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um das Produkt zu messen, das nach Vollkommenheit ringt.

Die Untersuchung, die zu diesem Zwecke führen soll, muß demnach folgende Fragen lösen: Was ist die militärische Aufnahme?. Was kann sie leisten ? --was kann sie nicht? Was soll sie leisten?

Die militärische Aufnahme ist nichts anderes, als die Kopie des wirklichen Terrains, im verjüngten Maße Finnlich dargestellt, mit konventionellen Zeichen, auf Flächen.

Die Triangulirung ist bloß der Behelf der genauen und richtigen Kopirung; so wie sie bei Aufnahmen grös Berer Erdstrecken zugleich das Mittel ist, die sphärische Figur der Erde auf Flächen zu reduziren.

Die sinnliche Darstellung der Erdoberfläche geschieht größten Theils mit konventionellen, d. h. solchen Zeis chen, die Anfangs willkürlich angenommen wurden, um einen Gegenstand zu bezeichnen, welche daher kein nothwendiges Bild des Bezeichneten sind, folglich nur von Eingeweihten verstanden werden, gerade wie die Schrift und die Hieroglyphen. Es ist ein unvers kennbarer Unterschied zwischen Nachbildung, und militárischer Zeichnung einer Gegend. Jedes Bild ist die ver sinnlichte, nothwendige Darstellung des Gegenstandes nach den Regeln der Optik, und der rohe Mensch, so wie der Gebildete, verkennt es beim ersten Unblick nicht, was der Künstler meint. Er erkennt in dem Bilde den Menschen, das Pferd, den Vogel, den Berg. Nicht so bei der Terrainzeichnung. Man gebe dem hellsten Kopf, der übrigens in der Zeichnung gar nicht einges weiht ist, die beste Zeichnung in die Hand, so wird er höchstens die Gewässer, wenn diese blau angelegt sind,

errathen; vielleicht noch die Wiesen;

aber das Gebirg bleibt ihm ein Räthsel, selbst wenn man ihm auch erklärt, daß alles à vûe d'oiseau gezeichnet sen. Und follte er auch durch Schlüsse (gewiß nicht durch Analogie) dahin gelangen, die über einander gelegten Striche für Berge zu halten, so bleibt ihm deren nähere Bedestung, die ein Eingeweihter augenblicklich begreift, unverständlich.

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Die Kopirung des Terrains geschieht immer in sehr verjüngtem Maße, dessen Größe und Wahl von der Absicht, zu welcher die Aufnahme vorgenommen wird, abhängt. Bei der östreichischen Militär- Mappirung ist der Wiener Zoll 400 Klafter angenommen. Bei Positions Aufnahmen ist der Maßstab noch einmal so groß, nämlich der Zoll 200°. Der erste Maßstab entspricht allen Forderungen, welche die Kriegskunst an eine getreue, verständliche und erschöpfende Darstellung des Terrains machen kann; jedoch erlaubt ihre Beschränkts heit die Eintragung der Feld Fortifikation nicht; dars um auch zu diesem Zwecke der zweite Maßstab bestimmt wurde. Da also im ersten gewöhnlichen Militär - Maße 400 Klafter Länge auf dem Feld den Raum von 1 Zoll auf dem Papier einnehmen, so erscheint die wirkliche Länge auf dein Feld 28,800 Mal verjüngt auf dem Papier. In diesem Verhältniß sollten also, genau genommen, alle Gegenstände an und für sich erscheinen. Da aber, als nothwendige Folge der Kleinbeit dieses Maßs stabes, jede merkliche Bleilinie auf dem Papier eine Fläs che einnimmt, die auf dem Felce 10 Schritt 4° Ausdehnung hat, und da das geringste Maß, das man mit dem Zirkel fassen, und aufs Papier tragen kann, nicht weniger als 20 Schritt=8° auf dem Felde beträgt,

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fo erfordert die Kleinheit des Maßstabes unbedingt, die genaue Proportion in den Theilen zu verlegen, und bei Bächen, Feldwegen, kleinen Häuschen, Hohlwegen, perpendikulären Skarpivungen u. dgl. die Objekte größer zu zeichnen, als sie nach der Angabe des Maßsta= bes gezeichnet seyn sollten. Dadurch entsteht eine Unrichtigkeit der Proportion, und folglich auch des Flächenins halts en Detail, welche aber, da sie äußerst unbeträcht lich ist, besonders aber weil sie in einem gegebenen Raum nur auf die Theile, keineswegs aber auf den wirklichen Flächeninhalt des Ganzen Einfluß hat *), nicht den geringsten Nachtheil für militärische Forderun gen haben kann.

