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Und er wird aus der Erde mich
Hernach erwecken sicherlich;

Ich werd hernach auch werden eben
Mit dieser meiner Haut umbgeben
Und gleich in diesem Fleische mein
Gott meinen Herren sehen fein.
Denselben werd nun sehen ich
Von Angesicht ganz eigentlich,
Mein Augen werden ihn schauen an

Und sonst für mich kein fremder Mann.

Der Hiob' war nicht das einzige Drama des Bertesius. Im Epilog empfiehlt er dem Herzog Heinrich Julius noch andre seiner Dramen zur Aufführung auf der herzoglichen Hofbühne, nämlich ‘Hannibal', 'Alexander', 'Charontis Cimba', ('Von Sitt' und Kleidung ist im Land'), 'Schalksknecht', 'David und Absalon'. Von den genannten Dramen ist keins bekannt; wahrscheinlich sind sie nicht zum Druck befördert worden. Dagegen sind noch folgende, sämtlich aus dem Jahre 1606 stammend, erhalten: 'Regulus. Vom Königischen, des Sohn krank lag zu Capernaum', 'Dina. Tragödia, wie Dina, des Patriarchen Jacobs Tochter, ihr Ehrenkränzlein verspazieret und das ganze Haus Sichem darumb erschlagen wird', 'Vinea, Komödie vom Weinberg des Herrn und den Arbeitern darinnen', und "Phasma', eine Uebersetzung von Frischlins gleichnamigem Drama.1) Der 'Regulus' scheint sogar in erweiterter Ausgabe erschienen zu sein; denn die vorhandene Ausgabe sagt: 'gebessert und mit Personen gemehret'.

Aus der Reihe der Propheten trat Elias, der Thisbiter, hervor, dessen Geschichte Kaspar Brülow in einem ausgezeichneten lateinischen Drama behandelte, das am akademischen Gymnasium zu Straßburg 1613 aufgeführt und von Joh. Georg Wolckenstein verdeutscht wurde. Der Pastor in dem hamburg-lübeckschen Dorfe Geesthacht Johann Koch verfaßte 1630 eine wider Aberglaube und Abgötterei gerichtete Komödie 'Elias' in niederdeutscher Sprache, die er erst 1633 herausgab und in demselben Jahre in das Lateinische übersetzte.

1) Die Exemplare dieser Dramen, welche in v. Malzahns Bücherschag S. 188-191 angeführt werden, befinden sich gegenwärtig im Britischen Museum zu London und waren mir nicht erreichbar.

Holstein, Die Reformation.

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Das Wunder, durch welches der Prophet Elisa einer verschuldeten Prophetenwitwe hilft, dramatisierte der Nürnberger Schulmann Leonhard Culmann aus Krailsheim in seinem geistlichen Spiele 'von der Widtfraw'1) (1544), um einerseits die Glaubensstärke, die der Christ haben muß, zumal wenn ihn Sorgen, Not und Kreuz plagen, zu preisen, andrerseits um zur Beweisung der Liebe und Uebung der Barmherzigkeit an den notleidenden Mitchristen aufzufordern,

Denn Leihen ist ein Werk der Lieb;

und endlich um vor den kommunistischen Bewegungen unter den Wiedertäufern zu warnen, die alle Dinge gemein haben wollen, kein Gericht, kein Recht anerkennen, sondern alles, was ihnen gefällt, für recht halten. Der Christ dürfe kaufen und mit Gewinn verkaufen, eigenes haben, borgen und leihen, und so er betrogen ist, vergeben; er müsse seine milde Hand dem Dürftigen darreichen und helfen.

Wol den, die solches Thun beweisen,
Die Armen mit den Gütern speisen,
Die ihn Gott aus Gnad hat geben,
Die werden han das ewig Leben.

Culman widmete sein geistliches Spiel der Markgräfin Aemilia von Brandenburg, der Tochter des Herzogs Heinrich von Sachsen, die eben erst durch den Tod ihres Gemahles, des Markgrafen Georg, des eifrigen Beförderers der Reformation († 1543), in die größte Betrübnis versezt worden war. Georg hatte 1527 nach dem Tode seines Bruders Kasimir die Reformation in den fränkisch - brandenburgischen Landen eingeführt; er gehörte zu den Fürsten, welche am 19. April 1529 dem Reichstage zu Speier die bekannte Protestation vorlegten, und war in Augsburg unter den Wortführern der Protestanten. Uebrigens ist Culmanns Spiel vor acht- und ehrbaren Frauen gespielt worden, und er bittet sich aus, daß man seine Spieler nicht für Spielleute nehme, die 'Narrenteidung fürbringen; das gehöre hinter die Thür: ihr Thun sei göttlich und recht.'

