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für seinen Wirkungskreis die schwerste Aufgabe; denn von seiner Wachsamkeit und Geistesgegenwärt hängt Sicherheit und Ruhe von Tausenden ab. Nur wenn

eine auf Vorposten stehende Truppe die ganze Wichtigkeit ihres Plages, und ihr Verhalten in den vers schiedenen Lagen genau kennt, wird sie von Verlegen= heit und Verwirrung frei seyn, und mit Ordnung und Zuversicht si zu benehmen wissen. Es wäre zu spät, wenn erst vor dem Feinde jeder Höhere seine Untergebenen belehren wollte.

Der Unterricht in diesem nicht genug gewürdig= ten Zweige des Dienstes sollte mit Vorlesungen für Ober- und Unteroffiziere beginnen; für Gemeine find Vorlesungen zu trocken und unverständlich. Diese Vorlesungen müßten von einem erläuternden Vortrage für Zweifelnde und Erklärung Bedürfende begleitet, und durch Plane deutlich gemacht werden. Besser wäre es, da bei Vorlesungen die Aufmerksamkeit der Zuhörer oft gestort wird, wenn wenigstens die Offiziere auch zu Hause lesen könnten *).

*) In dem k. k. ößtreichischen Dienstreglement handelt zwar nur ein einziger Abschnitt von dieser reichhalti= gen Materie, die ein eigenes Lehrbuch erfordert. Allein diese Lücke ist durch mehrere anerkannt gute Werke, vorzüglich durch die auf höchste Anordnung hers ausgekommenen Beiträge zum praktischen Unterricht im Felde vollkommen ausgefüllt. Dieses Werk ist bei jedem Regiment vorhanden, und foll von jedem Offizier gelesen werden. Sein Titel deutet schon an, zu welchem Ende es dem östreichischen Heere gegeben worden. Die Beispiele lehren die Anwendung der Lehrfäße auf dem natürlichen Terrain. Jeder wißbegierige Offizier wird darin Belehrung.

Einfach sind die Regeln des Vorposten- und Patrullendienstes, aber unendlich die Arten ihrer Unwendung, so unendlich als die Abwechslungen des Terrains, nach dem sich hier alle Anordnungen richten müssen. Der Unterricht müßte daher nach gehaltenen Vors Lesungen auf den natürlichen Terrain übergehen, und auf demselben die praktische Anwendung der früher vorgetragenen Lehrfäße gezeigt werden; welche Anwen dung selbst den fähigsten, theoretisch gebildeten Kopf anfangs in einige Verlegenheit seht. Für die Abrichtung des Gemeinen, dem alles gleich auf dem Felde versinnlicht werden muß, erübriget ohnehin keine ans dere Methode, die überdieß, da man auch seiner Fin digkeit etwas überläßt, ihm weit lieber ist, als wenn er Worte anhören muß, deren Sinn er oft nicht bes greift. Dieser Unterricht sollte vorzüglich in sehr durchschnittenen und gebirgigten Gegenden Statt haz ben, da in diesen der Vorpostendienst viel schwieriger ist. Nur zu viele traurige Beispiele von Überfällen und. Gefangennehmung kleiner Korps sprechens für die Nothwendigkeit eines zweckmäßigen Unterrichts im Vorpo

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und Stoff zum Nachdenken, jeder höhere Vorgesekte die Methode finden, auf einem analogen Terrain feine Untergebenen mit Nußen und Erfolg zu unterweisen. Indeß wäre ein eignes Reglement für den Vorpo sten und Patrullendienst sehr wünschenswerth, da es noch Manche gibt, die ohne den Ausdruck Res glement den Unterricht und die Übung im Vorpos stendienst wohl nicht für überflüssig; doch auch nicht für strenge Pflicht, sondern für außerordentlichen Fleiß halten.

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ften und Patrullendienst. Wie verderblich kann der Mangel an Nachrichten über die feindliche Stellung werden, und wie leicht macht es eine schlecht ausges stellte Vorpostenkette feindlichen Patrullen und Spähern, die Lage und Stärke ihrer Gegner zu erkunden?

