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24. Elfen und Elfinnen sind schöne wohlthätige Götterchen der Gebüsche, wo sie gern um grafige Quellen bei Mondenlicht Reihntänze aufführen.

25. Tiefen, austiefen, tief machen.

26. Russischer Thee und Karawanenthee, der feine, der zu Lande nach Rußland geht.

27. Wahrhaft lernen wir dann u. s. w. Worte des vormals unduldsamen Petrus. Apostelgesch. 10, 34. 35.

28. Eins mals kam u. s. w. Nach einem Volksmährchen, welches gutmüthige Einfalt erfand.

29. Ablaßzettel. Der Barsüßer Johann Pauli im Schimpf und Ernst erzählt, daß ein Reicher in der Hölle einem Armen, der ihn, trog seinem stattlichen, in Rom gelösten Ablaßhriefe, dort zu finden sich wunderte, geantwortet habe: " Ein ungelehrter Teufel führte mich und den Brief ,, hinweg, und weil er nit lesen kunt, seind mir ,, die Brief verbrunnen."

30. Wir glauben Luthers.

Ein Kirchenlied

31. Ernestine, die Gattin des eutinischen Gastfreundes.

32. Die Butterblume oder Kühblume, Caltha palustris.

33. Húnengråber, die Grabhügel heidnischer Vorfahren von gefabelter Riesengestalt. Hú ne, noch im gemeinen Leben für Riese.

34. Hulst, Hülse, Hülsch, Stechpalme, Ilex Aquifolium.

35. Eppich, der edlere Geschlechtsname von Sellerie und Petersilie, Apium.

36. Emmerling, auch Ammer, Goldammer, Emmeris, Gilbling, in Niedersachsen Gålgöschen, Emberiza flava.

37. Ringeltaube, die große schwarzblaue oder graue Holztaube mit einem weißen Ring um den Hals. Die Ulme, anderswo Ilme, Urte, Rúz ster, Iper, Lindbast.

38. Rak, der blaue Holzhäher, Ruch, Roller, Blau- oder Mandelkråhe, Coracias garrula.

39. Harfenwein heißt ohne Poesie der Steinwein eines würzburgischen Hügels, dessen Gånge die Gestalt einer Harfe bilden.

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Gel

40. Es gilt die Gesundheit ten, so viel als gültig sein, einen Werth haben, steht mit der dritten Endung der Person: Dir muß eidlos gelten mein Wort" Klopstock. Gelten, kosten, zum Gegenstand des Bestrebens haben, erfodert die vierte Endung des Werthes oder des Gegenstandes der Bestrebung, und die dritte Endung der handelnden oder strebenden Person:,, Es galt den Griechen Sieg oder Tob." Bietet sich der Gegenstand, auf welchen es abgesehen ist, von selbst dar, so kann gelten els liptisch auch mit der Person allein in der dritten Endung gefügt werden. So bei Hans Sachs: ,, Gesell, es gilt dir!" nåmlich einen Trunk zum Bescheid. Wird aber der Zweck, ein gesundheitwünschender Trank, ausdrücklich bezeichnet, wie in unsrer Stelle, so steht die vierte Endung.

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41. Rohricht oder Röhrig, ein Rohr: dickicht. Kolben, Teich Narrenkolben, Typha. Seelilien, Mümmelchen, Tolllilien, Nixblumen, Nymphaea.

42. Holm, kleine Insel, auch Halbinsel und Werder.

43. Willkommen, o silberner Mond! eine Ode von Klopstock mit Glucks Melodie.

44. Der Nix oder die Nire sind altdeutsche Wassergeister von schädlicher Natur. Der Niedersachse nennt die Weibchen auch Watermöhm ken, für welche die Mümmelchen blühen.

45. Ober und ob verhielten sich, wie außer und aus, inner und in; das heutige über hat die ältere Form nur nicht völlig verdrängt.

