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Non ego te meis

Schwergereimte Ode.

Chartis inornatum sileri,
Totve tuos patiar labores

Impune, Lolli, carpere lividas
Obliviones.

2n Reim bold.

Horat. IV. Od. 9.

Getrieben von der grausen Reimsucht,
Irrst du umher, und brummst voll Angst,
Gleichwie ein Bår, der Horigseim sucht,
Bis da den neuen Reim erlangst.

Bald suchst du Hülfe bei dem Aga
Der Jungfern am Parnassusborn,
und bald hofierst du Deutschlands Braga
Mit rauhem Auerochsenhorn.

Dee Horns Gebrüll brüllt jezt vom Harzwald
In's Wuthgeheul des Weserstroms,

Der schwarz, von Varus Blute schwarz wallt;
In's Angstgeheul der Hügel Roms.

Jeht fei'rt Apollons goldne Tuba,
Kronions donnerrothe Faust,
Sein Blizgespann mit wehnder Juba,
Vor dessen Huf der Fels zergrauft.

Oft, statt Apollons, treibt dich Amor,
Daß du, ein Herold Cypria's,

Des jungen Herrn und seiner Dam' Ohr
Sanft tigelst durch sinnreichen Spaß.

Oft liedelst froh, mit Amorino,
Des Schmetterlings, des Steckenpferds,
und singst zum Knabenviolino
Empfindsamkeit und gutes Herz.

Wann drauf zur Palmenhöhe Sions
Du stolz im Cherubwagen trabst,
und tief zum Heidenthum Kronions
Hohnlachst in Demuth, gleich dem Papst;

Dann bitterst du dein Lied mit Wermuth,
und ächzest, wie vom Thurm der Kauz,
Wie Türk, dein Haushofhund, voll Schwermuth
Aufheult zum Mond mit hoher Schnauz'.

Warum doch marterst du und grillst dich? Der Ruhm, wonach du ringst, ist Luft, Ist Seifenblase, steiget schwülstig, Schwimmt fort, und schimmert; und-zerpufft.

Was gehn dich Klopstock an und Lessing? Sei du für Dichtertand zu stolz! Der Musen Weisheit glänzt wie Messing; Brotwissenschaft hat Werth des Golds!

Wenn voll Begeistrung du gewaltsam
Die Feder kauft, den Boden stampfst,
Die Augen drehst, und unaufhaltsam
Aus offnem Schlund die Gluth verdampfft;

Und jezt nach langer, langer Arbeit
Ein Påan sich herausgewürgt,

Der Troh der ganzen Dichterschaar beut,
Dem schamroth Pindar selbst sich birgt:

Was hast du denn, als Kopf- und Bauch-
wch,

und Aschgesicht und schwindelnd Hirn!
Und ach! dein Herzchen thut dir auch weh,
Verschrumpft gleich einer welken Birn'!

und glaubt man, daß dein Wig von selbst
reift,

Wo nicht dir Muth Herr Urjan klatscht,
Sich nicht dein Leumund grún und gelb streift,
Durch Mummel und Popanz karbatscht !

Mit schiefem Geifermaul umquackt dich
Das Froschgeschwäg der krit'schen Zunft,
Und jeder kahle Hundsfott plackt dich
Mit Schimpf und Lob voll Unvernunft.

Drum jage Vers und Reim zum Satan,
und hör', o Reimbold, statt des Raths
Der falschen Muse, meinen Rath an;
So lebst du froher, als Horaz.

Zeuch aus den Flausrock deiner Drangsal,
und puse dich, und eile flugs
Dorthin, wo bald den hellen Klangsaal
Durchtönet Erz und Darm und Bur.

Dort geiget heut' der große Lolli.
Wem schwand nicht Unmuth schnell und Harm,
Der Ohren Lolli's Dur und Moll lieh?
Ganz himmlisch klingt sein Fiedeldarm !

Ich hört' ihn gestern, wie entseglich
Sein Instrument mit zwanzig stritt;
Pog Donner, welch ein Lårm! Doch plöglich
Ging's Solo: dudeldidel pft!

Nur wähle dir zuvor ein Mägdlein,
Jung, leicht und rosig, wie der Lenz,
Und führe sie als Jungfernknechtlein
Zum Sig mit manchem Reverenz.

Wie Moskau's Pope vor Sankt Niklas,
Steh dann, und gaff' auf ihren Pelz;
Bei seiner Wallung wird kein Blick laß!
Dich neigend, flüstr' auch: Wie gefällt's?

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Die Dohlen und die Eulen gucken

Mir ehrerbietig zu, und håmische Gespenster spuken Um mich, und rufen: Buh!

Ruft nur! Ihr sollt mich doch wohl lassen!
Ich fest' hier im Beruf!
Prost, Kobold! Hör' nun auf zu spaßen,
Du mit dem Pferdehuf!

Juchhei! ich leere diese Flasche

Auf's Wohl der ganzen Stadt! Glück, hoch wie dieser Thurm, erhasche Sie und den Magistrat!

Juchhei! wie ist mir so behaglich!

Mir schwindelt's recht im Kopf! Doch in der That ist's etwas waglich, 3u stehn auf diesem Knopf.

(Die Musik geht einige Takte allein, und drückt Verwunderung aus.)

