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Luise.

Dem Herzog

udewig.

Peter Friedr
Friedrich L u de wi g.

Water Eutins, Dir baut' ich der Pflanzungen eine für Menschheit,

Daß, aus dem Keime von Gott, menschlich gediehe der Mensch;
Und Du lobtest den Fleiß, ein Ermunterer, auch wenn der Pflanzmann,
Ähnlich der Arbeitsbien', heitere Tône sich sang.

Nimm der Gesäng' Auswahl. Gern sången sie künftigem Anwachs
Heiterkeit, Sinn der Natur, tapferes Streben für Recht:

Tugenden, die Dein Leben geübt. O lebe noch lang' hier,

Unbiegsam dem Geschick, froh des erfreuenden Thuns!
Endlich, den Deinen zu früh, Hochaltriger, geh zur Verjüngung,
Wo, was menschlich erwuchs, göttlicher blühet und reift.

Erste Idylle.

Luise.

Das Fest im Walde.

Küchlein, zahm wie die Mutter, das Perlhuhn, pickten der Jungfrau

Brot aus der Hand; weil ferne der trohige Hahn mit den Weibern

Draußen in luftiger Kühle der zwe breitlaubigen Harrte des Wurfs, und die Taube vom Dach, und

Linden,

der kollernde Puter. 2

Die, von gelblicher Blüthe verschönt, voll Bienen Nachbarlich dort im Schatten des blüthendoldigen

gesurres,
Moosdach,
Hielt der redliche Pfarrer von Grünau' heiter ein
Gastmahl,

Schattend der Mittagsstub', hinsäuselten über das

Seiner Luise zur Luft, hausväterlich prangend im

Schlafrock.

Flieders 3

Nagte des Festmahls Knochen Packan, und murrete
seitwårts

Gegen die lauernde Kag', und schnappte sich sumsende
Fliegen.

Uber Mama, sanftlächelnd der wohlbekannten Erzäh-
lung,

Sechs Schilfsessel umstanden den Steintisch, welche | Zupfte geheim Luisen, die neben ihr saß, an dem

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Heimlich geschnigt, als Ehrengeschenk, zu der Jungfer Neigt ihr nahe das Haupt, und begann mit leisem

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Mit lehrreichem Gespräch zu erfreun, und mancher | Deine Geburt zu feiern? Du blickst ja so scheu, und

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Hold erstaunte der Red', und sprach das rosige Mágdlein: Nicht in der Laube, Mama! Das Geißblatt duftet des Abends Viel zu streng', und zumal mit der Lilien und der Reseda*

Dufte vermischt; auch schwärmen so wild an dem Bache die Mücken. Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung. Beifall nickte die Mutter. Da war die Erzählung geendigt; Rasch nun wandte zum Manne das Wort die verständige Hausfrau: Våterchen, danken wir Gott? Luise begehrt den Geburtstag Lieber im Wald', als unten am Bach in der Laube zu feiern. Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung.

Jego mein Rath. Herr Walter, der muthige Karl
und Luise
Gehn voran, und wählen den Ort, und suchen uns
Brennholz.
O daß der steife Besuch abhält auf dem Schloffe die
Herrschaft,
Mutter und Tochter zugleich! Mit Umalia wåre
der Gang doch

Lustiger! hell dann tónt' in den Waldungen eures
Gefanges
Nachhall!

Aber wir beiden Gemächlichen fahren
den Richtweg

Såttigest, höre den Dank, den deine Kinder dir stammeln.

Wir sind Staub. O beschirme, wenn's frommt, in dem Leben der Prüfung

uns vor Trúbsal und Gram, wie vor üppigem Stolz und Leichtsinn.

Gib uns tägliches Brot, und unseres; bis wir, den eiteln Sorgen entrückt, als bewährte, zu deiner Herrlichkeit eingehn.

Meine Kinder, ich wünsch' euch eine gesegnete Mahlzeit.

Also der Greis; da nahten sie all', und küßten den Mund ihm Dankend; es küßt' ihn umarmend die rosenwangige Tochter!

Dann an die Wang' ihm geschmiegt, liebkos'te sie. Aber mit Inbrunst

Herzte der Greis sein freundliches Kind, auf dem Schooße sie wiegend.

Beid' an der Hand nun fassend die Fremdlinge, sagte die Mutter:

Seid ihr auch satt, ihr Lieben? Nur Bauernkost war es freilich, Und kein gråflicher Schmaus; doch hoffen wir, Freunde des Hauses Wissen ein ländliches Mahl zu entschuldigen. Trinken wir jezt noch

Kaffee hier? Vornehme genießen ihn gleich nach der
Mahlzeit.

