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Durch die Lehmannische Lehre wurden sehr viele denkende Köpfe, wie z. B. Humbert, Schinert, Lynker 2c., veranlaßt, über das wesentliche Gebrechen der Situations - Zeichnung: den Mangel der deutlichen und adäquaten Darstellung der Höhen und Steilen, nachzu denken. Alle auf die von Lehmann gelegte Basis fortbauend, har Jeder gesucht, die von dieser Manier unzertrennlichen Schwierigkeiten, wo nicht zu beseitigen, doch zu mindern, ohne den Zweck einer gehaltvollen Dar stellung des Gebirgs aus den Augen zu verlieren. Je der von ihnen, selbst dann, wenn die Resultate ihrer Forschung minder entsprechend waren, verdient von Allen Dank, welche die Zeichnung von ihren Mängeln gez reinigt wünschen; welche es begreifen, wie unendlich der Werth der Situations - Zeichnung sich steigern müßte, wenn sie nebst dem getreuen Bilde, auch die Höhen und Steilen dem Sinne und der Beurtheilung genau darzustellen vermöchte; die endlich Muth und Kraft in sich fühlen, das Altgewohnte gegen das Besse re auszutauschen. — Langjährig erworbene Fertigkeit in der bisherigen unvollständigen Zeichnungs ▪ Manier, Vorliebe für das, worin man eingeübt ist, Abneigung für Alles, wodurch unserer gewohnten Bequemlichkeit Störung zugemuthet werden könnte, find freilich mache tige Feinde, die jeder ungewohnten heilsamen Verbefferung mit allen ihren Waffen sich entgegen stemmen, und die, im ungleichen Kampfe, auch gewöhnlich den Sieg davon tragen.

Dieser ungünstigen Aussicht und Erwartung un geachtet, wird jeder Freund einer rationellen Zeichnung gerne sich mit Ideen befassen, welche dieser Kunst mehr umfassung, richtigeren Gehalt, und höhere Ge

diegenheit versprechen. Er wird den Forscher nicht tadeln, wenn er vom bisherigen entfernt, eine neue Bahn einzuschlagen wagt. In dieser Zuversicht werden folgende Ansichten zur Prüfung und Würdigung mit dem Wunsche dargelegt, daß der Forschungsgeist aller erfahrenen und unparteiischen Kunstgenossen aufgeregt werde, damit der Konflikt der Meinungen Gedeihli.ches hervorbringen möge.

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Es muß beim ernsten Nachdenken eine Art Ters rain Darstellung sich erfinden lassen, welche die Lehmannischen Schwierigkeiten beseitigt, und uns doch zu dem Resultate, das er bezweckte, am nächsten führt.

Dem Militär ist die Bestimmung der Terrains. Neigungen nach Graden bloß in der einzigen Beziehung wichtig, weil gewisse Grade die Gangbarkeit des Ters rains erschweren, oder hindern. Nicht um die Winkelgrade, sondern um die Gangbarkeit der Gegend, ist es dem Soldaten zu thun. Kann man in der Zeich nung die Gangbarkeit des Terrains entsprechend auss drücken, so ist in militärischer Hinsicht für sie Alles gewonnen.

Da die Armee aus verschiedenen Truppengattuns · gen zusammengesett ist, deren jede andere Ansprüche an die Gangbarkeit des Terrains macht, so wäre es zur Vereinfachung der Zeichnung äußerst wichtig, zu finden: ob nicht eine Waffengattung die Eigenschaft besiße, daß ihre Bewegungen auf einem gegebenen Tera rain den vergleichenden Maßstab für alle übrigen ent hielte? Eine solche Waffe scheint die Kavallerie zu seyn. Wo diese in jeder Richtung, geschlossen, und in jedem Marsch - Tempo sich bewegen kann, dørt ist der

Terrain für Geschüß, Fuhrwerk, Infanterie vollkommnes anwendbar. Dieß sey die erste Abstufung des Ges birgs. Wo Kavallerie zwar geschlossen, doch nicht in jeder Richtung und jedem Marsch, Tempo, sich bewegen kann, da kann Infanterie noch geschloffen fechten; Are" tillerie und Fuhrwerk bewegt sich beschwerlich: zweite Abstufung. Wo Kavallerie nur einzeln hinaufkommt *), da kann noch jede Gattung Infanterie, obwohl nicht in geschlossenen Reihen, Dienste leisten. Geschüß und Führwerk hat auf diesem Terrain - keine Bewegung: dritte Abstufung. Wo auch der einzelne Reiter nicht hinauf kommt, jedoch der leichte, im Steigen geübte Infanterist noch fechten kann, ist die. vierte Abstufung.

