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Welchen du Einsamer oft mit herzlicher lauter Entzückung

Nanntest! Ich komme zu dir, nicht aus dem stúgischen Abgrund;

Denn kein Widås herrscht, kein Minos richtet die
Todten,
Drunten in ewiger Nacht: ich komm' aus dem lich-
ten Gefilde,

Wo auch mein Gesang zum Vater aller emporsteigt.
Als mit himmlischer Harfe der isaidische Seher
Gott den Unsichtbaren im Allerheiligsten fei'rte,
Sang ich mit irdischer Harfe den schwacherleuch-
teten Völkern

Stammelnd den sichtbaren Gott im Heiligthume der Schöpfung ;

Und, gleich Davids, lohnte der Vater mein kindliches Stamm:In.

Sorgsam pflückte mein Lied die Blume jeglicher Lugend,

Wie sie am schwächern Strahle der göttlichen Wahrheit entblühte.

Unschuld, goldne Treu' und Einfalt, dankende Ehrfurcht

Vor der Natur und der Kunst wohlthätigen Kräften, der Urkraft

Genien! flammende Liebe des Vaterlandes, der Eltern,

und des Gemahl und des Herrn, und_menschenerhaltende Kühnheit.

Diese schimmernden Blumen, erfrischt vom Thaue des Himmels,

Gab ich, in Kränze geflochten, der jungen ionischen
Sprache.
Und zur Priesterin weiht' ich die keusche heilige
Jungfrau
Im Orakel der hohen Natur: daß sie täglich, mit
Nektar

Sprengend die fternenhellen und tdneduftenden
Kranze,
Aus dem Getön weißagte; und Völker von Mor-
gen und Abend

Beteten an die Natur, des Unendlichen sichtbare

Gottheit.
Aber nun stürmte der Schwarm des barbarischen
Wahns und der Dummheit
Wüthend daher, und zerschlug den Altar und ver-
tilgte der Kränze

Viele, die Priesterin floh mit den übrigen kaum in
des Felsens
Kluft, und starb. Und siehe die Kränze meines
Gesanges,
Unerfrischt vom Nektar der Jungfrau, dufteten welkend
Leiseren Laut, gleich fernverhallenden Harfentonen.
Oft zwar stieg in die Kluft ein Beschwörer, vom
Geiste der Jungfrau

Nektar zu heischen, allein sie erschien, ein tåuschen=
des Unbild,
Und antwortete nicht dem ungeheiligten Schwäger.
Auch stieg manche hinab der lebenden Sprachen,
der todten

Priesterin Kränze zu rauben, doch schnell verschwanden die Kränze

Unter der Buhlerin Hand: dann pflückte sie heimische Blumen,

Ähnlich jenen, und flocht weißagende Kränze; mit Opfern

Strömte das Volk in den Tempel und horchte der Afterprophetin.

Sahe der edleren Sprache Teutonia, die mit der júngern

Schwester Jonia einst_auf_thrazischen Bergen um Orpheus

Spielte, von einerlei Kost der Nektartraube ge= nåhret,

Dann im Bardenhain, mit dem keuschen Volke der
Freiheit,

Frei und keusch, die Gespielen verachtete, welche des
Auslands
Klirrende Fessel trugen von jedem Sieger geschån-

det:

Deine göttliche Mutter Teutonia, welche mein Klopstock

Von Siona geführt mit Engelpalmen und Blumen Von edenischem Strome bekränzt und zur Scherin Gottes

Weihete: sie nur verdient der Natur weißagende Kránze.

Auf! und heilige dich, daß du, ihr würdiger Herold, Einen der Kränze, besprengt mit erfrischendem Nektar heraufbringft.

Fleuch der Ehre vergoldeten Saal, des schlauen Gewinstes

Lårmenden Markt

Muschelgrotte ruht

und die Gärten der üppigkeit,

wo sie in bunter

und an der geschnittenen Laubwand.

Suche den einsamen Nachtigallhain, den rosenum= blühten

Murmelnden Bach, und den See mit Abendrothe bepurpert,

Und im reifenden Korne den halbbeschatteten Rasen ;
Oder den glatten Krystall des Winterstroms, die
Gebüsche
Blühend von duftigem Reif, und in hellfrierenden
Nächten

Funkelnde Schneegefilde, von Mond und Sternen
Siehe da wird mein Geist dich umschweben mit
erleuchtet.
lispelnder Ahndung,
Dich die stille Pracht der Natur und ihre Geseze
Lehren, und meiner Sprache Geheimnisse: daß in
der Felskluft
dir die Jungfrau reiche den

Freundlich erscheinend

Nektar.

