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Aber die Jungfrau stand, und neigt' an die Wange | Außer ein paar zur Erfrischung für unsere liebe

des Jünglings

Ihr holdlächelndes Antlig, und sprach mit vertrau=

lichem Flistern:

Sehn Sie, er folgt dem Geruche der Erdbeern. Lieber, die Hand mir

Nicht so gedrückt! Er möchte den Herrn Hofmei= ster belauschen!

Aber dem Jünglinge wallte das Herz vor banger Entzückung,

Als ihm warm an die Wange des schönen rosigen

Mundes

Athem haucht'; und er wandte sich sanft, und küßte das Mägdlein.

Leise bebt ihr Mund, und wandte sich; aber ihr
Antlig
Lächelte roth, wie im Thaue die Lilie, wann sie
des Morgens

Rothe bestrahlt, und der Gärtner sich fröhlich über fie hinbeugt.

Plöglich erscholl aus dem Busche die rufende
Stimme des Knaben:

Kommt doch, und pflückt! Hier stehn die Erdbeern
rother als Scharlach!
Jubeln wollen wir alle vor Lust, wenn wir unseren
Vorrath

Auch in die Kumm' ausschütten! Die Feldbeere hat der liebe

Gott gepflanzt, und in Milch und Zucker schmecken Sie köstlicy!

Jene kamen und sähn die geschwollenen Beeren,

die ringsum

Feuerroth und gedrängt am Sonnenstrahl aus den Kräutern

Schimmerten; und ihr Gedüft durchathmete würzig

die Gegend. Freudig rief und erstaunt der edle bescheidene Júng-| ling:

Wunderbar! es freut sich der Reiche des künft

Gefährtin.

Fröhlich eilte der Knabe zum binsigen Sumpfe

hinunter,

Während sich beide vertraut in der Hasel umschattende Wölbung

| Lagerten. Uber nicht lange, da kam er stolz mit
dem Körbchen.

Ümsig pflücken sie drein die saftigen Beeren, mit
Nußlaub

unten und oben geschirmt; und der Knabe trug ihn
am Arme.

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umhertrug.

Freundlich grüßte den Witen der edle bescheidene

Súngling :

Guten Tag! So fleißig? O seht doch, Vater,

Scheltet ihr auch?

Garten gepflückt;

lichen Gartens,

Welcher ihm zinst;

und dem Armen bereitet Gott❘ in der Wildniß,

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Aber uns fehlt ein Geschirr für die saftige Frucht; und im Tuche

Würd' uns alles zu Muß'. Was meinen Sie, wenn ich der Hasel

Dort die Rind' abstreift', and im åstigen Pflocke zusammen

Heftete? Oder weiß mein Karl noch ein anderes
Mittel?
Zürnend gab ihm darauf der feurige Knabe
zur Antwort:

Ist das Ernst, Herr Walter: den schönen Busch,
mit so mancher
Traube von Nüssen geschmückt, im vollem Wuchse
zu schinden?

Stehn denn am Sumpfe nicht Binsen genug? Und wie bald ist ein kleines Körbchen gemacht, wenn einer den Griff nur tüchtig gelernt hat?

Drauf antwortete lächelnd der edle bescheidene |

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Nehmt dies wenige,

die Müg' auf!

Wir haben uns selbst Erdbeeren

in eurem

denn heut' ist unsrer Luise Ge= burtstag.

Aiso sprach der

Segnete beiden nach,

Vater, und trinkt der Jung-
fer Gesundheit.
Jüngling, und wandte sich.
Aber der Alte

und ihm bebte die Thrån' an den Wimpern,

und dem Wandelnden drückte mit schweigendem Lächeln die Jungfrau

Innig die Hand,

und sobald sie des dichteren Thales Umschattung

Barg, begegnete willig ihr Mund dem Kusse des Jünglings.

Als sie, das Linsenfeld und die bårtige Gerste

durchwandelnd

Jego dem Hügel am See sich näherten, welcher mit dunkeln Tannen und hangendem Grün weißstämmiger Birken bekränzt war; Blickte horchend Luise zum buschichten Ufer, und

sagte:

Still! es tonte mir dumpf, wie ein Ruderschlag von dem Ufer!

