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burg im Kommando der kaiserlichen niederländischen Ars mee der Feldzeugmeister Graf Clerfait, dem Generalquartiermeister Prinz Waldek, der F. M. L. Beaulieu gefolgt. Um 3o. August und 1. September wurde zu Herzogenbusch zwischen dem Herzog von Vork, dem Erbprinzen von Oranien und dem F. M. L. Beaulieu Kriegsrath gehalten, und ein neuer Operationsplan entworfen. Die Wiedereroberung der Niederlande war deffen Ziel. 30,000 Engländer und Holländer sollten gegen Antwerpen vorrücken, 56,000 Kaiserliche sich dort an sie schließen. Sobald der Herzog von Vork Antwerpen genommen hätte, würden die Kaiserlichen vors wärts dringen. Der Herzog von Vork sollte dann die Eroberung von Lille übernehmen. Zu den Vorbereiz tungen der ersten Bewegungen forderte der Herzog fünfzehn Tage. Der Herzog Albert unterhandelte unterdessen immer noch mit dem preußischen Feldmarz schall Möllendorf wegen der zu versuchenden Wiederers oberung von Trier; doch bis zur Mitte des Septembers hatte man sich noch über keinen Beschluß vereini gen können. Wir verlassen nun Clerfait mit seiner Armee in den Stellungen an der Maas und Ourte, und wenden unsere Blicke noch einmal nach den Niederlanden zurück, deren Befih den Franzosen so eben durch den Fall aller von ihnen belagerten Festungen versichert wurde.

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(Die Fortseßung folgt.)

IV.

Mi szellè n.

1. Der Dragoner Katharina Marschall.

Gebeugt

ebeugt unter der Last eines mit Blumentöpfen belades nen Korbes, bot mir ein uraltes Mütterchen, dessen zahl= lose Gesichte - Runzeln ein über achtzigjähriges Erdens wallen beurkundeten, Blumen zum Kaufe an. Obwohl ein großer Liebhaber der freundlichen Kinder Florens, die mit ihrem Farbenschmuck überall, wo auf längere Daner meis nes Bleibens ist, mir die Fenster schmücken, wies ich, da mein Urlaub in Prag eben zu Ende ging, die Alte mit einem ich kaufe nichts" ab. Nichis! —erwiederte fie, dies sas Nichts so beftemdend betönend, daß es mich herzlich lachen nachte, weil ich dadurch unwillkürlich an das Niente des braunen Mädchens, welches dem genialischen Spas Biergänger Senme die köstlichen Früchte des südlichen Himmels andot, erinnert wurde, und ging mit einem vers drießlich beigeseßten: Die Herren Offiziere kaufen mir doch alle etwas ab," ihres Weges. Du scheinst die Alte nicht zu rennen, saate ein Freund, der mich eben besucht hatte, soust würdest du ihr doch etwas abgenommen haben. — Ich. Sin ich zu bedauern, daß ich diese Bekanntschaft vermisse ? →→ Er. Sie ist nicht so ganz ohne Interesse, wie du glaubst. Vor einem halben Jahrhundert beiläufig erregte sie ale junger schmucker Dragoner Aufsehen. Eine emeritirtë Amazone alfo? rief ich, und rig das Fenster auf, um meine Alte zurückzurufen, die vergnügt über die unverz muthete Zurückberufung, welche sie als eine Ehrenerkläs rung deuten mochte, bald wieder in meinem Zimmer stand. Durch einen zu ihrer Zufriedenheit gefchloffenen Blumenhandel, und ein kleines Geschenk mit mir aus geföhnt, und zutraulich gemacht, erzählte fle mir folgendes aus der militärischen Epoche ihres Lebens: Jh heiße Katharina Marschall. Mein Vater war Soldat, und starb, da ich noch sehr jung war, als Invalide im Dorfe Przemerzig, eine und eine halbe Stunde von Königs graß, wo er sich in den letzten Jahren feines Lebens aufs hielt. Dort lebte auch ich bei meiner Mutter, bis ich hins länglich herangewachsen war, und um mein Brot zu verdienen, in Dienste gehen konnte. Ein Verwandter meiner Mutter, der in Prag Bedienter bei einem Grafen Deym auf den Zdaras war, nahm mich als Kindsmagd ins. Haus. Während meiner Abwesenheit von meinem Dorfe, wurde mein jüngerer Bruder Johann Marschall, der als Knecht bei einem Bauer diente, als Rekrut gestellt, und nach Prag abgeführt. Dort suchte er mich, sobald es

