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und 357 bezw. 392 Seiten. Das erste ist dem Friedensrechte, das andere dem Kriegsrechte und dem Gesandtschaftsrechte gewidmet.

Die den Handel betreffenden Abschnitte sind besonders sorgfältig ausgearbeitet, wobei Mohl bemerkt, daß sich Bello in den den Seehandel der Neutralen betreffenden Fragen der Englischen Auffassung anschließt.

Pando's nachgelassenes Werk: »Elementos del Derecho internacional (Madrid 1843, 1852), läßt sich von Bello's Principios umsoweniger trennen, als gegen den Verfasser von Bello selbst der Vorwurf des Plagiats erhoben worden ist.) Nach dem, was eben von Bello gesagt worden, welcher selber stets Vattel, Martens, Chitty benußt, und wenn man bedenkt, daß Pando sein Buch nicht selbst herausgegeben hat, da er bereits 1840 gestorben war, und außerdem, daß Pando's Buch ausführlicher ist als das seines Vorgängers, leuchtet es ein, daß dieser Vorwurf von vornherein nur mit großer Vorsicht aufzunehmen ist. Mohl lobt des Verfassers,,ausgebreitete Belesenheit (na= mentlich auch in der Deutschen Literatur), scharfes, geistreiches Urtheil im Einzelnen und ehrenhafte Gesinnung." Doch,,fehlt es durchaus an dem richtigen Begriffe des positiven Völkerrechts; in jedem Augenblicke stellt sich der Verfasser .... auf den Standpunkt der allersubjectivsten Philosophie.... Namentlich wird im ungerechten Mißverstehen von Martens selbst Pinheiro-Ferreira überboten."5)

Jose Maria de Pando, geb. zu Lima 1787, gest. 1840, war zuerst Spanischer Diplomat im Haag, in Lissabon und Paris; dann Peruanischer Minister, und nahm als solcher am Congresse von Panama Theil.

In Spanien sind zu nennen:

Esteban de Ferrater, der unter dem Titel »Codigo de derecho internacional (Barcelona 1846-1847) eine zweibändige methodische Sammlung von Spanischen Staatsverträgen mit einer kurzen Uebersicht über das Völkerrecht veröffentlicht hat, mit Inbegriff des internationalen Privatrechts. Der richtige Begriff des positiven Völkerrechts ist festgehalten."6)

Antonio Riquelme (1851 Unterstaatssecretär): »Elementos de derecho politico internacional, con explicaciones de todas las reglas que ... constituyen el derecho internacional español.« (Madrid 1849.) Das Internationale Privatrecht ist inbegriffen und am besten behandelt. Die besonderen Spanischen Verhältnisse sind stets berücksichtigt. 7)

Doña Concepcion Arenal: »Ensayo sobra el Derecho de gentes. (Madrid 1879.) Mit einer Einleitung von G. de Azcarate.

Kaum hierher scheint zu gehören das Werk des Professor zu Salamanca Pedro Lopez Sanchez, »Elementos de derecho internacional publico.. (Madrid 1866-1877.)8)

Der hervorragendste sämmtlicher Schriftsteller dieses Sprachgebietes ist aber, wie bereits angedeutet, ein Spanisch-Amerikanischer Diplomat, der jetzige Argentinische Gesandte in Berlin, Carlos Calvo, geb. in Buenos Aires 1824, 1852 Vice-Conful in Montevideo, von 1853-1858 General-Conful und

Minister; 1859 Abgeordneter; seit 1860 in verschiedenen officiellen und diplo matischen Angelegenheiten in Europa thätig. Bereits 1862 übersetzte er das geschichtliche Werk Wheaton's; 1862-1869 gab er die,,Sammlung der Verträge der Amerikanischen Staaten zwischen dem Meerbusen von Mexico und Cap Horn" heraus; 1864 – 1867 die,,Annalen der Amerikanischen Revolution"; 1868 in zwei Bänden in Paris das »Derecho internacional teorico y práctico de Europa y America«. Die zweite Ausgabe ist Französisch erschienen, 1870–1872, als »Le droit international théorique et pratique, précédé d'un exposé historique des progrès de la science du droit des gens.« Die dritte Ausgabe, bedeutend vermehrt, in vier starken Bänden, groß 8. Paris 1880-1881. Calvo leitet seine Regeln vorzugsweise aus der anerkannten Rechtspraxis ab. Sein Werk ist reichhaltig an positivem Material. Die Verträge, Präcedenzien und Uesancen sind in einem Maaße berücksichtigt, welches das umfangreiche Buch zu einem höchst nüßlichen und werthvollen macht. Minder zu loben ist das System, sowie die juristische Schärfe der Deduction.

