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Heißt frei auch handeln mit dem Thron.
So scholl aus düsterm Tabernakel
Des weisen Erzuhu's Orakel!

Ja, König, strafst du nicht, so drohn
(Das Leichenhuhn sah Vorspuk schon,
und manch bedenkliches Mirakel!)
So drohn dem Münster und dem Staat
Aufruhr, Empórung, Hochverrath.
Hast du geargwohnt, was des tollen
Rohrdommels Graunausrufe wollen,
Die dumpf wie ferne Donner rollen?
Was wohl in manchem Schreiertrupp,
In manchem schlaugedämpften Klub,
Die Unzufriednen schmähn und grollen!
Wie wohl, zum Beispiel, Kräh' und Staar,
Und andres Volklein, das in Schaar
So gerne sich zusammenrottet,
Des Uhu's und des Adlers spottet:
Des großen Adlers heimlich zwar,
Des armen Uhu's offenbar!

Selbst, die, von stiller Nacht begeistert,
Bei Nacht der Herzen sich bemeistert,
Die Nachtigall singt ohne Scheu
Am hellen Tag' Aufklärungslieder;
Daß ohne Scheu das Baldgefieder
Aufklärung nachsingt hin und wieder.
Aufklärung? nein Aufklärerei!

sagt' ich alles, was mir leise
Ein Paar verschmigter Fledermåuse,
Die oft in Dammrung spåhn, geraunt;
Du selber hörtest tieferstaun't!
Herr König, laß dir doch gefallen:
(Wir Kauz' und Eulen flehn gesammt!)
Dem Hahn und seinen Schreiern allen,
Die immerfort Aufklärung hallen,
Zum Bändiger, im Censoramt
Den frommen Uhu zu bestallen!

Der Adler that, als hört' er nicht, und sah in's junge Morgenlicht.

3 weite Fabet.

Als Herold Kauz des Throns Gesinnung Dem Oberuhu, der ihn fragt,

Nicht ohne Spötteln vorgeklagt;

Wird hoher Rath der dunklen Innung
Im Thurm des Münsters angesagt:
Wo Er, gegrüßt Erzvater Uhu

Von Vögeln, doch von Menschen Schuhu,
Rauhöhrig, scharf bekrallt, betagt,
Im braunen Amtsgefieder ragt.
Her flattern rings aus allen Zinnen,
Sobald Gefild' und Städte ruhn,
Die Uhu' all' und Uhuinnen,
Nachtrab' und Kauz und Leichenhuhn,
Vampyre, Fledermåus' und Eulen,
Geöhrt und ohrlos. Alle heulen

und kråchzen um einander nun, Und wimmern kläglich, und uhu’n.

Weh, Brüder, weh uns! Was zu thun? Ruft Altpapa mit demuthsvoller Amtswürde, gluher Augen Roller! Noch einmal frag' ich, was zu thun,

Daß wir auf unserm Stuhle nun

Und ewig ungehudelt ruhn!

Ihr hört's! mit kaltem Hohn und Spotte
Verwirft er, treu des Tages Gotte,

Der König, als Illuminat,
Uch! unsern wohlgemeinten Rath:
Daß doch des Lichts vorlauter Rotte,
Die immer was zu kråhen hat,
Gedämpft der Schnabel sei vom Staat!
Will Seine Hoheit denn nicht hören;
(Sehr leid wird's unserm Herzen thun!)
Doch, bleibt verstockt sein Herz; ei nun!
So wird, nach Sanftmuth, Ernst ihn lehren,
Vom krummen Abweg' umzukehren!
Uns heilig zwar ist Königsmacht;
Doch heiliger die alte Nacht,
Die wir nach altem Brauch in hehren
Nachtceremonien verehren!
Geißmelker du, und du Vampyr,
Scharfmåulig beid', und krallenklauig,
und leis' im Angriff: euch ja schau' ich
Geübt und regsam; euch vertrau' ich
Das große Wohl des Ganzen hier.
Wie fronim und eiferig im Dunkeln
Euch dort die grellen Blicke funkeln!

wackres Paar, gesegnet mir! Beichtväterlich ja wisset ihr,

Fest angeklammert mit Begier,

Im Dunkeln Milch und Blut zu saugenz
Daß bald der hohle Kopf verdummt,

Daß dumpf das Ohr stets summt und brummt,
Und blod' in Dämmerung die Augen
Blendwerk und Spuk zu sehen taugen.
Wohlan! euch sendet der Altar!
Seid kühn mit Vorsicht! Nehmet wahr
Der Zeit, der Umstånd' und des Ortes;
Und schafft Vollendung meines Wortes.
Ihr kennt den jähen Felsenfig,

