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Bers von den zweckmäßigen und nachdrücklichen Operationen der Heere der Bundesgenossen erwarten. Ein unbenügter Sieg hätte, das Verderben nur verzögert, nicht aufgehoben. Der auf dem rechten Flügel ftehenden alliirten Armee unter Vork schien die Deckung Hollands weit mehr am Herzen zu liegen, als die Wiedereroberung der Niederlande. Auf dem linken Flü gel ging damals Trier verloren, weil es von den Preußen nicht unterstügt worden war.

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Die Begebenheiten eilten im raschen Gange vor vårts; fie forderten einmüthige und schnelle Beschlüsse, Abänderung der bisherigen Plane, und Bestimmung von neuen. Kräftiges Zusammenwirken war dann des Gelingens erste Bedingung. Aber die Verschiedenheit in den Organisationen der alliirten Truppen, die bedeutenden, bei einigen derselben herrschenden dießfälligen Mängel, waren schon allein hinreichend, jede Unternehmung zu lähmen. Auch hatten die Unfälle der leßt= vergangenen Tage das Band der Eintracht zwischen den Feldherrn gelockert. Nur so lange das Glück lächelte hatte Jeder zu des Feldmarschalls Planen gerne die Hände geboten. Die Trennung der Armee war bereits durch die That geschehen: aber mehr als durch die weis ten Länderstrecken waren die Heere durch die Verschies denheit der Meinungen und Absichten, und durch die unendlichen Hindernisse des gegenseitigen Mißtrauens und der allgemeinen Unzufriedenheit, unter sich entfernt.

Was die Alliirten bis nun an physischer und moralischer Kraft verloren, hatten die Franzosen an bei den gewonnen. Der ihre Gränzen schüßende Gürtel von Festungen war kaum verlegt: und was davon in der

Alliirten Hände gerathen, wurde mit geringer Mühe zurückgewonnen. Nicht mehr verbargen sich hinter dema felben die französischen Heere mit anscheinender Furcht. Die erfochtenen Vortheile hatten ihr Selbstvertrauen erweckt. Die Freiheit zu erkämpfen, hatte sich die Nation in ein Heer verwandelt; jede ihrer Handlungen strebte einzig dahin. Der Enthusiasmus verschleierte die Gefahren; der Kampf selbst stählte den Muth; die Volksmasse ersetzte jeden Verlust augenblicklich. Der Sieg war nicht mehr der Zweck der Kämpfe; er schien das Ziel des Lebens zu seyn. Mit dem großen Verluste an gedienten und erfahrenen Offizieren und Sola daten war die Masse der Kriegszucht und Kriegserfahrenheit in den verbündeten Heeren vermindert worden. Die französische Armee hingegen gewann an beiden durch die Bekanntschaft mit dem militärischen Leben, und durch die tägliche Übung im Gefechte. Schon schloss sen sich die vor kurzem weit verstreuten Plânklers in Linien, Kolonnen und Massen zusammen. Schon zeigs ten sich die jüngst noch rohen Haufen des Nationalaufs gebots als geregelte Soldaten, die der Krieg erzogen hatte.

Alle diese Betrachtungen hatten den Prinzen von Koburg bewogen, keine Schlacht zu wagen. Sie hatten feinen Entschluß des Rückzugs hervorgebracht. Sie hatten die kaiserliche Armee hinter die Maas geführt. Da stand nun diese Armee, konzentrirt in einer sichern Stellung, im Besitz aller Übergänge des Fluffes. Die vorliegenden niederländischen Festungen waren noch in ihrer Gewalt. Noch lag es in der Möglichkeit, aufs neue vorwärts zu schreiten, und die Niederlande wieder zu erobern. Aus unserer weitern Erzählung werden

die Ursachen hervorgehen, welche die Ausführung einer folchen Unternehmung vereitelten.

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Die Hauptmacht der französischen Maas- und Sambre-Armee stand zwischen Tongres und Lüttich. Ihre Borposten beunruhigten die Kaiserlichen alle Tage, und Kray's Korps bei Mastricht wurde oft durch falschen Allarm unter die Waffen gerufen. Um dieser die Truppen so sehr ermüsenden Meckerei ein Ende zu mas chen, beschloß General Kray den Feind anzugreifen. Er erhielt 10 Esk. 2 Bat. von der Hauptarmee zur Verstärkung. Am 5. August theilte er seine ganze, 20 Eskadrons starke Kavallerie in drei Theile: die mitt= lere Kolonne war die schwächste; sie rückte über Her dren.vor, und verleitete später die französische Kavalle rie durch einen verstellten Rückzug zur hißigen Verfolgung. Die beiden Seitenkolonnen, in Hinterhalten aufgestellt, umfaßten den Feind; über 200 von dessen Reitern wurden niedergehaut, 136 Mann gefangen, 200 Pferde erbeutet. Die Kaiserlichen verloren nur 1 Todten 13 Berwundete. Die Truppen bei Visé und Houtain hatten durch Scheinangriffe die Franzofen gleichzeitig allarmirt. — Nach dieser Schlappe vers hielt sich der Feind einige Zeit ruhiger.