Ein kleines Lehrbuch »Manuel de droit international« ist Paris 1881 und 1883 erschienen.

Neue und wesentliche Verdienste hat sich in diesem Jahre 1885 Calvo erworben durch zwei große Publikationen: das »Dictionnaire du Droit international public et privé« in zwei Bänden groß 8 von 517 bezw. 374 S., und das hauptsächlich zum Gebrauche der Diplomaten zum größeren Theile daraus excerpirte »Dictionnaire manuel de la Diplomatie et du Droit international public et privé, 475 S. Beide Berlin und Paris. In diesen inhaltreichen und schönen Werken sind u. A. besonders die ausführlichen geschichtlichen Angaben über die Staatsverträge zu loben. Die Biographie und Bibliographie des Völkerrechts ist berücksichtigt; zahlreiche Notizen sind_namentlich den Spanisch - Amerikanischen Schriften, Schriftstellern und Verhältnissen gewidmet. 9)

Noch sind in Spanisch-Amerika zu nennen:

Madiedo, »Tratado de derecho de gentes«.

Gregorio Perez Gomar, Professor in Montevideo: »Curso de derecho de gentes; precedido de una introduccion sobra el derecho natural«. Montevideo 1864-1866.

Federico Pinedo, Professor in Buenos Aires: »Derecho de gentes, Cuadros sinopticos".

=

Onesimo Leguizamon, geb. 1839, Professor in Buenos Aires, Argentinischer Justiz-, Cultus- und Unterrichtsminister 1874-1877, Präsident des obersten Argentinischen Gerichtshofes: »Derecho internacional, Apuntos sobre el programa official.« Buenos-Aires 1874.10)

Amancio Alcorta, Leguizamon's Nachfolger als Professor des Völkerrechts in Buenos Aires: »Tratado de Derecho Internacional. BuenosAires 1878. Der erste Band allein ist erschienen. 11)

Jose H. Ramirez hat unter dem Titel »Codigo de los extranjeros, Diccionario de derecho internacional publico y privado de la Republica Mejicana (1870), zwei Bände herausgegeben, die bis zum Buchstaben C gehen; der erste Band soll eine kurze Darstellung des gesammten Völkerrechts enthalten.

Rafael F. Seijas, aus Caracas, hat zu Caracas 1884 ein vierbändiges Werk veröffentlicht: »El derecho internacional hispano-americano, publico y privado«, worin er eine Einigung der Süd-Amerikanischen Republiken auf dem Gebiete der Gesetzgebung und des Völkerrechts befürwortet.

Von Portugiesen und Brasilianern nenne ich:

Ferrer Neto Paiva, » Elementos do direito das gentes «, 1843. 4. Ausgabe 1857. Coimbra 1864.

Matta Albuquerque, »Elementos de direito das gentes.<<

1) Ueber San Marcos, s. besonders Annuaire de l'Institut de droit international, Bd IV, S. 337-347.

2) Auffah von Pradier-Fodéré, Revue de droit international, Bd. XVI, S. 510-521; Annuaire, Bd. VII, S. 211.

3) Mohl, Geschichte und Literatur, Bd. I, S. 403. Luis Amunategui einen würdigen Biographen gefunden. Bello, Santiago de Chile 1882.

Bello hat in Miguel

»Vida de Don Andrès

4) Einleitung zu den Principios, Ausgabe von 1883, S. XIX - XXIII.

5) Mohl, S 402.

6) Mohl, S 402.