Über der fröhliche Karl, der voranlief, wandte sich

rufend:

Hurtig, da seh' ich den Kahn! Nun gleitet er hinter das Schilfrohr, Schritten enteilten sie; kühlender Seewind

Hurtig den Binsenkorb.

Wir lagern uns hier in der Hasel

Und mit geflügelten

den Erdbeern,

überhangenden Schatten, und pflücken nichts von

Hauchte zurück das Gewand, das die trippelnden

Füße des Mägdleins

Rauschend umwallt', und es weht' ihr geringeltes Haar von den Schultern.

Aber nun winkt' und rief aus dem schwebenden Kahne der Pfarrer:

Ehrbar, Kinder, und langsam! Ihr lauft ja so rasch, wie die Hühnlein, über den Hof, wenn die Magd an der Hausthúr Futter umherstreut.

Athemlos harrten sie jezt, bis rauschend der
Kahn an dem Ufer

Landete, riefen: Willkommen im grünen Wald'! und die Eltern

Traten vom wankenden Bord' auf den Sand voll Kiesel und Muscheln,

Rings umspühlt von der Welle mit Hügeln Schaums und mit Seegras.

Schmeichelnd küßte den Greis die blühende Tochter,

und fragte:

Våterchen kommt ja so frühe vom Schlaf?
Hat der häßliche Kater

Wieder gemaut? ein Hühnchen beim Eierlegen ge=
takelt?
Oder Susanna zu laut mit dem Waffeleisen ge=
klappert?
Drauf antwortetest du, chrwürdiger Pfarrer

von Grünau:

Weder gemaut hat ein Kater, mein Kind, noch ein Hühnchen gekakelt,

Oder Susanna zu laut mit dem Waffeleisen geklappert;

Unser Gespräch, und die Freude, mein Töchterchen, deines Geburtstags

Machte mein Herz unruhig.__Wohlauf nun, zündet uns Feuer

Un, und Kaffee

gekocht! die lieben Kinder sind
durstig!

Also sprach er; da rief die alte verständige
Hausfrau :

Dorthin das Feuer, Hans, an der blühenden Geest, daß der Wind uns

Nicht bewehe mit Rauch. Hier am weitschattenden Buchbaum

Ruhen wir, dessen Rinde mit unseren Namen schon pranget.

Hier ist liebliche Kühlung und _zartes Gras, und die Aussicht

über den See nach dem Dorf und beiden fruchtbaren Ufern.

Sammelt nun Holz, ihr Kinder; wer fischen will, scheue kein Wasser!

Fröhlich eilten die Kinder den Hügel hinan, der mit dunkeln

Tannen und hangendem Grün weißstämmiger Birken bekränzt war,

Fanden Kien und Reiser, und sammelten.

der Hausknecht

Aber

Fing die sprühenden Funken des Stahls in schwammigen Zunder,

Faßt ihn in dürres Laub, und schwung es umher, bis dem dickern

Qualme das leuchtende Feuer entloderte;

dann klüglich

häufte

Reiser und Kien, daß die Flamme, des Harzes froh, durch den Holzstoß

Knatterte; segte darüber den Dreifuß, und auf den Dreifuß

Schnell den verschlossenen Kessel, gefüllt mit der Quelle des Gartens; Wehend umleckt' ihn die Flamm', und es braus'te der siedende Kessel.

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Sammt der Flasche

die Tassen,

mit Rahm, und der blechernen Dose voll Zucker,

Ordnet' es rings auf dem Rasen; und jezt, da sie
Neigte das blühende Mägdlein sich hold, und lá-
alles durchwühlet,
chelte schalkhaft:

Nehmen Sie mir's nicht übel, Mama hat die
Löffel vergessen.

Sprach's; da lachten sie all', auch lachte die gütige
Mutter,

Welche die dampfende Kanne dahertrug. Aber der Jüngling

Eilt' zur nahen Birk', und schnitt von den hangen= den Zweiglein

Schöngeglåttete Ståb', und vertheilte sie rings der Gesellschaft.

Freundlich reichte Luise dem lieben Papa und dem

Jüngling

Pfeifen dar, und Toback in der fleckichten Hülle des Seehunds.

