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Ihm zur Rechten sich stellen, und links den stau-
nenden Jüngling;"
Bandte sich drauf zu dem Jüngling, und sprach
mit kräftiger Stimme:
Lieber Sohn, ich frage vor Gott und dieser
Versammlung.

Wåhlt er mit ernstem Bedacht zur ehlichen Gattin

die Jungfrau

Ehmann,

Segn' und behüt' euch der Herr! der Herr er= leuchte sein Antlig

Gnádig euch! es erhebe der Herr sein Antlig, und
geb' euch

Seinen Frieden allhier, und dort in Ewigkeit!
Amen.

Also rief er, und schloß die verwirrete Braut
und den Jüngling

Unna Luise Blum? Verspricht er, als christlicher Beid' in die Arme zugleich, sein Herz voll stürmischer Wehmuth, Freude mit ihr und Kummer, wie Gott es fügt, | Hielt sie lange verstummt, und herzte sie. Aber zu ertragen, die Mutter

scheidet,

Und sie nicht zu verlassen, bis Gott euch väterlich | Nahete jezt, und im Laute der innigsten Rührung begann sie: Våterchen, hast du genug? Mir her! Sie gehören mir auch zu!

Unter den Seligen euch zu vereinigen immer und

ewig?

Also der Greis; und, Ja! antwortete freudig Sprach's, und riß sie dem Vater hinweg aus fester

Drauf zu der blühenden Braut, die annoch ihr

der Jüngling.

thrånendes Antlig

Umarmung; und an die Brust sie drückend mit Heftigkeit, eins nach dem andern,

Trocknete, wandt' er die Red', und sprach mit Küßte fie Stirn' und Wangen und Mund,

kräftiger Stimme:

Tochter, ich frage dich auch vor Gott und

aus

rufend den Glückwunsch : Trauteste, mir an das Herz! Gott segne dich, trauteste Tochter!

Wählst du mit ernstem Bedacht zum ehlichen | Trautester Sohn! Gott segn' euch, der Stifter des

dieser Versammlung.

Gatten den Pfarrherrn

liches Ehweib,

heiligen Ehstands!

Arnold Ludewig Walter? Versprichst du, als christ- | Wachset, wie Båum' an den Bächen1, und zeiti

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Drum unbesorgt thut eures; und Gott, der Berather, gewähr' euch,

Bas euch frommt: im Glücke genügsame Herzen und Demuth,

Gebt euch, Kinder, die Hand; die gewechselten Troft und Geduld in der Noth, und Einigkeit!

Ringe der Treue

Habt ihr beide gefügt, als theueres Pfand der

Verlobung.

Alles versüßt ja

uns einmüthiger Sinn, Hausfried' und die liebe Gesundheit!

Jener sprach's, und legt' auf des Jünglinges | Nehm' er sie hin, mein Guter! Das Kind ist sanf=

Hand und der Jungfrau

ter Gemüthsart,

Seine bebende Hand, und sprach mit kräftiger Mein Augapfel, mein Herz, die Gefälligkeit selber, und Unschuld!

Stimme:

Kinder, ich segne nunmehr, als Diener des

göttlichen Wortes,

Die wohl keinen gekränkt mit Vorsag, Gott und den Menschen

Und als Vater zugleich, voll Inbrunst segn' ich Angenehm! Liebt herzlich geliebt, und erlebet ge=

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Jugendlich schön, zum Kusse dem überseligen | Dennoch sei mir erlaubt, freimüthig und frank zu

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Glück nun wünschte die Gräfin dem Brautpaar, Daß nach meinem Erachten die Kinderchen richtig

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Auch sein liebender Lehrer entbot treuherzigen Unsere Trau; und gewiß kein kundiger möchte sie

chen Worten;

Glückwunsch.

Aber Amalia stand abwärts am Gesimse des
Fensters,
Trocknend das Aug', und blickt' in die mondum-
dammerte Gegend,

Starr und gedankenlos; und des Grams vordrin

gende Schauer

tadeln.

Das wird morgen empfinden der Hochzeitgåste Gc=
sellschaft;

Denn aus bråutlichem Feste bei uns wird trockener
Nachschmaus.

