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Kriege beffer, wenn schlechter werben. Wie der moras lische Much zu wecken und zu nähren, wie die Diszis plin zu ordnen und zu erhalten, die Waffenübung und Bildung zu gestalten und einzurichten sey, lag nicht in unserm Zwecke auszuführen. So viel ist gewiß, daß nur ein Heer, in dem, bei zweckmäßiger Disziplin und Waffenübung, moralischer Muth vorwiegt, unter guter Führung und Obsorge durch den Krieg beffer, wenn aber eine dieser wesentlichen Bedingnisse fehlet, es auch gewiß durch, den Krieg schlechter werden wird.

II.

Der Feldz u g

t

der

kaiserlich öftreichischen und der alliirten Armeen in den Niederlanden im Jahre 1794.

Vierter Abschnitt.

Beitraum vom 1. Juli 1794 bis 15. Februar 1795,

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Die festen Punkte, in welchen die alliirten Heere bei ihrem Rückzuge Besaßungen zurückgelassen, waren in Westflandern Nieuport und Ecluse, im Hennes gau Landrecy, le Quesnoy, Valencien nes, Condé. Die Franzosen verwendeten sogleich einen großen Theil ihrer Streitkräfte gegen diese Fes stungen, deren Eroberung ihnen nicht schwer gemacht

wurde.

Nieuport war von 1800 Hannoveranern, 400 französischen Emigranten, und 150 freiwilligen Flams mändern beseßt. Am 4. Juli nahte ein feindliches Korps von 8000 Mann unter General Moreau, warf die Außenposten in die Stadt, und umzingelte dieselbe. Am 6. begann die Beschießung, die sowohl der, ohne Kasematten und hinreichende Blendungen, schußlosen Mannschaft großen Schaden zufügte, als auch viele

Häuser in Brand steckte. Da noch überdieß der Muni tionsvorrath nicht mehr auf fünf Tage hingereicht hätte, so übergab der Kommandant, General Diepenbroick, die Stadt am 18. Juli, nachdem er für die Garnison die nämlichen Bedingungen, als früher die Besaßung von Opern, erhalten hatte. In den dreizehn Tagen der Belagerung hatte die Besaßung an Todten und Verwundeten 7 Offiziers 260 Mann verloren. Von dem Emigrantenkoips hatten sich nech vor der Einschlie Bung 150 Mann zur See gerettet; gegen 100 gingen bei einem am 6. Juli gewagten und mißlungenen Vers fuche, auf Schiffen zu entfliehen, zu Grunde. Der Rest wurde zwar unter die ausmarschirende Garnison versteckt, aber von den Republikanern meist entdeckt und erschossen.

Um Ecluse (Sluis) einzuschließen, mußte vors her die Insel Cazand genommen werden. Moreau ließ einige Truppen, theils in Schiffen, theils schwimmend, unter dem heftigsten Feuer der Festung, nach der Insel übersehen, und eroberte dieselbe. Die Einschließung von Ecluse war nun vollendet; die Belagerung begann, und am 25. August ergab sich diefer leßte feste Punkt der Allirten in Westflandern.

Die französischen Truppen, welche diese beiden Belagerungen ausgeführt, hatten durch die verderbli chen Ausdünstungen der Überschwemmungen nicht nur die Hälfte ihres Standes verloren, sondern auch die Übriggebliebenen befanden sich in einem so traurigen· Zustande, daß sie zur Erholung in die rückwärtigen Städte Flanderns verlegt werden mußten. —

Die Belagerungen im Hennegau sollte der Genes. val Scherer mit einem Korps von 15 bis 20,000 Manty

ausführen. Der Kriegsanschuß in Paris fah ein, daß eine verlorene Schlacht Pichegru's Armee in ihre alten Stellungen zurückwerfen, und die Festungen entsegen dürfte. Er vermuthete ferners, daß diefe Festungen auf mehrere Monate mit Kriegs und Mundbedürfnissen versehen seyen, und folglich lange Belagerungen aushalten könnten. Um also schnell in den Besiß dieser Pläge zu kommen, ergriff der Ausschuß ein ganz neues, das Völkerrecht verlegendes Mittel. Er dekretirte nämlich unterm 5. Juli, daß die Garnisonen der von den Alliirten eroberten Festungen, wenn sie sich nicht auf die erste Aufforderung ergäben, unausweichlich mit dem Lode bestraft werden sollten.

Am 25. Juni wurde Landrecy eingeschlossen. General Foulon befehligte die 1400 dienstbare Soldaten zählende Besaßung. Der feindliche Divisionsgeneral Jacob beschoß durch drei Tage von der Inveiller Anhöhe die Festung; dann forderte er sie zur Überga be auf. Als diese abgeschlagen wurde, begann das ernstliche Feuer aus acht Batterien, und dauerte fünf Ta= ge. Die Garnison hatte einigen Verlust; auch brannten einige Häuser. Zweimal ließ Jacos noch die Befas hung vergebens auffordern; da übernahm Scherer selbst das Kommando. Nun erst, am 10. Juli um Mitters nacht, wurden von zwei Seiten regelmäßige Laufgräs ben begonnen. Einige Tage darauf, nachdem die Bats terien errichtet, und das Geschüß eingeführt, erneuer te Scherer unter den schärfsten Drohungen die Aufforderung. -Ein Theil der Besaßung war bereits, vor Ermattung und Mangel an Bekleidung, für den Dienst unbrauchbar geworden. Weder Kafamatten, noch Blendungen waren vorhanden, um der erschöpfa

ten Mannschaft einigen Sauß zu geben. Pulver war nur mehr auf fünf Tage, -Geld schon lange keines mehr vorhanden. Die Einwohner waren bei der Nähe ihrer Landsleute von einer Stimmung ergriffen, die Gefahr drohte. So schien dann die Fortsetzung der Vertheidigung nicht rathsam. Am 17. wurde die Festung übergeben; und die Mannschaft kriegsgefangen nach Frankreich geführt.

Die Besaßung von le Quesnoy bestand aus 3200 Mann ausrückenden Standes. Der Oberst Blank war ihr Befehlshaber. Sie war mit Geschüß und Munition reichlich, mit Lebensmitteln auf zwei Monate versehen. Um 18. Juli wurde die Festung eingeschlof= sen; am 19. aufgefordert. In der Nacht vom 24. ers öffnete der Feind die ersten Laufgräben, und seßte die Arbeiten bis 1. August fort, an welchem Tage er sein Feuer aus sechszehn Batterien begann. -Am 3. ließ General Scherer den Kommandanten zum zweiten Mal auffordern, und legte das erwähnte Dekret des Konvents bei. Oberst Blank antwortete abschlägig, mit dem Beisaße: „keine Nation habe das Recht, die Schande einer andern zu dekretiren.” — Die französischen Militärs selbst verabscheuten dieses schändliche Dekret, welches ihre nichtswürdigen Tyrannen in ihrem Wahn= finn ausgeheckt hatten. Ihr Billigkeitsgefühl bewog fie, dieser entschlossenen Antwort ihren vollen Beifall zu schenken. Stadt und Festungswerke waren durch das feindliche Feuer sehr beschädiget worden. Am 11. August sah sich der Oberst Blank genöthigt, selbst die Kaz pitulation gegen freien Abzug anzutragen. General Scherer mußte erst einen Kurier an den Konvent nach Paris abschicken, um der Garnison das Leben zu ers

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