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Knurrt im Schauer und heult? Ihm gefällt wohl unsre Musik nicht.

Komm, und hilf mir bereiten das Brautbett unserer Tochter.

Also rief die Mama; und sogleich, ablegend das Vortuch,

Als nun weich und sauber das Hochzeitbette geschmückt war,

Unter dem Bogengestell mit purpurseidenem Umhang;

Und zwei trauliche Kissen sich lilienweiß an ein= ander

Folgete willig die Magd, und trug den eisernen Dehneten, lilienweiß auch die luftige Deck' empor

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cher mit Leinwand

schwoll; Jeho brachte Mama den stattlichen Bräutigams

Fein von Kattun,

schlafrock,

kleeroth, mit farbigen Blumen gesprenkelt;

Hausgesponnenes Garns, und zarterer Webe des Brachte von Saffian dann hochzeitliche grüne Pan

Auslands,

Voll von unten bis oben gedrångt war; diesem
enthob sie
Feinere Laken und Bühren 22, die glatt von der
Mangel und schneeweiß

Schimmerten, wählte mit ernstem Bedacht, und
sprach vor sich selber.
Hierauf stieg sie empor zur düsteren Kammer voll
Hausraths,

Die dort unter dem Namen der Polterkammer be= rühmt ist;

Dann, nachdem sie den Schlüssel gewählt im Gebunde der Wirthschaft, Öffnete sie vorschauend, und trat vor die eichene Lade,

Die, von den Ahnen geerbt, mit alterthümlichem Schnigwerk

Prangete, groß und geräumig, erlesener Betten Be= hältniß.

Vorn, da dem Schlosse das Licht annahete, zeigte sich Jakob Hell, wie er Rahel umarmte, die Schäferin, und wie die Männer

Stauneten; neben dem Born, in des schattigen Baumes umwölbung,

Stand ein Lamm auf dem Stein, und es drångte sich trinkend die Hcerde.

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toffeln,

Jedem ein Paar, und stellte die prunkenden neben einander;

Bracht' auch Haub' und Leibchen mit rosenfarbenen Båndern;

Bracht die Müge sodann, die batistene, welche, mit rothem,

Flammig gekräuseltem Band' und dem Quast von Kanten 23 gezieret,

Urgroßvåterlich strogt'; und das Mütterchen lachte behaglich.

Jegt mit trockenem Tone befahl sie ter treuen Susanna:

Flugs die Karaffe mit Wasser gefüllt, und die mächtige Buttel 2*;

Daß vor dem Schlaf sich völlig der Bräutigam kühle vom Bischof.

Zünd' auch ein Paar Wachslichter ihm an. Ihm zu dämpfen die Unruh', Will ich die Pfeif' herlegen, und was sonst wûnschet ein Raucher; Auch zur Belustigung noch dies Buch von Gartenund Baumzucht,

Aufgeklappt, das der Vater dem Eidam schenkte zum Hausbuch. Ihr antwortete drauf die gefällige treue Susanna:

Frau, das nimmt er für Spaß; mir wenigstens dünket es seltsam !

Muß denn ein geistlicher Herr rastlos kopfbrechen und grübeln?

Weg mir! Lieber ein Mann, der brav arbeitet, und brav dann

Ausruht, und sich erquickt, und der Frau was tröstliches vorsagt!

Ernsthaft sagte darauf die gute verständige Hausfrau: Thue das deinige flink, und laß ankommen, was ankommt.

Nicht nur weltliche Herrn, auch geistliche lieben das

Ausruhn.

Also Mama; da merkte die Magd, und rasch mit Gelächter

Ging fie die Treppe hinab, zu beschleunigen Wasser | Heimlich die Wiege bestellt; bald singen wir: Eyo

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Endigte, legte sie ihm sanftklopfend die Hand auf Soll mich fürwahr nicht schrecken! Getroft mit fröhlichem Leichtsinn und wie er halb das Gesicht umwendete, sagte sie hüpf' ich hindurch, und liebe dereinst auch Scherze

die Achsel,

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Aber mitnichten verdroß es den Bräutigam; froh | Küßt' ihr holdes Gesicht, und hielt in den Armen

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Drückt' er die Hand der lieben Mama; und sie | Hierauf redeteft du, ehrwürdiger Pfarrer von Grůküßten sich herzhaft.