Fonnte, auf, brach in die bittersten Klagen über das Loos, welches ihn getroffen hatte, aus, und versicherte, daß ihn Angst und Unluft zum Soldatenstande verleiten würden, fich Leides anzuthun, und daß er entschlossen sey, sein Leben in den Fluthen der Moldau zu enden, wenn er Sol. dat bleiben müsse. Der arme Junge, den ich als meinen einzigen Bruder sehr liebte, dauerte mich herzlich. Ich. tröstete ihn so gut ich konnte, gab ihm etwas von mei nem ersparten Gelde und sagte, er follte unter dem' Vorwande, Abschied von mir zu nehmen, in der Nacht wieder kommen; ich würde bis dahin ein Mittel ersinnen, ibm zu helfen. Ich war eine junge rüstige Magd; mein Dienst gefiel mir nicht sehr; es trieb mich die Lust, Welt und Menschen zu sehen, und etwas zu verfuchen; im Ge sichte und Gestalt ähnelte mir mein Bruder sehr; auch der Ton der Stimme war beinahe derfelbe. So war mein Entschluß, als er in der Nacht zu mir kam, gereift; ich überredete den, Furchtsamen leicht, mit mir die Kleider zu wechseln. Unter dem Vorwande, daß ich meinen BruDer begleiten, und dann zu meiner Mutter, die erkrankt, sen, und meiner bedürfe, zurückkehren wolle, nahm ich von meinem verwandten Dienstherrn Abschied, und fand. mich vor Tagesanbruch in meiner Verkleidung bei meinen. neuen Kameraden ein. Mein Bruder, der, als Weib vers kleidet, mich vorstellte, begleitete mich zu ihnen, und gab mir die nöthigen Winke, damit ein unvermutheter Zufall mich nicht verrathe, ehe ich mich in das fremde Verhältniß gefunden haben könnte. Da er die ganze Zeit beinahe nichts gesprochen, in sich selbst verschlossen, geseufzt, und fich von den übrigen einsam gefchieden hatte, so konnte Anfangs meine Einsamkeit und Schüchternheit nicht auffallen. So fand ich als Rekrut bei Emanuel Wens zel Graf Kollowrath Krakowsky Dragoner (väter Friedrich Josias Prinz Sachsen- Kobura Saalfeld Mein Bruder kehrte in fein Dorf zurück voraab, als untauglich entlassen worden zu seyn, und trat seinen vorigen Dienst wieder. an. Ich, im Dienste meiner Kaiserinn als junger Reiters. mann, zog mit einem Rekruten: Detaschement nach Klattau, wo der Regimentsstab lag, der später nach Lobosit, und nach einigen Jahren nach Brandeis überfest wurde. Meine Lebensart gefiel mir recht gut. Gelehrigkeit, Pünktlich, Eeit, und ein bescheidenes Betragen hatten mir bald die. Liebe meiner Kameraden, und die Zufriedenheit meiner Vorgesetzten erworben. Ich hatte Geschicklichkeit und Glück genug, durch sechs Jahre meiner Dienstzeit mein Geschlecht verbergen zu können, obwohl ich mehrmal Gefahr lief, entdeckt zu werden. Um meisten war dieses der Fall

