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Ihr antwortete drauf der edle bescheidene Auch von der neulichen Ostermusik, wo ich leider

Walter:

Kaffee nur, liebe Mama. Bei dem glimmenden

Pfeifchen am Kaffee

gefchlet,

um auch das Meine zu thun bei dem rasch ab= rollenden Presto.

Schwagen wir über die Pfarr' und die fruchtbaren Kaum ging weiter der Zug; da begegnete fingend

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Und der Papa (o wie festlich die Bräutigamsmúge Stugt', und begann auflachend: „Aha! der listige Waidmann,

sich ausnimmt!)

Schenkt dem gelehrigen Sohne noch mehr Rath= "Der uns das niedliche Reh wegbirscht", die beschläge zum Brautschah.

Nicht auch das mindeste Leid hat Thau und kålten

der Nebel

Meinem Gewissen gethan. Anmuthiger, als in der

Tagsgluth,

hende Luise! "Ganz im Vertraun! wir sandten ein schön Rehziemer dem Pastor,

"Das sich herübergewagt von der Zucht des euti= nischen Landes,

Fährt man heitere Nächte hindurch. Schwül nach | "Zart und feist, des Galans Ankunft zu verherrli

dem Gewitter

Ruhte die Luft; rings lockte die Nachtigall aus den

Gebüschen; Während der Mond blutroth zum duftigen Rande hinabglitt,

Und vor dem Wetterleuchten die Pferd' oft stuzten am Wagen.

Nur da die goldene Früh' aufdämmerte, weht' es empfindlich

über den See; bis die Sonn', in lieblichem Glanze sich hebend,

chen würdig!

Fern dann grüßte der Fischer vom Bach, und zeigt' aus dem Kahne

Einen gewaltigen Aal, der blank an der Sonne sich umwand,

Und den erhobenen Hamen, belebt von Schuppengewimmel.

Nahe dem Dorf ist hemmten die Fahrt ausziehende pflüger,

Otto Rahn mit dem klugen Gesicht, und der júngere Geldo,

Grúnau's Dächer beschien, den spißigen Thurm, Haltend zu Gruß und Gespräch. Doch schnell auf

und das Pfarrhaus

Mit aufsteigendem Rauch, und vorn auf dem Giebel das Storchnest.

dem rasselnden Steindamm Flog ich vorbei, und enteilt', abspringend am Krug1, um den Kirchhof.

Langsam karrt' indessen der unbarmherzige Schwa- | Hier ein türkisches Rohr, und ächter Virginiager 15

Durch den Kies; denn ein wenig zu stark aus dem Glase vernüchtert 16,

Da Freigebigkeit ihn nicht hurtiger machte, nur durstig, Nickt' er das Haupt rastlos; und zuleht noch tränkť er am Ufer

Sein unwillig Gespann bei gepfiffenem Triller in

eins weg.

Enaster,

Lieber Papa, der wie Balsam emporwallt: eben so acht wohl,

Als, den Raphael schenkte, der israelitische Hausfreund,

Der, wenn er Waar' umbietet im Land', hier immer die Predigt

Unter dem Chor anhört. O schauen Sie, Vater, das Rohr ist

Auch der sinnige Schäfer, der dort die gehürdeten Rosenholz, und der Kopf aus Siegelerde 19 von

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Wiederzusehn, und erzählte von Frau und Schafen | Welcher im Bernstein auch das ambrofiaduftende

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Rosenols für die Braut ihm verehrete, das unge- | Aufzustehn, und während herum wirthschaftet die Mutter,

hemmt ihr

Anfüllt Schrank und Gemach mit ätherischem Geiste Ümsig den lieben Papa mit Toback zu bedienen

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Grausamer! raubt mir Luise, des Einsamen flinke | Daß du den Kaffee geklärt einbringst, und den Gesellin! brennenden Wachsstock. Nun, laß fahren dahin! Mit dem Rohr im gepol- | Nicht zu schwach, wie gesagt! der levantische haßt sterten Lehnstuhl die Verdünnung. Saug' ich gedehnt mir der Sorge Vergessenheit, Sehe die Kann' auf Kohlen mit Vorsicht, wenn du stolz wie ein Mufti, ihn trichterst. und der Vezier im Kaftan auf damascenischem Flugs dann stich mir im Garten die neugeschosse= Sofa!