Eine starke feindliche Macht hatte sich unterdessen bei Thionville und Sarrelouis gesammelt, am 8. Aus guft die Stellung bei Trier angegriffen, und, da die Preußen keine Unterstüßung leisteten, das kaiserliche Korps durch Übermacht zur Verlassung jener Stellung gezwungen. Durch diesen Verlust war die linke Flanke des Korps, welches unter Latour an der Ourte und bei Aigwailer stand, entblößt, und die Verbindung mit Coblenz, woher das noch nicht verproviantirte Luxem

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burg so eben auf der Mosel und über Trier seine Bes dürfnisse hätte erhalten sollen, abgeschnitten. Mit großer Mühe wurde nun die auf acht Monate angetragene Verproviantirung dieser Hauptfestung, geringen Theils aus der Umgegend, Mehreres aber von Aachen aus, über Spaa, Stavelot und durch das Merscher Thal, bewirket. Diese Zufuhren zu decken, so wie des linken Flügels Verbindungen von der Ourte mit Luxemburg über St. Vith zu erhalten, und bei der zu versuchenden Wiedereroberung von Trier mitzuwirken, wurden bis 26. August 5 Komp. leichte Infanterie 6 Bat. 16 Esk. bei Montjoye unter General Nauendorf zusam mengezogen, und später noch mit 3 Bat. 2 Est. Uhlanen und einem Küraffierregiment verstärkt, auch der Churfürst von Trier aufgefordert, das Eiffel-Gebirge durch Landmiliz beseßen zu laffen. Jene Truppen mar schirten am 27. von Montjoye̟ ab, und bezogen am 30. eine Stellung hinter dem Pruymbach, um zu jes der Unternehmung auf Trier in Bereitschaft zu seyn.→→→ Zur Deckung der Marschlinie der Transporte stellten der F. M. L. Latour a Bat. in My, 1 Bat. in Vieil Salm, 1 Bat. in Ourte, General Haddik starke Kavalleriedetaschements von Houfalize bis Bastogne und Willem aus. Feldmarschall Bender sendete den Transporten aus LuxemburgTruppen über Dietkirchen bis Vlanden entgegen, um sie aufzunehmen. Auch ließ er einen großen Theil seiner Garnison auf den Straßen von Trier, Remich und Thionville vorrücken, des Feindes Aufmerksamkeit von dem Merscherthal abzuleiten. Unter dem Schuße so vortrefflicher Anstalten gelangten bis zum 11. September fünf Transporte nach Luremburg. Auch die Garnison benußte die Zeit, welche sie

der Feind unangefochten ließ, um aus den benachbar ten Gegenden Vieh, Getreide und Futter in die FeAtung zu bringen. Die Besaßung war bis zum 2. August auf 11,106 Mann 572 Pferde verstärkt wors den. Der größte Theil dieser Truppen lag rings um die Festung in Kantonnirungen. Ein Theil hielt die vom Feinde herführenden, so wie die Luxemburg mit der Armee verbindenden Straßen mit starken Abtheilungen beseßt. Am 10. August stand der Feind zwischen Lu remburg und der Mosel in dem Lager bei Montfortauf der Straße von Sierk, dann in jenem, welches fich auf der Triererstraße von Ober- Sieren über Mensdorf und Rodt erstreckte. Am 15. August ließ General Gebottendorf von Hamme aus das lettere Lager allar=" miren, indeß Rittmeister Frossard mit 90 Dragonern vom Regimente E. H. Joseph und 50 Mann Infan= terie jenes bei Montfort überfiel, und über 200 Frans zosen niederbieb. - Am 14., 26. und 29. rekognoszirte der Feind die Festung, wurde jedes Mal ange= griffen und zurückgeworfen. Die Garnison begann, die vom Feinde her gegen die Festung führenden Engpäffe mit Verhauen und Pallisaden zu sperren, einige vorzüglich wichtige Punkte der Gegend zur Vertheidigung zuzurichten, und so auf alle Art gegen das Anrücken des Feindes Hindernisse vorzubereiten.

Bei Mastricht hatten die Franzosen unterbeffen KraysVorposten täglich beunruhiget, und sich der beherrschenden Anhöhen bei Wonck und Houtain bemächtiget. Um 19. August griff Kray die feindliche Linie in zwei Kolonnen an, warf die Franzosen zurück, allarmirte ihr Lager bei Tongres, und zog sich nach erreichtem Zwecke wieder in seine Stellung. Am 23. rekognoszirte

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