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als ich in einem kleinen Gefechte mit einem bairischen Gränzpiket, welches einem Hirtenbuben Schafe auffing; eine Kopfwunde erhielt, die mich auf eine kurze Zeit bes täubte. Es war ein günstiger Umstand für mich, daß ich mich bald erholte, und nicht zugab, in das Spital gebracht zu werden, sondern mich durch Gebrauch einfacher Mittel felbst heilte. Nachdem ich ungefähr sechs Jahre beim Regiment gestanden war, traf mich ein Kommando nach Prag. Von hier aus ließ ich, da ich der Sehnsucht, von den Meinigen nach so langer Zeit, während welcher ich von Ihnen nichts gehört hatte, wieder etwas zu erfahs ten, nicht länger widerstehen konnte, durch einen Kames raden Ich selbst war des Schreibens unkundig ersten Mal unter dem Namen Jóhann Marschall an meine Mutter schreiben, und sie bitten, nach Praa zu kommen, um mich zu besuchen. Man denke sich ihre Übers raschung, da sie von meinem Bruder, der ihr auf mein dringendes Begehren und Anrathen mein Schicksal verfchwieg und bloß vorgab, daß ich unzufrieden wegen Mihhandlungen und karger Kost und Lohn meinen Dienst in Prag verlassen, und mich auf das Land, nicht weit von Prag, in einen anderen begeben hatte, die überras schende Lösung des räthfelhaften Briefes erfuhr. Aus Furcht verrathen zu werden, hatte auch er es nicht ges wagt, Erkundigungen von mir einzuziehen. Auf das eis ligste begab sie sich nach Prag zu mir, und keine Vors ftellungen, keine Bitten konnten sie vermögen, meine Ges schichte zu verschweigen, die zur allgemeinen Verwundes rung fogleich im ganzen Regiment_bekannt wurde. Man säumte nicht diesen sonderbarer Fall an das böhmische General - Kommando, und von da an den Hofkriegsrath nach Wien zu berichten. Es kam der Befehl zurück, mich unter Begleitung eines Korporalen, und zweier Kame raden, mit dem von mir gerittenen Pferde und der vols Ten Ausrüstung, nach Wien zu schicken, um der Kaises rinn Maria Theresia vorgestellt zu werden. Als ich dort ankam, war die Kaiserinn eben in Schönbrunn. Ich genoß die Gnade vor Ihr und dem jungen Kaiser Joseph erscheinen zu dürfen. Huldreich und freundlich wurde ich empfangen, und mußte mich erst im Reiten, und dann im Fechten mit dem Säbel zu Pferde produzis ren. Nachdem mich die Allergnädigste Monarchinn entlass fen hatte, befahl Sie mir meinen Abschied zu geben und nebst einem Geschenk von 300 fl. C. M. noch 150 fl. att Reisegeld auszuzahlen. Auch erhielt ich eine Anweisung zur Aufnahme in das wälsche Spital zu Prag, wenn mich Öf. milit. Zeitschrift. 1820. F.

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Krankheit oder Gebrechen des Alters Pflege bedürftig mas chen würden. Einige Jahre nach meiner Entlassung, heis rathete ich den Feldwebel Joseph Fialla von Fabris (jekt Zach Jufanterie Nr. 15), mit dem ich drei Kinder zeugte, welche alle bald nach ihrer Geburt wieder starben Im lezten Jahre des Türkenkriegs, in welchem ich meinen Mann überall begleitete, verlor ich ihn zu Rhimaszombat, wo ihn eine epidemische Seuche hinraffte. In dieser Zeit hatte ich auch das Unglück, die erhaltene Anweisung auf das wäliche Spital zu verlieren. Ich ging hierauf mit eis nem Transport von der Armee nach Prag, wo ich mich feit jener Zeit auf mannigfaltige Art ehrlich zu ernähren trachtete. So lange noch mehrere ältere Offiziere ledten', Die mich und mein Schicksal gekannt hatten, erhielt ich von Ihnen manche Unterstüßung, und es ging mir ers träglich. Jest freilich geht es mir kümmerlich. Ich bin alt und schwach, wohne in einem kleinen Häuschen im Dorfe Liben, und nähre mich dürftig im Sommer mit Blumens verkauf; im Winter mit einem kleinen Haußterhandel, den ich in der nahen umliegenden Gegend betreibe. Ach Gott, jest geht es freilich hart! Je nun, wie du willst! Es kanu ja so nicht mehr lange dauern. Mit diesen Worten und einem Seufzer beschloß meine Alte ihre Erzählung, die ich ihr beinahe wörtlich nachgeschrieben habe.

Andere Zeiten andere Verhältnisse - und Katharina Marschall hätte vielleicht als weiblicher Held mit Orden geprangt, und der Nuf hätte mit ihrem, in öffentlichen Blättern gefeierten Namen einen Welttheil bekannt gemacht. Et quamcunque viam dederit fortuna sequatur. Dunkelheit und Dürftigkeit im hohen Alter war ihr weniger als beschiedenes Loos. Möge die gute Alte in milder Unterstüßung theilnehmender Menschenfreuns deEntschädigung für die Versagungen eines kargenSchicksals finden: denn auch sie ward in Arkadien geboren. Pettau, im Mai 1819. J. Ritter von Rittersberg, Hauptmann im Regiment Vogelsang. 2. Hermanns Vertheidigungskrieg gegen die Römer.

Es hat unendlichen Reiß, in Tacitus Erzählungen und eigenen Worten zu sehen, wie Hermann der Taktik und Bewaffnung des römischen Heeres gegenüber im Nachtheile, dessen Feldherrn als Heerführer überlegen war. Die Stellen "proeliis ambiguus, bello non victus" »meminissent modo tot proeliorum, quorum eventa, et ad postremum ejectis Romanis, satis probatum: penes utros sum ma belli fuerit". zeugen schon für eine höhere Ans ficht des Kriegs, als man sonst bei Römern und Germa

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