Schnell zu dem Pfarrer begann die biederherzige

Gråfin:

nau:

Hurtig noch eins! Vollauf bis zum obersten Rande die Gläser!

Vater, sie halten da Rath um das Töchterchen! Hoch dann lebe die Braut und der Bräutigam!

Bo du mir durchgehst,

Alle geklingt mir!

Kleine Luis'! Erst knirt man herum, und wünscht | Alle mit voller Musik! daß nicht in der bråutlichen Kammer

der Gesellschaft

Gute Nacht, freimüthig, und nicht so bang' und Hämisch ein Nachtkobold sie beleidige, oder As

erröthend.

Halte sie fest am Ermel, Amalia! Morgen gehört sie Euch Jungfrauen nicht mehr, nein uns großherzigen Weibern;

Denn aus der Jungfrau Blum ist flugs Frau Wal-
ter gezeitigt,
Hochehrwürdige Gattin des geistlichen Herren in
Seldorf!

Ausgespielt dann hat mit Amalia meine Luise!
Wenige Strahlen annoch jungfräulicher Lustigkeit
flimmern
Matt von dem Hochzeittanz in die Flitterwoche
hinüber:
Bald wird weder gehüpft noch gelacht; bald schreis
ten wir ehrbar
Nach hausfraulicher Art; bald wird vom bedauern
den Ehmann

modi 26!

Sprach's, und winkte zur Seite dem Bräutigam; dieser verstand ihn.

Aber da rings die Krystalle mit hellem Gekling' an einander Klingelten, rings in den Klang machtvoll aufjauchzender Glückwunsch :

hoch, hoch lebe die Braut und der Bräutigam! laut wie Triumphton Tönte; da Geig' und Trompet' und Horn und der polternde Brummbaß Wild mit betäubendem Hall einschmetterten: rasch in dem Aufruhr Flog mit der Braut aus der Thüre der Bräutigam ; lautes Gelächter Schallte den fliehenden nach, und Håndeklatschen und Jubeln.

Der

1.

Frühlingsmorgen.

Duftig in lauterer Blåue zerfloß wie Silber das

Rückt' aus einander das Laub, und senkte die Stirn' an die Höhlung,

Frühroth, Und schon sonniger glomm mit farbigem Thaue der Athemlos: und siehe, das Vögelchen lag auf den Garten: Eiern Als im weißen Gewand', ihr braungeringeltes Brütend, und blickte sie an, furchtlos vor dem Haupthaar freundlichen Mägdlein.

Halb zerstreut um den Nacken, mit zierlichem Rah- | Leise verbarg sie das Nest, und trippelte fröhliches men und Nähkorb

Herzens

Selma, glühend die Wang', in die Gatterpforte Zur weitschauenden Laube, gewölbt von Linden und hereintrat. Geißblatt,

Leicht wie ein spielender Fisch in der Fluth, so Die, das gekräuselte Grün an saftigen Sprossen schwebte die Jungfrau entfaltend,

Durch den erfrischenden Duft, und freudiger glänz Oben von zween Kirschbäumen mit blühenden Ästen ten die Äuglein bedeckt war.

Unter dem Hut, und durchflogen mit herrschendem | Dort, das Gewand vom Schatten gefleckt der be

Blick die Gefilde.

