Bühne des leipziger Stadttheaters, wo es eine beifällige Aufnahme fand.

-Im dortmunder Stadttheater gelangte Rangabe's fünfactiges Trauerspiel Die Herzogin von Athen" mit durch= schlagendem Erfolg zur Aufführung.

Im pariser Ambigu-Theater wird jezt ein neues Stück von Courteline,,Le gaietés de l'escadron" gegeben, das lediglich eine Folge von acht Bildern aus dem Militärleben ist, von denen einige guten Humor zur Schau tragen und Anklang beim Publikum finden. Gleichzeitig wird dort eine patriotische Pantomime,,Pour le drapeau" von Henri Amic aufgeführt, zu der Pugno die Musik geschrieben hat. Es ist dies eine tragische Episode aus dem Kriege in der Vendée.

Die Komische Oper in Paris gab kürzlich „Ninon de Lenclos", lyrische Episode in vier Acten und fünf Bildern von Edmond Missa, Tert von André Lénéka und Arthur Bernède. Der Erfolg der Neuigkeit war kein glücklicher.

Eugen d'Albert's musikalisches Märchen, Der Rubin", das schon in Karlsruhe und Bremen unter lebhaftem Beifall in Scene ging, hat nun auch bei der am 24. Februar im Hoftheater zu Weimar stattgehabten ersten Aufführung einen ganzen Erfolg davongetragen. Der Tert wird als dramatisch wirksam, die Musik als vornehm und doch effectvoll bezeichnet; namentlich trifft sie das orientalisch-phantastische Colorit in glücklicher Weise. Im Theater Unter den Linden zu Berlin hat die neue Audran'sche Operette,,Kapitän Capricciolo" (Tert von Chivot und Duru) bei der ersten Aufführung am 23. Februar gefallen. -Im Hoftheater zu Schwerin hat Hans Sommer's Oper Lorelei“ bei der ersten Aufführung eine günstige Aufnahme erfahren.

In Meiningen haben am 23. und 24. Februar die seinerzeit angekündigten Musteraufführungen von Beethoven's ,,Fidelio" stattgehabt. Die Darsteller der Hauptrollen gehörten dem münchener Hoftheater an. Die beiden Aufführungen waren von glänzendem Erfolge gekrönt.

-Im glogauer Stadttheater hat eine neue Oper die erste Aufführung mit gutem Erfolg erlebt. Es ist dies Die Nose von Thiefsow" deren Tert von Paul Wendt und deren Musik von Franz Goeße herrührt.

Eine längst für verloren gehaltene zweiactige Oper von Bizet,,Don Procupio" hat sich in Paris jezt, 20 Jahre nach dem Tode des Componisten der,,Carmen", vorgefunden. Das Manuscript wurde unter Papieren bemerkt, die Auber bei einem Notar niedergelegt hatte.

- Das große Wohlthätigkeitsconcert in der Wandel= halle des Reichstagshauses zu Berlin zum besten der Hinterbliebenen der mit der Elbe" Verunglückten und der während der Stürme im December untergegangenen deutschen Hochseefischer fand am Prinzessinnen des königlichen Hauses statt und nahm einen groß23. Februar in Anwesenheit der Kaiserin und der Prinzen und artigen Verlauf. Die weite Halle war dicht gefüllt. Der Trauermarsch aus Wagner's,,Götterdämmerung" eröffnete das Concert; diesem folgte ein tief ergreifender Prolog von Ernst v. Wildenbruch. Daran schlossen sich Vorträge des königl. Domchors und der königl. Kapelle.

Das 12. Mecklenburgische Musikfest wird vom 26. bis 28. Mai in Schwerin abgehalten werden. Ausersehen sind bisher für die Aufführung Händel's „Israel in Aegypten", Tinel's ..Heil. Franciscus" sowie Brahms' „Rhapsodie“ für Altsolo und Männerchor.

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Die neue deutsche Opernsaison in Neuyork wurde am 25. Februar unter Leitung von Walter Damrosch mit Wagner's Tristan und Isolde“ in glücklicher Weise eröffnet. Alvary sang den Tristan, Frau Nosa Sucher die Isolde.

Drei Oratorienaufführungen finden im königl. Opernhause zu Berlin unter Leitung des Kapellmeisters Dr. Muck statt, als deren erste am 27. Februar Händel's „Josua“ zu Gehör gebracht wurde. Beethoven's,, Missa solemnis" und Bach's ,,Matthäuspassion" werden später folgen.

In Leipzig fand kürzlich die Gründung eines Vereins deutscher Orgelbaumeister statt. Die zahlreiche Theilnahme an der Versammlung, zu der Fachgenossen aus allen Theilen des Reiches gekommen waren, lich dem gevlanten Werke von vornherein thatkräftige Unterstügung, und der Verlauf der Verhandlungen erwies am besten die Nothwendigkeit der ins Leben gerufenen Vereinigung.