Und sie lagerten sich im weichen Graf': an des Baters Rechte der Knab' und Mama, die den klaren Trank in die Tassen Rühmend goß; und zur Linken die schöne Luis' und der Jüngling.

Zwar sie kostete selten des Kaffee's; aber gefällig Trank sie heut' ein wenig, und russischen Thee mit dem Kleinen.

Liebreich sprach der Vater, die rosige Wang' ihr streichelnd:

Kind, dir brennt ja die Wange wie Gluth. Zwar ist es nicht übel Anzuschn; doch nimm dir, mein Töchterchen, wegen der Zugluft

Etwas mehr um den Hals: man erkältet sich leicht in der Hiße.

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Welches die Zweige durchhüpft, um die Jungen im

hangenden Lager!

Achtzehn Jahr sind es heute, da schenkte mir Gott mein geliebtes

Einziges Kind, so gut, so verständig und fromm und gehorsam !

Wie doch die Zeiten entfliehn! Zehn kommende Jahre, wie weithin

Dehnt sich der Raum vor uns! und wie schwindet er, wenn wir zurücksehn! Wahrlich mir däucht, es war erst gestern, als ich im Garten

Ging, und Blåtter zerpflückt', und betete; und nun mit einmal

Freudig die Botschaft erscholl: Ein Töchterchen ist uns geboren!

Manches beschied uns seitdem der Ullmächtige, gu= tes und böses.

Auch das Bose war gut! denn seine Gnad' ist unendlich!

Weißt du, Frau,

Und ich, Luis auf

wie es einst nach langer Dürre geregnet,

dem Arme, mit dir in der Frische des Gartens

Athmend ging; wie das Kind nach dem Regenbogen emporgriff,

und mich küßte: Papa! da regnet es Blumen vom Himmel! Streut die der liebe Gott, damit wir Kinder sie sammeln?

Ja, vollblühende Segen des Himmels ftreuet der Vater,

Welcher den Bogen der Huld ausspannete! Denk' ich des Vaters,

O dann erhebt sich mein Herz, und schwillt von liebender Inbrunst

Gegen unsere Brüder, die rings die Erde bewohnen: Zwar verschieden an Kraft und Verstand; doch alle des Vaters

Liebe Kindlein, wie wir von einerlei Brüsten ge= nähret! Und nicht lange, dann geht in der Dämmerung eins nach dem andern

Müde zur Ruh', von dem Vater im kühlen Lager gesegnet,

Hört süßträumend der Winde Geräusch und des tropfenden Regens,

Schläft, und erwacht gestärkt und verständiger.
Kinder, wir freun uns
Alle vereint, wann Gottes verklärterer Morgen
uns aufweckt!

,,Dann erfahren auch wir mit der Wahrheit, daß
Gott die Person nicht
,,Unsieht, sondern in allerlei Volk, wer ihn fürch-
tet und recht thut,
,,Der ist ihm angenehm!" D Himmelswonne! wir
freun uns

Alle, die Gutes thaten in Einfalt; freun uns mit Petrus,

Abraham, Sokrates, Paulus, Konfuz und Homer,

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Und ihr Herz ward

Al' an Einen Gott!

Rauschend auf, daß

Leuchtete; Petrus

Himmels;

entzückt zum hellen Gesange :
Wir glauben

Da mit einmal sprangen die
Flügel

umher des Himmels Glanz
durch den Üther
erschien, und sprach mit freunde
lichem Lächeln:

Habt ihr euch nun besonnen, ihr thörichten Kinder? So kommt denn !

Also redeten jene vertraulich unter einander. Aber die Jungfrau ging, und mühte sich hustend am Feuer,

Daß sie des Vaters Pfeif' anzündete, welche dem guten

Greise bei'm heftigen Reden erloschen war; reichte sie jest ihm

Brennend, und spuckte viel, und machte krause Ge= sichter. Lächelnd dankte Papa, und küßte das rosige Mågd

lein;

Und sie lagerte sich. Da sprach die verständige Hausfrau:

Kinder, der Kaffee wird kalt; ihr prediget immer und ewig! Habt ihr auch Rahm und Zucker genug? Rührt um mit den Löffeln !