46. Die Mewe, ein Wasservogel mit Schwimmfüßen, Larus.

47. Schnappender Strauchhahn. In den Zeiten der Befehdung und noch lange nach gebotenem Landfrieden, als der fromme Adel seiner ererbten Tugenden den Straßenraub nicht unwúrdig achtete, nannte er selbst dieses Gewerbe in seinem spaßhaften Rothwelsch:,, Sich des Sattels oder des Stegreifs ernähren, Beute erschnappen, den Kaufleuten die Seckel schütteln, in die Eisen (Hufeisen, Spur) traben, in das Schreckenthal, oder auf die Struterau (von Strut, Gebüsch) reiten; und die Namen Struter, Buschklepper, ein Hintermstrauch, Schnapp- und Strauchhahn dünkten dem stolzen Raubritter weder ehrlos noch be= leidigend.

48. Irrlicht. Der Irrwisch oder Tückebold (Tückebode) wird häufig als herumneckender Monch mit einer Laterne gedacht, anderswo als launischer Elf.

49. Kalmus, aus Calamus (aromaticus) entstellt, die wurzhafte Ackerwurz, Magenwurz,

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die Geistlichen, und in Reichsstädten die Rathsherrn, um den Hals tragen.

6. Der Fuß kaltet von andringender, er erkaltet von durchdringender Kälte. Kühlig, etwas kühl, Nieders. kolig; in gleicher Weise faulig (angefault), feuchtig, heiserig.

7. Riole, ein Bord oder Fach, besonders für Bücher.

8. Koppel, ein durch Zäune oder Buschwålle eingefricbigtes Feld, für Kornbau, Weide oder Gehölz.

9. Planke, ein Zaun von Planken, Bohlen oder Dielen, d. i. starken Bretern.

10. Durch Blaffen, weniger laut durch Båffen und Båffzen, drohet der Hund; durch Gelfern liebkoset er.

11. Liebt euch einander. Worte des Erlösers bei Joh. 13, 34. 35., auf welche der sanfte Jünger häufig zurückweist.

Anwendung

12. Als ob vom Brote der Worte, womit Christus, Matth. 4, 4. den Versucher abwies.

13. Lüders Briefe vom Küchengarten. Verbesserungen der Landwirthschaft verdankt manche protestantische Gegend den Erfahrungen geistlicher Haushalter.

14. Brückners Predigten für ungelehrte werden in vielen Dorfkirchen zum Vorlesen gebraucht.

15. Karren, langsam wie mit einem Lastkarren fahren. Schwager, im Scherze für Postknecht.

16. Sich vernüchtern, etwas für's nuchterne, oder gegen die Nüchternheit genießen.

17. Birschen, birsen, schießen, mit der Armbrust (Arborst) und anderm Geschoß, in der Jägersprache.

18. Krug, Schenke, vom aushängenden Zeichen des Krugs.

19. Siegelerde, ein feiner Thon, der zu Bewährung der Achtheit, in versiegelten Beuteln verkauft wird, terra sigillata.

20. Huri, schöne Jungfraun in Muhamets Paradiese. Moslem, verderbt Muselmann, ein Bekenner des Islam, oder Gesezes. Kaftan, ein langer und weiter Oberrock der Morgenlånder.

21. Marecaybo oder Maracaibo, eine Stadt im Freistaat Columbia, versendet feinen Tobak in blechernen Kapseln.

22. Spute oder spude dich, eile mit Bedacht.

23. Krollhechte, die kleineren Hechte, welche gekrollt, d. i. rund gebogen, mit dem Schwanz im Maule, zu Tische kommen.

24. Ausharken, mit der Harke (Rechen) reinigen. Grand, grober, kiesichter Sand.

25. Schneeballen, Bachholder, Schwelten, Viburnum opulus. Cytisus, Bohnenbaum, Geißtlee, Cytisus laburnum. Syringe, spani= scher, türkischer Flieder oder Hollunder, Sirene, Syringa vulgaris.