Wo, nie vom Sturmwind' angebrauset,
Vom Schnee und Regen nie umsauset,
Vertraut dem Donner und dem Blik,
Im Goldgedüft der König hauset:
Weis' und gerecht durch Meer und Land,
Nur leider uns nicht fromm, genannt.
So oft auf atherhellem Hügel
Des Wolkenbergs die raschen Flügel
Zu süßer Ruh' er abgespannt;
Kein Kämmerling, kein Leibtrabant,
Bewahrt dann ängstlich Schloß und Riegel:
Zugänglich ruht er, unbewacht,

Und sonder Argwohn, Tag und Nacht,
Getrost der Volkslieb' und der Macht.
Nun merkt! Wann sorglos einst, wie immer,
Er, von den Seinen nur umwohnt,
Bei unseres Gestirnes Flimmer,
In öder Nachtstill' ohne Mond,
Nach schwerem Kampf und Reichsgeschäfte
Einschlummert endlich, tief und fest;
Anschleichend haucht ihm herbe Pest,
und sånftiget die kecken Säfte
Von Trunkenheit der Sonnenkräfte,
Durch Aderlaß: bis er betäubt

Mit uns an Nacht und Mystik glaubt,
Für alten Vorwig selbst sich ståupt,
Aufklärer mordet und vertreibt,
Und gram dem Licht, andächtig finster,
Uns folgsam, herrscht vom hohen Münster!
Beifallgemurmel, halb noch stumm,
Schwoll mehr und mehr, und wogt' herum
Im nächtlichen Concilium.

Laut nun, wie ehmals die Beamten
Des Römerbischofs in Trident
uns Kezer alle mit gesammten
Dreihundert Kehlen laut verdammten
Zum Höllenpfuhl, der ewig brennt;
So schreit der Chorausruf, und schallet,
Daß ringsumher der Münster hallet:

Ja! ja! wir all' antworten: Ja!
Dem Sonnenfreund' Anathema!

Dritte Fabel.
Nach Vater Uhu's Abschiedssegen,
Fing an der Rathkreis sich zu regen:
Da schlau hervor ein Kåuzlein trat,
und freundlich um ein Wörtchen bat:

Wir Münsterchorherrn sind dem König,
Wie Laien, sagt' es, unterthänig,
Wenn er in Obhut Kirch' und Staat
Pflichtmäßig trägt. Jedoch ein wenig,
O Patriarch, nach deinem Rath,
Die Sonnensucht durch lindes Schröpfen
Und Aderlaß ihm auszuschöpfen,
Kann heilsam sein für Kirch' und Staat.
Nur auszuführen etwas mißlich
Scheint, Vater Uhu, mir dein Rath.
Scharfschnablich sind und saugerüßlich
Geißmelker und Vampyr gewißlich.
Doch, wenn der Schein nicht trüget, hat
Argwohn der Fürst aus alter That.

Nun, ruft der Uhu, was bedeutet
Dein Nur und Doch? Rein ausgeläutet !

Das Kauzlein senket Schwing' und Haupt:

Ehrwürdiger! ist mir erlaubt,

Die schlaue Demuth zu entzügeln,

und deiner Weisheit vorzuklügeln ?

Laß, Vater, die Verirrten heim

Durch Freundlichkeit und süße Brocken
Aus Sonnenbrand' in Schatten locken,
Wenn nicht vor Augen, doch geheim.
Mißlingt es wo; nur unerschrocken!
Wo anders treibt der Same Keim,
Im Herzen dort und dort im Kopfe.
Wer scharf nur zielt nach Korn und Knopfe,
Der trifft: so sagt ein alter Reim.
Mein kluger Gimpel, hold dem Kropfe,
Mit schwarzem Käppchen auf dem Schopfe,
Wird leicht durch vollen Trog gerührt,
Und bald als Dompfaff' eingeführt.
Unschuld und Einfalt kornt den Tauber,
und ach! Empfindsamkeit der Weiber;
Den Wendehals lockt Nackendrehn,
und reger Frömmigkeit Gestöhnz
Die Schwalbe wählt die stillen Dächer
Des Doms, und stille Mauerlöcher;
Ein Ball im Kirchthurm freut den Spaß,
Den Raben ein gefundner Schaß;
Für Dohl' und Elster wird Belohnung
Im Münster freie Kost und Wohnung;
Für Specht und Staar, Kibig' und Krähn
Weissagerkund' und Geistersehn;
Dem Kukuk, der sich gerne schmeichelt,
Bird laut Bewunderung geheuchelt.
Gewännen wir die Nachtigall;
Nachtvögel sähn wir überall,
Bekehrt durch ihren Zauberschall!