Ihr antwortete drauf der edle bescheidene
Walter:

Über den See. Der Verwalter, das wissen wir, leiht Herzlich danken wir, liebe Mama, für die schöne

zum Geburtsfest Gerne den Kahn. Doch wünscht' ich, daß unser Papa noch ein wenig Schlummerte. Mittagsschlaf ist ein Labsal åltlicher Hausherrn,

Wann heiß werden die Tag', und die blühende Bohne
betäubet.
Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer von
Grünau:
Hört er, mein Sohn, wie sie waltet, die Herrscherin?
Aber ich muß schon
Folgsam sein; denn es gilt den Geburtstag meiner
Luise.
Kinder, wir beten zu Gott dem Unendlichen! Betet
mit Ehrfurcht.
Dieses gesagt, entblößte der redliche Vater die
Scheitel,
Glänzend kahl, und umringt von schneeweiß pran=
gendem Haare,

Senkte den Blick demüthig, und sprach, mit gefal

teten Hånden:

Bewirthung.

Machen Sie Karl nicht roth. Gut sein ist besser, denn vornehm.

Såße bei solchem Mahle der Ländlichkeit selbst auch der Kaiser, Unter dem Schatten der Baum', in so traulicher lieber Gesellschaft;

Und er sehnte sich ekel zu Höflingsstand' und des Mundkochs

| Mischungen heim:

Besser, wir gehn

Flugs, nach altem

so verdient' er an Leib und Seete
zu hungern!
ungesäumt in den Wald; und

landet der Kahn an, Gebrauch der Familie, kochen wir sämmtlich

Unter dem hangenden Grün weißstämmiger Birken den Kaffee.

Karl auch kocht großmüthig für uns; ihm macht er nur Wallung.

Uber es schalt der Vater, und rief die eifernden
Worte:

Lieber Gott, der du alles, was lebt, mit Freud' Ei mit der unstatthaften Entschuldigung! War denn

und Erquickung

der Reißbrei

Angebrannt? und der Wein auf dem Reißbrei núchtern und kahnig?

Waren nicht jung die Erbsen und frisch, und wie

Zucker die Wurzeln 5?

Fodere Kahn, und was ich vermag; ich gewähr' es der Jungfrau !

Sprach's, und langte den Schlüssel dem eilenden. —— Aber die Jungfrau

Und was fehlte dem Schinken, den Heringen, oder Faßte, dieweil Karl drångte, den Arm des beschei=

der Spickgans"? Was dem gebratenen Lamm, und dem kühlenden röthlich gesprengten Kopfsalat? War der Essig nicht scharf, und fein das Provinzol ?

Nicht weinsauer die Kirsche Dernats, nicht süß die
Morelle?
Nicht die Butter wie Kern, nicht zart die rothen
Radieschen?

Was? und das kräftige Brot, so weiß und locker! schändlich,

Wenn man Gaben von Gott aus Höflichkeit also verachtet!

Lieber Sohn, da nehm' er die Dirn' an den Arm, und sogleich mir Fort in den Wald! Komm her, mein Mütterchen, daß ich dich küsse!

Sprach's, und zog sie heran; und das Mütter-
chen folgete willig.

Dennoch verwies ihm solches die gute verständige
Hausfrau:
Schilt nicht, böser Papa! man sagt ja wohl
so ein Wörtchen,

Wie es die Weise verlangt und Artigkeit. Aber

wohlan nun,

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Schlummere kühl und ruhig im Kämmerlein. Jung Schauer der Wonn' umstrómt' ihm das Herz; bang'

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der Ruhbank

athmend und sprachlos Drückt' er die kleine Hand, durchfaltet mit bebenden Fingern.

Also wandelten beide durch Gras und blumige
Kräuter,

Langsam; Grillengeschwirr war ringsher; und wie erblödet

Hinten hinaus, wo es frisch anathmete; legt' auf Sannen sie, scheu zu begegnen dem Blick, und

Ihm sein Polster zurecht, und schloß die dunkle

Gardine;

Während die Magd des Mahles Geräth und die

festlichen Gläser

redeten wenig.

Als sie nunmehr, oft seufzend, das schwülere Thal durchwandert,

Unten am Zaun, wo die Quell' aus dem Sandberg roth und morastig

Eintrug, sammt dem Gedeck von schöngewebetem Zwischen binsigen Bulten" und Schafthalm tråger

Drillich.

Jeho eilte der Knecht mit dem Auftrag zu dem

Verwalter,

hinabfloß;

Dort an der leitenden Hand des Jünglinges hüpfte die Jungfrau

Daß für der freundlichen Jungfer Geburtstag jener Furchtsam über die Steine, gelegt für die Schritte gefällig

Liehe den Kahn, der, sicher gebaut am Strande

der Ostsee,

des Wandrers, Und wer in trockenen Monden den Richtweg nahm nach dem Kirchdorf;

Auslief, selbst wann es wallte, zur Luftfahrt, oder | Furchtsam, daß dem Gewande den Saum nicht tränkte der Moorsumpf,

zum Angeln.