Denn sie hatt' ihn im Traume gesehn, den edlen

weglichen Blätter,

Saß sie, und stickt' ein Blumengemåld' auf filber

nen Atlas,

Ach so hell, und so lang', unerweckt von ängstlicher Blaue Vergißmeinnicht und knospende Zwillings

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Selino,
Sehnsucht!

róslein,

Als sie das schöne Geråth auf den steinernen. Tisch | Sehnender Lieb' Andeutung: damit ihr trauter in der Laube Niedergelegt, umging fie der Blumenbeete Ge= funkel,

Wo des Frühlinges Pracht hier blühete, dort un

gefärbt noch

Knospete, dort rothschwellend der Keim aus dem

Lockeren vordrang:

Selino
Pfänder und Brief' einhüllt' in das anmuthsvolle
Behältniß.

Rings war Bienengesumm, und steigende Lerchen
im Äther

Jubelten; bråutlich erklang ein Nachtigallchor in des Thales

Tulpen, die vielfach gestreift den geschlossenen Kelch | Nahem Gebüsch, das zart, wie in grünlichen Flor,

an dem Lichtstrahl

Öffneten, buntes Aurikelgemisch, und bräunlicher

Goldlack,
Primel und gelbe Narciss' und Hepatika, sammt
Hyacinthen

sich geschleiert.

Aber ihr wallt' unruhig das Herz, und die zeichnende Nadel

Bebt' in der Hand, die geheim abschattenden Stiche verfehlend.

Jeglicher Farb', und süßes Geruchs, in holder | Auch sanftschauernde Wind', und Vögelchen, die

Verwirrung.

sich verfolgten,

Eine der schöneren nun, voll pfirsichblüthener Schüttelten Blüthen und Thau vom silberflockigen Glöcklein,

Pflückte sie, und die Aurikel, mit staubiger Grüne

geråndet;

Wipfel Auf die gespannete Seid' und die Stickerin. Schnell mit der Leinwand

Sammelte dann sich Violen im Thau am Rosen- | Barg sie das liebliche Werk, bis der Thau an der

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Schwebtest, himmlische Freundin, du
über mir mit dem Wonnetraum?
Dank' ich dir das holde Bildniß
Meines trauten Selino?

so liebst du, gewiß du liebst Auch im himmlischen Rosenhain

Einen Jüngling, liebst den Seraph
Meines trauten Selino!

Aber feuriger liebst du nicht
Ihn im himmlischen Rosenhain,
Als ich meinen Auserwählten,

Meinen trauten Selino!

Sag', o Laube, wo einst er mir
Uch am klopfenden Herzen lag;
Sag', o Beet, das unsre Küsse,
Ach wie duftender! feirte:

Hab' im Mond- und im Abendglanz
Ich nicht Thränen genug geweint,

Seit wir uns im lehten Abschied
Hier mit Schluchzen umarmet?

Fragt, Gespielen, o fragt mich nicht,
Bei dem fröhlichen Reihentanz,
Nach der Bleiche meiner Wangen
und der heimlichen Zähre!

Mein Selino war roth und weiß,
Liebte Lachen und Spiel und Tanz;
Bleich und stumm irrt nun Selino
Fern auf einsamen Pfaden!

Kehre wieder, mein Bräutigam,
Kehre wieder in meinen Arm!
Ach wie zittr' ich, dich zu küssen !
Kehre wieder, Selino!

Sagen soll dir das laute Herz,
Dir der zitternde Flammenkuß:
Dein bin ich, bin deine Selma!
Kehre wieder, Selino!

Selma ftüst' auf die Hand ihr schönes Gesicht nach-
denkend,

Und saß innig bewegt, und weinete. Schüchterne
Winde

Bebten heran, und küßten die zårtliche Thråne der
Jungfrau,

Welche von heißer Wang' auf den Strauß des ath=
menden Busens

Niederrann; es traurten umwölkt die Blumen der
Beete,

Und wehklagender seufzte die Nachtigall. Über ihr
Seraph

Flog zum fernen Selino, der auch, auf einsamen
Pfaden,

Weinete. Wonne der Lieb', und bald zu erfüllende
Hoffnung,

Hoffnung des Wiedersehns durchstrahlete plöglich die
Seel' ihm.

Doch nicht kannte der Jüngling den Genius; Heitre
des Morgens,
Wähnet' er, hått' in das Herz ihm selige Ruhe
gegossen.