Fremdenrecht 1848 unter dem Titel »Manuel de la le

gislacion Española sobre extranjeros.«

7) Mohl, S. 402.

8) Ueber Pedro Lopez Sanchez: Rolin-Jaequemyns in der Revue de Droit international, Bd. IX, S. 427.

9) Recension von Neumann, Revue de droit international, Bd XVII, S. 405. Recensionen früherer Werke Calvo's in der Revue: Arnt, Bd. XIII, S. 653; Rolin-Jaequemyns, Bd. I, S. 294; III, S. 684; V, S. 295. Bd. IV, S. 16.

Annuaire,

10) Leguizamon's Antrittsvorlesung 1872 ist besprochen von Rolin-Jaequemyns, Revue de Droit international, Bd. V, S 297. Annuaire, Bd. IV, 6.40 11) Revue de Droit international, Bd. XI, S. 458.

§ 120. Franzosen.

Die Franzosen haben während dieses Jahrhunderts werthvolle allgemeine und besondere Sammelwerke, sowie Monographien, auch über ganze Zweige des Völkerrechts, gegeben. Das Seerecht insbesondere ist von Hautefeuille, Cauchy, Ortolan, Pistoye, Duverdy u. A. in reichster Weise gefördert worden; ebenso das internationale Privatrecht von Foelix, Demangeat, Massé. Eigentliche wissenschaftliche Gesammtdarstellungen des Völkerrechts fehlen jedoch fast durchaus. Gérard de Rayneval und einige andere, die eine

naturrechtliche Richtung verfolgen, sind bereits genannt worden, ebenso wie die Uebersetzer, Herausgeber und Commentatoren von Grotius, Burlamaqui, Vattel, Klüber, Martens; von Heffter, Bluntschli, Fiore, Amari.

Das Völkerrecht ist berücksichtigt, aber wenig gefördert, in den beiden Schriften von Albert Fritot (1783 1843): Science du publiciste« (1820 -1823) und »Cours de droit naturel, public, politique et constitutionnel<< (1827); sowie in dem »Traité de droit politique et de diplomatie appliqué à l'état actuel de la France et de l'Europe« (1828) von Georges Bonaventure Battur.

D

Mehr Positives und Praktisches bietet das Dictionnaire ou ManuelLexique du Diplomate et du consul« (Leipzig, 1846, 799 S. 12°) des Barons Ferd. von Cussy (1795-1866).1)

Ein Diplomat, Graf Guillaume von Garden, welcher sich 1854 ancien ministre plénipotentiaire nennt und durch seine Histoire générale des traités und verschiedene Schriften über Diplomatie bekannt ist, hat 1854 versucht, ein System des positiven Völkerrechts zu veröffentlichen als »Code diplomatique de l'Europe ou Principes et Maximes du Droit des Gens moderne, welches aber unvollendet geblieben zu sein scheint, und worin,,von einer wissenschaftlichen festen Behandlung gar keine Rede ist.")

Kein eigentliches Handbuch des Völkerrechts, sondern mehr eine kurze Philosophie der Europäischen Politik ist das 1877 erschienene » Précis du droit des gens von Fund- Brentano und Albert Sorel. Den Verfassern, deren Darstellungsgabe nicht zu bestreiten ist, und die sonst auch in ehrenvoller Weise bekannt sind, der Lettere namentlich als tüchtiger diplomatischer Geschichtsforscher, scheint die spezifisch juristische Bildung abzugehen. Seltsamer Weise halten sie sich selbst für Realisten, während sie in Wirklichkeit Theoretiker eines imaginären Völkerrechts sind.

Das Buch (528 Seiten Octav) begreift, nebst Einleitung und Schlußwort, drei Bücher: Droit des gens en temps de paix, Droit des gens en temps de guerre, Droit maritime. 3)

Noch möge genannt werden ein kurzes Compendium Manuel de droit international à l'usage des officiers de l'armée de terre, ouvrage autorisé pour les écoles militaires.« Paris, 1877.

