Bis hell der Abendstern nun schimmert, und Thau an jedem Gråschen flimmert. Dann zechend aus bemahltem Glas Braun Doppelbier, erzählt man was: Wie oft ein unterird'scher Zwerg Ein Kind entführt in seinen Berg, Den Wechselbalg dann unterschiebt, Der weder Gott noch Menschen liebt. Die klagt, wie manche liebe Nacht Ein schwerer Alp sie stöhnen macht, Wenn rückwärts nicht gestellet war Mit Kreuzen ihr Pantoffelpaar. Der meldet, wie er dort und da Des Tückebolds Irrlichtchen sah, Der, als ein Mönch in haarnem Tuch, Um Moor die Blendlaterne trug;
Wie blau ein Schah am Fuchsberg glomm, und schaufelnd rief der Schwarze: Komm! Dann brüllend mit Gestank verschwand, und sein Beschwörer Kohlen fand; Wie treu der Kobold dient als Sklav, Der hingesezt den Milchnapf traf, Die Stuben fegt, die Schüsseln wäscht, und Korn mit dunklem Flegel dröscht, Was zehn Arbeiter nicht vollendet; 2 Doch sonst die Leute neckt und schåndet, Mit Klößen wirst, und schnarcht und knurrt, und an der Wanduhr stellt und purrt; Drauf, wann die Gluth in Asche sank, Die ihm gewärmt den Balg entlang, Den Mädchen oft die Decke zupft, Oft kalt und rauch, in's Bette schlupft, Bis Hahngeschrei und Morgenlicht Durch's Schlüsselloch verscheucht den Wicht. So geht die grause Måhr' herum, und näher rückend, lauscht man stumm. Noch plaudert man uno schåkert viel, Spielt Blindekuh und Pfänderspiel, Erfreut mit manchem neuen Liedlein und Jugendschwank sein junges Müthlein, Und führt einander heim, und lacht, und wünscht sich lachend gute Nacht; Kriecht dann in's Bett', und schläft so schön, und hört im Schlaf die Bäume wehn.
Hinweg der großen Stadt Gewühl, Ihr starres Mahl, ihr stummes Spiel, Ball, Maskerad' und Gaukelei, und Prunk und Staat und Höferei! Wir, fast wie Landvolk, ländlich hier, Gleich weit von Unzier und von Zier, Ganz anders wissen wir zu feiern, So oft sich Jahresfest' erneuern, Ein Hochzeitstag nach altem Brauch, und mancherlei Geburtstag' auch;
Wenn Weib und Kindlein roth und frisch Sigen um den vollen Tisch,
und, die Hånde klatschend, juchen Um den ungeheuern Kuchen, Rauh von Nam' und Jahreszahl, Und den lautenden Pokal, Der mit Glückwunsch und Gesang Ringsum trägt den Feiertrank; Oder wenn am kleinen See Wir die ersten Güldenklee, und den ersten Strauß Violen Bei'm Gesang der Lerche holen! Wenn Vergißmeinnicht gereiht Blaue Kranz' in Schalen beut; Oder wenn ein Lieblingsbaum
Gelb und bräunlich Kirsch' und Pflaum', Äpfel, groß und rothgestreift,
Nuß und goldne Birne reift, Alles kreischt, und alles nascht, und den goldnen Regen hascht.
Auch wann der Herbst den Wald entblåttert, und Regenguß und Schloße schmettert; Wir schließen nur das Fenster zu, und lauschen dem Getös' in Ruh'. Bald tont ein Lied zu Saitenklang, Wie Reichardt oder Schulz es sang; Der Kleinste horcht, und lallet mit, und unterbricht den Steckenritt.
Bald höher schwingt ihr Psalm und Chor
Die frohbewegte Seel' empor:
Wann Lieb' und Undacht sanftes Flehn
Einmischt harmonischem Getón,
Dann Wonnentzückung lauten Dank
Anstimmt in hellem Saitenklang
Dem Gott, der Sturmwind schafft und Wetter,
und Frühlingshauch, dem Gott der Götter:
Daß Gottes Gnad' und Aug wilt
In vollem Jubel lang aushallt. Auch schwast in holder Dämmerung Vertraulich die Erinnerung; Mitunter wohl von Kindereien,
Nicht nur von alten, auch von neuen : Weil unsre Hauslust manches trieb, Was kaum und kaum in Schranken blieb. Doch unvermuthet kommt herbei Mit keckem Schritt planmacherei, und zeigt den Ort im Garten an, Wo noch ein Bäumchen stehen kann: Indem des Ofens Flamme knittert, Und trüber Schein am Boden zittert, und Spinnrad oder Haspel surrt, Und Mieschen unter'm Lehnstuhl schnurrt. Dann zaubert Welten uns voll Glanz Ein Weiser Roms und Griechenlands, Bo Kraft und Schöne, reif durch Freiheit, Fortglänzt in nie verjährter Neuheit, Wo frei der Bürgersinn auch strebt, und Bürgerthat zu Göttern hebt.