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Wo du geheim mich umschwebst, mein Genius,, Hinter dem taftenen Schirm gründåmmerig; und

sage mir etwas

von dem Lager

Vom aufdämmernden Sinne der neugeborenen Schaute sie, welche mit Schmerzen gebar, matt

Selma,

lächelndes Blickes,

Welches Gefühl sang ihre Geleiterin? welcherlei Oft nach der schwebenden Wieg', und des TöchterZukunft? chens lieblichem Untlig, Wie nicht weinte das Kind, und umhersah, fast wie vernehmend.

Schauerlich war mir Knaben die Nacht; denn ein
Glanz, wie des Mondes,

Oder des Frühroths, schien im dunklen Gemach auf Oft auch traten heran und hoben sich kleine Ge

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und süß ångstete mich, wie zu Weihnacht, kindliche Hemmend die Wieg' im Gang'; und die jüngere Sehnsucht.

In sanftwårmender Stube der Wöchnerin, brannte das Lámplein

lockte mit Spielwerk. Doch es bedräut' und tuschte die Wärterin: Artig, o Kinder!

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Gern auch glaubte die Mutter, und ahndete himm- | Hier auch läutert die Lieb', und beseliget; süßere

lischen Anglanz.

Denn wie heimliche Stimmen im wehenden Blåt

tergefäusel,

Oder im rieselnden Bach, oft hört der begeisterte Dichter;

Also hörete sie anmuthige Stimmen umherwehn, Geistige, welche der Seel' einathmeten holde Betäubung;

Und ihr schwanden die Sinne gemach in erquickenden Schlummer.

Genien nahten der Wieg', ungesehn durch hüllenden Üther,

Zwo, in hehrer Gestalt, jungfräuliche Genien Gottes,

Menschliche Seelen vordem, wie die unschuldsvolle Maria:

Eine der kindlichen Selma Geleiterin, eine der

Mutter. Jene, mit Rosen gekränzt, unsterblicher Lieb' und Anmuth Engelin, trug in der Hand die klingende Laute des Himmels; Diese, mit heiliger Palme gekränzt, vollendeter Tugend

Engelin, trug in der Hand die rauschende Harfe des Himmels.

Sanft nun huben sie beide den wechselnden Wiegengesang an:

Die Eine.

Schlummere leise, du Kind! Liebkosende Harfen

lispel

Wehn des frommen Gefühls Ruhe dir! Schlummere, Kind!

Die Andere.

Träume mir Bonne, du Kind! Holdseliger Lau

teneinklang

Hallt in's Herz dir hinab Zärtlichkeit! Träume, du Kind!

Wehmuth

Lohnt auch dem Lautener hier heiliger Liebe

Gesang.

Die Eine.

Schau' das holde Gesicht, das unserem Liede sich

oftmal

Röthete! Schwester, wie nahm gleichende Hülle der Geist!

Die Andere.

Sahst du die lieblichen Augen, wo Zärtlichkeit oft und Entzückung

Schimmerte? Schwester, wie klar strahlet die
Seel' in dem Blick!

Die Ein e.

Frühlinge blühn und reifen; es blüht und reifet die Jungfrau,

Selbst nicht wissend, wie hold; Freundinnen lieb und dem Freund!

Doch es erwächst in der Fern' ihr Einziger! Ach sie erkennt ihn

Oft im Traum, und geheim sinnt sie den
Ahndungen nach !

Die Andere.

Frühlinge blühn und reifen; doch endlich ruft dich der Maimond,

Einziger, wo im Gedüft Selma, die Einzige, blüht!

Eile! sie harrt in der Laub'; und im bråutlichen
Nachtigallseufzer

Küss', an den Busen gesenkt, kúss' ihr die
Thränen hinweg!

Die Eine.

Meld' ihm des Kindes Geburt, du Genius, dem

er vertraut ward;

Daß ihm die Uhndung das Herz lâutere, wúr: dig zu sein!

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