26. Wandschmied oder Todtenuhr, der klopfende Holzwurm, Termes pulsatorius.

27. 3weilicht, Dämmerung, lux dubia, entre chien et loup. Stander, stehendes Bauholz, Saule, auch im Hochdeutschen. Man fügt etwas, daß es fuge. Dieser Unterschied wird manchmal vernachlässigt.

28. Hellig, kraftlos, lechzend.

29. Samarie, die lange, vorn geschlossene Amtskleidung der Geistlichen.

30. Wie Rahel. Siehe 1 Mos. 31, 19. 34.

31. Lober des Vormals, laudator temporis acti.

32. Herakles, Herkules, verbrannte sich auf dem Sta, und sein vergötterter Geist fuhr gen Himmel. -- Siche

33. Als an dem Pfingsttage das Pfingstlico.

34. Nach der Tabulatur, nach alten Musikzeichen, singer, wird sprichwörtlich, wie nach Noten, von allem Schulgerechten und Abgezirkelten gebraucht.

Dritte Idylle.

Erster Gesang.

1. Pitschier, für Abdruck oder Abbild desfelben, Wappen.

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2. Metten, die fliegenden Spinneweben_im Herbst; eine norddeutsche Benennung, die Klopstock in die lyrische Sprache aufnahm : Umschwebt von zichenden Metten," Ode: Die Wiederkehr Bd. 2. S. 207. Sie heißen auch Grasweben, Sommerfåden, fliegender Sommer, Altweibersommer, Marienfåden, und scheinen dem Volk ein Gespinst von Elfinnen und Zwergen, von der Mutter Maria, oder von Erdwürmern. Der Stamm ist entweder Metje, das verkleinerte Måd, Jungfrau; oder Meddik, Metke, Made, Wurm. Für das erste spricht der åltere Volksglaube.

3. Die Sprehe, der Staar. In Klopstocks Hermannsschlacht schweben die Seelen der Erschlas genen zum Schattenreiche:

Wie, am Ufer der stolzen Elbe,
Der Sprehen schwarze Wolke
Vom Gestrauch auftont,

3um Gestråuch niedertönt.

4. Gravensteiner, ein edlerer Apfel in Holstein, der nach dem fürstlichen Schlosse Gravenstein, wie man sagt, aus Italien gebracht wurde.

5. Sandart, oder Sander, ein schmackhafter Fisch aus dem Barschgeschlecht, Perca lucioperca. 6. Spener, ein frommer Geistlicher des siebzehnten Jahrhunderts, der thätiges Christenthum in Predigten und häuslichen Undächtsübungen ́beförderte.

7. Polterabend oder Brautabend, die Zurüstung zur morgenden Hochzeit, oft mit einer Luftbarkeit der Jünglinge und Mädchen.

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18. Kaneel, die aufgerollte Zimmetrinde. 19. Die Himmelsbrå ute. Das Bild einer in Seide schimmernden Himmelsbraut, aus der Apokal. 19, 8. ward in alten Gesangbüchern gemißbraucht.

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9. Hausehre hieß bei den Vorfahren die Hausfrau, als Erhalterin eines ehrlichen Hauswesens, nach dem Sprichwort:,,Hausehr ligt am Weib und nit am Mann."

10. Rosenmädchen heißt das Mädchen, das am Rosenfest einiger Gegenden, als das tu gendhafteste des Dorfs, mit dem Rosenkranze ge= schmückt wird. Die Sitte ist aus Frankreich entlehnt. 11. Beitschweifig, in der ersten finnlichen Bedeutung, von weitem Umfang.

12. Die Sarabande, ein ernsthafter Tanz aus Spanien, in langsamem Dreivierteltakt, war bei unsern Großmüttern beliebt.

13. Wie Salomon verkündet. Spr. Sal. 18, 22:,, Wer eine Ehefrau findet, der findet was gutes, und kann guter Dinge sein im Herrn."

