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mit den eroberten Provinzen belehnen. Unter seinen Nachfolgern, unter welchen Entthronungen, Bruderfehden, Mord und Gewaltthätigkeiten auf dem sers bischen Throne wechselten, kam mit seinem Sohne Stephan der Königstitel an sein Haus, und neue Erobe rungen vergrößerten das Reich. Aber die Oligarchie des an Empörung und Treubruch gewohnten Lehene adels; der Verfolgungsgeist der Priesterschaft, und dis Grausamkeit, mit der diese besonders die mächtige Sekte der Patarener bestritt, stürzten das kaum aufs blühende Land in neue Verwilderung, und rastlose Kriege und Befehdungen wütheten bald im Innern selbst, bald gegen die angränzenden Bulgaren, Hune garn und Griechen, oder, in Verbindung mit diesen, gegen die sich stets weiter ausbreitenden Türken. Gläne zend hob sich jedoch in der Reihe des neemanischen Herrscherstammes Duschans Regierung hervor. Er nahm den Kaisertitel an, eroberte Macédonien, unterwarf Euböa, Janina, Castorien, und streifte bis Byzanz. Aber die Theilung seines Reiches in Statthalterschaften, seine Kriege mit Kantakuzëm, durch deren Mitwirkung die Türken stets festern Fuß in Europa géwannen, und die endlich den Fall Konstantinopels nach sich zogen, legten auch den Grund zum Untergang des serbischen Reiches. Zwölf Feldzüge gegen Byzanz, in welchen Kantakuzen mit türkischen Hilfsvölkern gegen die Serbier focht, entvölkerten das Land. Die kaum genommenen Provinzen gingen wieder verloren; Bosnien ward neuerdings unabhängig; die Herzogewina fiel an Bosnien, das Machover Bannat an Hungarn; Urosch selbst, der Sohn Stephans, der so unț glücklich geherrscht, verlor durch Meuchelinord das Le

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ben. Mit ihm erlosch der Kaisertitel und der Name setnes Hauses, das 212 Jahre über Serbien gewaltet, und dessem Throne acht Könige und zwei Kaiser gegeben.

Uroschens Mörder, Wukaschim, der nach dessen Tode den Oberbefehl in Serbien führte, fiel in der Schlacht am Tánacus (1371) gegen den Eroberer Amurath. Des Reiches nördlichen Theil nahm jetzt Lazarus, Fürst von Syrmien, mit dem Titel eines Großfürften (Knees ) in Besiß; der südliche, Macedonien und Akarnanien, ging an die Türken verloren. Mit Lazarus Herrschaft beginnt die dritte Periode in Serbiens Geschichte, die vom Jahre 1371 bis zum Jahre 1427 währt.

Lazarus, gegen die Obermacht der Türken kämpfend, denen er schon lebenspflichtig geworden war, unterlag in der bekannten Schlacht auf dem Kossover oder Amsel Felde (15. Juni 1389), in der auch Amurath den Tod gefunden hatte. Sein Sohn Stephan Lazarevitsch unterwarf sich dem Sultan Bajazeth, und leistete ihm die Heeresfolge gegen die Bulgaren, gegen Boss nien, die Wallachey und Hungarn, bis auch Bajazeth auf dem Schlachtfelde von Prusa (1401) der Untergang ereilte, und der Thronfolgestreit zwischen seinen Söhnen Suleyman und Musa, und Muhamet und Musa, Serbien, das im Innern Zwiftigkeiten der Großen und Glaubenswuth zerfleischten, in neue Kries ge verwickelte. Mitten in den Gräueln seines Zeitalters herrschte Lazarevitsch mit strenger Treue in feinen Bere trägen, weiser Mäßigung, und eifrigem Streben zur Veredlung seines Volkes. Ihm folgte fein Neffe Georg Brancovics, und mit ihm die Brancovitschische Linie auf dem serbischen Throne.

Von dem furchtbaren Eroberer Amurath II. hart gedrängt, beugte er sich dem Überwinder, und gab ihm seine Tochter Mara zur Ehe. Seine eigene Rets tung im schlimmsten Falle zu sichern, tauschte er Belgrad gegen reiche Güter in Hungarn, und floh dahin, als 1439 Amurath ihn von Neuem mit Krieg überzog, und Semendria eroberte.

