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Daß ungesäumt Herr Delling ihr zusprach achtzig | Falteten blißende Hånd', und beteten, oder besahn

Dukaten; Funfzig dem Apfelschimmel, und andere funfzig dem

Schweißfuchs.

Lange zuvor erprobt' er die Tugenden sammt dem Bereiter;

Hell im Gesicht nun kam er, und sprach mit schút

telndem Handschlag:

fich;

Bunt nun gereiht, saß alles umher, mit geschmei

digem Lächeln.

Långs der belasteten Tafel, von zwölf Wachs

kerzen erleuchtet,

Einer krystallenen Kron', und zwanzig spiegelnden
Blakern 2,

Herr, das sind mir einmal Reitklepperchen, | Prangte, geformt vom Kanditor, ein anschauns

ganz nach der Regel!

Solch ein wiegender Gang, und dazu stahlreicher

Pyrmonter,

Etwas Diát auch daneben, versteht sich! heilen, so
Gott will,
Mir im Magen den Krampf, und der Frau die
empfindsame Wallung!

Sein Sie zu Abend mein Gast; da findet sich kleine
Gesellschaft

Guter Freunde bei uns. Wir sind auf unseren
Gårten
Alle zum Brunnen verdammt; doch entrief uns
heute der Posttag.

Nur auf ein Butterbrot, Herr Woldemar, und ein
Gerichtlein
Gernegesehn! Ich bin so ein Freund von der lånd-
lichen Mahlzeit,

würdiger Auffag3.

Wände von weißem Traganth, mit Spiegelsäulen gestüzet,

Liefen an jeglicher Seit'; und es schlängelten grůnende Reben

Rings von gesponnenem Glase, mit bräunlichen Trauben behånget.

Porzellanene Winzer mit Hipplein thaten ges schäftig:

Einer bot von der Leiter die abgeschnittene Traube Seiner Winzerin dar, die den Korb aufstreckte mit Schmeicheln;

Andere trugen die Last mühsam zur schäumenden Kelter.

Oben stand im Gebüsche die alabasterne Trümmer Einer gothischen Burg; inwendig am röthlichen Quigbaum

Auch von der schönen Natur, die ihr Glücklichen Schlief die zuckerne Hirtin auf Moos; bei dem

täglich genießet!

Ich antwortete drauf mit des Stadtvolks neue= stem Bückling:

Wenn Sie befehlen, mein Herr; ich bin Ihr ge

horsamer Diener.

spiegelnden Bergquell Ging um gelagerte Ziegen und seidene Schäfchen ein Beller.

Fern am Traubengeländer erhub sich ein naschendes Böcklein;

Ehre für uns, daß schöne Natur und Ländlichkeit Aber die Winzerin faßt' ihm den Bart, und schlug

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Kleider und Hut; und es lachten mit silbernem Welcher die Mitt' einnahm, von der stachlichten

Sporne die Stiefel.

Feierlich, ging ich um Acht zu Dollings Brunnen

gesellschaft.

Hecke befriedigt. Drin großkopfiger Kohl, und geståbelte Bohnen und Mangold,

Zwölf dickbauchige Herren und zwölf breithüf- | Kürbiß, Gurk' und Melon', und farbige Blumen

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Saßen vertheilt in dem Saale mit gierigen Augen Rechts die Nasturzienlaub', und links ein japaniam Spieltisch;

Denn nicht galt es um Nússe und Schillinge, nein! um Dukaten!

Als nach beinah' drei Stunden den hochaufwuchernden Einsat

Alle getilgt, gluthroth der Verlierende, und der

Gewinner;

sches Lufthaus; Birnen umher, Aprikosen und Pfirsiche, Pflaumen und Apfel,

AW' aus kandirtem Anies: zwei Júngferchen standen in Wipfeln

Mächtiger Wallnußbäum', und schüttelten; andere lachend

Hieß mich der Wirth willkommen, und nöthigte Lasen die Frucht, die sie traf; ein porzellanener bald zu der Tafel.

Paar' auf Paar' entrauschten, und ordneten sich

um die Tafel,

Mannfisch

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Blies aus der Schnecke den hellen Krystallspring, der in des Beckens

Spiegel sich bog, umringt von der schöngeschweiften | Jeho gab ein Lakai uns saubere Teller, und bot Terrasse;

dann

Feiner gefärbeter Sand war bunt durch die Gånge Junge Kalkuten herum, mit scharfer batavischer gestreuet. Soja".

relle; Jener den Kabliau, mit der kräftigen Brühe von Austern,

Unten entwallte der Bach, und zerschnitt das grafige | Hierauf reicht' uns dieser die weingefottne Fo-
Seethal,
überbrückt: auf der Weid' hochhalsige Rosse mit
Füllen,
Auch großeutrige Kühe, gemelkt und mit saugenden
Kälbern;
Mäher und Harkerin drüben, um Schwad' und
geschobertes Grummet.