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Kühn und bemuthsvoll in die schaudrichte Höhle
des Felsens,
Unerschreckt vom Gekråchze der Raben, die dich um-
flattern,

Flehe der Priesterin Heist, empfang' in goldener
Schale
Ihren sprudelnden Nektar, und sprenge den Kranz
der Odüsseus

Tugenden tönt; den andern gebührt ein anderer
Herold.
Diesen trag' in der hohen Teutonia Tempel. Der
Welt nicht,

Aber der Nachwelt Dank sei oir Lohn, und über den Sternen

Unter Palmen ein Siß zur Seite deines Homåros.
Also sprach er. Da ward mir, als ob mein
Leben im Schlummer
Sanft hinflösse. Ein Meer von Morgenroth um-
rauschte

Wiegend meinen Geist mit tonenden Harmonien. Als ich endlich gestärkt der sanftumwallenden Küh lung

Schaudernd entstieg; da erwacht' ich; und siehe, Hain und Gefilde

Grünten mir vor; allein die niedergesunkene Sonne
Schien mir unter den Zweigen mit röthlichem
Schimmer in's Antlig.

Freudig und ernstvoll ging ich durch thauende
Rockengefilde

Heim, und erreichte bald die kleine Pforte der
Mauer,

Wo mir Ernestine mit ausgebreiteten Armen Lächelnd entgegen sprang und zúrnete, daß sie so Lange

Mir umsonst in der

,,Aber du siehst ja so

Sprach sie und sah

Brennende Hige vor,

Laube die süßen Kirschen ge= sparet.

bleich, mein Lieber! Sage, was fehlt dir?"

mich an. Allein ich wandte des Tages

und sagte nicht, was ge= schehn war.

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Also erbebt und staunet die grünliche Tochter des Beifigs,

Welche die Schwingen zuerst athmenden Lüften vertraut:

Aus dem wärmenden Nest' in des Schleedorns grúnem Gekräufel

Flatterte voll Vorwig oftmal das muthige Kind, Wenn nach Speise die Mutter umherflog, zwitschernd zu nahen

Röthlichem Erdbeerbeet', oder Syringengebüsch ; Aber jegt, im Getümmel der muthzujauzenden Freundschaft

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Also wankt zu der Kammer die Jungfrau: süße
Verwirrung

Hebt ihr die Brust, und fliegt zuckend durch
Mark und Gebein.

Eile den jauchzenden nach! was zauderst du? eile, o Stolberg!

Deiner Braut ist der Kranz schon von den
Locken geraubt!

Eile, geneuß die hehre, die feierlichste der Stunden, Welche die himmlische Lieb' ihren Geweiheten schenkt;

Wann dein siegender Arm sie umfaßt, und die schüchterne Jungfrau,

Die sich lange nicht mehr sträubte, von neuem sich stråubt;

Wann der entfliehende Athem, der raschere Puls, und der volle

Hingeheftete Blick, und die umströmende Nacht, Wann der bråutliche Kuß auf bebender Lippe, der leise

Stammelnde Laut, und ihr, Thrånen der seligen, ach!

überseligen Wonn', in die Tiefen der Seele hinabruft: Trautefter, Trauteste, du! leben und sterben mit dir!

Siehe, des Himmels Segen umströmen euch: Tochter und Söhne Blühen, edel wie du, schon wie die Mutter, empor!

Schöner und edler als ihr! ein Garten Gottes! der Nachwelt

Bieten sie, Palmen am Bach, Stärkung und schattendes Kühl!

Aber noch strahlt am Himmel die Sonn' im golde= nen Lager,

Schlummert Hesperus noch, keuchend noch ak

kert der Stier.

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Bald verlassen wir segnend das angrenzende Blachfeld,

Welches der kühne Fleiß brausenden Wogen

geraubt.

Oftmals fodert die Elbe, begleitet vom herbstlichen
Nachtsturm,

Mit hochbrandender Fluth zornig ihr altes
Gebiet.

Schreiend fliegen die Mewen in's Land; des jammernden Pflügers

Rosse mit Sacken und Schutt eilen zum hallenden Deich;

Und von den donnernden Schleusen geschreckt, ent= fliehet die Medem,

Strudelnd und hochgedrängt, heim in ihr mûtterlich Moor:

Wo mit Kähnen in's Haus der arme Bewohner des Sietlands

Rudert, zum flammenden Torf auf dem erhobenen Heerd.

