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ver, glauben wir, wäre es doch iminer möglich gewe= sen, dieser Vereinigung zuvorzukommen, und Einen jener beiden feindlichen Feldherrn noch auf dem Mars fche zu ihrer Vereinigung zu schlagen. Doch nie ist der Ausgang einer Schlacht ganz sicher zu bestimmen. Vers loren die Alliirten die entscheidende Schlacht, so drohte auch ihren Heeren große Gefahr. So viel zu was gen, konnte Clerfait nicht auf sich nehmen, und zog daher den sichereren Rückzug über den Rhein vor. Durch diesen wurden die Magazine am Rheine gerettet, und. zugleich die Verbindung seiner Armee mit der kaiserlichen Rheinarmee vollzogen, welche in einem Augenblicke von entscheidendster Wichtigkeit war, da die von den Preußen mit dem Direktorium begonnenen Unters handlungen den baldigen Abtritt ihrer Armee von dem Kriegsschauplaße befürchten ließen. —

Wir wenden uns nach Holland zu dem rechten Flüs gel der alliirten Macht zurück, den wir am 24. Seps tember im Lager hinter der Maas verließen. Die Franzosen hatten nun die Gränzen Hollands bereits überschritten, hatten die englische Armee hinter jenen Haupts fluß gedrängt; aber sie hatten noch keinen der festen Pläße in Besit, vor welchen sie eben standen. Hola lands Gränzen zwischen der Schelde und Maas schüßte eine sieben Meilen lange Reihe starker Festungen: Berg op zoom, Breda, Gertruydenberg, Creves coeur, Herzogenbusch. Theils durch Linien unter sich verbunden, theils durch Schleußen mit weitgedehnten Überschwemmungen leichtlich zu umgeben, schien diese Gränzwehre undurchdringlich. Vor ihr breiteten sich überdieß unfruchtbare Heiden aus, die einem vorrűs ckenden Feinde weder eine Deckung, noch den minde

sten Unterhalt gewähren. Zwischen der Maas und Waal Jagen Grave und Nimwegen, und deckten die Flügel einer Stellung, welche nur zwei Meilen beträgt. Das nördliche Holland ist der niedrigste Landstrich von Europa. Er ist voll Gräben und todten Wässern. Durch dieses Land führen die Straßen auf sehr schmalen Däm men, und der zwischen denselben liegende Boden ist niedriger als das Bett der Flüsse. Hie und da muß man sich auch mit moraftigen Landwegen begnügen, wo jede Last eine doppelte Bespannung fordert, um forts gebracht zu werden. So hatten also Natur und Kunst Vieles zu Hollands Vertheidigung vorbereitet. Man konnte erwarten, daß dieses Landes Ruhe durch seine Schuhwehren verbürgt sey. Diese Hoffnung stieg bei Betrachtung der Beschaffenheit der französischen Macht, die so eben Hollands Gränzen überschritt: die Soldaten an allen Nothwendigkeiten Mangel leidend; die Bespannungen in dem elendesten Zustande; neunzehn Pontons der ganze Vorrath zu dem Brückenschlag über zahllose Wäffer; Viere und Uchtpfünder das ganze Geschüß, um die Menge starker Festungen zu bezwins gen. Gegen einen so schlecht gerüsteren Feind solls ten die Bataver das Vaterland, das ihre Vorältern mit unsäglicher Mühe dem Meere abgetrogt, es von der Herrschaft des mächtigen Spaniens befreiet hatten, nicht zu vertheidigen vermögen? Sie konnten die Mittel wohl nicht vergessen haben, wodurch einst so große Thaten gelangen? - Aber zu jener an Heldens thaten reichen Zeit war die Kriegskunst bei ihnen in höchsten Ehren. Damals, vereinigten sich die Anstrens gungen Aller für den hohen Zweck, dem theuer erkaufren Vaterlande Freiheit und Selbstständigkeit zu gewin

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nen. Jest waren die Festungen verfallen, Geschüß und Waffen unbrauchbar. Jeßt war Holland in Parteien -getheilt, die sich zum Theil gegen die Regierung er Elärten. Schon im Jahre 1787 hatten die sogenannten Patrioten das Panier des Aufstandes erhoben; aber sie waren durch die dem Statthalter zu Hilfe ges eilten Preußen zu Paaren getrieben worden. Jeßt riefen französische Proclamationen das Volk zur neuen Empörung. Die damals entflohenen Rebellen führten die Feinde ins Land; geheime Verräther harrten dort mit Ungeduld des Augenblicks, sich den offenen Empőrern anzuschließen. Der Himmel begünstigte auch dieses Mal die Unternehmungen der Franzosen, indem ein starker Frost die ausgiebigsten Vertheidigungsmittel des Landes, die schüßenden Gewässer, mit festen Eisdecken überzog, Flüsse, Dämme und Teiche überbrückte. Glück und Zufälle öffneten dem Feinde gar bald die Thore der holländischen Festungen. Die Franzosen fahen ihre ausschweifendesten Erwartungen weit übertroffen. Die Eroberung Hollands lag erst in dem Plane des künftigen Feldzuges. Aber bei so außerordentlich günstigen Umständen folgten sie dem Glücke, und ließen sich noch in diesem Jahre zu dem ungehofften Ziele fortreißen.

