Dritte Idylle. Die Ver måhlung. 3weiter Gesang. Dort in der reinlichen Stube, wo Tags und bei | Hastig verließ er den Stuhl, und sezte die streifige bei nächtlicher Leuchtung Arbeitsam das Gesinde verkehrete, saßen geschmückt nun Müg' auf, Die mit gezottelter Woll' ihm einhüllt' Ohren und Scheitel Hans und die treue Susanna mit Hedewig, fröhlich Gegen den Herbstnachthauch; und dem Pflock ent des Mahles, und des Gesprächs; denn sie feirten des herzigen Jungferchens Hochzeit, Ach der schönen Luise; denn nur beim Namen ge= nannt sein hob er die Leuchte Von durchscheinendem Horn, die leuchtete, wann er des Abends Drosch, und Häckerling schnitt, und den Pferden die Raufe voll Heu trug. 1 Wollte sie, schlecht und recht, in edler Bescheiden- Diese langt er herab; der geöffneten dann in die heit ehrvoll. Auch des Bräutigams Tugend, des wohlansehnli chen Pfarrers, Lobten sie; der bei allen beliebt war, hohen und niedern, Dankbar selbst für ein kleines mit Wort und reicher Vergeltung; Tülle 2 Stellt er den brennenden Stumpf, und schloß die Thüre des Hornes. Gegen ihn wandte sich jezt die gefällige treue Susanna: Hans, so geeilt? Was willst du? Den Pferden ja brachtest du Haber Der, ein so junges Blut, so gelehrt schon, und so Reichlich zuvor, und schnittst ungedroschene Gerste erbaulich den Rindern; Predigte, daß hell tönte die Ausred' auch in die Auch Packan in dem Schauer zermalmt froh seine Winkel. Schnell hatt' ihnen Mama den gebratenen Schinken von Mittag Bescherung, Wie mit behaglichem Murren am Napf hier schmauset der Kater: Aufgewärmt in der Pfann', und gewürzt mit kråf Daß wir all' uns freuen am Ehrentage der tigen Zwiebeln : Gutes Geleit der Kartoffel für Leckere! Weiter bewilligt Hatte Mama großmüthig den Abhub, welchen Susanna Trúge vom bråutlichen Tisch; und dabei hochschâumendes Festbier, Noch von der Ernte gespart, und die lockende Flasche vol Bischofs. Unter den Schmausenden sprach die gefällige treue Susanna: gutherzige Frau, zu entschuldigen, was ja genug ist, Mehr denn genug und zu viel, auch wohl für ver nünftige Herrschaft! Jungfer. Aber du siehst aus den Augen so grell, als hecktest du heimlich Schalkestreich' unter der Kapp', Arglistiger! Her, an dem Bischof Labe dich erst, und trinke des Brautpaars werthe Gesundheit. Sprach's, und reichte das Glas ihm gefüllt dar; alle zugleich nun Klingten sie an, glückwünschend dem neuvermähleten Brautpaar: Daß doch, immer vergnügt, in Einigkeit sie mit einander Alteten, so wie vergnügt, was Gott schickt, nåhmen die Eltern! Est doch lustig, und ehrt so viel und so köstliche Hans nun, als er geleert, antwortete seiner Ge Voll unruhiger Freude das Herz; und er konnte Voll, wie ein Ei, und bedarf nichts anderes. Aber Hebe doch auf, das ist ein gesundes und liebliches Der aus Flot' und Gesang um die Hürd' oft weckte den Nachhall; Treu nun half er dem Lehrer bei Kirchenmusik und Gelagen. An die zerbrochene Lünse3 mir neu den Nagel ge= | Auch der Jäger mit drei tonkundigen Söhnen, Ha! mich verdreußt, wenn einem sein Wort nicht | Fern im Thüringerlande, wo jeglicher Bauer Mu Aufgewühlt, von der Schenke bis gegen den Hof❘ Hans nun klopft' an die Thür', und polterte, bis des Verwalters. Auch hat grade der Mond sich beurlaubt hinter den Schloßberg; Bald wird, nach dem Kalender, sich halb anfüllen das Neulicht*. Also redete Hans; doch ein anderes dacht' er im Herzen: Hinzugehn, und zu ordnen, daß schöne Musik bei der Hochzeit Tonte der