Wir sind bis nun bemüht gewesen, zu zeigen, daß, um die vollkommen taktische Ausbildung eines Heeres zu erzielen, man nicht so sehr dem Ererzier plak huldigen, sondern den praktischen Unterricht auf verschiedenem Terrain als wesentlicher betrachten müssen. Für die vorzüglichste Art dieses Unterrichts. halten wir die sogenannten Feldmanöper. Die höchste Aufgabe einer Waffenübung kann nur darin bestehen: die Art der Verwendung der Truppen im Gefechte, und die Anwendung der verschiedenen Evolutionen der ges schlossenen und zerstreuten Schlachtordnung nach der Beschaffenheit des Bodens mit Rücksicht auf die Nes benumstände, entweder zur Durchsetzung der eigenen Absicht, oder zur Bereitlung jener des Feindes, so and schaulich als möglich zu machen. Diese Aufgabe wird durch die Feldmanöver, dem treuen Bilde des Krieges, vollkommen gelöst; denn diese zeigen den Zweck, und zugleich den Gebrauch der Mittel zur Erreichung dessels ben; sie machen das Ineinandergreifen der verschiedenen Räder, und die Einheit in scheinbar getrennten Maßregeln bemerkbar. Die Vor- und Nachtheile einer Stellung, die Benütung des Terrains zur eigenen Deckung, die Art und Weise, wie ganze Stels lungen, oder einzelne Ortschaften, Wälder, Defi= leen 2c. angegriffen oder vertheidigt werden sollen, werden hier durch den Augenschein, folglich viel leich ter und schneller, als aus den besten Planen begriffen.

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Der angehende Krieger sieht hier, wie Bewegungen und Anstalten, die vereinzelt beim Unterricht für ihn noch bedeutungslos waren, im Zusammenhange und an dem rechten Orte ins Spiel gebracht, Erfolge hers beiführen. Der Stabsoffizier bildet sein coup d'oeil, und das Talent findet Gelegenheit, sich zu entwickeln.

Diese Feldmanöver müffen, um belehrend zu

seyn, den Regeln der Kriegskunst gemäß entworfen werden. Sie können mit Abtheilungen von der Stärke einer Kompagnie bis zu jener eines Armeekorps geges ben, und durch sie alle Szenen des großen und kleis nen Krieges von der Ausstellung einer Feldwache bis zu den großen entscheidenden Bewegungen einer Schlacht dargestellt werden. Sie müssen so viel mögs lich in Verbindung mit Reiterei und Geschüß ausge= führt werden; denn es gibt sonst keine andere Gelegenheit, wo das Zusammenwirken und die wechselseis tige Unterstützung der drei Waffen geübt werden Fönnte.

Die Entwerfung eines Feldmanövers erfordert gründliche taktische, und geht es ins Große, auch Strategische Kenntnisse; sie wird daher schon eine nüßliche Beschäftigung, und zugleich der Prüfstein der Fähigkeiten des Entwerfenden seyn. Der Entwurf kann nur die Hauptmomente und die allgemeinen Anordnungen enthalten, und darf nicht zu sehr ins Einzelne gehen, damit auch den Unterbefehlshabern ein Theil der Ausführung überlassen bleibe. Die Lehteren werden daher, während sie in den Geist des ganzén Entwurfs einzudringen suchen, veranlaßt werden, über die zweck= mäßige Ausführung der ihnen darin zugetheilten Rolle nachzudenken. Gewiß wird Mancher hiebei ein taktisches

Buch zu Rathe ziehen, was vielleicht sonst unterblie ben wäre. Dieses Nachdenken und Nachlesen wird sich stufenweis bis zum jüngsten Offizier fortpflanzen; denn es, wird gewiß jedem ehrgeizigen Offizier daran geles gen seyn, seinen Plaß mit Ehren auszufüllen, und mit Nugen dem Feldmanöver beizuwohnen. Wir halten es für einen der größten Vorzüge der Feldmanöver, und aller praktischen Übungen überhaupt, daß fie ein Anlaß und Sporn zum Lesen militärischer Werke werden können. Denn das Ermahnen und Erinnern zur Lektüre scheint nicht genug beherzigt werden zu wollen; es bedarf eines nähern und unmittelbar wirkenden Antriebes dazu *).

*) Da von der Ausbildung der Offiziere die Rede ist, so können wir nicht umhin, der in der östreichischen Reis terei bestehenden, anerkannt vortrefflichen Einrichtung zu erwähnen, daß jeder subalterne Offizier einen Bug befehliget, für dessen Abrichtung, Drefsirung, A justirung, Verpflegung ic, derselbe verantworts lich ist. Dadurch wird der Offizier mit dem innern Dienst und der Ökonomie der Schwadron bekannt; er bildet sich zum Schwadrons - Kommandanten; der Wetteifer unter den Offizieren wird geweckt; sie kommen mit ihren Untergebenen mehr in Berührung, und lernen daher die Individualität eines Jeden, und die Art, wie er nach dieser zu behandeln, kennen. - Diese treffliche Einrichtung wird bei der Infanterie noch vermißt, ungeachtet sie dort eben so gut an ihrem Plate wäre. Hier ist dasjenige, was bei der Reiterci den Offizieren obliegt, Korporalen an, vertraut, und der subalterne Infanterie - Offizier ist für nichts verantwortlich.

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