Blauliches Glas nun dehnte den See, von der Binse gebordet,

Und braunkolbigem Rohr; ein Ungeler schwang den gekrümmten Perlemuttenen Barsch; und ein stämmiger Greis in

dem Kähnlein

Die hamburgischer Wig für Sommerschmåuse sich einmacht.

Doch die Mamsell, bei holdem Gespräch lebhafter fich fächelnd,

Traf dem Lakain mit der Feder des babylonischen Haarthurms

Grad' in das Aug'; und ach! auf dem feuerfarbenen Taftkleid Schwammen die Austern umher: da entstand unermeßlicher Aufruhr.

Hub an das Land Krebsreusen, und ächzete; tief Bald beruhigte wieder ein fett Spanferkel in Gal

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Trocknete maschiges Garn auf Gaffelchen; und in Welches lang' unzerschnitten Bewunderung schaffte

dem Weidicht

Lag die Hütte bemoost; die Fischerin unter der
Pappel
Reichte gewundene Muschelgehäus' anlachenden Kins

dern.

Also prangte mit Kunst das Wundergebåu des Kanditors.

Sechs ehrvolle Gericht' am oberen Ende der Tafel Standen, und andere sechs am unteren Ende, ge= ordnet:

Einige kalt nach der Regel, und einige bråtelnd auf Marmor, Heißem, in Silber gefaßtem, geründetem. Doch um den Aufsag

Standen französische Frücht und Salat', als Trabanten des Bratens. Schweigend athmeten wir, und schaueten rings um die Tafel.

Jeho begann die Wirthin, und neigte sich vor der Gesellschaft:

Meine Herrn und Damen, Sie sehn hier alles auf einmal. Nehmen Sie gütig vorlieb mit der ländlichen kleinen Bewirthung.

Sprach's, und zerschnitt den Fasan, mit indischen Vogelnestern, Wie man erzählte, gewürzt, und Azia3. Hurtige Diener

Theilten umher rangmäßig den stattlichen Damen und Herren.

der Wirthin.

Froher beåugelte selbst kein Naturaliensammler Durch die vergrößernde Brille den Wurm in geschliffenem Bernstein,

Als wir Gåste das Ferkel im helldurchsichtigen
Gallert.

Aber nachdem an dem Ferkel wir Aug' und
Zunge geweidet;

Jego bracht ein Lakai die Ehrenkrone des Gastmahls.

Üchzend hub er vor Dolling ein ungeheueres Backwerk,

Rund und hohl, voll edles Gehalts: Rebhühnerpastete

Nannt' es der Wirth, und schwur, aus Bordeaux,
im Schiffe des Markus,
Hab' ihm gesendet ein Freund dies Werk vom be-
rühmtesten Kochheld.

O manch armer Matros' umschnüffelte, sagt' ihm
der Schiffer,
Schnsuchtsvoll die Kajüt', und kåuete dann mit
Betrübniß

Pokelfleisch. Von Gerüchen, die sanft anwehen aus
Ceilon,
Träumte der schlafende Jung', und schrie, als såß'
er im Mastkorb:
Land! Auch rochen Delphine mit offenem Maul
aus der Meerfluth,

Und der getäuschte Pilot weissagete nahe Gewitter. Denn wie des Rosendles Gedüft dem verschlossenen Bernstein

Leis' auch fragte der Diener: Befehlen Sie sechzi- Geistig entdringt, so drang aus der bräunlichen

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Rinde der Balsam.

Dolling löste den Deckel behend', und schöpfte das Fett ab;

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Dann sanft lächelnd enthob er den wunderköstlichen | Knorplicher Ochsengaum, und zu niedlichem Kålberbrissel

Inhalt.

perrücke,

Gierig beschaute der Arzt in festlicher Wolkens | Schnauz' und Ohren vom Schwein, mit Pinien-
kernen" und Kapern.
Hierauf bot sich der Rücken des Rehbocks, wel=
chen ein Förster

Der sich hinter dem Tuch zahnstocherte; und wie
ein Kenner,
Wann er die Probe des Weins ausschmeckt mit
schlürfender Lippe,

Und halb offenem Auge, so schmeckt' auch jener mit
Anstand;
Und nun mummelt' er dumpf aus káuenden Backen
den Ausspruch:
Meine Herrn und Damen, das nenn' ich mir
treffliche Mischung!