Wenn nun diese vier Abstufungen, deren Beurtheis lung auf dem Feld wohl nicht mit den Schwierigkeiten der Grade-Schäßung verknüpft ist, mit solchen unzweiz - deutigen Zeichen dargestellt würden, daß man ihre Bedeutung auf den ersten Blick ohne Schwanken übers seben könnte, so erhielte die Zeichnung dadurch einen bestimmten Gehalt. Diese Zeichen der vier Abstufungen müßten also auffallend unter sich unterschieden, · und so beschaffen seyn, daß sie selbst nach vielen Jahren, auch nach Verblaffen der Tinte, ihre Bedeutung nicht verlören. Die bestehende Manier, die Steilen mit mehr oder minder Schwärze zu bezeichnen, ist unzus reichend, weil es dem Auge nicht erlaubt ist, dabei genaue Vergleichungen anzustellen; weil es dem Zeich

*) Bei jeder Abstufung versteht sichs von selbsten, ohne gebahnte Wege.

ner nicht glücken wird, diese vier Abstufungen entspres chend auszudrücken; weil der Ausdruck, mit dem Abs sterben des Tusches sich verliert, ungleich und falsch wird; weil sie, auch bei der größten Genauigkeit, zu Zweideutigkeiten Anlaß gibt, und den schnellen und richtigen Überblick hindert.— Striche, die sich kreußen, für die vierte Abstufung, eng bei einander liegende Striche, die sich nicht kreußen, für die dritte, ganz krumme oder gezackte Striche für die zweite, lange, weit aus einander geschwune gene, dünne Striche für die erste Abstufung, fcheinen allen Forderungen zur Bezeichnung der obigen vier Abstufungen, zu entsprechen. Da aber der Tere rain über die dritte Abstufung, wo deffen Gangbarkeit auch für den einzelnen Reiter aufhört, noch viele und ungleiche Grade der Steile haben kann, so würde zwar jedes Terrain über die dritte Abstufung mit ge kreuzten Strichen zu zeichnen, darin aber das mehr oder minder Steile mit mehr oder minder Dunkel zu unters scheiden seyn. Die Vertheilung von Helle und Dunkel könnte auch auf die ersten drei Abstufungen angewendet werden, wo das höchste Dunkel nichts Anders, als höchstens den Übergang aus einer Abstufung in die an= dere, oder die Verbindung der einen Stufe mit der andern, andeuten würde. Da jede Abstufung, als Ganzes für sich, verschiedene Böschungs-Grade oder Steilen enthalten kann, so dürften die verschiedenen Steilen einer Abstufung, nach denen drei Vergleis chungsstaffeln groß, größer, am größten, durch mehr oder minder Hell, mehr oder minder Dunkel, in jeder Abstufung ausgedrückt werden. Hiedurch wür de man, ohne die Zeichen zu vervielfältigen, mithin

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unbeschadet der leichten und verläßlichen Übersicht, sechszehn verschiedene Gradationen des Terrains ausdrücken können, nämlich vier Hauptgradationen durch die vier Terrain Abstufungen, welche die Gangbarkeit für jede Waffe genau und karakteristisch bezeichnen; ferner in jeder Abstufung drei, welche die Gradationen der näm lichen Abstufung bezeichnen würden. Selbst der Superlatio bei irgend einer Terrain - Ubstufung würde diese nicht zu einer höheren Abstufung steigern, sondern dem Auge und der Beurtheilungskraft bloß darstellen, daß, obwohl sie die für sie bestimmte Gangbarkeit befiße, jedoch, dieser Gangbarkeit unbeschadet, annoch einige Wölbungen oder Neigungen, enthalte.

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Daß diese Art der Terrain Zeichnung, welche bei der geringen Anzahl der jeder Terrain Abstufung zugewiesenen Bezeichnungen unmöglich verwirren kann, die bisherige Zeichnungs - Manier überwiegen müßte, scheint daraus zu erhellen, weil die eingeführte Methode die positive Gangbarkeit des Terrains nicht aus= drücken kann, sondern sich begnügen muß, bloß drei Vergleichungsstaffel anzudeuten. Diese Art, die Gangbarkeit der Terrain - Ubstufungen karakteristisch zu bezeichnen, wird auch die nächst möglichste Annähes rung zur Höhen's und Steilenbestimmung, in Graden ausgedrückt, gewähren. Denn da jede Terrain - Abstu. fung gewisse Böschungs - Grade vorausseßt, so kann das Maximum und Minimum für jede Abstufung ges funden werden. Der Böschungs Winkel und die Anlage, oder der horizontale Abstand, geben aber die Höhen. Würde man in einer Aufnahme zwei bis drei der höchsten Punkte wirklich messen, und ihren Werth auf die betreffenden Kuppen schreiben, so würde

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