Die Stellung der Franzosen war folgende: Die Division Bonneau, 14,000 Mann, stand vor Grave, die Division Souham vor Herzogenbusch. Diese Lestere beschoß die Festung, und hatte bei Blymen ein Beobachtungskorps gegen die Holländer, welche noch immer in der ausgedehnten Linie von Berg op zoom bis Gertruydenberg, dann in der Wasbyker Linie bis Heusden, standen. Der ehemalige Bürgermeister von

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Hatten, General Daendels, Einer der verbannten holländischen Patrioten, stand vor Crevecoeur, und bes schoß diese Festung mit solchem Nachdruck, daß sie sich am 29. Sept. mit 38 Kanonen, 4 Haubißen und einer Menge Munition ergab. Diese Eroberung war für die Franzosen von größter Wichtigkeit. Sie erhielten dadurch Belagerungsgeschüß, welches sie sogleich gegen Herzo genbusch verwendeten. Auch konnten sie nun einen Theil der Herzogenbusch schüßenden Überschwemmungen ablasfen. Herzogenbusch ist die Hauptfestung Hollands. Ihre weitläufigen Werke, sammt den Forts St. Isabelle und St. Antoin, fordern eine Besaßung von 10,000 Mann. Sie war aber jeßt nur mit 1200 Mann besegt, nur auf vier Wochen mit Lebensmitteln versehen. Den Befehl führte der Gouverneur Wilhelm Landgraf zu Hessen- Philippsthal. Das wichtige Fort St. André, welches den schmalen Verbindungsarm der Waal und der Maas deckt, war mit 3 Komp. Hessen und einigen Kanonen befeht. Crevecoeur diente den Franzosen überdieß als Stüßpunkt aller weitern Unternehmungen gegen das Bommaeler Ward. Da Pichegru seine Vers stärkungen erst gegen Ende Septembers erhielt, so hatte er bisher noch keinen Versuch gemacht, sich dieser nur mit 1200 Hessen besetzten Insel zu bemeistern. Den Rest des Septembers hindurch wurde längs der Maas fast ohne Unterbrechung, aber mit gar keinem Erfolg, von beiden Seiten geplänkelt.

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Gleich nachdem die E. E. Armee die Roer verlas= sen, begann der Herzog von Vork seinen Rückzug von der Maas. Vom 5. bis 7. Oktober marschirten seine Truppen nach Nimwegen. Das Fort St. André wurde geschleift, und, so wie das Bommaeler Ward ver

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laffen. Die Franzosen befeßten beide am 7. An der Niers bei Grave, und über Kraneburg bis an den Rhein hin, blieben einige Truppen stehen, und deckten die Verproviantirung von Grave. Der General Hammers stein nahm eine Stellung vorwärts Nimwegen, zwi schen Druten und Appelteren. Bei der Schenkenschanze unterhielten 2000 Reiter die Verbindung mit dem rech= ten Flügel der E. E. Armee. Nimwegen war im guten Bertheidigungsstande. Der Herzog hatte die weitläufis gen Außenwerke durch Schanzen und eine Linie Wolfs= gruben verbinden lassen, damit sie als ein verschanztes Lager dienen, und den Rückzug über die Waal decken. könnten. Da der Herzog unterdessen einige Verstär Eungen aus England erhalten hatte, beschloß er, das Fort St. André und das Bommaeler Ward wieder zu nehmen, welches auch am 11. Oktober durch einen raschen Angriff ohne Verlust ausgeführt wurde. Diese wichtigen Posten wurden nun stark beseßt.

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Die Franzosen waren unterdessen in der Belages rung von Herzogenbusch durch das eingefallene Regenwetter sehr aufgehalten worden; die Laufgråben wurden verschlemmt; die Fortseßung der Arbeiten wurde, wo nicht unmöglich, doch äußerst schwierig. Da ergab sich der Plaß dem Feinde mit Kapitulation. Die Beweggründe waren der Rückzug der verbündeten Armeen, die Schwäche seiner Garnison, der nur mehr auf vierzehn Tage genügende Proviantvorrath, und die Unwahrscheinlichkeit baldigen Entsatzes. Die holländische Garnison wurde kriegsgefangen auf Ehrens wort. Das Emigrantenbataillon Beon aber blieb dem grausamsten Schicksal preisgegeben.

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Die Franzosen hatten nun zwar einen festen Stüßs

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