Geh! spricht der Uhu, feurig lächelnd, Mit regem Fittig Heil ihm fächelnd.

Das Kauzlein fliegt zum nahen Hain,
Wo, unter zartem Laub' allein,
Tonreich der tiefbewegten Seele
Wehmuth und Wonn' aus heller Kehle
Ergeußt die sanfte Philomele:
Daß nachempfindet Flur und Hain,
Im dåmmerlichen Mondenschein ;
Daß kaum ein Pappelblåttchen rauschet, ·
Und still der Wandrer steht, und lauschet,
und im Gedüft hellgrüner Main
Zu wonnetrunkenem Verein
Jungfrau und Jüngling Herzen tauschet.
Nachdem, mit wahrer Rührung fast,
Das Kauzlein sie vom nahen Aft
Lang' angehöret und betrachtet:
Ach! seufzt es, welch Entzücken schmachtet,
Wie hebt der Andacht Schwung sich kühn
Aus deinem Herzen, wann es nachtet!
Wie hallt in Wonnemelodien,

Worauf des Menschen Ohr auch achtet,
Die ahndungsvolle Phantasei,
Vom Gaukelspiel der Sinne frei!

Weh ihm, wer Einsicht und Ergründung
Am klaren Sonnenlicht verlangt,
Unwerth der dåmmernden Empfindung,

Wovon, bei alles Trugs Verschwindung,
Das Herz uns kindlich wogt und bangt!
O knüpftest du zur Überwindung

Des frechen Wahns mit uns Verbindung !
Komm, Seelenschwester! Wir vertraun
Das Amt dir, hoch von Zinn' und Mauer
Des Domes, nächtlich zu erbaun,
Durch Nachtgeheimniß, voll von Schauer
Wohlthätiger Zerknirschungstrauer!
Bald dankt für wundersame Ruh'
Dir aller Lüfte Volk, wenn du
Zurück von eitlem Thun es bringest,
und, dienstbar unserm Erzuhu,
Mit lieblich schmelzendem Lulu
In Schlaf und holde Träume singest!
Mir, sagt Wedon, solch Vertraun?
Ich singe Lieb', ihr heulet Graun!

Vierte Fabe L

Des Uhu's Proselytenmacher
Befeindeten durch Nachtcomplott
Bei Tage selbst des Tages Gott:

Daß bald ein Wildfang, bald ein Schwacher
Abfiel und Troß mit Låstrung bot
Dem hocherhabnen Sonnengott.
Doch mancher scharfe Widersacher
Empfing fie, mancher lose Lacher,
Die düstern Proselytenmacher,
Mit Krall' und Schnabel, oder Spott.
Erzvater Uhu, wohl berathen
Von seinen pfiffigsten Prålaten,
Thut als Beleidigter, und schreit:
Zu weit doch gehe, viel zu weit,
Verfolgung und Unduldsamkeit !
Hochfeierlich in Amtsornaten,
Zieht er nunmehr mit zween Prålaten,
Am hellen Mittag' unter Hohn

Und Spott und Zischen und Gelächter
Der lichtfroh schwebenden Geschlechter;
und trägt in heiliger Person,
Als seines Münsters Oberwächter,
Die Sache der Religion

(Wenn man ihm glaubet) vor den Thron.
Langsam, und oft vom Fluge ruhend
Durch Feind und strenge Sonnenluft,
In dumpfer Baumhöhl' oder Kluft;
Und, froh des Mårterthums, uhuend,
Aus Finsterniß und Moderduft;
Oft heuchlerische Huld entgegnend,
und rechts und links die Feinde segnend,
Wann zerrt der Muthwill' oder knufft,
Daß bauschig ihr Gefieder pufft!
So tappt der Zug lichtscheuer Seher,
Geführt vom neubekehrten Häher,
Dem sich die fette Pfründ' empfahl,
F. Durch manches Feld, Gebüsch und Thal,

Und nun am Bergwald' immer höher
Zur steilsten Kupp' im Sonnenstrahl.

