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armee beizutragen." Wirklich wurde am 27. eine schwa= he Truppe Hannoveraner gegen Venloo entfendet. Auf der andern Seite war es endlich gelungen, den Feldmarschall Möllendorf zur Theilnahme an einer zweck= mäßigen offensiven Bewegung, und zur Übernahme des Postens von Kaisersesch zu bewegen. Jene sollte zu Gunsten des linken Flügels der an der Roer stehenden Armee ausgeführt werden. Sobald die Preußen Kaifersesch übernommen, sollte Melas mit seinem Korps den General Nauendorf in der Stellung bei Blanken= heim ablösen, und dieser sich an Clerfaits linken Flüs gel anschließen. Doch auch hier waren die so lange ers sehnten Beschlüsse zu spät gefaßt worden; und als man zu ihrer Ausführung schreiten wollte, war es nicht mehr an der Zeit.

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Die Franzosen hatten bisher Mastricht nur eingeschlossen. Sie wollten und konnten die Belagerung nicht eher beginnen, bis sie die kaiserliche Hauptarmee von der Roer weggedrückt hätten. Jourdan stand mit feiner Armee hinter Henningen und Alsdorf im Lager. Er griff am 2. Oktober die Stellung an der Roer in mehreren Kolonnen an. Der F. M. L. Wernek behauptete seine Stellung bei Rathem. Die Vorposten des Generals Kray wurden von Aldenhoven, und dann auch dessen Korps nach einem tapfern zweistündigen Widerstande von der feindlichen Übermacht aus der verschanzten Stellung von Engelstorp, Bornen und Kirchdorf verdrängt. Dieses Korps retirirte bei Jü lich über die Roer. 15000 Franzosen hatten zu gleicher Zeit den nur 12 Esk. 1 Bat. starken General Devay von Linnich vertrieben, und, über die Roer ge= drängt. Das Centrum der Stellung war nur mit

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6000 Mann angegriffen worden. Dagegen drang die feindliche Hauptmacht von 20,000 Mann gegen Duren, eine andere Kolonne von mehreren tausend Mann gegen Nideggen an. Das linke Ufer der Roer blieb überall dem Feinde, der bei den leßtgenannten beiden Orten sogar durch den seichten Fluß ging, und Latour und Haddik zu trennen, den Leßtern zu übers flügeln suchte. Duren selbst wurde heftig angegriffen, und nachdem rechts davon Birkestorf genommen war, drang eine feindliche Kolonne vorwärts.

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So standen die Sachen am Abend. F. 3. M. Clerfait blieb nur die Wahl, am andern Tag eine Schlacht zu liefern, oder noch in der Nacht den Rückzug anzutreten. Die Entscheidung durch die Schlacht schien dem Feldzeugmeister, bei der Übermacht des Feindes, und bei dessen durch den Sieg gehobenem Muthe, zu gewagt; er wählte daher den Rückzug hinter die Erft. Noch in der Nacht ging Clerfait mit der Hauptmacht und Krays Korps nach Busdorf, Latour nach Mitrad. Der Feind folgte am 3. Oktober Nachmittags, drückte die Vorposten, und nahm eine Stellung. Wernek marschirte am 3. von Rathem auf Grävenbroich. Seine Reiterei wurde auf dem Mars sche bei Erkelens von drei feindlichen Kolonnen anges griffen, die beiläufig 5000 Mann stark, mit 6 Kanonen und Haubißen, von Linnich und Jülich herankamen. Diese Kavallerie warf die. Kolonnen, deren eis ne schon den Rückzugsweg bedrohte, durch muthvolle Angriffe zurück, und eroberte drei Kanonen. Genes ral Kerpen erhielt den Befehl, im Nothfalle von Rü remonde nach Düsseldorf zurückzugehen. General Haddik retirirte nach Bonn. Die Festung Jülich wur

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Öft. milit. Zeitschrift. 1820. I.

de, des schlechten Zustandes ihrer Werke wegen, und da sie von allen Erfordernissen gänzlich entblößt war, verlassen.

Um 4 Oktober verließ die Armee das Lager bei Busdorf, und stellte sich vor Köln auf. Zwei Tage wurden dazu angewendet, um alle Vorräthe aus diefer Stadt zu retten. In der Nacht vom 5. auf den 6. wurde der Rückzug über den Rhein ausgeführt. Die Vorposten blieben auf dem linken Ufer stehen, und wurden am 6. vom Feinde verdrängt. Die Armee bes zog das Lager bei Mehrheim, rückwärts Mühlheim. Sie hatte vom 21. September bis 6. Oktober 171 Tods te, 28 Verwundete und 468 Vermißte verloren. —