Auch reizt uns Vaterlandsgesang, Der lieblich weiser Freud' erklang : Dein füßes Lied, Altvater Gleim, Süß wie Hymettus Honigseim; Und dein's, o Geßner, Tempe's Hirt, Der sich in's Zürcherthal verirrt; Auch, Lessing, deins, der deutsche Art Mit Griechheit, unerkannt, gepaart; Deins, Goethe, freudiger Apoll;. und Schiller, edles Taumels voll; Und, o Melpomene, warum Mein Gerstenberg so frühe stumm? Deins, blinder Pfeffel, der geklärt Im Geist, Phaaken Weisheit lehrt 2? Auch Nicolai, der am Strand
Des Nordens sanft die Laute spannt; Auch deins, Jacobi, deins, o Kleist; Und eures, voll von Flaccus Geift: Hagedorn, der sanften Klang
Zuerst dem rohen Spiel entzwang; Uz, månnlich froh; und Ramlers Schwung In tönender Begeisterung; Und Klopstock-Bragar, hoch zum Üthær Mit Palm' und Eichenschmuck erhöhter; und wer, euch nach, zu edlem Lob Der Urbegeistrung Fittig hob, Ihr Freunde, die mein Herz mir nennt, Durch Tod und Trennung ungetrennt, Die, wie vordem das Thal der Leine,
All' einst Elysium vereine!
Doch schweig, Erinnrung, schweig davon! Denn, horch im hellen Lautenton
Der attischen Musarion, Tont Oberon, tönt Oberon: Womit die Grazie beginnt
Und endiget, und lächelnd finnt, Und wenn ein Gott voll Eifers fragt, Mit froher Stimme: Wieland! sagt.
Weg Lüste! weg, trughafte Schwärme! Der eiteln Thorheit vaterlos Gezücht! Ihr füllt die ernste Seele nicht
Mit allem eurem Tand und Gaukelspiel und Lårme! Dem Wüstling, leer und schal,
Mögt ihr im Nebeldunst phantastischer Gestalten, Das schwindelnde Gehirn durchschalten,
Un Meng' Atomen gleich im regen Sonnenstrahl, An Nichtigkeit den flatterhaften Träumen,
Die dumpfem Weinrausch' öd' und wild entschåu
Heil dir, erhabne Schußgöttin,
O Schwermuth, sanfte Herrscherin : Die, weil dein Angesicht zu klar
Der Menschheit blödem Auge war, Die Götterstrahlen freundlich mild Mit Schwarz, der Weisheit Farb', umhüllt! Auch schwarz an hoher Schöne reich, Erscheinst du Memnons Schwester gleich, Des schönsten Jünglings, von Auroren Im Thal des Morgenroths geboren, Doch ferne weicht an dunkler Zier Die Äthiopenfürstin dir, Kassiopea hell umstirnt,
Der Nereus Töchter einst gezürnt Im Wettstreit jungfräulicher Schöne : Denn eoleres Geschlechts, als jene, Prangst du in Götterherrlichkeit, Du, die im Anbeginn der Zeit Vesta, silberweiß von Haar, Dem einsamen Saturn gebar. Wo Ida's Hain von altem Ruhm 19:
Ihr bråutlich wölbr' ein Heiligthum, Empfing in mystischer Vermählung, Bu göttliches Geschlechts Beseelung, Den Gott die Göttin; daß der Hain Hell ward von wunderbarem Schein. und als in Seligkeit und Gold Die Schicksalsmonden umgerollt; Da schied die Göttin von dem Gotte Zur schauerlichen Dȧmmergrotte. Bald sankest du auf Blumen hin, Geheimnißreiche Denkerin; Von ihr geherzt mit Mutterlust, Sogst du die gottheitvolle Brust, Die aller Dinge Kraft ernährt, Und lächeltest empor verklårt,
und blühtest groß und ernst und mild, Der Mutter und des Vaters Bild:
Mit welchen du die Hirtenflur
Der unentheiligten Natur In goldner Seligkeit erhieltest,
und unter frommen Menschen spieltest, Bis Zeus durch üppigen Tumult Die Welt versenkt' in Sünd' und Schuld. Komm, o hehre Göttin, komm, Ernst und finnig, keusch und fromm! Wall' einher im düstern Glanz Deines purpurnen Gewands, Um das ein Flor, aus Nacht gewebt, Den Schultern feierlich entschwebt. In Tiefsinn ganz verloren, tritt Langsam her mit gleichem Schritt, Die hohe Seel' in deinen Blicken,
