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bitten, welches sie durch Nichtbefolgung jenes abscheulichen Dekrets verwirkt hatte. Der kaiserliche Kommandant und seine Offiziere hatten erklärt, im äußersten. Falle ihr Leben für jenes der Mannschaft gerne zu opfern. Die Feindseligkeiten dauerten, während der Kurier erwartet wurde, ununterbrochen fort. Um 15. August hatten sich die Franzosen wirklich schon im bes deckten Wege festgescht. Da traf am 15. die Bewilli gung des Konvents zur Annahme der Kapitulation ein, und am nämlichen Tage streckte die Garnison auf dem Glacis die Waffen. Sie hatte vom 1. Juli bis 14. August 383 Mann an Todten, Verwundeten und Entwichenen verloren, und betrug beim Ausmarsch 2819 Mann 177 Pferde.

Valenciennes ausgedehnte Werke hätten eine Garnison von 12,000 Mann gefordert, sollte die Vertheidigung mit gehörigem Nachdruck geschehen. Aber diese Festung war nur mit 5122 Mann 331 Pferden unter dem General Cameller beseßt; übrigens aber mit hinreichendem Geschüß und Munition, dann mit Lebensmitteln auf zwei Monate, versehen. Am 20. Juli, als noch kein Feind in der Nähe der Festung stand, ließ General Scherer sie schon zum ersten Mal auffordern. Am 23. August erfolgte die zweite Aufforderung, welche General Scherer mit der Nachricht von der Übers gabe le Quesnoy's, und von der dessen Garnison an gedrohten, und nur aus Großmuth vom Konvente nachgesehenen Todesstrafe, verband. Der Festungskommandant erbot sich, gegen Bewilligung des freien Abzugs mit Waffen und Munition, zu kapituliren. Scherer erklärte aber, keine andere Ergebung als auf Diskretion annehmen zu können. Er ließ nun die Bea Öft. milit. Zeitschrift. 1820. I.

lagerung mit Ernst beginnen. Bald lag ein Theil der Stadt in Asche. Die Schwäche der Garnison erlaubte nicht, Ablösungen in dem so beschwerlichen Dienste zu machen. Die Garnison war also ununterbrochen auf den Werken, und litt sehr durch den Mangel bombenfester Wohngebäude. Die Bürger waren durch die Zerftörung ihrer Wohnungen zur Verzweiflung gebracht. Der Feind hatte mit seinen Arbeiten den bedeckten Weg erreicht. Der Kommandant konnte auf keinen Entfaß mehr hoffen, und ergab sich also auf die dritte Aufforderung am 27. August. Die Garnison kehrte nach abgelegten Waffen nach Östreich zurück, und durfte vor ihrer Auswechslung nicht im Felde dienen. Sie hatte während der Belagerung 12 Todte, 64 Verwun dete, 115 Deserteurs verloren. Ihr ausmarschirender Stand war 4931 Mann.

Um nämlichen Tage übergab der General Mikovini Condé gegen gleiche Bedingnisse. Diese Festung hatte statt der erforderlichen 4000, nur 1461 Streit fähige zur Besaßung. Sie hatte übrigens Lebensmittel auf zwei Monate, Geschüß und Munition, so viel sie brauchte. Künstliche Überschwemmungen verstärkten ihre Vertheidigung. Der französische General Osten hatte sie am 3. Juli eingeschlossen. Am 18. wurden, die Transcheen eröffnet. Am 19. erfolgte die Aufforderung, begleitet von dem bekannten Dekrete des Konvents. Den Rest des Monats brachte der Feind mit Fortseßung seiz ner Arbeiten zu. Am 51. Juli begann er sein Feuer. Die Garnison arbeitete unterdessen an der Ausbesserung der Werke. Die Außenposten scharmußirten fast täglich mit dem Feinde. Am 17. August wurde ein Ausfall gemacht, und ein Theil der feindlichen Werke zerstöret. Der Feind

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sezte sein Feuer lebhaft den ganzen Monat fort. Um 27./ nach der Übergabe von Valenciennes, ergab sich auch Condé. Die Garnisonen beider Festungen wurden am 7. September den kaiserlichen Vorposten an der Maas übergeben. Die Besatzung von Condé hatte während der Blokade und Belagerung in Allem 73 Mann ver loren. Ihr Stand, mit welchem sie aus der Festung rückte, betrug mit Einschluß der Undienstbaren 1943 Mann.

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Die französischen Truppen, welche sich bisher mit den Belagerungen beschäftiget, stießen nun zu ihren Armeen, und zwar General Öfken zur Nord - Armee nach Flandern, General Scherer zur Sambre und Maas - Armee.