Hans nun sagte sein Wort; da erwiederte rasch der Wankte sie hin, vor dem Frosch, der emporsprang,

Verwalter:

júngferlich kreischend.

Jego betrat sie den Steg, und hob ein Füßchen | Nah' an des Jünglinges Wange geneigt ihr blümit Vorsicht

über den Zaun, daß enthüllet die Zwickelblume

hervorschien,

hendes Antlig: Wahrlich, der Knabe bemerkt, unaufmerksam wie

er scheinet.

Ordnete schnell das Gewand, und schwang wie ein Sehn Sie, er folgt dem Geruche der Erdbeern. LieReh sich hinüber. ber, die Hand mir

Dann durch Haselgebüsch den ausgeregneten Pfad Nicht so gedrückt! Er möchte den Herrn Hofmeister

auf

Stiegen sie, welcher sich schräg' hinbog um den

altenden Ahorn.

belauschen.

Also warnte Luise, die Hand zu entziehen versuchend.

Oben begann tiefathmend das rosenwangige Mägd- Aber dem Jünglinge wallte das Herz vor banger

lein: Stehn wir ein wenig still? Mir klopfet das Herz! Wie erfrischend

über den See die Kühlung heraufweht! Und wie
die Gegend

Ringsum lacht! Da hinab langstreifige, dunkel und
hellgrün
Wallende Korngefilde, mit farbigen Blumen ge=|
sprenkelt!

Dampfe daherwogt!

Entzückung,

Als der rosigen Lipp' ätherischer Odem die Wang' ihm

Warm anhaucht'; und er wandte sich sanft, und
küßte das Mägdlein.

Leise bebt' ihr die Lipp', und wandte sich; aber ihr
Antlig
Lächelte, hold verschämt, wie ein Frühlingsmorgen
erröthend.

O des Gewühls, wie der Rocken mit grünlichem Und sie entschlüpfte dem Arm, und brach ein unscheinbares Blümchen Dort in fruchtbaren Bäumen das Dorf, so freund- | Seitwärts, weilt' in Gedanken, und schaut' es an, lich gelagert

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Um den geschlängelten Bach, und der Thurm mit

blinkendem Seiger!

wie bewundernd. Plöglich erscholl im Gebüsche die rufende Stimme des Knaben:

Oben das Schloß hellweiß in Kastanien! Vorn auf Kommt doch, und pflückt Erdbeern! Hier stehen sie

der Wies' hin Röthliche Küh'; und der Storch, wie vertraut er dazwischen einhertritt!

Dort die schimmernde Blåue des Sees um den waldigen Hügel!

Dort Heuschober gereiht, dort Måhende! Aber wir

selbst hier,

rother wie Scharlach,
Busch an Busch vollglühend, daß einer nicht weiß,
wo er hin soul!

Jubeln wollen wir alle vor Lust, wann unseren
Vorrath

Wir in die Kumm' ausschütten! Da werden sie
schaun mit Verwundrung,

Vom Buchweizen umblüht, im Gesums' eintragen Beide Papa und Mama! Felderdbeern pflanzte der der Bienen!

Schaut doch umher, ihr Kinder, und freuet euch!
Hören Sie, Bester:

liebe Gott so kräftig und füß! In der Sahn' auch schmecken sie vielmal

Unseren Schmaus wird zieren ein Korb großmächti- | Köstlicher, als im Weine die Prahlerdbeeren des ger Erdbeern

Spanischer, weiß und roth, der Ananaswürze ver

gleichbar;

Gårtners! Sie nun kamen und sahn die geschwollenen Beeren, die ringsum

Felderdbeern, wie mir däucht, sind wohl so süß Feuerroth und gedrångt am Sonnenstrahl aus den

und balsamisch. Kommen Sie dort in den Busch; da stehen sie, róther wie Scharlach. Also Luis', ablenkend zum sonnigen Thal des Gebüsches,

Rechts, wo die Hecke das Feld einfriedigte. Hur

tig voran nun

Kräutern
Schimmerten; und ihr Gedüft durchathmete würzig
die Gegend.

Freudig rief und erstaunt der edle bescheidene
Walter:

Wunderbar! es erhebet der Reiche sich künstlicher
Gärten,

Hüpfte der Knab', und entsagte dem grünlichen Him- Welche die Frucht ihm zinsen aus jeglichem Son

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Das mit glänzender Schwing' ihm bequem da saß Fröhnend in 3wang; und dem Urmen bereitete Gott auf dem Farnkraut. in der Wildniß,

Stehn blieb jego Luis', uud sprach mit vertraulichem | Ohne sein Thun, Fruchtgårten voll heilsamer BluFlistern,

men und Kräuter:

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