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Die Morgenheitre.

Du kühle Morgenstunde, Wie lächelst du so hold! Du trågst im Rosenmunde Der Weisheit lautres Gold. Dein Wolkenkranz erblühet, Von Purpurlicht durchglühet; Der Nebel sinkt, wie Rauch gerollt.

Empor, o Wunder! tauchet
Die Sonn' in rothem Strahl!
Schon glühn die Höhn; noch rauchet
Vom Duft das krumme Thal.
Es taumeln froh und schweben
Die neuerwachten Leben
Durch Erd' und Himmel allzumal.

Mein Geist auch strebt, gebadet
In dieser Strahlenfluth,
und schauert, hochbegnadet
Mit Kraft und frischem Muth.
O reines Licht, durchläutre
Mich ganz mit deiner Heitre,

Zu schaun, was wahr ist, schön und gut!

Ich soll, wo Irrsal schattet,
Das Licht der Wahrheit streun;
Ich soll, was tråg' ermattet,
Zu Lebenskraft erneun;

Ich soll durch Red' und Lieder
Zur Menschlichkeit die Brüder,
Zur freien Menschlichkeit sie weihn!

Mag Trug und Wahn auch häufen
Verfinsterung der Luft;
Bald flicßt in Silberstreifen
Das Nachtgewölk wie Duft!
Nicht gab dir Gott vergebens
Den Geist des edlern Lebens!
Geh hin, und leuchte, wo er ruft!

Wenn selbst der Freund verkennend
Sich weg vom Freunde neigt;
Bald straft, in Zorn entbrennend,
Bald dumpfen Groll verschweigt:
Doch gehe froh und trage

Die Fackel, bis es tage!
Der Nebel sinkt; die Sonne steigt!

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