lieben Mamsell, die er oft auf den Armen geschaukelt. Und er enteilt' aus der Thüre, gestügt vom knotigen Dornstab; Ging an dem Schauer vorbei, wo Packan hochzeitliches Labsal Malmte mit lautem Gekrach, und befahl ihm wachsame Klugheit; Wandelte dann vorfühlend den Weg um die Mauer des Kirchhofs. Als nun schien aus dem Hause des Organiften der Schimmer; Hört' er den muthigen Hall fernher der Trompeten Er, und der treffliche Sohn, der jüngst aus der Benda's månnlichem Tone geneigt, abhold dem Auch der sinnige Schäfer begleitete, welchen in Wintern Selbst er gelehrt ausbilden zur Tonkunst hellen Naturlaut, man geöffnet, Eilete dann in die Stub', und ermahnete, deutend und nickend: Still doch, und hört, Kunstpfeifers, ihr Fiedeler, und ihr Trompeter! Packt nur ein! Die Mamsell ist getraut; und die gnådige Herrschaft Speiset bei uns, zur Ehre des neuvermähleten Brautpaars. Uh! was schneiden die Herrn mir dort für lange Gesichter! Husch ging alles vorbei; kaum Hand an das Werk, und gethan war's! Hin ist die Braut, und wir haben das Nachsehn! Aber was dúnkt euch, Liebe Herrn, wenn ihr ihnen ein lustiges Stück zu der Mahlzeit Dudeltet? Schöne Musik bringt Herz und Bein in Bewegung! Ohne Musik ist Schmaus, was die Glock ist ohne den Klöppel! Also Hans; und bestürzt in Verwunderung hielten die Männer. Doch sie erwogen den Rath, und billigten. Rasch sich erhebend, Eilten sie, unter dem Arme die Instrument' und die Noten. Und sie begleiteten Hans, der dem wankenden Greise den Brummbaß Gern abnahm, und, führend ihn selbst, auf höck= richtem Steinweg Durch kaltathmende Nacht mit trüber Leuchte voranging. Dort nun schmauseten jen', in behaglicher Ruhe vereinigt, um den erleuchteten Tisch, und tranken des köstli= chen Bischofs, Plauderten viel, und lachten des Brautigams, oft auch der Jungfrau. Unter den Fröhlichen jego begann der gemüthliche Bater: す Ärgerlich, Sohn, wie beständig sein Glas voll, Oftmals dauerte mich des Gewidmeten, der unge Mutter, gebeut mit der Kell'! Er muß uns ehren Blich vom Worte des Herrn: "Nicht gut, daß, den Bischof; also vereinsamt, Weil aus der Bischofskumm' anhaucht bischöfliche | "Hülflos lebe der Mensch; ich schaff' ihm eine "Der auch dem eigenen Haus' und den Seinigen Würdige, die nicht Gattin umarmt, noch schmei wohl vorstehe, "Dem auch gehorsame Kinder in Zucht und Ehrbarkeit aufblühn®«. Also lautet der Spruch, der goldene! Welcher ihn ausübt, chelnder Anwachs, Die nicht erbet ein Sohn, kein Töchterchen liebet, noch Eidam! Strenge Gewalt einst übte der herrische Welthierarch aus; Solcher frommt der Gemein', als lehrender Vater Mehr schon gibt man dem Kaiser, was sein ist, und Beispiel, Gott wie dem Fürsten getreu, und dem Staat' in der Kirche beeidigt. Rústig begann mein trauter Timotheus, was der Beruf will; Gotte, was Gottes. Wem der Gebieter im Kranz ruhmvollerer Bürgererhaltung Danken sie bald Theilnahme der Menschlichkeit und des Gemeinwohls, Voll schon knospet der Busch, und die Zeit bringt Fest anhangend dem Staat durch Bande des Bluts Rosen, vertraun wir. Also der Greis, und trank ihm der kommenden Rosen Gedeihn zu. helles Geklingel und der Freundschaft? Ob zu Ertödtung der Lieb' und des vaterländischen Eifers Rings auf der kommenden Rosen Gedeihn scholl | Auch ein Gelübd' unfromm sie verpflichtete; hehre Naturpflicht Und glückwünschender Ruf; auch Luis' und Amalia | Heischt sie zurück, und Gottes Gebot und seines nippten Jungferlich, beide