Dem Institut de France ist von dem Director der Französischen Schule in Athen die Mittheilung zugegangen, daß eine zweite Apollo-Hymne von 28 Zeilen mit musikalischen Zeichen, auf einer Marmorplatte gravirt, aufgefunden worden sei. Daneben hat man Marmorfragmente entdeckt, die Noten des Päan ent halten.

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Die ersten Flüchtlinge. Nach einem Gemälde von Jygmond Ajdukiewicz. (S. 259.)

Dr. Karl Peters über Deutsch-Ostafrika.

Der Vorkämpfer für eine energische Colonialpolitik, Dr. Karl Peters, hat vor kurzem im amtlichen Auftrag ein Werk,,Das deutschostafrikanische Schußgebiet" vollendet *), das in mehrfacher Hinsicht sehr bemerkenswerth ist und den weitern Kreisen der Colonialfreunde nur empfohlen werden kann. Den Haupttheil des Inhalts nimmt allerdings eine Compilation ein, die Beschreibung des deutsch-ostafritanischen Schußgebietes in seinen Einzeltheilen nach Landschaften, die natürlich wenig neues bringt; aber der Schwerpunkt des Werkes scheint uns darin zu liegen, daß Peters sehr kräftig den Standpunkt einer wirthschaftlichen Colonialpolitik vertritt, und der Leser wird sich auch dort, wo er ihm nicht überall beizustimmen vermag, über die geistvollen Ausführungen freuen. Die Grundanschauung, aus der das Werk entstanden, ist im ersten Kapitel Wirthschaftliche Colonialpolitik" enthalten, in der sich die Gedanken gesammelt finden, die von einsichtigern Freunden der deutschen Colonialpolitik gerade im Hinblick auf neuere Ereignisse oft genug ausgesprochen worden sind. Der Staat habe für eine coloniale Politik zunächst nur Opfer an Geld und Blut zu bringen unter der Voraussetzung, daß er damit Vortheile für seine Angehörigen erzielen und in letter Linie seine eigene Kraft verstärken werde. Dies geschehe aber nur, wenn Colonisten oder Unternehmer das in Besitz genom mene Gebiet in Bearbeitung nehmen, dadurch Gewinn erzielen und hierdurch Wohlstand, Handel und Gewerbe in der Heimat beleben.

,,Verschieden von den Bedürfnissen mancher europäischen Staaten wird man für die Colonien unumwunden als den großen, Leben und Thätigkeit schaffenden Grundsay proclamiren dürfen: freien Spielraum für alle wirthschaftlichen Kräfte, soweit sie nicht sich gegenseitig hemmen, möglichste Förderung und Unterstübung der wirthschaftlichen Unternehmun gen, soweit solche nicht zur unwillkürlichen Ausbeutung der eingeborenen Bevölkerungen führen, und, mit nüchterner Beobachtung der natürlichen Verhältnisse, nach Kräften Anregung zu neuen culturellen, auf die Erschließung der Colonie gerichteten Arbeiten"

,,Deutschland ist zu arm, um sich den Lurus einer unproductiven administrativen Colonialpolitik gestatten zu können, und hat daran auch gar kein Interesse. Was wir nöthig haben, Find Colonien, welche durch Plantagen und Handel empor: blühen und im lebendigen Austausch mit dem Mutterlande an: regend auf unsern Volkshaushalt und den Geist unserer Nation

*) Mit 23 Vollbildern und 21 Textabbildungen sowie drei Karten in besonderer Mappe. München R. Oldenbourg, 1895.

Dies ist die Auslegung des Programms, daß der Staat in der Colonialpolitik nichts thun kann, als dem Unternehmer mit seinem Schuß nachzufolgen, und daß der Commis es sei, welcher Colonialpolitik treiben müsse. Dieses Programm, welches unausführbar ist, wo es sich um die Annerion von Colonialgebieten handelt, hat seine volle und gute Berechtigung, wo es dem Geist der Colonialverwaltung gilt. Wirthschaftliche Colonialpolitik muß das Schlagwort sein, welches wir bei unsern jungen Colonialunternehmungen zu verwirklichen haben"...