14. Fenstern, bei Nacht der Geliebten vor dem Fenster oder noch vertraulicher aufwarten, auch wohl mit einem Ständchen.

15. Schamig, verschämt, lebt in Niedersachsen aus der åltern Sprache.

16. Sprock, brüchig, zerbrechlich, spröde, von brocken, brockeln.

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17. Sichtbar bauet der Herr Psalm 127, 1. Sirach 3, 11. das folgende aus 1 Petr. 3, 7. Col. 3, 19.

18. Als ob, wonnebeseelt Nach Hiob 38, 4-7: Wo warest du, da ich die Erde

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20. Vorrath in Boden und Fach, Feld- gründete? da mich die Morgensterne mit einander frucht und Viehfutter.

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1. Raufe, eine långs über der Krippe be= festigte Leiter, durch welche das aufgesteckte Rauhfutter vom Viehe gerauft wird.

2. Tülle, bei anderen Dille, die Röhre des Leuchters und der Laterne.

3. Lünse, der breitköpfige Achenagel vor dem Rade. Schweiß, zunächst Flüssigkeit: davon blieb bei den Schmieden, ,, das Eisen schweißt," es fließt in der Gluth; und,,, Eisen an- oder zu= sammenschweißen, "zwei Stücke, die in der Schweißhite fließen, mit dem Hammer vereinigen.

4. Das Neulicht, der Neumond, ehemals

das Neu.

5. Kunstpfeifer im Volk für Musikant.

lobeten, und jauchzeten alle Kinder Gottes?"

19. Die brautliche Månnin — anlå= chelte. Wie Eva ihr Bild in der Quelle an= staunte, besingt Milton im verlorenen Paradies 4, 452-465.

20. Stimme von Gott

29, 3.

Nach Psalm

21. Laut durch die Welten u. f. w. Aus Schulzens Athalia und Liedern im Volkston. 22. Bühre heißt in Niedersachsen der überzug eines Kissens oder Polsters, in Obersachsen Züge oder Zieche.

23. Kanten (von Kante, Ecke oder Seite) nennt der Niedersachse die geklöppelten Spigen, wegen ihres eckigen gespişten Randes.

24. Das altdeutsche Buttel, eine dickbauchige Glasflasche, wovon das franzċsische bouteille, lebt noch in Niedersachsen, Holland und England.

25. Das Eyo Popeyo im Wiegengesange bezieht sich hier zugleich auf ein oben gesungenes Lied von Goethe mit schulzischer Musik.

26. Asmodi, der Eheteufel der jüdischen Mythologie, tödtete in der Brautkammer der_schdnen Sara, der Tochter Raguels, fieben junge Månner nach einander; bis ihn der junge Tobias

mit Fischleber wegräucherte, und der Engel Raphael in der Wüste Ägyptens band: Tob. 3, 8; 6, 6. 9; 8, 2 3. Ja Grünau sind schon Jäger und Hirten so weit aus der Kindheit, daß ihr Pfarrer durch scherzhafte Erwähnung solcher Teufeleien, die Milton im verlorenen Paradiese (4,168) noch ernsthaft behandelte, nicht anstößig zu werden fürchten darf.

Idyllen.

Die Leibeigenen.

1. Beiern, zum Feste låuten, indem man die ruhende Glocke mit dem Klopfel im Takt anschlägt.

2. Mit dem wurzhaften Kraute des Kalmus, Acorus Calmus, und mit Blumen, werden am Pfingstfeste Häuser und Kirchen ausgeftreut; auch Blumenkörbe auf den Altar gestellt, und Maien umbergesteckt. Das menschliche Herz verlangt ein Frühlingsfest und menschliche Prediger willfahren ihm. Die Maie oder der Mai ist die Birke, weil sie sich zuerst belaubt, auch wohl ein Buchenzweig. Denn Mai bedeutet eigentlich Wuchs, junges Laub, Frühlingstrieb.

3. Lustig, Hurtig, Munter, sind Namen von Bauerhunden. Mit dem Tüder, Strick, bindet man, nahe den Kornfeldern, das Vich auf der Weide an einen eingeschlagenen Pfahl.

