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Großes durch die Menge der einwandernden Wallachen, Bulgaren, Macedonier, Erzogewiner, Albanier, besonders aber der Bosnier, die sich im Lande ansiedelten. Viele derselben nährten sich vom Raube; andere, besonders Unverheirathete, wurden zum Kriegsdienste angehalten, und Betyaren genannt. Damals gab der ferbische Senat die Zahl der Bevölkerung auf beinahe eine Million, die bewaffnete Macht auf 100,000 Streiter an; dennoch mag das Land, selbst in dem glän zendsten Zeitraume seines Emporstrebens während der legten Ereignisse, nie mehr als 500,000 Seelen, die im Lande gebliebenen türkischen Familien mitbegriffen, und nie mehr als 60,000 Streiter, unter diesen 2000 berittene, gezählet haben. Juden wurden unter Todesstrafe in Serbien nicht geduldet. Zigeuner arbeiteten nur im Zeughause zu Belgrad, und in ein Paar Gußund Eisenwerken im Lande. Nach der Einrichtung, welche die Volks - Regierung während der Unruhen getroffen, bildete eine Nahia ein Regiment, und dieses wieder Unterabtheilungen, denen Buljuk Paschas oder Bimbaschas, Obersten oder Hauptleute, vorkanden. Nach der Größe der Nahias waren sie verpflichtet, 2 bis 4000 Mann vollzählig auf den Beinen zu erhalten, über welche ein Ober Knes den Befehl führte: die Unters abtheilungen der Obersten und Hauptleute waren wieder von 300 bis 1000 Mann stark. Über die Befehlshaber mehrerer Nahias ernannte der Vorsißer des Se nats einen Voyvoden, und diese Vonvoden unter sich mußten sich über jedes auszuführende Unternehmen ges genseitig verständigen und ins Einvernehmen seßen. Nach diesen Eintheilungen konnte im Falle plöglicher Gefahr ein Aufgeboth von 60,000 Streitern sich vers Öft. milit. Zeitschrift. 1820. I.

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einen. Jeder Mann brachte dann seine Verpflegung, Rana, auf vierzehn Tage mit sich; im stehenden Lager wurde ihm sein Bedarf aus seinem Distrikte zugeführt. Der Serbier im Felde eignet sich besonders zum kleinen Kriege; er weiß sich besonders im Gebirge zu rechte zu finden, verachtet die Gefahr wenn er sie erwartet, ist aber schnell entmuthiget, wenn sie ihn überrascht. Zum Reiterdienst, oder zum Dienste des Ges schüßes, besißt er weniger Anlage. Im Allgemeinen ist er unternehmend, ausharrend, und stolz im Glücke, aber höchst abergläubisch, argwöhnisch und grausam. Diefe Eigenschaften mit seiner Neigung zum Kriege, und die Einwanderung der räuberischen Arnauten und Albaneser, machen viele Gegenden Serbiens für Reisende höchst unsicher und gefährlich. Ganze Haufen von Räubern, die besonders mit den Türken im steten Kriege leben, halten sich in den Gevirgen und Schluchten auf, nennen sich selbst Räuber, Haiduczki oder Klephtes, und werden unter dieser Benennung in den Dörfern, wo man sie als Helden betrachtet, mit Furcht und Achtung aufgenommen. Dieses gilt auch von denen bereits obenerwähnten Wasserräubern Chamgia an der Drina. Die friedlichsten Bewohner Serbiens sind die eingewanderten Bosnier, die sich hauptsächlich an der Save auf der Ebene von Chitok angesiedelt haben.

Im Durchschnitte ist der serbische Landbauer freier, wohlhabender und glücklicher zu nennen, als jener in der Moldau und Wallachen; doch steht auch er noch auf den untersten Stufen der Bildung. Seine Wohnun gen sind großen Theils unter der Erde angelegt, oder aus Ruthen geflochten, und mit Lehm beworfen. Die Öffnung über dem Herde gibt zugleich der Luft und

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dem Lichte den Zugang. Scheunen, ihr Getreide aufer zubewahren, kennen sie nicht, und verschließen es in Grüben, die sie trichterförmig in der Erde bereiten. Gewöhnlich findet sich an der Seite der Wohnung noch ein Stall für zwei Pferde, und beinahe in jedem Dorfe ein Ham oder Gasthaus, in welchem deren 12 bis 20 untergebracht werden können. Städte, Marktflecken und Dörfer unterscheiden sich übrigens wenig durch ihre Bauart; in jenen fand man noch, ehe der Haß der Bewohner sie zerstörte, manche Häuser der Türken, die ein Stockwerk über der Erde erhaben, aus zwei Ger mächern bestanden, denen eine Decke von Stroh oder Rohr zum Dache diente. Nur wenige Kirchen, Mor scheen oder Klöster sind aus Steinen oder Ziegeln erbaut, und haben einen steinernen Minaret, oder einen Glockenthurm an ihrer Seite. Überhaupt sind die Dorfs schaften großen Theils sehr zerstreut angelegt, zählen oft nur drei bis vier Häuser, und manche von ihnen find während der leßten Kriege und Unruhen oft bis auf den Namen verschwunden, der zuweilen noch über kaum erkennbaren Trümmern sich erhält. Viele Dörfer stehen von Bewohnern verlassen, und andere Stellen, auf welchen diese sich umgesiedelt haben, tragen jezt ihre Benennung.