Die hell von heiligem Entzücken, Bald auf zum Himmel voll Vertraun, Bald wehmuthsvoll zur Erde schaun. Dir folge Fried' und sanfte Ruh', und strenge Måäßigkeit dazu,
Die stolz des Schwelgers Koft verschmäht, Doch oft, zum Göttermahl erhöht, Unstimmen hört der Musen Schaar Ihr Lied um Jupiters Altar. Führ' auch entzogne Muß' herbei, Die, ungestört und sorgenfrei, Sich selbst in frischen Gårten lebt; Vor allen sie, die droben schwebt, Mit Schwanenlaut und Adlerschwung, Die stürmische Begeisterung;
Und stummes Schweigen still' entlang Mit zischelndem Verbot den Gang. Wenn nicht der holden Nachtigall Tonreich ergoßner Trauerhall Des Haines Dämmerung durchbricht, In ungewissem Mondenlicht;
Daß leiser Laub und Bächlein rauschet, und hoch aus Glanzduft Luna lauschet. Einsiedlerische Sängerin,
Der Mus' und Schwermuth Lieblingin, Gern irr' ich deinem süßen Ach Wehmüthig durch die Schatten nach. Doch schweigst du, wandr' ich ungesehn Långs geschorner Wiesen Höhn, Zu schaun des Mondes stillen Lauf, Der hoch am Sternenpol herauf Pfadlos durch ätherwüsten streift, Von regem Glanzgewölk umschweift: Weil rings umher von Thaue naß Perlt und funkelt Laub und Gras, Drunten zartes Nebelgrau Wie ein Dampf entsteigt der Au’, Leise Wind' am Entenmoor Flisternd hier das junge Rohr, Dort die Zitterpappeln fåcheln, und Frösche rings wetteifernd rocheln. Oft sigend auf dem Eichenstumpf, Hor' ich vom fernen Städtlein dumpf Der Wächterglocke spåt Geton Halb hörbar über'n See herwehn; Oft vom reusenvollen Bach Verborgner Fischer Ruderschlag; Aus dem Vorholz weit und breit Der Rinder heiseres Gelåut, Auch umhegter Schafe Schellen Dort, wo Hund' am Hügel bellen, und Hirtenfeuer matten Schein Rauchend durch die Thåler streun.
Wann dies der rauhe Himmel wehrt, Lausch' ich einsam vor dem Heerd, Wo des Brandes dunkler Glimmer
Dåmmrung streut durch's kleine Zimmer. Heul' es auch im Schornstein hohl; O wie fühlt mein Herz sich wohl, Wenn das tolle Weltgeräusch, und ungestümer Lust Gekreisch In todte Stille nun erstirbt,
Und nur im Heerd das Heimchen zirpt. Auch thut mit Horn und trågem Mund Den Glockenschlag der Wächter kund, Und warnt, die Häuser vor Gefahren Des Lichts und Feuers zu bewahren. Oft wird des Tiefsinns Freundin Nacht Bei stiller Lampe spåt durchwacht, Bis schon des Pols Heerwagen sinkt; Oft auch, wann die Muse winkt, Wach' ich, bis die Frühe dåmmert, Und der Handwerksmann schon håmmert. Denn lehrt die Mus' in Red' und Liedz Wer merket, ob die Stunde flieht? Ich irre wehmuthsvoll und stumm, O Griechenland und Latium, In eurer Heiligthümer Trümmern, Die noch von naher Gottheit schimmern ; und ber', o heilige Natur, Dich an mit Zeno, Epikur, Pythagoras und Sokrates, Und Plato und Diogenes:
Dich, Weltgeist, hehr und unbekannt, Dem Weisen minder nur, genannt Jehova, Jupiter und Thot,
Zeus, Oromazes, Tien und Gott, Der Land und Feuer, Luft und Meer, Und alle Himmelkreis' umher, Mit Wachsthum regt und Lebensgeist, und fort zu höherm Leben reißt Durch manches Schicksals Nacht und Lod, Bis einst zum großen Morgenroth.