Erfleht wird Zutritt und gestattet.
Da sinkt die Uhufchaft ermattet
und ehrfurchtsvoll am Felsenthron,
Wo hoch die Edeltanne schattet
Dem donnerfrohen Wolkensohn.
Er vorn, durch Kies und Felsgebröckel,
Er selbst, die grauen Augendeckel
Dem heitern Glanz halb zugeklappt,
Des höchsten Münsters höchster Abt,
Braunrothgemäntelt, goldgekappt,
Mit brünstiger und bis zum Ekel
Demüthiger Verehrung, tappt

Zum Saum des Throns; hinauf dann blinzend,
Beginnt er so, liebreich und grinzend,
Und seufzet oft, und stöhnt, und schnappt:
Großmächtiger! du, dessen Fittig

Auch deine Glaubensdiener deckt;
Von wüstem Aufruhr, Herr! geschreckt
Aus frommer Andacht Ruhe, bitt' ich,
Fürbitter dir, und treuster Knecht,
Barmherzigkeit und strenges Recht!
Was kaum noch leidlich war, das litt ich,
Was unerträglich, trug ich sittig ;
Und (ach! vom Alter wohl geschwächt !)
Das Maß der Duldung überschritt ich!
Du, Konig, haft von deinen Höhn
Mit scharfem Blicke selbst geschn,
Wie frech des Lichts ruchlose Sekten,
Die Abfall stets aus Abfall heckten,
uns eben im Vorübergehn,

uns Diener des Altares! neckten,

und oft vom stillen Wege schreckten.

Ach hättest einmal du gesehn,

Was, seit der Unglaub' herrscht, fast täglich

Den Glaubenspredigern geschehn!
Wie, wann sie friedsam und beweglich
um Buß' und Besserung nur flehn,
Aufrührer spotten, lachen, schmähn,
Ja gar zur Unthat sich vergehn!
O kläglich, frommer Fürst, o kläglich!
selbst der Langmuth unerträglich!
So spricht man der Religion,
So aller Zucht und Ordnung Hohn;
und, schlummerst du, bald deinem Thron!
Du, stets des Glaubens Hort und Schirmer,
Sei Båndiger der tollen Stürmer,
Die uns und dir Verderben drohn!
Wir Diener der Religion,

Des Münsters einst ehrvolle Thürmer,
Wir winden uns vor deinem Thron,
Erniedrigt, ach! des Staubes Würmer !
und flehn um bloße Duldung schon!
Von Duldung, Duldung schreit ja alles,
Seit vor Illumination

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:8 Aberglaubens Nacht entflohn! in üben, trog des leeren Schalles, seigenster Inquisition!

Noch floß die Salbung ungebåndigt, Als plöglich so der Adler endigt:

Harmlosen Nachttand trägt Geduld; Wer stürmt auf Tagslicht, büßt die Schuld.

Fünfte Fabel.

Drei Nächte lang von Gram belastet,
Weil er so gróblich mißgetastet,
Einsiedelt auf dem Glockenstuhl
Der Oberuhu, stöhnt und fastet,
Beklemmt von Uhndungen, und schwuhl.

Heil! trauter Oheim, frohe Zeitung
Von segensvoller Vorbedeutung!
(So, noch am Schallloch, girrt ihm zu
Sein Mühmchen Leichhuhn.) Hoffe du,
Durch guter Nachtgestirne Leitung,
Der Nachtreligion Verbreitung;
Und laß dein klägliches Wuwu!
Auf! lustig wiederum geschmauset,
Was dir der Vater Kellner mauset!

Der Uhu schaut im Dunkel gluh
Hochher, und ruft: Was bringest du?
Troft, ruft das Leichhuhn; Trost und Ruh'
Von allem, was dich angegrauset,
Seit du in Schwermuth hier gehauset!
Mit offnem Ohrbusch höre zu!
Der Hahn, der Erbfeind unsrer Ruh',
Des Morgenlichts verhaßter Schreier,
Der unsres Nachtchorales Feier
Durch Kikeri entweiht im Nu:
(Wohl schwerlich, Oheim, glaubtest du
Ein so befremdend Abentheuer;

Doch selbst, vom hohen Dach der Scheuer,
Sah ich dem neuen Wunder zu:)
Der Hahn, so stolz und selbstgenügsam,
Ward heute noch von Knabenhand
Mit Kreid' am Schnabel fest gebannt;
Die Flügel spreizend, lag er fügsam,
und blickt' auf seines Herren Bank
Die weiße Zauberschnur entlang.
Traun, kluger Lenkung folgt er biegsam,
Der Starrkopf, der Illuminat,
Und, wird nur ausgeführt mein Rath,
Er huldigt dir als Apostat!