General Kerpen war kaum mit seinem Korps in Düsseldorf eingetroffen, als der Feind am 6. diese Stadt bombardirte, und das churfürstliche Schloß nebst mehreren Häusern in Brand steckte. Verwirrung und Schrecken hatten die Bewohner ergriffen. Die Regierungsstellen waren bereits entflohen. Die Stadt was. re ohne Rettung dem Feinde in die Hände gefallen, hätte nicht General Kerpen die zweckmäßigsten Anstal= ten getroffen, und das feindliche Geschüß durch seine Kanonen zum Schweigen gebracht. Der F. M. L. Wer nek wurde sogleich mit mehreren Truppen nach Düsseldorf gesendet, und das dortige Korps, welches die Stadt decken, und die Verbindung mit der englischen Armee sichern sollte, wuchs bis zum 20. Oktober auf 15 Bat. 16 Komp. 26 Esk. oder 25,267 Mann 4924 Pferde an.

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Der F. M. L. Quosdanovich mit 4 Bat. 18 Komp. 28 Esk. besette den Rhein bei Beul bis Linz, und unterhielt die Verbindung mit den Korps der F. M. Lts.

Melas und Nauendorf, die noch am linken Rhein-Ufer von Andernach bis Koblenz standen, wohin sie sich, der eine von Kaisersesch, der zweyte von Blankenheim, zurückgezogen, nachdem die Hauptarmee die Roer verlaffen hatte. Durch die Stellung bei Koblenz wollte man doch noch einen festen Fuß jenseits des Rheines behalten. Melas wurde verstärkt. Den Hundsrücken zu befeßen, ohne welchen die Stellung bei Koblenz nicht haltbar gewesen wäre, hatten die Preußen übernom men. Aber in Folge von Clerfaits Rückzug, ging auch Möllendorf in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktos ber über den Rhein zurück. Der Hundsrück wurde also von den Franzosen beseßt. Jourdan entsendete ein star kes Korps von Bonn durch die Defileen von Mayen gegen Koblenz. Der von beiden Seiten mächtig andringende Feind nöthigte Melas seine Truppen in der Nacht vom 21. auf den 22. aus der unsichern Stellung über den Rhein herüber zu ziehen. Am 23. warf der Feind die jenseits gebliebene Arriergarde nach Koblenz hinein, und diese übergab die Stadt mit Kapitulation. - Nun standen also alle deutschen Armeen auf dem rechten Ufer des Rheins, nur in Mainz und in der Rheinschanze von Mannheim noch einige Truppen auf dem jenseitigen Ufer.

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Clerfait hatte die Wahl gehabt, von der Roer seinen Rückzug nach Geldern, oder gegen den Rhein zu nehmen. In Geldern hätte er sich in der Flanke der englischen Armee aufstellen, und die Strecke zwischen Grävenmachern und Nimwegen vortheilhaft decken kön nen aber alle die beträchtlichen Vorräthe, die für die Armee in Köln und in andern Orten längs dem Rhein niedergelegt waren, würden durch diese Bewegung nach

der rechten Flanke dem Feinde preisgegeben worden seyn, oder ein großer Theil des Heeres hätte zu deren Deckung zurückbleiben müssen. Auch wäre die Armee auf dem weiten Marsche von Jülich bis gegen Nimwe gen von dem überlegenen Feinde gewiß auf das lebhafs teste verfolgt worden. In Geldern angekommen, fand die Armee keine Magazine. Welche Unterstüßung man von den Holländern erwarten durfte, war längst bekannt. Selbst die Engländer konnten sich gegen das Ende dieses Feldzuges an der Waal für schweres Geld nicht einmal die unentbehrlichsten Bedürfnisse verschaf fen. Der Mangel wäre, wenn die kaiserliche Armee sich ebenfalls in jene Gegenden gezogen hätte, durch die Mehrzahl der Verzehrenden auch aufs äußerste vermehrt worden. Freilich war es nicht der Abgang an Lebensmitteln, der solche Noth hervorbrachte: denn blieben auch die Beschüßer des Landes dem Hunger preisgegeben, so fanden doch gleich darauf die vordringenden Franzosen aller Orten, was sie bedurften, im Überfluß. Es wäre noch in Betrachtung zu ziehen, ob nicht auch in dem gegenwärtigen Augenblicke noch die Vereinigung der englischen und kaiserlichen Armeen, und wenn fie auch erst bei Nimwegen ausgeführt worden wäre, die größten Vortheile geboten hätte ? Der Feind hätte dann aber mit Entschlossenheit angegriffen werden müss fen. Eine Schlacht konnte gewonnen werden, und dann änderte sich die Lage der Dinge gewiß zum Vortheile der Alliirten. Aber hiezu hätte es einer herzlichen Einigkeit und einer aufrichtigen Mitwirkung bedurft. Vielleicht hätten aber auch Pichegru und Jourdan ibre Armeen vereiniget, und dann war die Übermacht auf ihrer Seite? Den Talenten der alliirten Heerfüh

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