Ach! bald eilen wir hin in Eutins fruchtwallendes Seethal,

über den rauschenden Strom, Ihåler und Berge dahin:

Wo wir, der sumpsigen Marsch Unkömmlinge, ftaunend die Felder

Wiedersehn, wie sie uns hüpfenden Kindern gelacht;

Wo der Wald uns schattet, und fern aufsteigender Hügel

Blaulicher Kranz, und im Korn Hecken von

Blüthengesträuch;

Wo der Quelle Gesprudel uns trånkt, und am schlängelnden Bächlein Freundin Nachtigall singt, die uns so lange nicht hang;

Uno, o Wonne! wo ihr die lieblichsten Gång' uns umherführt.

Stolberg, du und dein Weib! Aber schon we

Ruht sie oft; dann

Nicht ungern, und

niger schlank,

blickest du lächelnd sie an; sie erröthet

küßt dir von der Lippe den Scherz.

Fragment einer Fischeridylle.*)

Düsterroth, wie bei Nacht ein Hirtenfeuer dem

Wandrer

Fernher glänzt, erhub sich der volle Mond von dem Hügel

Zwischen gestaltetem blauem Gewölk und bestrahlte des Stübchens

Negbehangene Wand mit dem scheibichten Bilde

Siehe, da knarrte

des Fensters.

die Thür', und der Hund mit begrüßendem Winseln

*) Dieses Fragment stammt wahrscheinlich aus den Zeis ten des Otterndorfer Lebens. Der Verfasser hat eher mit Woblgefallen über dasselbe geredet, und ist an dem Borsage es zu vollenden, wohl nur durch störende Umstände gehindert worden.

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Eben hab' ich ein gutes Gericht dreipfündige Karpfen, sert,

Auch handbreite Karauschen, im Egelpfuhle gekess

Und in die Kiste gesezt, die das Kirchspiel neulich dem Pfarrer

unten im Bache geschenkt; die Dingerchen sprangen so lustig! Aber die Köchin verlangt noch Hechtlein, den Abt zu bewirthen,

Welche, blau mit den Schuppen gekocht, in die Schwänze sich beißen;

Auch ein Gericht Seekrebse. Die Geistlichen essen nicht wenig!

Also redend, stellte der Greis in den Winkel
den Kesser,

Segte sich dann tiefathmend in seinen gedrechselten |
Armstuhl.
Aber der Jüngling gab dem Vater lachend zur Ant-

wort:

Wåren umsonst die Herren so quabbelich? Va= ter, der Wind weht Wohl Sandberge zusammen, allein nicht Bäuche zum Trommeln!

Aber damit uns der Übt auch den Fischfang satt und behaglich

Segne; so laßt mich gehn. Vielleicht sind einige
Hechtlein
Heut in die Reusen geschlüpft, die wir gestern am
Holm in das Schilfrohr

Legten; auch fang' ich leicht ein Gericht Seekrebse bei'm Kienlicht.

Ihm antwortete drauf der silberhaarige Vater: Besser, mein Sohn, wenn du früh im Morgenroth zu den Reusen

Dort am berüchtigten Holm hinrudertest. Siehe, die Nacht ist

Niemands Freund, und ich fürchte, daß dort ein Gewitter heraufzieht.

Diesen Sommer verfloß das siebente Jahr, und

schon dreimal

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Schon umhüllte der Mond das Gewölk, das am sternigen Himmel Schwarz aufstieg, und verbarg den schlängelnden Pfad durch das Vorholz. Fernher zuckte der Wind, und wirbelte, sauste dann

Lauter

Durch das Gebüsch; es murmelten dumpf hinrollende Donner

Hinter dem zackigen Strahl, und schauerlich rausch= ten die Wogen

Links am Gestad'; es kråhte der Nachtrab' über den See hin.

Kaltes Graun durchströmte dem Jünglinge Schulter und Rückgrath; Und ihn schreckten des Wahns unfreundliche Gaukelgestalten

Mit dem Gecassel des Laubs, und des Eichstamms glimmerndem Moder. Aber er schalt sein Herz, und eingedenk des Berufes,

Ging er getrost und sang in des Donners hallenden Jubel,

Denn es umschwebte sein Haupt nur ein duftiger Rand des Gewölkes, Welchem sparsame Tropfen entrieselten; aber das Dunkel

Wälzte sich jenseit des See's auf der feurigen Bahn der Gewitter

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