Erwogen wird und abgesprochen
Der Vorschlag; und in wenig Wochen
Ist ihm durch vorgestreuten Mohn
Der Kopf benebelt, und gebrochen
Sein Troß durch List und manchen Lohn.
Kapaunenhaft, ohn' alles Pochen
Der Mannheit, kommt er angekrochen,
Des Sonnenglaubens abgethan,
Der ehmals hochgesinnte Hahn.
Jest nach des Uhu's Regel wacker,
So oft vom Scheuergiebel schrein
Des Leichenhuhns Nachtlitanein,
Mischt er sein Horenkråhn darein,
Mit alles Hennenvolks Gegacker,
Ja selber mit der Gånselein,
Des Entrichs und der Entelein
Herzhaftem Billigungsgepacker.
Und er, der lichtfroh ehmals fang,
Wann's jego tagt, kråchzt er wie krank,
und kråht nur Sonnenuntergang,

Die Sonn' ist ewig hingesunken!
Uhu't der Uhu wonnetrunken :
Nun sing' und predig' ohne Scheu,
Nachtfrohe Münsterkterisei,

Der Nachtlehr' ewig Einerlei!

Doch, tros den Trugpropheten, sehet!

Die hehre Himmelssonne gehet
Unwandelbar die große Bahn,
Sorglos, ob kråchzet oder kråhet
Auf seinem Mist ein Hühnerhahn.
Sie steigt mit Licht empor und Wärme,
und weckt des Lebens frohe Schwärme,
Durch Luft und Land und Ocean.
Sie sinkt in Abendrothe nieder,
Daß neue Stärkung all' empfahn;
und steigt aus Morgenröthe wieder,
Im Jubelton der Lerchenticder,
Und wandelt fort die große Bahn.

O weh! das Sonnenlicht, da naht es,
Da naht es doch! schreit umgestům
Des Münsterthurms Nachtungethúm:
Treuloser Hahn! O des Verrathes
Sei Råcher stracks der Geier ihm !

Schont seiner Unschuld! ruft der Gimpel
Vom Dome, wo er ausgesehn;
Das Räthsel löset sich ja simpel:

Nicht lehrt der Hahn die Sonn' aufgehn;
Rein, Sonnenaufgang lehrt ihn krahn.

An Goethe.

Auch du, der, sinnreich durch Athene's Schen- | Den Geist mit Stúmmlung lähmend und Verren

kung,

Sein Flügelroß, wann's unfúgsam sich båumet,
und Funken schnaubt, mit Kunst und Milde zäumet,
Zum Hemmen niemals, nur zu freier Lenkung:

Du hast, nicht abhold künstelnder Beschrän»
Pung,

Zwei Vierling' und zwei Dreiling' uns gereimet?
Wiewohl man hier Kernholz verhaut, hier leimet,

kung?

Laß, Freund, die Urform alter Truvaduren, Die einst vor Barbarn, halb galant, halb my= stisch,

Ableierten ihr klingelndes Sonetto;

und lächle mit, wo affische Naturen Mit rohem Sang' und Klingklang' afterchristisch, Als Lumpenpilgrim, wallen nach Loretto..

Grave.

Mit

Prall

Hall

Sprüht

Süd

Trall

Lall

Lied.

Kling

Klang

Singt;

Sing

Sang

Klingt.

Scher

Kling so nate.

rzando.

Aus Moor

Gewimmel
Und Schimmel
Hervor

Dringt, Chor, Dein BimmelGetümmel

In's Ohr.

O höre Mein kleines

Sonett.

Auf Ehre! Klingt deines

So nett?

Maestoso.

Was singet ihr und klingelt im Sonetto,
Als hatt' im Flug' euch grade von Toskana
Geführt zur heimathlichen Tramontana
Ein kindlich Englein, zart wie Amoretto?

Auf, Klingler, hört von mir ein andres Detto!
Klangvoll entsteigt mir åchtem Sohn von Mana
Gelaut der pomphaft hallenden Kampana,
Das summend wallt zum Elfenminuetto !

Mein Haupt, des Siegers! krönt mit Ros und Lilie

Des Rhythmos und des Wohlklangs holde Charis, Achtlos, o Kindlein, eures Larifari's !

Euch kühl ein Kranz hellgrüner Petersilie! Von schwühlem Anhauch ward euch das Gemüth heiß, Und fiebert, ach! in unheilbarem Südschweiß!

An Ludwig Aloys Pfister,
Stadtdirektor in Heidelberg.

Dem Biedermann, der treuer Acht Für Heidelbergs Gedeihen wacht; Der auch den Staat der Geistesbienen, Die, wenig Pfleg' und Ruf' im Grünen Verlangend, sehr den Pflegern dienen, Den fernbesuchten Musenstaat, Daß nicht die rohe Kriegsmegåre

Den stillen Heerd der Wahrheit store,
Mannhaft vertritt mit Wort und That:
Ihm, welcher so, ein Bürgervater,
Wahrhaft Gemeinwohls wird Berather,
Ihm tönt des eignen Herzens Dank,
und bald auch unser Rundgesang
Am Siegesfest bei Glåserklang.

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