Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

drich sowohl, als sein Sohn und Nachfolger Christian Wil: helm, haben daselbst oft residirt. In eben diesem Jahre bemerkte man am 27. April ein Erdbeben in Magde: burg. Bald darauf wütete die Pest schon wieder daselbst. Vom 25. August bis Weihnachten d. I. starben in der Stadt 676 Menschen daran. *)

Das Deutsche Reich verlor durch den, am 12. Oct. 1576, gerade beym Schlusse des Reichstags zu Regens burg, erfolgten Tod des Kaisers Marimilian des aten, einen der besten, einsichtsvollsten, wohlgesinntesten und thårigsten Regenten, die es je gehabt hat. Mit seltner Weisheit, Gerechtigkeitsliebe, und Güte, und mit uns ablåsiger Thätigkeit führte er seine nur zu kurze zwölfjäh rige Regierung, und ward nur 50 Jahre alt. Durch seine Klugheit, Vorsicht, Toleranz und Herzensgüte wußs te er den Frieden unter den Religionspartheyen in Deutsch; land zu erhalten. In frühern Jahren zeigte er viele Vor: liebe für die protestantische Religion, gestattete auch de ren freye Uebung in seinen Erblanden; so wie er überhaupt Gewissensfreiheit ehrte, liebte und schäßte. Sein ihm nicht sehr ähnlicher Sohn und Nachfolger, Rudolph der 2te, überließ die Regierung bald seinen, vom Spanischen -Hofe und den Jesuiten geleiteten Ministern, und erfüllte die großen Hoffnungen nicht, welche man sich von ihm ges macht hatte. **)

An den damaligen heftigen, unnüßen, theologischen Streitigkeiten über die Abendmahlslehre, besonders

• Werners Magd. Chron. ad a. 1576. Drenh. Th. I. S. 305. Pomar. ad a. 1576. Dlear. Haingr. S. 298.

**Chytr. Saxon. 1.23. p. 626. Desf. Deutsche Ausgabe. Th. z. B. 23. S. 309 323. Haberlin. 1oter B. S. 419–430.

über die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi beym Abendmahl, über die damit zusammenhängende Lehre von der Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in Christo, ferner über die Lehre von der Erbsünde und von dem freyen Willen des Menschen, nahmen die Geifts lichen zu Magdeburg nach der schon gedachten Verweisung einiger Strengorthodoren nur in sofern Antheil, daß die meisten unter ihnen sich zwar zur strengorthodoxen Pars they hielten, ohne jedoch überall, und in allen Stücken, ges meinschaftliche Sache mit dieser Parthey zu machen. les brigens dachte auch selbst der Magistrat damals so strengs orthodox, daß er es im J. 1568 für nöthig fand, die Bürgerschaft zu ermahnen, sich der päpstlichen Abgötterey im Dom zu enthalten; weil daselbst, beym eingeführten evangelischen Gottesdienst, noch Chorrock, Meßgewand, horæ canonicæ, und manche, in den Kirchen zu Magdes burg abgeschaffte, Ceremonien beybehalten wurden, auch die Domprediger, hauptsächlich der D. Sack, aufgeklårs ter und toleranter waren, als viele andere damalige Ther ologen, und insbesondre für Melanchthon und seine Schrif ten große Hochachtung hatten und bewiesen. Diese Hoch: achtung hegten jedoch auch die meisten übrigen Magdeburs sischen Prediger, und konnten sich daher nicht entschliessen, mit andern Theologen gegen den unsterblichen Melanchthon zu Felde zu ziehen, wurden aber dafür zu den Philippi: ken, oder zu den erklärten Anhängern Philipp Melanchs thons, gerechnet.

[ocr errors]

Mehrere gutdenkende protestantische Fürsten damaliger Zeit, vorzüglich der Churfürst August von Sachsen, dess gleichen der Administrator Joachim Friedrich, wünschten und bemühten sich unablässig, diesen, damals immer F

mehr zunehmenden årgerlichen Streitigkeiten unter den protestantischen Theologen, besonders auch dem Streit über den heimlichen Calvinismus, ein Ende zu machen, und Einigkeit, Frieden und Ruhe unter den Protestanten wie: derherzustellen. Nach einem in dieser Hinsicht veranstalteten, aber ganz fruchtlos gebliebenen, Religions : Gespräch zu Altenburg im J. 1568, und nach einem von verschies denen angesehenen Theologen gehaltenen Convent zu Zerbst im J. 1570, fehte der Würtenbergische Theologe, D. Jacob Andreå zu Tübingen, der geschickteste, eifrigste und thätigste Beförderer des vorseyenden Vereinigungswerks, im Namen der Kirchen in Schwaben über die bisherigen Streitigkeiten eine Erklärung auf, welche, nach einigen. vom D. Chemniß und Chytråus darin gemachten Verån: derungen, auch die Niedersächsischen Theologen annahmen, und welche bald nachher, nebst einer zu Maulbronn abge: faßten ähnlichen Erklärung, die vornehmste Grundlage der Concordienformel ward. Der Churfürst August von Sach; fen hatte bisher auf dringende Vorstellungen einiger pro: testantischen Fürsten, sich vergeblich bemühet, den sich im mer mehr verbreitenden heimlichen Calvinismus in seinen Landen, besonders zu Wittenberg, zu unterdrücken, und entschloß sich, nun einen desto ernstern Antheil an dem Ver: einigungsgeschäft zu nehmen. Er ließ also zu Anfang des J. 1576 auf seinem Schlosse Lichtenburg bey Torgau, zwölf angesehene protestantische Theologen zusammenkommen, und sich über die Beylegung der vornehmsten Streitigen Puncte berathschlagen. Diese stellten über diese Sache am 16. Febr. 1576 ein merkwürdiges Bedenken an den Churfürsten aus, und brachten dann mit noch sechs andern Theologen, und besonders mit dem vom Churfürs