Aus den entwickelten Elementar - Begriffen folgert es sich von selbsten :

1) Daß in obigem Maß kein Gegenstand auf dem Papier auch nur angedeutet werden könne, der auf dem Felde nicht eine Ausdehnung von wenigstens 20 Schritten hat; daß also jedes. Objekt, welches unter dieser Ausdehnung aufs Papier gebracht wird, das Ver= hältniß zum wirklichen Objekt übersteigen müsse.

Nun

*) Nehmen wir z. B. eine Militär- Sektion, deren Ins halt 3 Quadratmeilen beträgt. Wenn diese Sektion auch mit noch so vielen Schluchten, sehr Elergen å chen 2c. durchschnitten ist, so bleibt ihr Flächeninhalt immer der obige, wenn auch die Terraintheile zwis schen Schluchten, Bächen 2c. in der Zeichnung kleiner ausfallen, als sie in der Natur wirklich sind. Sektion ist im öftreichischen Dienst die technische Benennung eines einzelnen Blattes der militärischen Länder - Aufnahmen. Ihre Länge von Süd nach Nord ift 16, von West nach Ost 24 Wiener Zoll.

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sieht aber die Vernunft aus dieser Folgerung den sehr richtigen Schluß: da 20 Schritte auf dem Feld die Ziehung zweier sehr dünner Bleilinien neben einander kaum gestatten, und erst der Raum von 100 Schritten die verständliche Zeichnung einer Terrain Abstufung ere Jaubt, so ist jede unwichtige Terrain Beschaffenheit unter diesem Maße auszulassen, jede wichtige aber grös fer, als es der Maßstab erheischt, zu zeichnen.

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2) Da die Terrainzeichnung nicht das nothwendige Bild des Terrains malt, oder kein Terrain - Gemälde ist, sondern es durch das Aug der Einbildungskraft, mittels konventioneller Zeichen *) darstellt; — da fers

*) Die Zeichnung des Gebirgs, oder die Schraffirung, ist ganz vorzüglich konventionell: denn es hängt ganz von der wechselseitigen Übereinkunft ab, daß ich mir unter geraden, krummen, geschwungenen, gekreußten Strichen einen Berg vorstelle. Nothwendig bilds lich ist diese Vorstellung nicht, denn ich kann mir einen Berg auch in einer andern konventionellen Form, 3. B. mit horizontalen Strichen, punktirt, lavirt μ. f. w. denken; nothwendig nicht, weil die Bergzeich nung nicht Jedermann, fondern bloß der Eingeweihte versteht. Inzwischen ist nicht zu läugnen, daß die Malerei auf unsere Terrainzeichnung einigen Einfluß nimmt, jenen nämlich, welcher durch Vertheilung von Licht und Schatten einen optischen Effekt her. vorbringt. Es wird, wie bekannt, angenommen, und zwar sehr willkürlich, oder konventionell, daß alle Lichtstrahlen senkrecht auf die in der Terrainzeichnung darzustellenden Gegenstände fallen. Dieses angenommen, werden steile Abdachungen weniger LichtstrahTen aufnehmen, oder weniger beleuchtet werden, als fache Böschungen. Hierin liegt der Grund, daß steile

ners diese konventionellen Zeichen nicht nur nicht bei allen europäischen, sondern nicht einmal bei den Kunst. genoffen eines und des nämlichen Staates die feste, gleiche und unabänderliche Bedeutung erlangt haben, so ist dadurch dem Willkürlichen, dem Zweifel, der Einseitigkeit, ein weites Feld geöffnet. Will man die Zeichnung auf die Höhe bringen, wo sie stehen soll; nämlich, daß sie einen immer gleichen Werth, eine unzweideutige Bedeutung erlange, so ist es unbedingt nothwendig, daß man ihren Gehalt für alle vorkoms mende Fälle durch allgemeine, unveränderliche Normen festzubannen suche. Entsprechende, umfassende Nors men können aber nur dann gegeben werden, wenn alle Verschiedenheiten, Abweichungen, Ansichten und Verfuche der Terrainzeichnung aller Nationen von mehre ren der vorzüglichen und denkenden Zeichner geprüft, verglichen und gewürdiget werden; wenn nach dieser Sichtung, und nach dem Konflikt der Meinungen, je nes Prinzip aufgefunden wird, worin zulegt alle Meis nungen sich begegnen und vereinigen müffen; wenn endlich die entworfene Theorie, durch die Ausübung auf jeder Terraingattung von mehreren Individuen praktisch bewiesen, als möglich, vernünftig und vollkommen entsprechend sich bewährt. Nur dann und nicht früher, nur durch Prüfung, Würdigung und Überzeus gung, und durch keinen voreiligen Machtspruch, kann die Norm festgesekt und begründet werden, welche der

Parthien mit viel Schatten, oder schwarz, fanfte hingegen mit wenig Schatten, oder licht, gehalten wers den, oder daß enge Striche die Steile, weite die Fläche bezeichnen.

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