Postausend! Poytausend! Mich dúnkt gar, ich falle! Mir flattert der Kittel! Wahrhaftig! ich falle! Ich armer Bleidecker! Was that ich dir, Sturm? Du wirfst ja den armen Bleidecker vom Thurm! Ihr Dohlen! ihr Eulen! wie bin ich erschrocken! Noch tiefer? Noch tiefer? Dort hangen die Glocken!

Noch tiefer? Nun komme der Kobold, und helf! Postausend! der Zeiger weis't eben halb zwölf ! Nun Ziegel! Nun Fenster! Ich bin zu beklagen! Was werden die Leut auf dem Kirchhofe sagen? Macht Plag da! der Bleidecker kommt mit Ge

braus!

und geht gesund und frisch zu Haus.

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Schwergereimte Ode. 2 n mich selbst.

Was stehst du, Spötter, da und pausbackst Schwerreimendes Gereimel her?

Gib Acht, daß man dich nicht hinausbart,
Mit deinen Reimen, leicht und schwer.

Unmuthig blickt auf deinen Jokus
Apollons stolzer Tubaist;
Und: Fort mit solchem Hokuspokus!
Brummt düster Wodans Urhornist.

Laß ruhn den stachelvollen Jambos,
Womit du Phôbus Schwarm bestreitst,
und schmied' ein Reimwerk auf dem Amboß,
Das keinen Bardenschüler reizt.

Poet und Baro' übt altes Fauftrecht,
Mit Sense, Mistfork', Art und Spieß;
Besonders, weh uns! saus't und braus't recht,
Die Knotenkolbe des Genie's.

Auf weihe dich dem Dienst der Cypris, und preis' in feinem Sophaton,

Was seit der Schöpfung der und die pries:
Das Tåndelspiel mit ihrem Sohn.

uns aufzuheitern mal' ein Fräulein
Mit bloßer Brust und hochgeschürzt,
Wie artig ihr gespistes Mäullein
Leichtsinn mit Frankreichs Grille würzt:

Schön wie die Leserin von Tischbein; Doch merk', ein Mopschen statt des Buchs, Ihr Haar ein Mehltalgthurm, mit Fischbein Umpanzert ihr Insektenwuchs:

Sing', wie ihr Hirn von Punsch und Wig
dampft,

Wie sie im Rausch des Horngetons
Den Taumeltanz bacchantisch mitstampft,
Und dann verblúmt noch dies und jen's.

Von solchem Singfang, fein und sinnreich, Druck' in ben Almanach was rechts! Er macht ihn zehnmal mehr gewinnreich, Als dein teutonisches Gekráchz.

Der Krittlerzunft tagscheue Fama Posaunt das Werklein deines Geists; Selbst des Katheders Dalailama, Den seine Hord' anbetet, preist's.

Hast du von diesen Herren Kundschaft? Ein Stall, von dunkler Eib' umgrúnt, Stand am Parnaß für Phóbus Hundschaft, Die ihm als Hirten einst gedient.

Klang vom Gebirg der Musen Paian, Gleich Hendels oder Bachs Musik; Schnell hub im Stall ein Zeterschrei an Von grimmig bellender Kritik.

Wenn Faunenchör' ist unter Führung Des Marsyas aufpfiffen; hu! Wie heulte dann, voll tiefer Rührung, Die Kuppel ihnen Beifall zu!

Oft brannte schon der Zorn Apollo's! Er nahm die bleigefüllte Knut', Und schlug auf's Rabenaas für toll los; Der ganze Hundsstall schwamm in Blut.

Doch alles war noch zu gelind', und Verwandelt ward das Rabenaas. Professormáßig stellt ein Windhund Sich auf die Hinterbein', und las:

--

,,Sehr werthgeschäßte Herrn! Das wichtigst' ,,Und erste Prolegomenon

Ist nun wohl die baldmöglichstrichtigsts ,,e (hem!) Pránumeration.

,,Grundregeln hat, ja hat die Dichtkunst! ,,Denn was man nennt der Musen Gunst, ,,Ist Kunst entweder oder Nicht-Kunst; ,,Nun ist die Dichtkunst aber Kunst!

,,Ein Kind bei'm kleinen Katechismus ,,Begreift, was Kunst heißt, ist auch Kunst; ,,und folglich schließt ein Syllogismus : ,,Grundregeln hat der Musen Cunst!"

Dann thut er wie ein Bauchprophet dick, Paukt auf sein Pult, und zeiget, bauz! ,,Des Dichters Leitstern sei Ästhetik!// Bespaßt sein Urtheil und besaut's.

Ein alter hagrer Mops voll Griesgram Bleibt noch von Kopf und Pfot' ein Mops, Bleibt noch den Werken des Genie's gram, Und wird Ausrufer Schimpfs und Lobs.

Schimpf bellt er beim Gesang des Orpheus; Wer sein bierschenkenhaft Gejaul

Fir wie der blinde Mann im Dorf weiß,
Dem lobheult Mops aus vollem Maul.

Die Gänsespul' in rascher Hundspfot',
Kriskrast in Hui er sein Journal.
Man nannt' ihn anfangs schlechtweg Hundsfott;
Jcht braucht man noch das Beiwort kahl.

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Herr Pope, neiget sich, und fleht dem alten Mann, Hoch zu des Sirius Gluth, und tief, tief unter

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