Welch ein feiner Geschmack in dem Fleische des
südlichen Rebhuhns,

Das mit besonnterem Korne sich äßt, und der Beere des Weinstocks!

Vom Blocksberge gesandt; er bezeugte die fernere
Herkunft

Durch den erhöhten Geruch. Ihn begleitete schüch
tern ein Håslein,

Kind noch, der kaum jedem ein Stück auf der
Gabel zum Anbiß

Bollete. Gegen ihn zog ein erzgebirgischer Birk-
hahn

Stolz einher, als Führer des Ortolanengeschwas ders 12;

Sein rothkammiges Haupt mit feuriger Wimper

am Rande

Dann das (Gewürz, wie mit Sinne gewählt! wie Zeigt auch im Tod' ehrwürdig den Sultan edles im wahrsten Verhältniß!

Geflügels.

Schwämme von leckerem Saft, und Nägelein, ach! Auch die Trabanten begannen den Zug: Tollapfel und die Trüffeln, in Essig,

Die ich, dem Spůrer zum Troß, ausstöberte, tief Röthlicher Kopfsalat, mit Endivien, Beet' und Oliven,

aus dem Erdgrund!

Pfeffer, Oliv', und Muskat, und Pistazie, Morchel Nordische Würzanschov' im Verein mit welscher und Knoblauch, Sardelle,

Lorber, Zimmt und Citrone; vielleicht gar Bisam Mancherlei Frucht in Zucker gekocht, und mancherlei klarer

und Ambra 10!

Hier ist Seelengenuß, wie ein Meisterrezept mich Beerenseim, auch Gurken in Sülz', und in bar

bezaubert!

Freilich erhist das Gewürz der Weiberchen muntere

Jugend;

Doch der Gemahl dåmpf' ihnen die Gluth mit

Salpeter und Weinstein.

und Beifall:

schem Orego 13.

Also schmauseten wir, und pflegeten unseres
Leibes,

Wohlgemuth, an der Fülle gesegneter Schalen und
Schüsseln.

Also der Arzt; da erscholl auflachender Jubel Icho verschob sich der Arzt die higende Wolken

Alle Bauch' um die Tafel erschütterten, alles Ge

fieder

Bebte vor Lust, und es strafte der Nachbarin
Fächer den Kernwig.

Jeho kam das Gemüse, das ländliche: junge

Karotten,

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Erbsen zugleich und Bohnen, gesüßt mit Zucker, Scheint's doch beinah', man wachse der freundlichen und grasgrún,

Tafel entgegen!

Daß von Kupfergeschirr mir schwanete; diesen ge=| Hoch denn lebe die Frau Wohlthäterin! auch der sellt war

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Schinken aus Paderborn, und treffliche Göttinger-Voll nun gossen sie all', und schrien um die klin

mettwurst.

Hierauf gingen die Rund' ein braunes Gemeng'

genden Gläser:

Hoch hoch lebe die Frau Wohlthäterin! und der Gemahl hoch!

Feine Rague genannt: Hahnkåmm', und Zungen Still! da kommen ja schon die geweideten Schwein

und ein weißes,

von Låmmern,

chen vom Brachfeld,

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Wohlgemuth. Bald meld' ich, o Frau, den un

endlichen Nachtisch.

Wachs' und gedeih'! Du versprichst hamburgischen Seelengenuß einst.

Lüftern macht dich vielleicht, auch selbst in der tod- Sing' ihm das Schäfchen im Wald', und dann laß Ilsabe wiegen;

ten Beschreibung,

Mancherlei Tort' und Makrone, bei Quittenschnee und Meringeln 14;

Eisiger Mandelrahm, und Himbeereis, zum Be= trug mir:

Denn ich Ländlicher nahm nicht jüngferlich; schnell, wie erfroren,

Starrete Gaumen und Zung', und die Nachbarin lachte bedauernd :)

Auch ein Korb Aprikosen und Pfirsiche, ferne von Potsdamm;

Auch die beißende Süße der Ananas, auch die Melone;

Mandeln, gebrannt und in Schalen, und Kokosnüsse mit Datteln,

Apfelsin' und Granat', und cyprische Traubenrofinen; Auch die vergoldeten Glåser mit bårtigen Köpfen

der Vorwelt,

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und du bestell' uns beiden das Abendbrot in die Laube. Aber geeilt! denn der Ritt durch den Staubweg machte mich hungrig !

