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Eönnte, aufwiegen. Wenn in Zukunft die europäischen Heere fich im Kriege verschlechtern, so wird wenigstens der Grund nicht mehr in einer ganz unangemessenen, im Kriege unanwendbaren Ererzier und ManövrirVorschrift, noch in einem System zu suchen seyn, daß im Frieden Halbunbrauchbare bei den Fahnen erhält, um sie im Kriege schaarenweise durch Rekruten zu er seten. Im Kriege braucht man junge, aber abgerichte te Soldaten. Unabgerichtet sollte nie einer zum Regi ment geschickt werden; dieß ist aber nur möglich, wenn man längstens in einem Jahre den Rekruten vollkommen abrichten kann.

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Es würde nicht genügen, daß der gemeine Soldat allein durch eine auf den Krieg berechneté Vorübung leicht und schnell zu diesem tauglich gemacht würde, wenn nicht auch die minderen und höheren Befehlshaber eine angemessene Vorbildung erhielten. Ohne Unteroffiziers und Offiziers, die ihren Stellen gewachsen sind, läßt sich eine schnelle Ausbildung des Solda: ten gar nicht denken, und schnelle Ausbildung ist noth wendig, wann das Heer nicht bald großen Theils aus Rekruten bestehen soll, Es ist aber nicht genug, daß die Offiziere und Unteroffiziere ihren Stellen gewachsen sind; man muß auch eine bedeutende Zahl Individuen haben, die jeden Augenblick Offiziers- und Unteroffiziersstellen zu versehen vermögen. So wie jedes Régiment eine Kriegs Reserve benöthiget, um die ersten Verluste gleich durch abgerichtete Soldaten zu erseßen, so benöthiget es eine Pflanzschule von Offiziers und Unteroffiziers, um bei den großen Vermehrungen, die bei einem ausbrechenden Kriege vorkommen, und bei den starken Abgången im Verlaufe eines Krieges, nicht

an geeigneten Individuen für diese Stellen aufzuliegen. Ein Heer, das im Verlaufe eines Krieges in den Fall kommt, einen großen Theil der Offiziers und Unteroffiziersstellen mit Individuen zu beseßen, die nicht die nöthigen Eigenschaften besigen, und die man nur aus Mangel Besserer befördert, muß nothwendig dadurch an Güte verlieren. In diesen Fall wird aber bei längerem Kriege jedes Heer kommen, daß seine Ergänzung nur aus den untersten, ungebildetsten Klaffen des Volkes zieht *).

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*) Was in Östreich durch weise Borsicht der Staatse yerwaltung sowohl zur Bildung künftiger, als zur Vervollkommnung der wirklichen Offiziere und Un= teroffiziere geschieht, dürfte kaum in irgend einem andern Lande übertroffen werden. Die Ingenieurs Akademie zu Wien, die Militär- Akademie zu Neus stadt, die Kadeten-Kompagnien, die Unterrichts-Unstalten bei den Sappeurs, Mineur und Pionniers korps, die Regiments - Erziehungshäuser, die Regis mentsschulen, zwecken alle dahin ab, die Armee mit tüchtigen Offizieren und Unteroffizieren zu versehen. Die Werke, die theils von Seiner kaiserlichen Hoheit dein Erzherzog Carl selbst, theils unter seiner Leis tung verfaßt, und in die Armee vertheilt wurden, bes zwecken die höhere Ausbildung der Offiziere, und ents sprechen vollständig diesem Zweck. Regiments-Biblio. theken nnd Kartensammlungen geben dem Offiziere auch in kleinen entlegenen Garnisonen die Mittel, an seiner höhern Bildung zu arbeiten. Selbst diese militärische Zeitschrift verdankt ihre Entstehung und ihren Fortgang nur der Absicht, durch kriegswissens schaftliche und kriegsgeschichtliche Auffäße das Stus dium der Militärs fortwährend auf ihr Fach zu lens ken, und ihnen Stoff zum Nachdenken und zur Bes

Wenn in einem Heere Jeder seiner Stelle gewachs fen wäre, so würde es allerdings vortrefflich seyn; aber diese Vortrefflichkeit würde bald schwinden, wenn von den Niederen sich nicht mehrere die zu den höheren Stellen nothwendigen Eigenschaften erwürben. Es ist dieses von der größten Wichtigkeit. In jedem Heere, wo man, unbekümmert um die höhere Ausbildung der Offiziere und um ihre Fähigkeiten, dem Dienstalter die Beseßung der höheren Pläße überläßt, wird man in den höheren Stellen bald eine große Zahl Männer haben, die nur für die niedrigeren geeignet sind. Sind aber die Führer ihrem Werke nicht gewachsen, so frommt die Ausbildung des Soldaten wenig; sein Blut und Leben wird nuglos vergeudet; die zwecklos mißbrauchte Tapferkeit weicht dem Unmuth und der Unlust; das Heer wird schlechter. Zum General kann man sich durch Studium allein nicht geeignet machen; die vorzüglichsten Eigenschaften muß die Natur verlies hen haben. Ein hoher Grad von Urtheilskraft, Ents fchloffenheit und Gleichmuth find Gaben, die man sich nicht geben kann. Mit kluger Vorsicht muß daher ein Beförderungs System festgesetzt werden, das, mit Beseitigung der Parteylichkeit und Gunst, dem Talent. die Wege öffnet, ohne dem Verdienst wehe zu thun. Verdienste müssen belohnt werden; aber sie dürfen

trachtung zu geben. — Durch Reserven und Landwehren ift für die Vermehrung des Heeres mit ausgebildeten Soldaten gesorgt.