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In einem Schlußkapitel Die wirthschaftliche Besizergreifung von Deutsch: Ostafrika" zieht Peters nun das Facit seiner Untersuchun gen; er hat eine Uebersichtskarte des deutschostafrikanischen Schußgebietes anfertigen las sen, die die verschiedenen Landestheile nach ihrer wirthschaftlichen Verwendungsfähigkeit fennzeichnet. Danach hat Ostafrika ein Ge sammtareal von 974500 Quadratkilomtr., eine Landfläche von 908500 Cuadratkilomtr. Von dieser Landfläche würde mehr als die Hälfte (53,93 Proc.), nämlich 490 000 Quadrats filomtr., dauernd im Besiß der schwarzen Rasse bleiben, während das für Europäer be: siedelungssichere Areal - Peters ist der im übrigen nicht einwandsfreien Ansicht, daß Europäer in Gebieten, die durch ihre Höhenanlagen im wesentlichen malariafrei sind und dabei genügend Feuchtigkeit für landwirthschaftliche Culturen aller Art haben, angesiedelt werden können auf 220000 Quadrat filomtr. zu schäßen ist. Das Plantagengebiet umfaßt eine Fläche von 11000 Quadrat kilomtr., die völlig unbewohnbare Steppe von 115500 Quadratkilomtr., etwa so groß wie Süddeutschland. Zur Erschließung dieser großen, zum Theil recht werthvollen Flächen ist nun aber vor allem die Verkehrsfrage zu lösen, über die Dr. Peters sich eingehend äußert und zu dem Schlusse kommt, daß Eisenbahnunternehmungen und acerbauliche Cultur arbeit Hand in Hand gehen sollen. Wenn man unsere geringe Entwickelung der Küste ansieht, unsere mangelnde wirthschaftliche Bafis, so wird man ihm darin nur zustimmen können. Vielfachen Widerspruch dagegen dürfte er mit seiner Auffassung, daß man den Neger wegen Contractbruchs etwas schärfer anfassen solle, von denjenigen erfahren, die eine geradezu krankhafte Sentimentalität für den Neger hegen oder heucheln, aber wer mitten in dem praktischen colonialen Leben steht, wird Dr. Peters recht geben. Entweder wir erziehen den Neger zur Arbeit, indem wir gelegentlich, wenn nöthig, kräftig auf ihn einwirken, oder wir ziehen uns allmählich aus Ostafrika zurück. Damit, daß man den Neger günstiger behandelt als den Europäer, von der leicht irreführenden Auffassung ausgehend, daß der Neger ein reines Kind sei, werden

Dr. Karl Peters, kaiserl. Commissar für Deutsch- Ostafrika. Nach einer Photographie von W. Höffert, Hofphotograph in Berlin.

zurückwirken. Nicht daran kann uns gelegen sein, auf unsere Kosten durch deutsche Offiziere und Beamte große Gelände mit Eingeborenen zu verwalten«, von denen wir keinen praktischen Nußen ziehen, sondern es kann uns nur darauf ankommen, der deutschen Arbeit neue Felder zu eröffnen und sie in den neuen Ländern mit staatlichen Mitteln da zu schüßen und zu fördern, wo sie sich allein nicht helfen kann.

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wir in Ostafrika nicht weit kommen, sondern uns höchstens ein freches und widerwärtiges Gesindel großziehen, an dem heute schon in Sansibar kein Mangel ist. Peters befürwortet mutatis mutandis ungefähr das, was man auf Java das Cultur system genannt hat, wenn er z. B. einen fiskalischen Arbeitszwang vorschlägt, der sich zunächst auf den Straßenbau zu richten, später aber alle andern Arten der Verbesserung des Landes zu umfassen hätte, wie Aufforstung, Drainirung, Regulirung von Flüssen u. s. m., wodurch die Verkehrsfrage sehr schnell in eine praktische Entwickelung kommen und anderseits die Gewöhnung des Negers an geregelte Arbeit sich vollziehen würde. In dem Buche befindet sich natürlich viel Zukunftsmusik, aber die Dominante ist sehr vernehmlich und durchdringend, und wird, von dieser Seite kommend, endlich an entscheidender Stelle gehört werden - wirthschaftliche Cultur-, nicht Militärpolitik!

G. Meinece.

Presse und Buchhandel.

Am 28. Februar erschien in Berlin die Probenummer des von Ahlwardt und Boeckel herauszugebenden Blattes Deutsches Volfsrecht", redigirt don Hans v. Mosch. Boeckel be= kämpft darin den Kavitalismus. Ahlwardt fordert im Programm Beseitigung des römischen Rechts, und Gastwirth Bodeck schlägt ein neues Schuldentilgungsverfahren vor.

"

Der Newyork Herald" seßte einen Preis von 50 000 Frs. aus für die beste amerikanische Novelle in größerem Umfang und Preise von 15000, 10000 und 5000 Frs. für kleinere Novellen.

-Für das Deutsche Wörterbuch" von Jakob und Wilhelm Grimm (Verlag von S. Hirzel in Leipzig) hat Prof. H. Wunderlich in Heidelberg die weitere Ausarbeitung des Buchh stabens G als Nachfolger des verstorbenen Mitarbeiters Prof. Hildebrand übernommen.