Frau.

Nimm denn auch gütig vorlieb mit der ländlichen kleinen Bewirthung.

Gleich wird die Tafel gedeckt im verdåmmernden Glanze des Abends,

Für uns einzelnes Paar; dann siehst du alles auf einmal. Zuckererbsen in Schoten, gepflückt von der Rank' in den Tiegel,

Frisch in eigener Farb' und Süßigkeit, bring' ich zur Tafel;

Schinken und treffliche Hausmettwurst, und ge= bratene Küchlein;

Dann noch zarte Radieschen und Felderdbeeren zum Nachtisch.

Tafelmusik wird bestellt bei ben Grillen umher, und dem Laubfrosch,

Der sich auf Regen versteht; und Geruch gibt Rofengebüsch uns,

Gibt auch die Nachtviole, die kräftiger duftet, wenn's aufwölkt.

spachter.

Gute Nacht, mein Junge! Der Mutter gesegneten Schön! und feierlich dann, für krystallene Kronen

Vorrath

und Blaker,

Hast du erschöpft, und lallst dich gedehnt in behag-Strahle der Abendstern, und die wetterleuchtende Wolke.

lichen Schlummer.

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14.

Die Kirschenpflücke rin.

Hedewig.

Schaut doch, wie sinnig sie geht, die freundliche schöne Rebecka,

Auf dem gekrümmeten Pfade des überwallenden Rockens!

Wie sie die Ühren im Gehn durch ausgebreitete Finger

Gleiten läßt, und sogar den Regenbogen nicht ansieht,

Der von des Bergs Windmühle zum spiegelnden See sich herumbeugt!

Rebeca.

Still im Geschäft geht einer; der andere liebt die Betrachtung.

Hedewig.

Ümsiger schwingt sie den Fuß, die geschäftige, werth der Betrachtung:

Ihre Hark' auf die Schülter gelehnt, und am Arme das Körbchen;

Rad' und Tremsen darin, und Feuerblumen und Schwertel',

Wohl für die Kinder zum Kranz, und Vergißmeinnicht für sich selber, Duftende Flieder dabei zum Getränk, und gesunde Kamillen. War' ich ein Mann, und ledig und jung; ich vergaffte mich wahrlich!

Aber die rosige Farbe der Wängelein ist, mit Erlaubniß,

Wohl nur Wiederschein vom rosigen Futter des Stohhuts.

Rebecka.

Spötterin, birgt dich etwa die Baumlaub' hoch in der Linde?

Kühlungen wehn dort immer, und weithin dehnt sich die Aussicht;

Daß dein häßlicher Schnabel auf jeglichen, wer nur vorbeigeht,

Niederstößt, wie ein Habicht auf sorglos irrende Küchlein.

Unter den Kirschen des Baums! Luftspringerin, laß dich bewundern! Hedewig.

Schone den Zaun, Ruchlose! Von vorn ist ehrlicher Eingang!

über den Dorn, von Hopfen durchrankt und blůhender Winde,

Klettert sie, flink wie die Kag'! Ha recht, da hångt ihr der Rock fest!

Nimm dich in Acht, Rebecka; du brennst dir die Knie' in den Nesseln! Rebecka.

Sei mir gegrüßt! Wie der Baum voll spanischer Kirschen mich anlacht! Alle so groß und so schwarz! Rings glänzet es gegen die Sonne! Wirf doch ein Büschel herab mir durstigen. Bis zur Ermattung Kehrt' ich das Heu auf der Wies'; und ein Regen= schauer vertrieb mich. Sonderbar, wie es dort plagregnete; doch von der Brücke Bis zu dem Dorf hat kaum ein einziger Tropfen gesprenget. Hedewig.

Dirne, dich plagt Muthwill'! Unartige, laß mir die Leiter.

Rebecka.

Sige mir nun, und büße des vorigen Frühlinges unfug! Hedewig.

Welchen, mein Kind? Du pflegst zu beschuldigen, wahr und auch unwahr. Rebeca.

Wessen ich nicht unwahr dich beschuldige, höre nur eines.

Als wir Nachts auf der Bleich' in der Strohhütt' unsere Leinwand

Hüteten, schlief ich zulest in der Dämmerung; und, nach dem Erbfehl,

Den in der Tauf' ich geerbt von meiner geschwägigen Pathin,

Piep' eins, Hedewig.

Hedewig. Piep!

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