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Der Plan Carnots war also in seinem ganzen Umfange gelungen; die Niederlande waren erobert; die französischen Festungen zurückgewonnen. Der Minister, der diese Operationen des Feldzugs dem Wohl= fahrts Ausschusse vorgeschlagen, stolz auf den gelunge nen Erfolg, sagt in den Exploits des Français : „Diese Erfolge entsprachen so sehr den Hoffnungen des Wohlfahrts-Ausschusses, daß der Beschluß, durch welchen er den Plan des Feldzuges bestimmte, mehr das Ansehen einer höheren Eingebung, als eines den Zufällen der Schlachten unterworfenen Projektes hatte." Dieser wahrhaft große Strategiker hat in so weit Recht, daß nicht Schlachten den Franzosen die erworbenen Vortheile in die Hände lieferten: denn auch nicht eine Schlacht hatten die Franzosen gewonnen. Wir können aber auch die höhere Eingebung nicht gelten lassen. Ein Minister, der mit der politischen Lage Europa's vertraut war, die Kräfte sei

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nes eigenen Landes kannte, und ohne Maß verwen den durfte, - das innere Wesen jener Coalition, die Charaktere der gegen Frankreich stehenden Feldherrn, richtig beurtheilte, der überdieß die Topographie des Kriegsschauplaßes, und die Gesinnungen seiner Bewohner studiert hatte, brauchte keine himmlischen Eingebungen, um seinem Plane eine Basis zu unters Legen, die ihn kaum fallen lassen konnte. — Und doch hatte Carnot einen Punkt viel zu wenig erwogen, viel zu gering angeschlagen: die Tapferkeit der alliirten Truppen, aus denen die niederländische Armee bestand! Soll Carnot wohl in seinen Berechnungen es für möglich gehalten haben, daß die Franzosen an der Sambre viermal geschlagen werden, und das fünfte Mai nur durch die Mißgriffe und die Unentschloffenheit ihrer Gegner, nicht durch einen Sieg, dieses Flusses Meister bleiben würs den? - War Pichegru's wechselloses Glück in Flan= dern, daß doch nur aus Zufällen ohne Schlachten hervorging, in seiner Berechnung vorauszuseßen ? Könnte vor der Schlacht von Fleuru die Räumung der Niederlande auch nur mit der geringsten Wahr= scheinlichkeit geahnet werden? - War wohl der Rückzug hinter die Schelde eine nothwendige Folge dieser Schlacht? Durfte ein strategischer Plan dem Geg= ner die freiwillige Verlassung der Schelde, die Trennung der alliicten Armeen, den Marsch des einen Flügels hinter die Maas, des andern hinter die Aa, u. s. w. zumuthen? Und wenn nun alle diese Fragen mit Nein beantwortet werden müssen, kann man alle Ereignisse des Feldzugs als Folgen eines Planes angeben, dessen Verfasser drei Monate früher gewiß

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nicht die keiseste Ahnung von so außerordentlichen Begüns ftigungen des Schicksals gehabt hatte ?

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Wir wenden uns nun zurück an die Maas und die 2. Die Stellungen der Heere in den ersten Tagen des Septembers sind uns bekannt. Am 4. September rückte Pichegru in die Stellung bei Merte hinter den Bek. Seine damalige Absicht konnte nur auf einen Scheinangriff gerichtet seyn, da die Nord-Armee, ohne die aus Flandern anrückenden Trappen an sich gezogen zu haben, der englisch holländischen Armee nicht gewachsen war. Diese Verstärkungen wurden aber erst am 30. September erwartet. Auch lag es im Pla me, daß Jourdan mit der sehr verstärkten Sambrez und Maas - Urmee den Hauptangriff gegen den linkers Flügel des kaiserlichen niederländischen Heeres ausfüßren sollte. Pichegru schickte also, um der Herzog von Vork für seine Stellung besorgt zu machen, viele Reiterei rückwärts gegen Breda. Er selbst rückte an 10. hinter der Donge ins Lager, zwischen Gilzen und Reyen; am 12. nach Moergestet und Oferwyl hinter die Nemmer. Ein Korps stellte er gegen Breda auf am sich gegen die Engländer zu decken; ein anderes von 4000 rückte gegen Beers, um die Gegend von Furs remonde zit beobachten; 12,000 Manu wurdem gægem Mastricht detaschirt. Die Holländer wurden am EE. und 12. in ihren Linien allarmirt.

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11.

Die englische Armee stand am 12. September hin ter der Wa, den rechten Flüget an Herzogenbusch, dem linker gegen Heeswyk und Becheln. General Hammertein mit 10,000 Mann bildete den Bortrab hinter der Sammet in Bortel, Oland, Ödenrode, Breugel, Herle. Am 15. fellte der Herzog von Dark die verak,

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