Die Redaction des Gothaischen Hofkalenders (Verlag von Justus Perthes in Gotha) gedenkt vielfach an sie herangetretenen Wünschen und Aufforderungen zu entsprechen und der Reihe der alljährlich von ihr bearbeiteten genealogischen Werke ein Taschenbuch des einfachen (nicht titulirten) Adels hinzuzufügen, das sich eng an den Hofkalender, das gräfliche und freiherrliche Taschenbuch anschließen soll. Um von vornherein den Kreis nicht zu weit zu ziehen, soll zunächst nur der sogen. Uradel in Betracht kommen. Die Redaction wird aber nur dann das Unternehmen ins Leben treten lassen können, wenn eine reichliche Anzahl ur: adeliger Familien ihren guten Willen zur Verfügung stellt. Ste bittet die Chefs der betreffenden Familien sowie alle, die sich dafür interessiren, das nöthige Material an die Redaction des Gothaischen Hofkalenders bald einzusenden. Den aufzunehmenden Familien erwachsen keinerlei Kosten.

- Zu den im Verlage der Rosenthal'schen Verlagsbuchhandlung in Leipzig erschienenen Sprachbriefen (MeisterschaftsSystem) gesellt sich neuerdings ein weiterer unter dem Titel ..Deutsche Praktische Anleitung, die deutsche Sprache durch Selbstunterricht in kurzer Zeit richtig sprechen und schreiben zu lernen". Das von Karl Martens bearbeitete Buch, von dem bisjest zwei Lieferungen erschienen sind, wird in zehn Lieferungen vollständig sein.

- Der durch den Thronwechsel in Rußland verzögerte Druck des zweiten Bandes von des Fürsten Uchtomskij Werke ,,Orientreise des Großfürsten Thronfolgers Nikolaus Alerandrowitsch von Rußland 1890 bis 1891" (Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig) soll demnächst wiederaufgenommen werden.

Eine neue Ausgabe von des bedeutenden Historikers Leopold v. Ranke,,Weltgeschichte" kommt im Verlage von Duncker u. Humblot in Leipzig lieferungsweise heraus. Das Werk, das auf vier Bände oder 25 Lieferungen berechnet ist, soll am 21. December, dem 100jährigen Geburtstage Ranke's, complet vorliegen.

- Das Internationale Bureau der Berner Union zum Schuße der Urheberrechte an Werken der Literatur und der Kunst in Bern bereitet gegenwärtig unter Mitwirkung von Rechtsgelehrten der verschiedenen Länder die Herausgabe eines Sammelwerkes vor, das alle Geseße der an der Berner Union betheiligten Länder, die zum Schuß des geistigen Eigenthums erlassen sind, umfassen soll. Der Subscriptionspreis für das ganze Werk ist 30 Frs. Der erste Band soll gegen Ende des Frühjahrs 1895 erscheinen, der zweite Band Ende 1895, der dritte im Mai 1896.

Der vom 21. bis 28. September d. 3. in Dresden tagende 17. Congreß der Association littéraire et artistique internationale wird sich mit folgenden Fragen beschäftigen: 1) Die Revision der Berner Convention, 2) die rechtliche Natur und die Rechtsfolge einer Uebertragung von Kunstwerken, 3) die Sicher heitsleistung eines im Inlande klagenden Ausländers, 4) die Ausdehnung der Berner Convention auf die der Union bisher nicht beigetretenen Staaten, 5) die Organisationen im In- und Ausland auf dem Gebiete des Urheber- und Verlagerechts zur Wahrnehmung der gemeinschaftlichen Intereffen, 6) die Errichtung einer internationalen Eintragsstelle, 7) die gemeinsamen Grundsäße der Urhebergeseße der Verbandsstaaten, 8) die Abweichungen der Urhebergeseße der einzelnen Verbandsstaaten von den Bestimmungen der Berner Convention, 9) die Anwendung der Grundsäße des internationalen Privatrechts auf das Urheberrecht, 10) die Rechtsbeziehungen zwischen Autor und Verleger, 11) das Recht des Verlegers an einem von ihm concipirten und ausgeführten Verlagsunternehmen, das nicht die Merkmale eines geistigen Werkes trägt, 12) der unlautere Wettbewerb auf dem Gebiete der geistigen Production sowie die Mittel zur Bekämpfung. Berichterstatter werden sein: Eugène Bouillet, Mailland, Jules Lermina, Ernest Eisenmann, Darras und Halverine Kaminsky, sämmtlich in Paris, Thorwald Solberg in Boston, Mart. Hildebrandt in Berlin, Alb. Osterrieth in Heidelberg, Paul Schmidt in Leipzig, Nob. Voigtländer in Kreuznach. Als Festgabe für den Congreg ist die Herausgabe eines Werkes in Aussicht genommen, das aus Beiträgen von hervorragenden Urheberrechtslehrern, Autoren, Künstlern und Verlegern des In- und Auslandes über Fragen des Urheberrechts bestehen soll und im Verlage der Deutschen Schriftstellergenossenschaft erscheinen wird. Am 24. Februar fand in Dresden die erste Sigung des Ortsausschusses statt, dem etwa 160 Mitglieder der dresdener Schriftsteller-, Journalisten, Künstler, Beamten-, Finanzund Kaufmannswelt beigetreten find. Nach dem vorgelegten Organisationsplan wird alles aufgeboten werden, um den Mitgliedern der Association einen großartigen Empfang zu bereiten. Der lebte Tag des Congresses wird sich in Leipzig abspielen, woselbst in der Buchhändlerwelt das regste Interesse an dem Congreß zu Tage