Rasch, den Virginiaknaster geprüft, ob des Rohres

er werth sei,

nen Spargel, Die nach dem fruchtbaren Regen die Vårm' als Pilze hervorlockt;

Ob an Geruch zu vergleichen dem würzigen Ma- | Schneid' auch jungen Spinat: wir nöthigen, denk'

recaybo 21,

Wie mein Raphael seinen benamt. Weib, rufe

Susanna,

Daß sie den Trank der Levant' einbring', und den

brennenden Wachsstock!

Während sie mein ist,

ich, die Herrschaft. Kame nur Hedewig bald von den Milchkühn, ohne zu plaudern;

Daß sie sogleich vom Fischer die Krollhecht' 23 und die Karauschen

Dann aus dem Schlafe geweckt die Cirkasserin! | Abholt', oder wenn sonst was leckeres lief in den

Soll sie meiner Geschäfte sich fleißigen, meine Va= fallin

Neben dem Pult, in der Bibliothek, in dem la=

Fangkorb;

Dann mir die Laub' an dem Bach ausharkt' 24, und mit trockenem Grande Streuete, doch vor allem den Gang! Leicht ordnet die Mahlzeit

Nun auch am dampfenden Rohr! Nicht wittere sol- Heute Papa dorthin, wo der Quell von gelegeten

benden Keller,

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Daß die Lippen entweiht an dem türkischen Gråuel Rauscht in den Bach, wie Hans, der verschlagene

ein Pfarrer! Ihm antwortete drauf der edle bescheidene Jüngling: Recht so, wackerer Vater! die Tugenden, welche das Mägdlein Streng' ausüben gelernt, soll nie sie verlernen in Seldorf,

Neben dem Pult, in der Bibliothek, in dem la= benden Keller;

Grübler, es angab.
Dort ingeheim zu sinnen auf Predigten, oder zu
schlummern,

Lockt der trauliche Winkel den Herrn; auch die
Nachtigall liebt ihn.
Prächtig blüht da nunmehr die Kastanie, prächtig
der Schneeball,
Cytisus auch, und Syring’25; und jugendlich glänzt
dem gekrümmten

Daß bei Wechselbesuchen in Seldorf, oder in Grú- Erlengange das Laub, das, gefrischt vom Regen,

nau,

Stets dem Papa sie geschickt aufwart', als treue Kräftiger riecht.

Vafallin.

Mütterchen, ob der Luis' auch wohl ist? Frühe ja pflegt sie

gewiß heut'

Nicht wahr, was schmunzelte

meine Susanna?

Drauf im Hereingehn sagte mit leiserer Stimme
Susanna:

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Frau, Sie verrathe mich nicht! Der aussieht, als ob er niemals Einem das Wasser getrübt, der Hans hat's hinter den Ohren! Als ich das bleichende Garn einholete, kurz nach dem Thorschluß,

Das ich vergessen am Bach auf dem Grasplan; hort' ich es pickern

Oben am Quell, ganz leise, wie wenn mir ferne
die Hausuhr
Pickerte, oder bei Nacht im Gebålk ein åmsiger
Wandschmied 26
Hammerte, Todtenuhr in der graulichen Sage der
Einfalt.

Flink ich hinan in der Stille.

Da spukt mein Hánschen im Mondschein, Unter dem träufelnden Laube, wodurch hell flammte die Leuchtung: Gleich dem geschäftigen Hauskobold, der nächtli cher Arbeit Froh ist, wie Großmütter die Enkelchen lehren im Zweilicht.