1) Neudruck von J. Tittmann, Schauspiele aus dem 16. Jahrhundert. 1, 107-162.

Die Bußpredigt des Propheten Jonas in Ninive wurde von Simon Roth und Balthasar Klein (Schweinfurt 1582) und von Ambrosius Pape (Magdeburg 1612) dramatisch gestaltet. Pape hatte schon 1605 seinen Ionas Rhythmicus ausgehen lassen und wollte die Schrift dem neuen Administrator des Erzstiftes Magdeburg bei seinem Einzuge in Magdeburg überreichen; da sich aber der leztere verzögerte, so richtete er die Widmung an einige ihm befreundete Pastoren. Die Widmung der zweiten Ausgabe an die Bürgermeister der Städte Calbe, Burg und Loburg rechtfertigt er damit, daß diese Städte stets feine, wohlbestellte Schulen gehabt, auch viele Bürger dieser Städte mit ihm die Schule zu Magdeburg und die Universität Wittenberg besucht hätten, und er beabsichtige nun, da er 'fast auf der Gruben gehe', sie mit seiner Schrift zu besuchen und zu beehren, obwohl die meisten schon entschlafen sind'. Auch in diesem Spiele schließt jeder der fünf Akte mit einem Chorliede.

Die Geschichte des Propheten Jeremias behandelte Thomas Naogeorg (1551) in einer lateinischen Tragödie, welche 1603 im akademischen Gymnasium zu Straßburg aufgeführt und von Mag. Wolfhart Spangenberg übersetzt wurde; die Geschichte des Propheten Ezechiel wurde von Sixt Birck (1538) und von Georg Mauricius (1607) dramatisiert.

Des Propheten Daniel Geschichte gab den Dramatikern einen willkommenen Stoff. Seine Errettung aus der Löwengrube war ein Werk Gottes, mit dem die Standhaftigkeit des Glaubens belohnt wurde; seine Niederwerfung des Gößen Bel, sein siegreicher Kampf wider die Abgötterei war der Triumph des wahren Glaubens. Sixt Bircks Tragödie wider die Abgötterei, in der gezeigt wurde, durch welche Mittel eine rechte Religion im Staate anzurichten sei, wurde am 9. Mai 1535 durch junge Bürger zu Basel aufgeführt. Der Dichter, welcher 1538 sein Drama durch eingeschobene sapphische Chöre erweiterte, seßte mit demselben den Kampf gegen die katholische Idololatrie fort. Noch 1615 wurde Bircks Drama von Ostermeier in das Lateinische überseßt und am Gymnasium zu Ulm öffentlich aufgeführt. Aus dieser Version machte dann in demselben Jahre Johann Konrad Merck wiederum eine deutsche Ueberseßung. Auch Hans Sachs behandelte den