Also die Frau. Noch starrte der Bräutigam;
jest, wie erwachend,

Zwang sie zurúck, tiefathmend. Heran nun hüpfte | Faßt' er die Braut an der Hand, die schöne, vor Freud' und Bestürzung

Luise,

Faßte sie wild an der Hand, und drohete, also Schwindelnde; und zu dem Greise sie rasch hinführend, begann er: Einziger alter Papa! wir sind unartige Kin

Komm doch, Glück mir zu wünschen, Amalia!

beginnend :

Schämst du dich jezo,

uns weiter.

der,

Daß du mich also belistet? Geduld! wir sprechen Ohne Gefühl, herzlos! Wir vergaßen den Dank

Also Luis'; und es lacht' Amalia_helles Gelächter, Thränen im Blick; mit lachte das Mägdelein unter dem Brautkranzi

Lachend umarmten sich beid', und ruheten so an
einander,

Sprachlos; ringsher schaute verwunderungsvoll die
Gesellschaft.
Grünau:

Laut nun redetest du, ehrwürdiger Pfarrer von

für die Trauung, Welche den Himmel auf Erden uns öffnete, To unvermuthet,

Daß uns Sinn und Gedank' in selige Wonne da=
hinschwand.

Nimm denn Lallen für Wort, du Edeler! Noch in
Verwirrung

Sind wir, dem Träumenden gleich, der mit En-
gelfittigen auffliegt,

Oder den langen Wunsch, den sehnlichen, jego vollendet

Werdet ihr bald auslachen, Amalia, und du | Schaut, voll banger Begierde, mit dunkeler Furcht
Luise?

Meint ihr, es sei holdselig, so ausgelassen zu
kichern?
Treffliche Mädchenkünfte: geweint und gelacht durch
einander,

Recht wie die Sonn' im April! Leichtfertige, schien

euch die Trauung

des Erwachens.
Aber zu froherem Schauen erwachen wir!
wir so glücklich,

Sein

Als der redlichste Vater es war, und die redlichste
Mutter!

Jener sprach's; und sie schlangen den edelen
Greis in die Arme

Wunderlich? Arme Luise, das hat dir schwerlich Fest; und er herzte die Kinder, in Freud' hin

geahndet,

schmelzend und Wehmuth.

Als du den Schmuck anlegtest! Ein andermal scherzt | Aber die Jungfrau klopft' ihm die Wang', und

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Voll Amtstreue verharr' ich des Herrn pflichtschul- und mir träumt in der Welt nichts weniger, als

diger Diener;

von der Hochzeit.

Aber mit einmal geråth er in Zorn15; und eh' ich | Hast du zum Apfelmus auch Kaneel gestoßen im Mörser?

mich umseh',

Bin ich getraut! Du solltest doch Scherz verstehen, Gut, daß der Has' im Keller noch hing! denn es
wåre ja schimpflich,
Wenn wir mit Fischen allein und Vögelchen diesen
Abend

mein Vater!

Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer

von Grünau!

Töchterchen, laß gut sein! Mir entfuhr in der Hige Feierten, und, ich scháme mich fast, mit gebrühten

die Unbill! Nicht mehr thun! O so küss', und nenne nich Våterchen wieder!

Gern' auch lob' ich die Kunst der Amalia, lobe den Brautschmuck,

Lobe den Kranz, und darunter ein so jungfräuliches Antlig.

So licbkos'te der Greis; da begann die vers ständige Hausfrau : Weit aus dem Schuß dem Papa! denn ein Higkopf war er, und bleibt er; Jeho trag' in Geduld unwendbares. Siehe, mir selbst auch Nahm er im Sturme das Herz, ohn' einige Zucht der Bedenkzeit. Hüte nur unsere Gråfin ihr Kind! Wenn freundlich ein Jüngling Kaum herblickt; Er trauet das Töchterchen ihr vor der Faust weg!

Dieses gesagt, ging schleunig hinaus die verståndige Hausfrau,

Wählt ein feines Gedeck in dem Schrank, und sah nach der Wanduhr;

Eilete dann in die Küch', und sprach zu der treuen Susanna:

Decke den Tisch, Susanna; den Heerd indessen besorgt wohl

Kartoffeln !

Hans, nur tüchtig den Braten gedreht; heut' Abend ist Hochzeit!

Also bestellte die Frau dort jegliches. Aber der Hausknecht:

So wie ein Mann, der am Abend vom Feld' heimkehrt in Gedanken,

Heiter des Tagewerks, und die sinkende Sonne betrachtend,

Freudig erschricht, wenn hinter dem Haselgebüsch an dem Fußsteig

Plöglich das freundliche Weib vorspringt mit den jauchzenden Kindern:

Also erschrak auch Hans, da er plöglich das Wort von der Hochzeit

Hörte, der lieben Mamsell, die er oft auf den Ar=
men geschaukelt.
Hastiger dreht' er den Wender, und redete, laut
ausrufend:

Herzensfrau, was sagt sie? Getraut ist das
Jungferchen wirklich?