Hunnyads fiegreiche Waffen, und der zehnjährige Waffenstillstand nach dem glänzenden Siege auf dem Jaloveßerfelde führten Brancovics in sein Reich zurück. Aber kaum hatte der gefürchtete Amurath im Jahre 1451 die Augen geschlossen, als sein ein und zwanzige jähriger, von Leidenschaft und Ruhmgierde glühender Sohn, Mahomet II., die Laufbahn seiner kriegerischen Thaten mit Konstantinopels Eroberung begann, und dann zuerst schimpflichen Tribut von Serbiens Fürsten, endlich aber Serbiens Besit selbst, als Maras, seiner Mutter, Erbe, gebietherisch heischte. Noch einmal retteten Hunyads Siege das Land vom Untergang, bis im Feldzuge vom Jahre 1456 der Held einer verderb lichen Seuche unterlag, die in seinem Heere wüthere. Brancovics fiel im 91. Jahre als Opfer des Grolles, der ihn mit Michael Szilaghi, dem Befehlshaber von Belgrad, entzweite. Sein jüngster Sohn Lazar tödtete feine Mutter durch Gift, verjagte seine Brüder, und bemächtigte fich des Thrones. Aber von Gewissensbiffen und von Mahomets drohenden Rüstungen gefoltert, starb er schon nach zwei Jahren, das Reich seiner hilflosen Witwe Helene zurücklaffend, die, Schuß und Rettung von Außen zu finden, den Fehlschritt beging, es dem Papste als Lehen zu schenken. Der Religionshaß ber serbischen Woiwoden rief nun den türkischen Er

berer selbst in das Land, und öffnete ihm ohne W derstand die Thore feiner Städte. Muhamed ward Meifter von ganz Serbien. Tausende seiner Bewohner wurden als Sklaven nach Asien fortgeschleppt; viele, welche den Fesseln zu entrinnen vermochten, flohen nach Hungarn, vorzüglich nach Syrmien, und gründeten dort Kolonien. Ihre Führer, unter welchen vor allen Brancovics, Kinis und Johann Georgevich in den Feldzügen gegen die Türken sich Ruhm erworben, be hielten den Titel Despoten bei, und leisteten Heeress folge und Gehorsam den Königen von Hungarn. In spätern Jahrhunderten zog ein großer Theil von ihnen auch nach Siebenbürgen und der Wallachen, und vers breitete rascische Abkömmlinge über die größte Strecke des östlichen Hungarn.

Für Serbien selbst endete mit Muhameds Erobes rung die Epoche der Unabhängigkeit vom Jahre 1459 bis auf unsere Zeiten. Nur in den Gränzgebirgen von Bosnien und der Herzogewina, in der heutigen Ge= gend von Stari Blah und Kliment, erhielten sich eini ge Fürsten selbstständig im Kampfe gegen die Türken, bis auch Bosnien und die Herzogewina, und ein Theil von Albanien (1467) von diesen bezwungen, und ihre Herrscher vertrieben und getödtet wurden.

Serbiens Boden blieb in den nächsten Jahrhun= derten der Schauplah der Kriege zwischen den christlichen Mächten und der osmanischen Pforte. Der Feldherrngeist der beiden Corvine behauptete sich noch lange in den festen Pläßen von Belgrad und Szabacz, bis endlich auch diese im Jahre 1521, ersteres mit Vertrag, legteres durch Sturm, verloren gingen. — Erst ein Jahrhundert später, nachdem das Kriegsglück der Os

manen an den Wällen Wiens gebrochen worden, drangen wieder christliche Waffen siegreich bis Serbien vor. Im Jahre 1688 eroberte der Churfürst von Baiern Belgrad und Semendria; der Markgraf von Baden fchlug die entscheidende Schlacht von Nissa; die Serbier erhoben sich im allgemeinen Aufstande, und in Skopia und auf dem Kossover Felde wehte siegreich die Fahne der kaiserlichen Macht. Im nächsten Jahre gingen die Früchte dieser Siege wieder verloren, und der 1699 abgeschloffene Carlowiger Friede sicherte, mit Bosniens Besit, auch Serbien und das Temeswarer-Bannat der Pforte zu.

Achtzehn Jahre später zogen die Rakoßyschen Unruhen einen neuen Türkenkrieg nach sich, der im Frie den von Passarovits 1718 endete, und dem zu Folge Hungarn seine Ansprüche auf das Temeswarer und Machover Bannat bis an den Timokfluß und das Gebirge von Rudnik oder Bujugdagh neuerdings geltend machte. - Unglücklich schloß dagegen der Krieg von 1736 in dem drei Jahre später zu Sistov geschlossenen Frieden. Mit ihm erweiterten sich die türkischen Landesmarken bis an die Donau, Drave und Unna; Belgrad, Szabacz und Orsova wurden an die Pforte abgetreten. Dem lehten, abwechselnd glücklich gegen die Pforte geführten Kriege, der sich am Schlusse des vorigen Jahrhunderts entspann, machte der Friede von Sistov im Jahre 1791 ein Ende, und seßte die noch bestehende Gränze Östreichs mit Serbien fest.

Aus eben diesem Kriege entspann sich die Quelle der leßten Ereignisse in Serbien, welche wichtig genug waren, die Blicke der Welt zwischen sie und die gro= Ben Begebenheiten zu theilen, die gleichzeitig Europa

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