tritt.

Bibliothekswesen, Bücher- und Kunstauctionen.

In Rudolf Lepke's Kunstauctionshause zu Berlin kommen demnächst die Delgemälde aus dem Nachlaß des Hofkunsthändlers E. G. Honrath zur Versteigerung. Der Katalog verzeichnet 109 Criginale hervorragender neuerer Meister. - Ferner gelangen in nächster Zeit unter den Hammer: die restirenden Lagerbestände des Hofantiquars J. A. Levy, der Kunstnachlaß des Malers Martens sowie eine Sammlung meißener Porzellane, Antiquitäten u. f. w. Auch eine hervorragende Mobiliarauction findet statt. Der 1000. Katalog des genannten Kunstinstituts,

der in der ersten Hälfte des Mai ausgegeben werden soll, wird ebenfalls hervorragende Kunstgegenstände enthalten.

Bei Oswald Weigel in Leipzig beginnt am 27. März die Versteigerung einer umfangreichen und werthvollen Bibliothef mit Werken über Geschichte, mit Biographien und Briefwechsel, über Länder und Völkerkunde, Neisen, Literaturwissenschaft, Belletristik, Kunstwissenschaft, Architektur, Naturwissenschaften u. s. w. Der Katalog verzeichnet nahezu 3400 Nummern. storbenen münchener Baumeisters Mar Kuppelmayr gelangt am Die Waffensammlung des im Jahre 1888 ver: 26., 27. und 28. März bei J. M. Heberle (H. Lemvery' Söhne) in Köln zur Versteigerung. Der vom Sohne des Verstorbenen zu fammengestellte Katalog umfaßt 643 Nummern in fünf Gruvven: Schußwaffen, Angriffswaffen, Schußwaffen, Feldspiel, Ethnographisches. Der Katalog enthält Notizen über das Herkommen der einzelnen Gegenstände, Facsimileabdrücke sämmtlicher Waffenschmiedmarken der Sammlung und Abbildungen aus der Sammlung auf 30 Lichtdrucktafeln.

-In Stockholm versteigert Klemming's Antiquariat am 30. März, 3. und 6. April die von dem Arhr. Nils Silfverschiöld auf Koberg hinterlassene Bibliothek (Doubletten), enthaltend 4000 Nummern, darunter seltene Werke des 15. bis 17. Jahrhunderts.

Der soeben ausgegebene Katalog 952 des Antiquariats Kirchhoff u. Wigand in Leipzig enthält Musikwissenschaft und praktische Musik (1531 Nummern).

Neuigkeiten vom Büchermarkt.

Eingegangen vom 18. Februar bis 3. März.

Achleitner, A.; Tirol und Vorarlberg. Neue Schilderungen von Land und Leuten. 9. u. 10. Hit. Leipzig, H. A. Payne. Das Hft. 50 S. Allgemeines Künstler-Lexikon. 3. umgearbeitete und bis auf die neuste Zeit ergänzte Auflage, vorbereitet von H. A. Müller und herausgegeben von H. W. Singer. 2. Halbbd. Frankfurt a. M., Literarische Anstalt (Rütten u. Loening). Der Hlbbd. 4 M 50 . Allgemeine Volksbibliothek. Nr. 30 bis 31: W. v. Goethe: Egmont. Trauerspiel in fünf Acten. Nr. 32 bis 33: W. v. Goethe: Hermann und Dorothea. Nr. 34 bis 36: Fr. v. Schiller: Gedichte. 1. und 2. Periode. Nr. 37 bis 39: Fr. v. Schiller: Gedichte. 3. Periode. Nr. 40 bis 41: Wilh. Hauff: Die Karavane. Märchen. Nr. 42 bis 44: Wilh. Hauff: Das Wirthshaus im Spessart. Märchen. Nr. 45 bis 46: Wilh. Hauff: Der Scheit von Alessandria. Märchen. Nr. 47: Wilh. Hauff: Cthello. Novelle. Neusalza i. S., Herm. Cejer. Die Nr. 10 . Bamberger, L.: Politische Schriften von 1848 bis 1868. Berlin, Rosenbaum u. Hart. 5 M.