Serbiens Boden ist im Durchschnitte fruchtbar. Die Gegend um die Dörfer und Märkte, welche urbar gemacht, und mit Getreide bebaut ist, trägt reichlicheAusbeute. Türkischer Weißen, das gewöhnlichste Nahrungsmitel der Serbier, die sich daraus ihre Proja bereiten, und Haidekorn, aus welchem eine Art Bier" gebraut wird, werden häufig gebaut. Leßteres wird am meisten in der Gegend um Nissa und Valievo ges

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erntet; Ersterer gedeiht an der Morava und in den untern Thälern am Vpek der Mlava und Porecz ka Rieka, am Timok, und in den Gegenden um Schabacz. Nachdem das Getreide durch Pferde ausge= treten worden, wird das Stroh aufbewahrt, und dient zur Nahrung dieser Thiere in den Wintermonaten. Auch Hülsenfrüchte und Melonen werden in Serbien gebaut. An den sanfteren Abfällen der Berge, besonders gegen die Donau, und in einem Theile des RudnikGebirges wird eine große Menge Obst, und Wein erzeugt, der jenen der Wallachey an Güte übertrifft, und vorzüglich in der Gegend um Semendria berühmt ist. Auch Wachs wird bei der Menge Futter und blumiger Wiesen, die zugleich in allen Distrikten einen Überfluß an Heu hervorbringen, und besonders in der Gegend von Rudnik, durch sorgfältige Bienen - Zucht gewonnen. Reichlicheren Ertrag noch als der Ackers bau liefert, bei dem Überfluß an Triften, die Viehzucht, die in allen Distrikten getrieben wird. Das Vieh, besonders das Rindvich, ist klein und unansehnlich, aber au ßerst zahlreich. Die größte Rindviehzucht trifft man im Kladovaer, Jagodiner und Kragojevaczer Distrikte ; der Semendrower Distrikt ist der reichste an Borstenvieh und Schafen. Die vorzüglichsten und besten Pferde werden im Distrikte von Porega und um Nissa aufgezogen. Jeder Landbauer besißt deren wenigstens zwei, deren er sich meistens als Tragpferde bedient. Die Wägen, vor welchen sie gebraucht werden, sind gewöhnlich eins spännig Tallige. Die zweispännigen Kocsia, die man jes doch außer den Gegenden um die Donau und Sau sela ten findet, sind so wie die erstern ohne alles Eisen mit Hölzernen Nägeln und Wieden zusammengefügt, und

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ihr Geleise ganz ungleich. Meistens werden sie von Ochsen, oder Büffeln gezogen. Auf 18 bis 20 Zentner wird die Last für ein Paar der Lettern, auf 9 bis to für ein Paar gewöhnlicher Ochsen oder Pferde, auf 21 Zentner für ein Tragpferd gerechnet.

An Naturerzeugnissen aus dem Mineralreiche leis det Serbien Mangel an Salz, da die hier und da vor= kommenden Salzquellen den allgemeinen Bedarf nicht decken. Auch seine sonst mit Erfolg bearbeiteten Erz werke stehen jezt, und die sonst reichhaltigen Kupfergruben von Maydan und die Silberwerke von Rudnik und Novobrde werden nicht mehr bearbeitet. Minerals quellen und warme Bäder sprudeln bey Kursumlie, Alerincze und Hassan Pascha Pallanka.

Eben so arm ist Serbien an Kunsterzeugnissen. Einige Baumwollen-Manufakturen ausgenommen, liegt jede Art des Gewerbfleißes tief darnieder. Handel wird nur mit den natürlichen Produkten des Landes, mit Vieh, Fellen, Obst, Honig, Wachs, besonders aber mit Borstenvieh getrieben. Die Kunstbedürfnisse des Landes, und andere mangelnde Naturerzeugnisse, wie 8. B. Salz, Tabak, werden von den nachbarlichen Ge= biethen dafür eingetauscht.

Für die Bildung der Nation ward erst mit der Entstehung des Senats zu Belgrad ein geringer Unfang gemacht, welcher Unterrichtsschulen für die Jugend in den Hauptorten der Nahias, und eine höhere Schule zu Belgrad errichtete, von deren günstiger Wirkung auf das Volk, wenn sie sich wirklich aufrecht erhalten. sollten, die Erfolge freilich erst spät wahrnehmbar wers den können.

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