Jeht in der Stube getraut? Das hätt' ich nimmer vermuthet!

Nein, auch den Einfall eher des blaugewölbeten Himmels!

Als sie zuvor mit der Braut hinschäåkerten: Spielt nur, ihr Leutlein!

Hedewig. Seht einmal, wie geschmückt ist unsre Dacht' ich bei mir einfältig: der noch gelbschnab

Susanna,

und mein ehrlicher Hans! auch Hedewig geht ja, wie Sonntags: Ehre der gnådigen Gräfin zu thun, und dem werthesten Brautpaar!

Welch ein Pug wohl morgen zum Hochzeittanz aus der Lade

Vorkommt! schierenes" Tuch, Goldmüg' und feines Kattunkleid!

Lange den Tiegel vom Bord', und Hedewig, reiche die Butter,

Daß für den Senf sie schmelze. Der Sandart wird doch geschuppt sein? Flink mir die festlichen Gläser gespühlt, und das große des Vaters, Das in helles Gekling' einbummt, wie die Glocke vom Kirchthurm..

Fülle die Schal' in der Kammer mit Sülzmilch "7, welche die Gräfin

lichten Jugend

Ziemt ein weidlicher Sprung; man kålbere, weil man ein Kalb ist!

Hüpft doch im Grase das Lamm, und stampft das
Füllen, und walzet!
Kåglein, munter im Spiele, gedeihn zu tapferen
Mausern!

Also dacht ich im Herzen, und fehlete. Denkt!
zu dem Trautisch
Zogen, wie Nachtunholde, die Polterer! Aber wie
schön wohl
Mag dem Jungferchen stehen das Hochzeitkleid und
der Brautkranz?
Also redete Hans; doch Hedewig stand unbe-
wegt da.

Lächelnd sagte darauf die gute verståndige Hausfrau :

Wie sie da gafft, und die Augen vor großer
Verwunderung aufsperrt!

Liebt, und dem silbernen Korbe das Glas mit ge- plagt dich so sehr Neugierde; so laß nur warten

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Trage die Teller hinein, und meld' es der guten
Susanna
Sacht; dann frage die Braut, ob sie nicht ein

wenig herauskommt,

Daß ihr den Brautstaat hier nach Bequemlichkeit schauet und mustert.

Also gebot die Mama; doch Hedewig folgte

nicht ungern,

Wie aus dem Teige gewälzt 22; und immer noch eins in der Wiege!

Schnell zur Mama nun wandte das Wort die blühende Jungfrau :

Mütterchen, denke daran; mein ehrlicher Hans und die Jungfern

Sind heut Gåste bei mir; und am Hochzeitschmause natürlich

Trug die Teller hinein, und zischelte, was sich | Klingt's auf der wackeren Braut und des Bräuti

ereignet,

Sacht der Genossin in's Ohr, die hoch aufhorchte

dem Wunder.

Seitwårts winkte sie jego die Braut, und meldete

heimlich:

Jungfer, mich sendet Mama, ob sie nicht ein wenig hinauskommt,

Daß wir den Brautstaat dort nach Bequemlichkeit

schauen und mustern.

gams werthe Gesundheit. Freundlich erwiederte drauf die gute verständige

Hausfrau:

Picke die Krume für dich, und laß dein Glucken,
du Küchlein!

Brüte du selbst! Dann magst du ein Korn aus-
scharren und vorstreun!
Aber der ehrliche Hans antwortete, laut aus-
rufend:

Schamhaft redete fie's, mit lústernem Auge Ja, heut' sind wir wie Gäste, Mama, wie geladene

betrachtend.

mit Susanna,

Über die Braut, ausgehend mit Hedewig und

Sippschaft

Unserer guten Luis', und am Hochzeitschmause na= türlich

Trat in die Küch', und, gewendet im flatternden | Klingt's auf der wackeren Braut und des BråutiScheine des Feuers,

Ließ sie die schöne Gestalt von Haupt zu Fuße be=

wundern,

gams werthe Gesundheit! Unsere Pferd' auch sollen mir heut' an der Krippe voll Habers

Mit handschlagendem Lob', und lächelte Dank zu Schwelgen, und unsere Küh' ungedroschener Garben dem Glückwunsch.