Beck, .: Die Geschichte des Eisens in technischer und culturgeschichtlicher Beziehung. 2. Abth.: Vom Mittelalter bis zur neusten Zeit. 1. Thl.: Das 16. und 17. Jahrhundert. 7. Lfg. Braunschweig, Fr. Vieweg u. Sohn. Die Lig. 5 M.

v. Bezold, W.; Hermann v. Helmholz. Gedächtnißrede. Leipzig, Joh. Ambr. Barth (Arthur Meiner). 1 M 50 $. Bornhat. F.: Fürst Ctto v. Bismard. Festschrift zu seinem 80. Geburts= tag. Berlin, F. Fontane u. Co. 5 M. Braune, R.; Die goldene Freiheit. Roman. Rosla, R. Braune's Verlag.

3 M.

Cerveza, E.; Kaiser Commodus als Künstler. Eine kunstgeschichtliche Studie. Leipzig, in Commission bei D. Muze. 40 4.

Damm, R.; Heitere Geschichten aus meinem leipziger Studentenleben, dem Oberamtsrichter Mitterländer nacherzählt. Leipzig, Fel. Simon. 1. Dem deutschen Volke! Zwanglose Hefte. Herausgegeben von H. Krieger. 1. Jahrg. 1. ft.: Moderne Eginharde. Berlin, Herm. Brieger. Das Hft. 75 .

Der Eid in den Reichsproceßordnungen. Gutachten von D. Brandt. Kassel,
M. Brunnemann. 80 .

Die magnetische oder jogen. Huth'sche Heilmethode. Mit Bewilligung des
Herausgebers und Verlegers aus dem Dänischen ins Deutsche überseßt
von G. H. 2. Aufl. Leipzig, D. Muzße. 1 M.
Eggert, E.; Der leste Prophet. Dichtung. Stuttgart, Süddeutsche Ver-
Tagsbuchhandlung (Dan. Echs). Geb. 4M 50 S.
Elster, D.; Unter dem Todtenkopf. Schauspiel in vier Aufzügen. Den
Bühnen gegenüber Manuscript. Braunschweig, Rauert u. Rocco Nachf.
(D. Janssen). 60 .

Eichelbach, H.; Wildwuchs. Gedichte. 2. Aufl. Köln, P. Neubner. 1 M 50 3.
Grabowsty, Dr. N., und seine reformatorische Bedeutung für die Mensch-
heit. Leipzig, Verlag des ,,Literarisch wissenschaftlichen Jahrbuchs" (Th.
Thomas). 40 .

Grenz, J.; Ensheim vor 60 Jahren. Bilder aus dem hinterpfälzischen
Dorfleben. Forbach, R. Hupfer. 1 M.
Grünbera, V.; Das Verbrechen der Liebe. Brünn, Karafiat u. Sohn.
1 M 70 S.

Gymnasial-Bibliothek. Herausgegeben von E. Pohlmey und H. Hoffmann. 19. Hft.: Von Athen zum Tempethal. Von B Brandt. 1 M 8 d. 20. Hit.: Aus Pompeji. Von E. Ziegeler. 2 M. 21. Hit.: Erziehung und Unterricht bei den Griechen und Römern. Von H. Bohatta. 1 M. Gütersloh, C. Bertelsmann.

Handbuch der Tafeltraubencultur. Mit Benutzung des Nachlasses von W. Lauche bearbeitet von R. Goethe. Berlin, Paul Barren. Geb. 25 M. Hirsch, M.; Der Hypnotismus und seine Heilwirkung. Ein Wort zur Auftlärung. Berlin, H. Brieger. 1 M.

Keller, C.; Das Leben des Meeres. Lfg. 11 bis 13. Leipzig, T. O. Weigel Nachfolger (Chr. Herm. Tauchnis). Die Lig. 1 M.

Koch, J. L. A.: Das Nervenleben des Menschen in guten und bösen Tagen. 2. Aufl. Ravensberg, C. Maier. 3 M.

Knacfuß, H.; Künstler-Monographien. I. Raffael. 2. Aufl. Bielefeld,
Velhagen u. Klasing. 3 M.