Stoff in einer Komödie ‘Daniel' (1557) und in einer Tragödie 'Der Gott Bel' (1559). Der 'Hofteufel' des Johannes Chryseus zu Allendorf in Hessen, aus Daniel Kap. 6 entlehnt, der zuerst zu Wittenberg 1545 erschien und wiederholt aufgelegt wurde, gehört zu den bedeutendsten Dramen der Reformationszeit: er wurde der Begründer der gesamten Teufelsliteratur des sechzehnten Jahrhunderts; denn ihm folgten der Hosenteufel, der Fluchteufel, der Eheteufel, der Saufteufel, der Jagdteufel, der Faulteufel, der Hoffahrtsteufel u. a., mit denen der theologische Eifer des Jahrhunderts eine Art erbaulicher Unterhaltungslektüre schuf. Die Reihe der Teufelsbücher wuchs so ansehnlich an, daß der BuchHändler Peter Schmidt zu Frankfurt a. M. 1575 ein Theatrum Diabolorum herausgeben konnte, dessen 24 Teufel dazu bestimmt waren, die Laster und die verderbten Sitten jener Zeit zu rügen. Aber damit war das Ende noch nicht erreicht, denn bis zur Wende des Jahrhunderts erschienen noch 16 andere Teufelsbücher. Aber das Drama des Chryseus ist noch aus einem anderen Grunde von großer Bedeutung: es ist ein protestantisches Tendenzdrama, in welchem, wie im Pammachius des Thomas Naogeorg, von dem Chryseus offenbar angeregt wurde, die Beziehungen der Gegenwart deutlich hervortreten. Es ist am Tag und für Augen', sagt Chryseus in der Widmung an die Herzöge Johann Friedrich und Johann Wilhelm zu Sachsen, die Söhne des Kurfürsten Johann Friedrich, 'wie und mit was seltsam, ganz geschwinden, ja grausamen, recht mördlichen, zuvor unerhörten und unmenschlichen Griffen, Praktiken und Listen der Satan zu diesen unsern lezten und wahrlich recht gefährlichen Zeiten sich unterstehet und aufs höchste bemühet, den Namen unseres Herrn Jesu Christi, sein heiliges Evangelium und Kirche zu lästern, zu verdunkeln und zu verkehren, an allen Orten bitterlich zu perturbieren und von Grund auszurotten'. Unter dem Hofteufel versteht er 'die boshaften, grimmigen und wütenden Papisten', durch deren 'verzweifelte, blutdürstige Anschläge, Finanz und heimliche böse tückische Praktiken' der Satan es dahin gebracht, daß der Kurfürst Johann Friedrich mit anderen protestantischen Fürsten und Ständen ‘gleichsam schon vor der Löwen Rachen geworfen' war. 'Aber Gott hat jene klugen, weisen und unbetrüglichen Anschläge zu

nichte gemacht. Denn wie Daniel von seinem Hofteufel und Widersacher errettet wurde, weil er getreu war, daß man keine Schuld an ihm finden konnte, also vermögen auch jetzige Hofteufel nicht zu beweisen, daß der Kurfürst dem Reiche und dem. Kaiser untreu oder ungehorsam sei. Nun lehrt die Geschichte des Daniel, 1) wie Fürsten und Herren nach von Gott gegebenem Sieg oder Gewalt mit Ernst danach trachten sollen, in ihren Landen gut Regiment, Recht und Gericht, die wahre Religion zu ordnen, zu bestellen, zu fördern und zu erhalten; 2) wie ihnen not thut, sich vor den listigen Anschlägen ihrer höchsten Räte sonderlich in Befehlen, Sazungen und gemeinen Geboten zu hüten.' An Daniel will der Verfasser zeigen, wie einem Christen nicht gebühre, in Sachen des Glaubens zu konnivieren oder auf beiden Achseln zu tragen. Daniel lobt und preist Gott, nicht wie im finstern Winkel, sondern bei offnen Fenstern. Es sollen auch billig alle Widersacher des Evangeliums eine Entseßung ob dieser Geschichte, wo sie nicht gar zu eitlen Hofteufeln geworden wären, nehmen und sich von ihrem bösen Vornehmen abschrecken lassen, wann sie sehen, wie Gott doch allezeit seines Wortes und Diener Verfolger so ernstlich straft und verstört'. Ueber den Anlaß der Widmung an die beiden jungen Fürsten spricht er sich so aus: 'E. F. G. Herr Vater hat viel Jahre her mit großer Gefahr des Leibes und Lebens, Verderbung von Land und Leuten wohl erlernt, was für Ruhe und Frieden der Satan allen frommen, gottesfürchtigen und evangelischen Fürsten gönnet und was die Hofteufel wider solche anrichten können, aber auch erkannt, wie Gott so treulich über die Seinen wacht und sie über alle menschliche Vernunft erhalten kann. Der aber, so Daniel errettet, zu Ehren geseget, seine Widersacher so erschrecklich ausgerottet hat, der lebet noch und wird und will auch zu seiner Zeit solchen Hofteufeln gewißlich die Backenzähne ausreißen und endlich (wo sie sich nicht bekehren) selbst dem rechten Löwen, dem Teufel fürwerfen'.

Der König Darius hat den Daniel zum Statthalter bestimmt, aber seine Feinde hassen ihn darum so sehr, weil er ein vom höchsten Bischof längst verbannter Keßer sei. Die gegen Daniel vorbereiteten Anschläge seiner Feinde hinterbringt der Schleicher

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