Aus eurer Gruft antwortet mir, Ihr Freiheitsmörder, Scheusal' ihr! Ihr Priester voll Bekehrungswuth, Des Wahnsinns und der Herrschsucht Brut; Ihr zahllos aus dem starren Norden Hervorgestürmte Räuberhorden:
Wo schwand der weisen Vorwelt Glanz? Bo jener edle Völkerkranz,
Von Blumen hoher Menschlichkeit
Um's alte Mittelmeer gereiht? Und ihrer Werke Trok wohin? Sie, deren geistigen Ruin Noch ein barbarisches Jahrhundert, Obgleich gedankenlos, bewundert! In welcher dumpfen Kluft verklang So mancher lesbische Gesang? So manches, was dem süßen Laut Die sanfte Weisheit anvertraut? Und was in's thatenvolle Buch
Die Muse der Geschichte trug?
Und wo verweht, wie Staub der Urne, Was einst auf tragischem Kothurne und sittenreicher Socke scholl, Von Bacchus Feuergeiste voll? Selbst jener wundersame Fund, Den, o Vesuv, dein Flammenschlund uns vor Barbaren und Gewürm Mit leichter Asch' harmlosem Schirm und dünner Lava überschüttet, Ward von Barbaren noch zerrüttet! Der Rollen Geister, die, entweiht, Umsonst des Tages sich gefreut, Wehklagen Mitternachts in's Grab Noch Unentweiheter hinab:
,,Schlaft fort, bis gutes Schicksal ruft, ,,Und scheut des Bleigeschlechtes Luft, ,,Das nur nach Erz und Steinen wühlet, ,,Und kinderhaft mit Puppen spielet! ,,Wir strebten, wie Eurydice, ,,Unzeitig ach! zur lichten Höh';
,,und hofften freudigen Empfang
Mit Jubelausruf und Gesang.
,,Ohn' Ehre modern wir, und jammern ,,Zurück nach unsern Ruhekammern, ,,Wo um uns Hellas goldner Tag ,,In dunklem Traum zu spielen pflag, ,,und oft, wie Äolsharfen, tief ,,Sehnsucht nach Auferstehung rief. ,,3um Weh' erscholl das Aufgebot! ,,Denn Auferstehung wird uns Tod! ,,Für Weisheit, Schön' und Heldenruhm, ,,Herrscht Mönchthum jezt und Ritterthum, ,,Rangsucht und Wechselmod' und Geiz, ,,Und abgestumpfter Sinne Reiz! ,,Selbst alter Schrift Buchståbler sehn ,,Gleichgültig uns in Wust vergehn, ,,Und schelten, was wir bringen, Tand, ,,Noch unentwickelt, unerkannt! ,,Bis, wie der Buchstab, aufgelöset, ,,Der Griechengeist, o Graun! verweset!" So sinn' ich schlaflos und allein Im engen Winterkämmerlein, umhüllt vom schwarzen Tartarpelz, Bei mächtig knatterndem Gehölz; Weil draußen schwirrt der feine Schnee, Und dumpf vom Froste kracht der See. So sinn' ich schlaflos durch die Schwühle Der Sommernacht, entflohn dem Pfühle: Wann bei fernem Donnerhall Herwälzt der Sturmwind Wolkenschwall, Im Wirbel durch die Bäume saust, Und auf des See's Gewoge braus't! Dann des Regens jåher Schlag Niederrauscht von Trauf' und Dach, Daß der Sturz in's Kübel prasselt,
und an's laute Fenster rasselt; Doch bald verrieselnd leiser klopft, und lieblich auf die Blåtter tropft.