verschämt, mit gekúnstelter Miene Apostels, Der traun nicht herzlose, der Welt absagende Monchlein, Nein, der menschliche Bürger zur Lehr' anordnete Bürgern, Herrschte die Gläser herbei ringsum, und füllete Thätige, reinerem Licht nachstrebende Schärfer der Jeho begann zu dem Pfarrer die biederherzige Sohn, was dorrete, grünt; und die Zeit bringt Worte der Weisheit, traun! und der Menschlich- Heb' er das Glas! Herstellung der altbischöflichen keit sprach der Apostel, Köstliche, goldner denn Gold! Schwer wird unsträflich ein Bischof, Ist nicht Frau Bischöfin gesellt ihm. Dennoch er= zählt man, Daß manch geistlicher Herr ehscheu in die Zelle sich einschließt. Hierauf redetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grúnau: Gråfin, sie sind unschuldig, der Zell' einsiedelnde Våter, Freiheit! Ihm antwortete drauf der edle bescheidene Folgsam heb' ich, o Vater, den Trank bischöflicher Denn unstråflich zu sein in Kirch' und Hause begehr' ich Selber für mich, und wünsch' es auch anderen meis nes Berufes. O wie der Duft mich beseelet mit Ahndungen heiterer Zukunft! Und, was gesagt der Apostel, zu thun, nicht stor- Einst wird Menschengefühl aus einsamer Zelle her Hörend des goldenen Spruchs Aufruf, und hehrer Naturpflicht. Froh durch Weib und Geschlecht, mitbürgerlich unter den Bürgern, Wird man frommen dem Volk, als lehrender Vater und Beispiel; Weil man wohl, wie dem Hause des Herrn, auch Manchen redlichen Mönch, wie unseren Pfarrer von Und auf frohe Vermählung der redlichen Zellenbe- Jego redete drein die gute verständige Hausfrau : Spaß macht's, Männer zu schaun in Begeisterung. Brauet den Ehherrn Sprach's, und wandte sich drauf zu der rosenwangigen Jungfrau : Wie mir da schon wieder die kleine Luis' in Gedanken Sigt! Du scheinst wehmüthig, mein Töchterchen, daß unversehens Dir dein böser Papa wegstürmt von der Scheitel das Kranzlein, Welches du würdige trugst, wie ein Rosenmädchen1o, mit Anstand. Oder bezähmt dir Schlummer vielleicht die verdrossenen Äuglein? Scháme dich, Kind! Ein Bräutchen von wohl vor= fichtiger Klugheit, Albernen Spott zu vermeiden der Låsterer, hålt sich Munter und wach, wenn gleich bis zur goldenen Und derMusik Tonfall ihr die Seel' in sanfte Be- Bischof oder auch Punsch, und sie dünken sich, Einwiegt. Böser Papa! daß keine Musik bei der stracks zu verbessern Alle Gebrechen der Welt; ja sie dúnken sich Ordner des Hauses! Bischof; Hochzeit Schon aus dem Bischöflein weissagt der begeisternde Weiber die Braut wegraffen, mit hellem Triumph sie entführend Luise! Altklug, neben der Braut als Bräutigam, lehret | In's kranzlose Gemach. er Weisheit! Wohl vorstehen dem Hause? Der Mann soll's, aber das Weib thut's! Morgen im Prunkaufzug der Geladenen kommst du, des Ehmanns Haupt ist dem Weibe der Mann; das Weib ist aber Junge Frau, hochfestlich in unsere Wohnung zum des Mannes Rechte Hand, oft wahrlich dem theueren Haupte der Also die Frau; ihr gab der gemüthliche Vater Nachschmaus, Froh hochzeitliches Schmuckes, obgleich hinwelkte das Kranzlein. Dann soll muthig die Geige mit Zink' und Trompete vorangehn, Traun, du redest, Mama, nicht unwahr, nein | Daß dir entzückt nachschaun die Dorflinge rings vor nach der Wahrheit, den Häusern. Die längst Alte bekannt und Neuere. Aber bedenk | Auch soll allerlei Tanz, lármvoll mit Trompeten mir und Pauken, Dein unschuldiges Kind, und den trostlos horchen- | So einheimische Gäste, wie Fremdlinge, Städter den Jüngling, und