Die Mittel zur Bildung sind vom Staaté, jum Theil mit nicht geringen Kosten, gegeben; es liegt nur an uns, sie gehörig zu gebrauchen.

Anmerkung der Redaktion.

nicht auf Kosten der allgemeinen Wohlfahrt belohnt werden. Der verdiente Hauptmann, dem die Natur das Talent für höhere Stellen versagte, findet in weis terer Beförderung nur einen trüglichen Lohn. Das Gefühl, einer Stelle, die man bekleidet, nicht gewachsen zu seyn, ist für jeden Ehrenmann peinlich. Kommt er dann als General in Lagen, wo er aus sich selbst schös pfen, sich selbst helfen soll; begeht er dann bei dem besten Willen, aus Mangel an Einsicht, Fehler, welche für die ganze Armee von schädlichen Folgen sind, und ihn dem allgemeinen Tadel bloßstellen, vielleicht selbst auf seinen Muth ein zweideutiges Licht werfen, so wird er gewiß die Stunde als unheilvoll betrachten, die ihn aus einem Wirkungskreis, dem er mit Ehren vorstand, in eine Lage verseßte, für die seine Kräfte nicht zus reichten. Ehrbegierde muß in einem Heere seyn; sie muß sich aber auf Würdigkeit, auf genaue Pflichters füllung gründen. Wo Ehrgeiß um jeden Preis nach höheren Stufen strebt, ist der Keim des Verderbens gestreut. Moralischer Muth, Disziplin ohne peinigenden Zwang, Waffenübung und Bildung, die lehrt, was man im Kriege übt, und die Heere werden nicht durch den Krieg schlechter, sondern beffer werden, wenn nämlich sonst nicht auf ihren moralischen oder physischen Zustand nachtheilige Wirkungen eintreten. Auf den moralischen Zustand eines Heeres wirkt nichts nachtheilis ger, als schlechte Führung. Unter einer schlechten Führung würde nach und nach das beste Heer schlecht werden; dagegen wird unter einem großen Feldherrn jes des nicht ganz schlechte besser, und nach und nach gut. Der physische Zustand wird durch Vernachlässigung zer= stört. Hunger und Blöße lösen die Disziplin. Kraft=

lose Körper sind keiner Kraftäußerung fähig. Eine zu lange, unausgesette Dauer eines Krieges macht endlich auch die besten und bestgeführten Heere mißmuthig. Alexanders Veteranen wollten nicht mehr vorwärts an den fabelhaften Indus, se tapfer sie auch waren, so sehr sie auch ihren königlichen Feldherrn liebten. Mit wenigen Ausnahmen, sehnt sich endlich Jeder einmal nach Ruhe. Pyrhus in dem berühmten Gespräche mit Cyneas erklärte ja auch Ruhe und Wohlleben nach vielen Eroberungen als sein lehtes Ziel. Wenn in der Seele eines königlichen Eroberers Ruhe und Friede als das lette Ziel liegt, wie viel mehr in der des alten, der Kriegsbeschwerden müden Soldaten. Das Schwerste aber ist, im langen Frieden ein Heer kriegerisch zu erhalten. Wenn einmal Niemand mehr den Krieg aus Erfahrung kennt, da wird das ganze Soldatenwesen gar bald zum Friedensspiel. Man übt, was ins Auge fällt; man schäßt, was glänzt; man vergißt, was nüßt. Nur wenn mächtige moralische Triebfedern wirken, wird so ein Neulingsheer gleich anfangs sich bewähren, Jeder Staat, den die Segnungen eines langen Friedens bes glücken, muß gegen Verweichlichung des Volkes und Heeres, gegen Ausartung der Waffenübungen in Spiel und Tand, wachen. Er muß seine geschicktesten Offiziere als Freiwillige, oder im Dienst anderer Heere Feldzüge machen lassen. Durch fremde Kriegsdienste exhielt sich der kriegerische Geist im Volke der Schweizer. Durch langen Frieden versank das Kriegswesen der Ves netianer und Holländer. Doch wegen der Übel, die ein langer Friede herbeiführen kann, hat man eben nicht Ursache, in den großen Staaten besorgt zu seyn, —

Wir glaubten gezeigt zu haben, wenn Heere im

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