unter d. Administ. Joach. Fried. im J. 1576 – 80. 83

ften dazu erbetenen Würtenbergischen Theologen D. Jac. Andrea, am 7. Jun. 1576 auf dem Schlosse Hartenfels ju Torgau, das sogenannte Torgische Buch, oder den ersten Entwurf der so berühmten Concordienformel zu Stande, wobey sie die schon vorhandenen Schwäbisch Niedersächsischen und Maulbronner Erklärungen zum Gruns de legten. Dies Torgische Buch, oder die Concordien; formel, ward nun an die evangelischen Fürsten und Ståd: te zur Beurtheilung und Annahme herumgeschickt, und fast überall mit vielem Beyfall angenommen. Auch der Administrator Joachim Friedrich ließ, als ein eifriger Gönner und Beförderer des Concordienwerks, am 9. Nov. d. J. einige vorzügliche Theologen des Erzstifts in seiner Residenz zu Magdeburg oder in dem fogenannten Bischofs: hof, zusammenkommen, um sich über das vorgelegte Torgi: sche Buch, oder die Concordienformel zu berathschlagen und ihre Meinung und ihr Urtheil darüber zu sagen. Da aber die beyden Domprediger und der Hofprediger des Administrators, als eifrige Verehrer des unsterblis chen Melanchthons, die Verwerfung seiner Schriften und Lehren, und manches Andere in der Concordienformel, mißbilligten; so wollten sie sich nicht sogleich zur Appros bation und Annahme derselben verstehen. Der Adminis ftrator veranstaltete zwar eine neue Zusammenkunft seiner Theologen auf dem Bischofshof, welche vom 9.-18. Dec. d. J. dauerte; allein man konnte auch diesmal die Annahme der Concordienformel noch nicht durchseßen.

Weil nun nicht nur die Theologen des Erzstifts Mags deburg in ihren dem Administrator übergebenen Bedenken vom 21. Dec. d. J. sondern auch viele andre Theolos gen noch Manches in Nebendingen gegen die Concors

[ocr errors]

dienformel zu erinnern, und einzuwenden fanden; so wurs den sechs der damaligen berühmtesten Theologen, welche an der Verfertigung der Concordienformel zu Torgau gros Ben Antheil hatten, dazu bestimmt, die eingelaufenen Urs theile und Erinnerungen über dieselbe durchzugehen, und ihr Urtheil darüber zu fållen. Diese Theologen waren: 1) Jacob Andreå aus Tübingen, 3) Nicol. Sels necker aus Leipzig, 3) Christoph Cornerus, und 4) Andr. Musculus aus Frankfurt an der Oder, 5) Martin Chemniß aus Braunschweig und 6) David Chytraus aus Rostock. Der damalige vortrefliche Abt zu Kloster Bergen, Peter Ulner, bot sein Kloster zum Versammlungsort dieser Theologen an, bewirthete sie aufs beste, und war ihnen auf alle Weise zu ihrem Geschäfte so behülflich, daß man ihn allgemein deswegen rühmte, und daß ihm auch der Churfürst August von Sachsen in einem eignen Schreiben vom 11. May 1577 sehr verbinds lich dafür dankte, ihn auch um fernere Aufnahme gedach ter Theologen sehr gnädig ersuchte. Von diesen Theolos gen kamen erst drey, nämlich Andreå, Selnecker und Chemnik, am 1. März 1577 zu Kloster Bergen zusam men, und statteten schon am 14. März d. J. dem Churs fürsten August einen umständlichen Bericht ab, über die eingelaufenen Erinnerungen, und über ihre darnach einges richteten Veränderungen und Verbesserungen der zu Tors gau verfaßten Concordienformel. Im May kamen nach dem Wunsch des Churfürsten zu den drey genannten Theos Logen noch Musculus, Cornerus und Chytraus, welche sechs nun nach der Mehrheit der Stimmen, und vorzügs lich nach den Vorschlägen des D. Andreå, am 28. May d. I. die endliche völlige Berichtigung oder die Revision

[ocr errors]
« ZurückWeiter »