Leuschner, D., und W. Becker; Psychodramatische Vortragsdichtungen.
Berlin, Kühling u. Güttner. 2 M.
Lewalter, J.; Deutsche Volkslieder. In Niederhessen aus dem Munde des
Volkes gesammelt. 5. Hft. Hamburg, Gustav Frisiche. Das Hft. 1 M.
Dertel, W.; Der Cylinderhut. Sein Leben, seine Thaten und Leiden in
Reim und Bild geschildert. Leipzig, Fel. Simon. 3 M.
Ostseebad Misdroy, Zur Erinnerung. Lichtdrucke nach Bildern von A.
Meyer. Misdroy, R. Schüd. 1 M.

Pläne von Misdroh und Umgegend von Misdroy. Ebenda. 1 M 50 . v. Ranke, L.; Weltgeschichte. Tertansgabe. 1. fg. Leipzig, Dunder u. Humblot. Die Lfg. 1 M 60 .

Ranzoni, E.; Moderne Malerei. Eine Studie. Wien, A. Hartleben's Verlag. 1 M 80 .

Reinheit? Einakter. Roßla a. H., R. Braune. 75 .

Reißig, C.; Liebe, eine hypnotische Suggestion? Leipzig, H. Barsdorf.

1 M.

Riehl, A.; Eine Avenue Tegetthoff St. Stephan in Wien. 2. Aufl. Wien, R. Lechner (Wilh. Müller). 3 M.

Rosenbach, D.; Heilung und Heilserum. Berlin, J. Goldschmidt. 60 3. Saalfeld, G. A.; Lose Blätter. Zu Nuß und Frommen des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Berlin, Wilh. Ernst u. Sohn (vormals Ernst u. Korn). 1 M 40 S.

Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge. Herausgegeben von R. Virchow und W. Wattenbach. Hft. 213: Breslau, ein Schußwall gegen das Slawenthum. Von V. Stade. 80 . ft. 214: Das WanBern der Pflanzen. Von B. Spelter. 80 . Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei .-G. (vormals J. F. Richter). Schrempf, Chr.; Die Wahrheit. Beiträge zur Vertiefung in die Fragen und Aufgaben des Menschenlebens. Nr. 32. Stuttgart, Fr. Frommann's Verlag (E. Hauff). Vierteljährl. 1 M 60 S. Seeher, O.; Mit dem Medicinkarren vom Bregel bis zur Seine. Kriegserinnerungen. Dresden, C. Reißner. 4 M.

Senffarth, L. W.: Pestalozzi und Anna Schultheß. Vortrag. Liegnitz, C. Seyffarth. 50.

Solina, Maria; Der Roman einer Träumerin. Dresden, E. Pierson's Verlag. 4 M.

v. Stenglin, F.: Mutter, erzählen! 51 Geschichten für unsere Kleinen. Berlin, A. Kracht. 75 .

Stenotachygraphischer Kalender für das Jahr 1895. Herausgegeben von
H. Reiße. Schweidnih, in Commission bei G. Brieger. 60.
Stern, Ad.; Studien zur Literatur der Gegenwart. Dresden, V. W. Esche.
10 M 50 S.

System Neu-Gabelsberger. In wenig Stunden zu erlernende Stenographie.
Bearbeitet von J. Jousten in Hagenau i. E. Selbstverlag. 70 3.
Taube, R.; Die katholische Geistlichkeit und die Freimaurerei. Ein cultur-
geschichtlicher Rückblick. 2. Aufl. Leipzig, J. G. Findel. 1 M 60 5.
Treu, Mila; Alpenstrauß. Festgabe für erwachsene Mädchen. Dresden,
E. Pierson's Verlag. 3 M.

Ueberholz, W.; Lehrgang einer einheitlichen Stenographie (ohne Sigel). Fulda, Käsberger u. Ludwig. 3 M.

Wapf, A: Das Wirthschaftswesen der Stadt Luzern in alter und neuer Zeit. Neu herausgegeben von Ed. Guyer-Freuler. Zürich, Art. Institut Orell Füßli. 1 M 20 S.

Wendland, A.; Bilder aus unserer Könige Häusern. Hannover, C. Meyer (Gustav Prior). 1 M 80 .

Wollny, F.; Gedanken inbetreff des münchener Processes gegen den Hypnotiseur Czynski. Leipzig, C. Muze. 50 .

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Der bekannte Schachfreund Heinrich Bett, früher in Warschau, ist seit einiger Zeit nach Berlin übergesiedelt. Er macht uns die Mittheilung, daß der jugendliche Matador Walbrodt am 8. Februar in dem von ihm gegründeten Schachclub Centrum im Münzhof zu Berlin eine neue große Simultan vorstellung von 50 gleichzeitigen Partien gegeben hat. Der Saal war gefüllt, viele alte tüchtige Kampen waren anwesend, außerdem eine große Anzahl von Zuschauern und Zuschauerinnen; unter den Kämpfenden befanden sich auch Damen. Walbrodt gewann bei weitem die Mehrzahl der Partien. Bereits am 24. Januar batte er im Berliner Schachverein, Köpenicker Straße 80/81, eine Vorstellung im Massenspiel von 24 gleichzeitigen Partien gegeben, wo bei er jedem seiner Gegner einen Springer vorgab. Er gewann in knapp drei Stunden 19 Partien und verlor nur fünf.