4. Salm, aus Psalm, Kirchengesang.

5. Schon locket der Mai, ein Lied von Miller, mit einer Melodie von Emanuel Bach, im götting. Musenalmanach 1774.

6. Da verspricht mir der Junker Ohne Erlaubniß des Herrn darf kein Leibeigener heirathen.

7. Kronen und Öre find alte Münzen, Timpen und Rubel polnische und russische. Den vom Vater und Großvater her gesparten Nothpfennig (peculium) belegt der Leibeigene felten, sondern verbirgt ihn, aus Furcht vor dem Frohnherrn.

8. Starke oder Fårse, eine junge Kuh.

9. Wie die Pferd' abquålet -.,,Wie ist es möglich," fragte man einen sonst gutmüthis gen Mann,,,daß Ihre Leute mit so wenigem fich nähren, sich kleiden, sich wärmen?" Ich begreife es nicht, war die Antwort; aber es geht. Solche Leute bedürfen wenig.

10. Welche der Pfarrer selbst nicht Diebstahl nennt. Ein Prediger gab seiner für diebisch verschrieenen Gemeinde das Zeugniß: Es find ehrliche Leute; sie nehmen nur, was ihnen gebührt, um zu leben.

11. Die Hufe abnahme -. Verstoßung von der Hufe galt auch in Holstein und Schleswig. 12. Verklage! In mehreren Låndern ist keine Klage zulässig, die nicht ein Advokat abfaßte, oder unterschrieb. Dieser scheut Reichthum und Macht; oder er heißt Unruhstifter.

13. Der Vogt wird anderswo Verwalter und Statthalter genannt.

Eine

14. Einen röthlichen Hahn sprichwörtliche Drohung, das Haus anzuzünden. 15. Húnengråber, Grabhügel heidnischer Riesen.

16. In den Zwölften, den zwölf Nächten zwischen Weihnachten und heiligen drei Königen, genießen Kobolde, Wehrwölfe, verbannte Gespenster und anderes Ungethúm, besondere Spukfreiheiten; vorzüglich der wilde Jäger mit dem wüthenden Heere. Wahrscheinlich eine entstellte Sage von Wodan. Vergl. die bezauberten Teufel.

17. Fontansche, ein altfranzösisches Kopfzeug. Schlenter, ein nachschleppendes Kleid. 18. Beinkleid, Wamms und Kappe håtte ein Heraldiker Harnisch, Panzer und Helm benamt.

19. Die Sarabande, ein alter ernsthafter Lieblingstang unserer Großmütter.

20. Måre, in der Landsprache für Pferd, be= sonders Stute, ohne verächtlichen Nebenbegriff, wie in Marstall und Marschall. Ebenso ist es in der Schriftsprache mit Roß und Gaul.

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1. Mandel, eine Hocke (ein Haufen) von funfzehn Garben. Das Getreide mandelt und schef= felt gut, sprichwörtlich, wenn es an Stroh und Korn ergiebig ist.

2. Satte, anderswo Sette, ein Napf von Thon, Glas oder Holz, worin man die Milch zum Rahmen, d. i. zum Ansehen des Rahms oder der Sahne, ansegt.

3. Der butternde Rappe-. In größern Holländereien wird die Maschine zum Buttern von einem Pferde gedreht.

4. Der Knocken, ein derb zusammengedrehtes kolbiges Bund gehechelten Flachses. Durch die schottische Behandlung wird ungleich mehr und feinerer Flachs aus dem Werge gehechelt, als durch die gewöhnliche.

5. Nicht Leibeigene Gutspflichtige. Durch diesen mildernden Ausdruck täuschten im I. 1763 die pommerschen Landstände sich selbst und ihren König, als sie dem Befehl, die Leibeigenschaft aufzuheben, durch die Vorstellung auswichen:,,Ihr Bauer sei nicht leibeigen, sondern gutspflichtig durch alten Vertrag, wobei er sich besser als bei völliger Freiheit stehe." Die Leibeigenen nennen ihren Zustand Sklaverei, und der Freibauer verachtet sie.