Als sie nunmehr im Grünen mit Kaffee und
Thee sich gelabet,

Schenkte Mama auch dem Knechte, der pfeifend
am Ufer umherging.
Anfangs stråubt' er sich, etwas beschämt, und nahm
es doch endlich.

Jego wandelten sie, von långeren Schatten be

gleitet,

Auf dem duftenden Hügel, wo rings weißstämmige Birken

Grünten, und Tannengefträuch, das die gelblichen
Sprossen emporhub.
Einzeln rauscht' auch umher manch hochgewipfelter
Mastbaum,

Alle vom Winterorkane des siebenundvierzigsten
Jahres

Östlich gebeugt. Sie umschauten die weithin la= chende Landschaft,

Plauderten viel, und sangen empfundene Lieder von
Stolberg,
Bürger und Hagedorn, von Claudius, Gleim und
Jacobi;

Auch, Freund Hölty, von dir, und beklagten dich, redlicher Jüngling!

Unter den Wandelnden sprach die alte verständige Hausfrau :

Kinder, die Sonne schwebt fast über den Wip= feln des Waldes,

Und die duftigen Wolken verkünden uns Thau, der den Kräutern Wachsthum bringt, doch leicht den gelagerten Men= schen Erkältung. Unser Vater ist alt, und das Jungferchen kleidet❘ sich immer Luftig und kühl, das Ei will ja klüger sein, wie die Henne! Kommt denn, und schmaus't, ihr Lieben; die Feldluft reizet den Hunger. Sprach's und ging in das Thal; und willig folgten die andern.

Als sie den blumigen Rasen des weitumschattenden Buchbaums

Jego erreicht, da eilten Mama und die freundliche

Jungfrau

Hin zu dem Kahn am Ufer, und brachten im ziers |
lichen Tischkorb
Feines Gedeck, Eßlöffel und englische Messer und
Gabeln,
Brachten die Zuckerbüchs' und die Teller, spanische
Erdbeern

Auf eiförmiger Schüssel, und fette Milch in ge= stülpter

Porzellanener Kumme, geformt wie ein purpurner Kohlkopf,

Welche mit wårmendem Punsche der Vater pflegte zu füllen,

Wann ein Freund ihn besucht' in den sausenden
Tagen des Winters;

Brachten dann zierlich geordnet die Bachkrebs, åhn-
lich den Hummern,
Und zween kalte gebratne Kapaun', umhüllt vor den
Fliegen;
Brachten mit Zucker befreut vielrautige bräunliche
Waffeln,

Und die duftende Frucht der grüngestreiften Me=
Ione;
Gelbe gezeichnete Butter in blåulicher Dos, auf
dem Deckel
Lag ein kauendes Rind zum Handgriff; lieblichen
Schafkäs

Und holländischen Kås, und einen gewaltigen Rettig Für Papa; auch Kirschen und roth und weiße I0hannsbeern.

Aber die Jungfrau neigte sich hold, und sprach zur
Gesellschaft:

Frisch heran, ihr Kinder, und lagert euch!
Aber ihr müßt auch

unser ländliches Mahl entschuldigen. Schilt nicht,

du lieber

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Dirne, du bist muthwillig! Ein Glück, daß der Dirne Geburtstag

Einmal im Jahre nur kommt; sonst wüchsen die Baum' in den Himmel!

Siehe, der ehrliche Hans hat Milch und Wein uns bedachtsam

Dort im Schilfe des See's gekühlt; da bringt er den Korb schon.

Ehrbar nahte sich Hans mit dem Weinkorb, segt' ihn am Buchbaum Nieder und zuckte den Hut, und sprach: Gott segne die Mahlzeit.

Aber der Kleine sprang zu dem Maibusch, wo er die Erdbeern

Hatte versteckt, und stellte den duftenden Korb auf den Teppich, Von dem bedeckenden Laub' ihn entledigend. Va= ter und Mutter Freuten und wunderten sich, und hörten des Knaben Erzählung,

Lobten den Korb, und priesen die saftige Rôthe der Erdbeern.

Also schmausten sie dort, in behaglicher Ruhe vereinigt,

Auf dem blumigen Rasen des weitumschattenden Buchbaums.

Tiefer sank die Sonne, und goß vielfarbige Schim

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