Nach Beendigung seines unentschieden gebliebenen Wettkampfes mit Janowski (f. Nr. 2695, S. 211) gab Jacques Mieses am 6. Februar im Circle Magenta zu Paris eine Vors stellung von vier gleichzeitigen Blindlingspartien, von denen er zwei gewann, eine verlor und eine remis machte, und am nächsten Tage im Café de la Régence eine solche von 18 Massenspielpartien, von denen er 13 gewann und fünf verlor. Am 12. Februar traf er in London ein, wo ein Wettkampf zwischen ihm und Richard Teichmann in den Räumen theils des British Chef Club, theils des Metropolitan Cheß Club ausgefochten werden sollte. Steger, wer zuerst vier Gewinnspiele aufzuweisen hat; die ersten beiden Remispartien zählen nicht, die etwaigen übrigen eine halbe; Ein faz 500 M, Bedenkfrist 20 Züge in der Stunde. Teichmann ge wann diesen Wettkampf, indem er in vier Partien Sieger blieb und zwei remis machte; Mieses hatte nur eine gewonnene Partie aufzuweisen.

Sport und Jagd.

-Prinzregent Luitpold von Baiern hat das Protectorat über die neu ins Leben getretene bairische Campagne Reitergesellschaft übernommen. Das erste Reiten, dem mit Span nung entgegengesehen wird, soll am 9. Juni bei München stattfinden. Anmeldungen sind an das Secretariat, MarimilianPlaz 56, zu richten.

Für das neue Zuchtgestüt zu Neustadt a. D. wur den in den diesjährigen Etat 21000 M eingestellt. Die Mehrzahl der Stuten wird aus Gradiß übergeführt werden. Bereits ist eine in England 1888 gezogene Stute, Pride of Hawarden, ven Gladstone May Morne, vom Oberlandstallmeister Grafen Lehndorf für das Gestüt angekauft worden.

Das diesjährige Concurrenzreiten im Tattersall zu Berlin, für das Kaiser Wilhelm abermals einen prachtvollen Ehrenpreis und die Prinzen Georg und Alerander von Preußen werthvolle Ehrengaben gespendet haben, wird am 15. März vor mittags 11 Uhr beginnen. Die Lettung dieser bedeutsamen sport lichen Veranstaltung liegt dem Major Grafen A. Dohna (1. Garde Drag.) ob. Viele Anmeldungen sind bereits erfolgt.

Der Maharadschah von Patiala, einer der passio nirtesten Sportsmen Indiens, gewann am 19. Januar zu Kalkutta die werthvolle Merchants Plate, die Glanznummer des Meetings, mit dem 6j. br. W. Sprightly, von Galliard-Sad, gegen sieben Bewerber. Den Sieger steuerte R. Vinall, der wohlbekannte öfter reichische Jockey.

Lieutn. Graf Mielzynski (18. Hus.), bekannt als Rennreiter, hat im 12. (königl. sächsischen) Armeecorvs den Ehrenpreis des Kaisers Wilhelm, einen prachtvollen goldenen Vokal, für den besten mit einer taktischen Aufgabe verbundenen Distanzritt gewonnen. Der Ritt umfaßte 200 Kilomtr. und fand in dem schwierigen Gelände von Marienburg statt. Der Reiter benußte fein Chargenpferd, eine hochedle ostpreußische Stute.

Das Große Schiedsgericht für Trabrennen sest fich in diesem Jahre zusammen aus dem von Kaiser Wilhelm er nannten Vorstbenden, dem Oberlandstallmeister Grafen Lehndorff, aus je einem Geheimrath des Justizministeriums und des Ministeriums für Landwirthschaft, aus zwei Beisißern des Unionclubs und deren Stellvertretern sowie aus vier technischen Mitgliedern und deren Stellvertretern. Die für drei Jahre, 1895, 1896 un 1897, gewählten technischen Mitglieder sind: Graf August Bie marck, Prinz F. 6. zu Hohenlohe, Hr. Karl v. Kuhlmann und Oberstallmeister Graf Wedel.

Ueber die Generalversammlung des Unionclubs zu Berlin am 26. Februar und den Verwaltungsbericht über das Jahr 1894, aus dem deutlich die überaus erfolgreiche Wirksamkeit

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