Die einzelnen Züge im Folgenden sind aus der Darstellung der Leibeigenschaft entlehnt, welche den Gutsbesigern in Schleswig und Holstein im 3. 1796 von ihrem Ausschusse vorgelegt wurde. Siehe die Aktenstücke zur Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft in Schleswig und Holstein. Der edle Verfasser dieser Aufsäge, Graf Christian Ranzau, sagt: ",,Der Leibeigene ist ein Mensch, welcher das Grundstück, auf dem er geboren ist, nicht verlassen, seine Fähigkeiten nur der Bestimmung seines Herrn gemäß gebrauchen darf, und seine Arbeitskräfte zum Nugen desselben verwenden soll; wogegen dieser für seinen nothdürftigen Unterhalt zu sorgen hat. Er kann ihn will-.

kürlich zu jeder ländlichen Arbeit gebrauchen; seinen Lohn an Geld, Naturalien oder Land willkürlich bestimmen; eheliche Verbindungen verhindern; ihn willkürlich züchtigen u. s. w." Der Verfasser findet die Fortdauer eines solchen Verhältnisses,,den natürlichen und positiven Rechten zuwider, und fo= dert als Pflicht des Menschen und des Staatsbür= gers, daß man den unterdrückten und ganz zum Ackerwerkzeug herabgewürdigten Bauernstand wiederum hebe und beglücke."

6. Wen sein Herr an die Scholle befeftiget-.,,Den Sah, daß gewisse Menschen von einem gewissen Boden unzertrennlich sind, möchten diese umkehren und behaupten, diese Unzertrennlichkeit bestehe darin, daß der Boden denen gehöre, welche ihn bauen. So verfuhr Friedrich II., als er im Jahr 1742 den Bauern in Schlesien das Eigenthum der von ihnen bebauten Ländereien gab, und zugleich ihr Lastgeld auf 2 Thaler bestimmte." Aktenst. S. 45.

7. Wer die Ersparniß verheimlichen muß-,,Der Leibeigene darf sich zwar ein Vermögen ersparen. Allein da ihn der Herr von seiner Hufe auf eine schlechtere, aus seiner Wohnung in eine verfallene sehen kann, und da die Verpflichtung ihn zu unterstügen erst dann ihren Anfang nimmt, wenn der Leibeigene dazu unvermögend ist: so bes ruht die Erhaltung seines Vermögens auf dem gu= ten Willen seines Herrn, oder auf der Verheimlichung seines Schages." Uktenst. S. 7.

8. In den Behausungen- ,,Die Leibeigenschaft beschränkt die Bevölkerung auf eine ge= wisse, zum Anbau eines Guts, nach altem Schlenorian hergebrachter Weise, erfoderliche Zahl.“ ́Aktenst. S. 27.

9. Wildlinge, bleich und zerlumpt―. ,,Im Ganzen genommen sind unsere Leibeigenen schlechter genährt, und wohnen schlechter, als freie Landleute, die einen gleichergiebigen Boden bearbeiten." Aktenst. S. 29. Die Kathie oder Kothe ist ein Bauerhaus ohne Hofståtte und beträchtlichen Ucker.

10. In 3üchtlingsschulen —.,,Die Ent: wickelung der Fähigkeiten des Leibeigenen, der Grad seiner sittlichen Bildung, hangen von dem Willen des Gutsherrn ab, in dessen Händen die Wahl der Mittel und die Urt ihrer Anwendung sich ausschließlich befindet." Aktenst. S. 26.

11. Oder davon gehn.,,Es ist auffallend, wie allgemein verbreitet die Furcht vor dem Entweichen der Freigelassenen ist." Aktenst. S. 72. Auch die pommersche Ritterschaft duserte: ,,Wenn der Bauer Freiheit bekäme, so würde das junge unverständige Volk, weil es dort nicht, wie in Sachsen, was Eigenes zu verlieren habe, alsbald davon ziehn." Hez gewisch über die Leibeigenschaft. S. 85.