Landvolk, Wie er sein Loos vorkostet mit unwillfährigem | Im weitschweifigen" Saale belustigen; und wenn Lächeln! der Mond sinkt, Scheinherrschaft doch wolle dem Hausherrn gönnen | Flammen Raketen empor im Gehölz, und prasselnde die Hausfrau! Leise dagegen begann die biederherzige Grå fin: Schwärmer. Noch ungekränkt ist völlig die Hausehr unseres | Ich armseliges Kind! mich verabsäumt Vater und Denn die bald, nach der Regel, ihm Hauschr' ist Anderen wird ja vergönnt ein Abschiedsreigen mit und genannt wird, Jungfraun; Horete nichts. Arglos mit Amalia schwagte sie Daß, wie berauscht von Musik, hintanz' aus der abwärts Mädchengeschwäß. Nun starrt sie des Drilliches Muster vertieft an. Freiheit ein Mägdlein Zur Hausmütterlichkeit. Doch still hier schreit' ich und ernsthaft, Als Frau Braut, in das Joch des gestreng' haushaltenden Ehherrn. Morgen indeß wird heilen die mütterlich waltende Pathin, Was sie vermag; nur sorg' ich, die gnådige Pathin verzicht mich, Gleich der verzogenen Tochter, die nur Muthwillen erdenket! Und die gepriesene Gråfin Amalia sagte dagegen: Ich, die verzogene Tochter, die nur Muthwillen erdenket, Werde dir Ernst einschärfen, du Tänzerin! Morgen bestell' ich Lauter gemächlichen Tanz, wie der Frau Bischöfin gemäß ist! Erst Menuet, dann wohl Saraband' 12, und den Hierauf redetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Fehle der Tanz, doch soll bei der Hochzeit Glanz und Gesang nicht Unserem Töchterchen fehlen! Musik ist die Krone des Gastmahls! Zauberisch dämpft die Musik Anfechtungen selber des Satans, Lange Weil', und Geklätsch, und Låsterung, leidigen Zwang auch; Fröhlich stimmt sie das Herz, und erhebt zu ent= schlossener Tugend. Auf denn! die Glåser gefüllt, und laut zum krystallenen Klingklang Angestimmt, wie die Muse der Tonkunst unserem Schulz ihn Borsang, jenen Gesang, den uns der eutinische Gastfreund Dichtete. Rasch an's Klavier, Amalia; Wenn er im Frühling Kommt, uns wieder vereinte zu sehn hier, oder in Seldorf; Gib ihm gerne, mein Kind, den bedungenen Kuß, und noch einen. Also der feurige Greis; und das Mütterchen füllte die Gläser Allen umher; auch Luis' und Amalia reichten ihr Glas dar, Weniges nur zu empfahn. Dann huben sie froh den Gesang an, Unter dem Schall des Klaviers; doch am jauchzenden Schlusse des Liedes Schwieg sein Getön, und es klingt' Amalia mit in den Glückwunsch. Also floß harmonisch das Lied in schulzischem Wohllaut: Wohl, wohl dem Manne für und für, Der bald sein Liebchen findet! Er findet großes Gut in ihr, Sie sucht des Mannes, wie sie kann, Sie spinnt und nåht für ihren Mann, Sie sinnt und weiß, was Männchen liebt, Nicht lange bleibt die Stirn' ihm kraus, Auch ungeschmückt ist Liebchen schön, Doch läßt sich Liebchen gerne sehn, und naht sich dann mit holdem Gruß, Er dehnt sich nach des Tages Mühn In Liebchens weichem Bette; und Liebchen kommt, und schmiegt an ihn Sich fest wie eine Klette, und wünscht ihm küssend gute Nacht; Auch fragt sie leis', ob Männchen wacht. Wenn wild der Sturm in Bäumen saust, Vom Dach der Regen prasselt, Der Schornstein heult, die Woge braust, und Hagelwetter rasselt; An Liebchens Busen ruht er warm, und lauscht dem Sturm in Liebchens Arm. Auch stöhnt das Liebchen wohl zur Zeit, Bald legt sich Liebchen ganz vergnügt, Wohl dir, o Mann! wohl, Liebchen, dir! Wohl seid ihr euch begegnet! Euch segne Gott vom Himmel hier, Klingt an, ihr Freund', und singet laut: Es lebe Bräutigam und Braut! |