Hat drauf den dumpfen Tag gesammt Der Sonne Mittagsgluth entflammt; Dann, hehre Göttin, freu' ich dein Mich tief im fabelreichen Hain,
Der schon dem Vorfahr dicht und alt, Mit Eich' und Buch', Ehrfurcht gewallt: Wo unter grungewölbter Nacht
Mich holde Stärkung kühl umfacht, Und Balsamdüft' aus Laub und Kräutern Mir athmendem das Herz erweitern. Dort, wo kein Lichtstrahl mich entdeckt, Auf kühles Moos sanft hingestreckt, Lausch' ich des Hügels leisem Quell, Der, dunkel hier, dort silberhell, Wie der West die Zweig' erschüttert, Rasch in's Thal vorüberzittert; Dem Säufeln, und dem Blätterspiel In wechselfarbigem Gewühl;
Dem liederreichen Waldgeschlecht;
Ihm auch, der seitwärts pickt, dem Specht; und dem Geseufz der Ringeltaube Aus hochzeitlicher Wipfellaube; Auch mancher Honigsammlerin, Die froh am bunten Ufer hin
Sich von Blum' auf Blume schwingt,
Und zur füßen Arbeit singt.
Bald schwebt der Schlaf in Liljenduft Aus des Zwillingsbruders Kluft Daher auf thauigem Gefieder,
und schließt mir sanft die Augenlieder Mit leisem Finger, weich wie Flaum; Und sieh! ein wunderbarer Traum Zeigt mir im Thal Elysiums Die Weisesten des Alterthums, Die schaarweis' sich und einsam freun In dåmmerlichem Rosenschein. Holdlächelnd winken mir die hohen Ringsum gefeierten Heroen, Homer, Theokritus, Virgil, Und stimmen mir das Saitenspiel, Dem zitternden; und schnell erwacht, Hor' ich noch durch Zaubermacht Sanfter Melodieen Schall In gemeßnem Wechselfall Wogen, wie ein weites Meer, Oben, unten, ringsumher, Die waltend mir ein holder Geist Im Wehn des Walds hersäufeln heißt. So hebt in Gottes Tempel sich, Voll ernster Andacht, feierlich Des Chors harmonischer Gesang Mit Orgel, und Posaunenklang, Daß rings der hochgesäulten Hallen
Erste Fabel.
Ein Kauz, in düstern Synagogen
Des Oberuhu's auferzogen,
Kam früh, als Nacht in Dámmrung schwand,
Vom Dom des Münsters abgesandt,
Zum König Adler angeflogen:
Der, edler Uhnherrn edler Sohn,
Einnahm mit Glanz den Felsenthron Der Vegelstamm' in Land' und Wogen.
Treu, kráchzt' er, treu der Huldigung, Und treu des Nachtgestirns im Uther, Von uns mit Nachtgebet erflchter, Hochheiliger Bekräftigung!
Rúg' ich, gesandt vom Rath der Våter, Den fast zu gellenden Trompeter, Wohl kaum mit deiner Billigung, So überschwänglich ausgekrähter Aufklärung und Berneuerung, Den tecken Hahn, den Missethåter, Dir, unser Konig, als Verråther! Wann noch dein wohlbeherrschter Staat, Nach sanftem Thun gewohnter That, Sanft schläft und träumet und verdauet, und unser Nachtlied früh' und spat, Wovor allein dem Schalke grauet, Den Frommen, welcher wacht, erbauet z Schnell kräht uns der Illuminat Die Sonn' empor, um aufzuklåren, Und Ruh' und Undacht uns zu stören. Fink, Lerche, Schwalb' und Meis' empören Gefild' und Wald in freien Chören ;
Man kann sein eigen Wort nicht hören! Die tolle Rotte spricht gar Hohn Der mystischen Religion,
Der wir, seit undenkbarem Alter Des hehren Nachtaltars Verwalter, Andacht und Opferbrauch geweiht: Daß, gegen alle Mißgestalter, Wir ewig siegreich, als Erhalter Der Nachtreligion in alter und ungefälschter Lauterkeit,
Zurück den Schwarm der Ungerechten, Die (nicht mit Aoleraugen, traun !) In Blendung unvorsichtig schaun,
Zurück vom Schein zur Wahrheit bråchten, Und von des heitern Lichts Vertraun Zu dunkler Uhndung holdem Graun. Schwermüthig, frommer Konig, finnet Der Vater Uhu Nacht und Tag Auf hohem Glockenstuhle wach, Indem er Rath auf Rath entspinnet, Und, was er abbrach, neu beginnet: Damit des Leichtsinns schnöde Brut, Die wähnet, alles werde gut, Was man im Lichte denkt und thut, Altgläubig nehm' uralter Sagung Geheimnißvolle Seelenagung; und stets, o König, wohlgemuth In seiner und in deiner Hut, Darbringe treulich Gut und Blut Dem Heiligthum und Thron zur Schagung! Frei denken in Religion,
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