Von Louis Renault, dem durch viele Einzel-Abhandlungen und durch seine Leitung der Archives diplomatiques, sowie durch seinen Unterricht sehr verdienten Professor des Völkerrechts an der Pariser Facultät, ist bis jetzt nur ein kurzer Grundriß erschienen: »Introduction à l'étude du droit international«, Paris, 1879; mit bibliographischen Notizen.*)

Ein Abriß von Alphonse Bard, dem Verfasser eines achtungswerthen Handbuchs über Internationales Privat- und Strafrecht wird eben jezt (Mai 1885) als unter der Presse befindlich angekündigt. Im Erscheinen begriffen ist bereits ein ausführlicheres Werk von Pradier-Fodéré, dem Verfasser des »Cours de droit diplomatique« und anderer geschäßter Werke, dem Ueber

seher und Annotator von Grotius und Fiore, dem Herausgeber und Commentator von Vattel. Jahre lang Lehrer in Paris, dann in Lima als Organifator und Director der San Marcos-Hochschule für Staatswissenschaften, gegenwärtig Appellationsgerichtsrath in Lyon, ist Pradier-Fodéré in hohem Maaße befähigt, die am Eingange dieses Paragraphen angedeutete Lücke auszufüllen. Der erste Band seines » Traité de droit international public Européen et Américain, suivant les progrès de la science et de la pratique contemporaines (XX und 691 Seiten groß 8°, Paris, Pedone Lauriel) enthält eine Einleitung in drei Kapiteln: Considérations générales, les personnes internationales, les Etats; und drei Kapitel vom ersten Theile: Les droits et les devoirs des États, nämlich: Généralités sur les droits et les devoirs des États, Le droit de conservation de soi-même, und Le droit d'indépendance. Im 2. B. (973 S.): Droit d'égalité, Droit de propriété, Traités. Die Darstellung geht ins Einzelne, ist in edler, würdiger Form gehalten, und es werden viele von den vorzüglicheren Autoritäten in extenso citirt.5) Die Richtung ist philosophisch und praktisch. Das Werk soll vier Bände haben und in nächster Zeit vollendet sein.

1) Ueber Cussy: Kaltenborn, S. 200-201 und in der Jenaer Literaturzeitung, 1847, Nr. 65 Kaltenborn überschäßt dieses Buch, wenn er es eine wahre Fundgrube des Materials für den praktischen Diplomaten" nennt.

2) Mohl, Bd. I, S. 403. Das Werk sollte vier Bände haben; ich habe nur den ersten Theil des ersten Bandes gesehen. Die Darstellung ist seicht und umfaßt vieles Fremdartige. Garden will angehende Diplomaten belehren. Unwissenschaftlich ist Garden's »>Tableau historique de la diplomatie précédé des principales définitions de la science, des rapports mutuels et des intérêts respectifs des États«, ein großes synoptisches Blatt zum Zusammenfalten.

3) Recensirt von Rolin-Jaequemyns, Revue de droit international, Bd. IX, S. 139.

4) Revue de droit international, Bd. X, S. 684. Ueber Renault: Annuaire, Bd. IV, S. 69.

Nur dem Titel nach gehört einigermaßen hierher des Napoleonischen halbofficiellen Brochürenschreibers und Gesandten Arthur de la Guéronnière's (1816 - 1875) »Droit public de l'Europe moderne« (1876), wo verschiedene actuelle Fragen in politisirender, nicht juristischer Art behandelt werden

5) Mit vollem Rechte rügt Pradier-Fodéré die Vernachlässigung der älteren Autoren durch die neueren: »Et cependant« sett er hinzu, »il y a dans les dissertations de ces vieux auteurs, de ces classiques du droit international, qui sont nos maîtres à tous, des trésors de bon sens, de raisonnement sûr, de finesse d'aperçus, de justesse d'appréciation, qui sont de tous les temps.... J'ai voulu laisser la parole à ces grands morts, toutes les fois que leur opinion s'est dressée devant moi à propos d'une question posée, et que j'ai cru devoir mentionner cette opinion pour m'appuyer sur elle ou pour la combattre. - Ueber Pradier- Fodéré: Annuaire, Bd. IV, S. 69.

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