12. Feld und Entlassung auf harte Bedingungen anzunehmen, stråubt sich der Leibeigene mit Recht. Noch mehr, Entlassung ohne Feld, wodurch der Hüfener zum Tagelöhner herabsinkt. In den Aktenstücken wird es Hårte genannt, auf diese Art dem Leibeigenen das Geschenk der Freiheit zu verbittern, und eine Freiheit aufdringen zu wol len, zu deren Genuß ihn vorheriger Druck unfähig gemacht habe." Die Rede ist von der Freiheit eines Bettlers. Ein mecklenburgischer Edelmann ward

als Begünstiger der Bauernfreiheit öffentlich ge: rühmt; er hatte einige für Geld entlassen und ein paar rerdorbene und unvermögende, die ihm zur Last waren, weggejagt.

13. Denn für das Unrecht ,,Die Leibeigenschaft ist ein eingeschlichener Mißbrauch, von dem unser åltestes Gesezbuch, der Sachsenspie gel, mit Abscheu redet; worin es heißt (Tit. 3, 42.): Nach rechter Wahrheit zu sagen, hat er in Eigenschaft von Gezwenge und Gefängniß und von unrechter Gewalt seinen Ursprung, den man Alters in unrechte Gewohnheit gezogen, und nun vor Recht halten will." Altenst. S. 34. Ein Beispiel neues rer Unterdrückung wird S. 5. angeführt, wo Bauern, die noch im siebzehnten Jahrhunderte frei waren, nachdem sie vergeblich über Gewalt Klage ge= führt hatten, im Anfange des achtzehnten für Leibeigene gehalten wurden.

14. In verfeinerter Zeit -. Daß die ursprünglich leidliche Knechtschaft allmählig in harte Leibeigenschaft übergegangen; diese aber in den lezten Zeiten der Verfeinerung noch unendlich hårter und drückender geworden, zeigen Hegewisch (a. a. O. S. 91) und Hans Ranzau (Antwort eines alten Patrioten, wie der Bauernstand zu verbessern sei, Plon, 1766).

15. Für die Waldanpflanzung. Der holsteinische Gutsbesiger darf nach Belieben die Wälder ausrotten; wodurch Sturm und Kälte in gleichem Maße vermehrt, als die Möglichkeit der Erwärmung vermindert wird.

Die Freigelassenen.

1. Spanische Kresse, Nasturzie, indianis sche Kreffe, Tropaeolum.

2. Die Baumnelke wächst mit derberem Stamm und höher, als die gewöhnliche, und dauert mehrere Jahre.

3. Koppel, eingefriedigtes Feld zu Kornbau und Weide.

4. Seit der Baron Freiheit —. Der Graf Hans Ranzau auf Aschberg, der unter den holsteinischen Gutsherren zuerst im Jahr 1739 seinen Leibeigenen Freiheit und Eigenthum zu geben anfing, meldete nach 27 Jahren den Erfolg seines menschenfreundlichen Versuchs:,,Die Bevölkerung werde unglaublich befördert; die Menschen werden klüger, fleißiger, vermögender und sittlicher, die Kinder werden besser erzogen; die Felder und Wiesen werden außerordentlich verbessert, neue Wohnungen erbaut, und jeder habe bei seinem Hause beträchtliche Pflanzungen." Antwort e. Patr. nes Bruders Enkel Christian, der 1794 den Plan völlig ausführte, berichtet in den Aktenst. S. 12.: ,,Im Jahre 1760 befanden sich nur 200 Menschen dort, und 28 Jahre später zählte man 1050 Köpfe."

Seiz

5. Auf spitzigen Eggen. Auf einem holsteinischen Gute ist der Keller noch im Gedächtniß, wo der willkürlich bestrafte Leibeigene auf uns tergelegten Eggen lag. Auch wurden die Unglücklichen, wie abzurichtende Jagdhunde, wohl an Strikken in die Höhe gezogen und gepeitscht; oder, nach eingewürgten Salzheringen, bei glühenden Defen eingesperrt.

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