Ueber dramatische Kunst und Litteratur, Band 1

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bey Mohr und Winter., 1817 - 341 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 23 - In der christlichen Ansicht hat sich alles umgekehrt: die Anschauung des Unendlichen hat das Endliche vernichtet; das Leben ist zur Schattenwelt und zur Nacht geworden, und erst jenseits geht der ewige Tag des wesentlichen Daseins auf.
Seite 25 - Die sinnlichen Eindrücke sollen durch ihr geheimnisvolles Bündnis mit höheren Gefühlen gleichsam geheiligt werden, der Geist hingegen will seine Ahndungen oder unnennbaren Anschauungen vom Unendlichen in der sinnlichen Erscheinung sinnbildlich niederlegen.
Seite 115 - Der Chor ist mit einem Worte der idealisierte Zuschauer. Er lindert den Eindruck einer tief erschütternden oder tief rührenden Darstellung, indem er dem wirklichen Zuschauer seine eignen Regungen schon lyrisch, also musikalisch ausgedrückt entgegenbringt, und ihn in die Region der Betrachtung hinaufführt.
Seite 22 - Bey den Griechen war die menschliche Natur selbstgenügsam, sie ahndete keinen Mangel, und strebte nach keiner andern Vollkommenheit, als die sie wirklich durch ihre eigenen Kräfte erreichen konnte.
Seite 13 - Das ganze Spiel lebendiger Bewegung beruht auf Einstimmung und Gegensatz. Warum sollte sich diese Erscheinung nicht auch in der Geschichte der Menschheit im Großen wiederholen? Vielleicht wäre mit diesem Gedanken der wahre Schlüssel zur alten und neuen Geschichte der Poesie und der schönen Künste gefunden. Die, welche dies annahmen, haben für den eigentümlichen Geist der modernen Kunst, im Gegensatz mit der antiken oder klassischen, den Namen „romantisch
Seite 22 - Liebe und Ehre sind nebst der Religion selbst die Gegenstände der Naturpoesie, welche sich im Mittelalter in unglaublicher Fülle ergoß, und einer mehr künstlerischen Bildung des romantischen Geistes voranging. Diese Zeit hatte auch ihre Mythologie, aus Ritterfabeln und Legenden bestehend, allein ihr Wunderbares und ihr Heroismus war dem der alten Mythologie ganz entgegengesetzt.
Seite 13 - Altdeutschen gebildet hatten, gerade wie die neuere Bildung aus den fremdartigen Bestandteilen der nordischen Stammesart und der Bruchstücke des Altertums zusammengeschmolzen ist, da hingegen die Bildung der Alten weit mehr aus einem Stücke war.
Seite 164 - Bewußtseyn ihrer hohen Ansprüche entgegen zu setzen hat. Die andern Dichtungen der griechischen Tragiker sind einzelne Tragödien; diese, möchte ich sagen, ist die Tragödie selbst : ihr innerster Geist in seiner ersten noch ungemilderten Herbigkeit, ganz darniederwerfend und vernichtend offenbart.
Seite 63 - Innern, welche die Poesie nicht wegräumen kann, soll sie wenigstens eine idealische Auflösung darzubieten versuchen. So wie der Ernst, auf den höchsten Grad gesteigert, das Wesen der tragischen Darstellungsart ist, so der Scherz der komischen. Die Stimmung zum Scherz ist ein Vergessen aller jener trüben Betrachtungen über der behaglichen Empfindung gegenwärtigen Wohlseyns. Man ist dann geneigt, alles nur spielend zu nehmen und leicht über die Seele weggleiten zu lassen.
Seite 277 - die Nachahmung des schönsten und vortrefflichsten Lebens...

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