So in lautem Verein mit Hedewig sagte Su- sanna:

Das heißt Pracht!

fich_weidlich

Såttigen; auch für Packan wird leckerer Bissen
genug sein:

Ja wahrlich, die Himmels- | Daß wir all' uns freuen am Ehrentage der Jung-
bråut' 19 und die Engel
fer!
Ihm antwortete drauf das rosenwangige Mågd-
lein:

Gehn wohl so, in Seide wie Schnee, und grünen=

So was schmuckes verdiente der Bräutigam, ståm-| Hånselchen, gib mir die Hand; du bist mein ehrli

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Und mit jedem gemein! Wenn den hochzeitliche Salz und trockenes Brot von nun an theilen wir

Bierete; manche vielleicht mißgönnt ihn! Fromm

redlich!

Also sprach sie bewegt; da schlug den erschallenden Handschlag

Gurrt um die Taub' er herum; das gibt_gutarti= | Hans, und umschloß treuherzig die zarte Hand,

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Vorrath immer in Boden und Fach 20, und gestüzete | Laufen für sie! Gott lohn' es dem Júngferchen,

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Aber zu allem ein Nest rothbackiger wähliger21 | Ziemt es sich, Hans, liebkosend mit Håndedrücken

und Augeln

Mir die Braut zu bethören, da wir nur eben ge- Mütterchen; Brautschmaus find' ich, und Weide.

traut sind?

Ihm antwortete drauf die gute verständige Hausfrau :

Hat er nimmer gehört, Herr Bräutigam, daß man die Männer,

des Ohrs und des Herzens. Also redete jen', und erstand vom schwellenden Sofa,

Sammt dem Papa; und all' um den Tisch her stellten sich schweigend.

Welche dem Heerd' annahn, mit dem Küchenschurze | Laut nun betetest du, ehrwürdiger Pfarrer von

bekleidet?

Hurtig hinein mit der Dirne! Sie bringt mir den
Hans so in Aufruhr,

Daß nicht immer der Has' am Spieße mir geht,
wie er sollte.

Aber du ordne den Tisch, und spute dich, Liebe
Susanna!

Also gebot die Mama; und der Bräutigam,
gerne gehorchend,

Grünau,
Weniges. Sie dann kamen, und sehten sich, wie
es die Mutter
Mit nachsinnendem Geist anordnete.
Spiegel

Unter dem

Saß zur Linken der Braut ihr Bräutigam: welches
Gesez längst

Von Urahninnen erbt' auf Ahninnen. Neben dem
Jüngling

Faßte die Braut in den Arm, und küßte sie, eh' | Saß die gnådige Gråfin, und ihr zur Linken der

Schnell auch folgte Susanna, Gedeck zu ordnen

er hineinging.

und Gläser,

Vater;
Uber der Braut zur Rechten Amalia, welche der
Freundin

Kunstgerecht; dann trug sie hinein die dampfenden | Nicht von der Seit' abwich; denn es drohete nahe

Schüsseln.

Aber nachdem sie alles beschleuniget, kam auch die
Mutter,

Roth im Gesicht von der Gluth, und nöthigte,

also beginnend:

aber ich stor' euch;

die Trennung! Weiter rechts an die schöne Amalia sezte die Mutter

Karls treuherzigen Lehrer; und neben ihm wählte sie klüglich

Euer Gespräch ist wichtig, mein Våterchen, Ihren Plah, wie des Mahls Vorlegerin, nahe dem

Schenktisch,

Denn schon warten die Fisch' und die hochzeitlichen Welcher mit Obst anlacht', und der purpurnen

Kartoffeln:

Kumme voll Bischofs. Schmalkost, ähnlich dem Ei, das die gnådige Grås Endlich der fröhliche Karl saß feierlich neben dem fin sich ausbat! Her aus der Ecke Luis' und Amalia! Immer ge=

plaudert,

Immer gelacht, wie die Kinder! Wohlan denn!
Ist es gefällig?

Ihr antwortete drauf die biederherzige
Gråfin:
Ländliches Ei, und vergnügtes Gespräch, das
hofft' ich allein hier,

Vater,

218 sein schmeichelndes Kind, und der wohlfürsor= genden Hausfrau.

Also schmauseten jen', in behaglicher Ruhe vereinigt,

Um den erleuchteten Tisch, und tranken des köstlichen Bischofs,

Plauderten viel, und lachten des Bräutigams, oft auch der Jungfrau.

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