Stånder, gesenkt in die Erd', und fugende 27 Balken darüber,

Seh' ich, und Latten daran mit umwundenem
Hammer genagelt.
Hans, nachtwandelnder Schalk, was kramest du?
frag' ich. Die Nacht ist

Niemands Freund, als wer im Beruf geht! Jeho erkenn' ich,

Was du die Abende triebst, wenn du wegschlichst, unter dem Vorwand,

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--

Kommen sie morgen daher zur Mahlzeit, oder zum Kaffee; Dann wird gestaunt und gefragt; dann lausch' ich hinter Gestråuch wo. Hans, was zu thun recht ist, thu' öffentlich: heißt's in der Predigt; Und nie scheue das Licht. Zum Lohn sonst hörest du: Das hat Wieder der Bube gethan! Ei nun! antwortet er; wenn auch! Frühe besah ich das Werk: ein niedlicher Schoppen mit Halmdach, Wånd' und Bånke mit Moos' und trockenem Schilfe gepolstert; Auch, von birkener Rinde bedeckt, ein reinliches Tischlein;

Und zween Bord' an den Seiten, für wenige Bủcher und Schreibzeug:

Alles so heimlich und nett, wie es wohl Einsiedler gewohnt sind. Reinen Mund! denn, Mama, ich versprach Stillschweigen dem Thåter!

Also die Magd; und in froher Verwunderung sagte die Mutter: Hänschen, du hast viel Schinken im Salz; doch üben wir Langmuth.

Art låßt nimmer von Art. Wann schattete grade der Krummstab?

Schweige denn, liebe Susanna, bis selbst urtheile der Vater,

Ob für die Streich' er solle gezüchtiget, oder belohnt sein. Sinnreich schüßen wir jego den Ort, und, ohne zu fragen,

Decken wir ferne vom Bach im luftigen Schatten des Birnbaums,

Wo durch Blüthengewölbe die blumigen Gånge sich
schlängeln.
Wann wir gespeist, dann lad' ich zum fallenden
Born die Gesellschaft;

Daß wie bezaubert sie stehn vor der plöglichen
Wundererscheinung.

Tummle dich nun, und bereite dem helligen 28 Gaste das Frühstück!

Heda! wie rennend der Hahn vom gestapelten Holz mit den Weibern

Futter ertrost, und die Enten vom Pfuhl, und die Glucke mit Küchlein! Täubchen, auch ihr? und du Schelm vom Sperlinge? Bin ich für euch da? Etwas Geduld! gleich bring' ich ja Haber und Klei' in der Wanne!

Aber was schimmerte da so geschwind' an dem Zaune vorüber?

Schon ein Besuch? Ja wahrlich! Amalia kommt mit dem Kleinen!

Sprach's, und zur Pforte des Hofes enteilte sie; unter dem Schauer Hüpfte Packan frohknurrend hervor; und sie wehrte dem Schmeicheln.

Also rief sie entgegen, die gute verständige Hausfrau :

Kinder, so früh an die Luft, da bethaut noch blinkt der Hollunder?

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Schläft noch fest wie ein Dachs; und, der Brau-
tigam ist bei dem Vater!

Treten Sie ein; ich wecke. Wie wird sich das
Töchterchen schämen !

Also Mama; da klopft' in die Hånd' Amalia
lachend.

Dann mir gelacht aus dem Herzen, wie Landvolk! dann mir geplaudert!

Sei's in der Laub' am Bach, sei's unter dem blúhenden Birnbaum,

Der beim leisesten Wind' uns weiß die Schüssel beregnet.

Aber fie dåmpfte die Stimm', und redete, fröhli- | Uber, in aller Welt, was tragen Sie unter dem

ches Muthes:

tigam denkend

schwarzen

Ach unschuldiges Ding! schlaflos an den Bråu- Mäntelchen? fast wie den Taufling die schmucke Gevatterin vortrågt! und die gepriesene Gråfin Amalia sagte da= gegen:

Lagst du; da schwand der Gedank in des liebli

chen Traumes Betäubung, Unter den Brautmelodieen der Nachtigall! Roth von Gesundheit, Gleich dem Säugling' am Busen, den sanft ein

lullte die Mutter,

Ruhst du, die Glieder gedehnt, Süßathmende!
Mütterchen, laß mich!
Leise mit Kuß und Gelispel erweck' ich sie; und
wenn sie aufstarrt:

Schmücke dich, spott' ich, mein Kind! dein Bråu-
tigam harret mit Inbrunst!
Ihr mit drohendem Wink antwortete also die
Mutter:

Wo mir Amalia wagt, mein armes Kind zu ver-
spotten,

Eia, wüßten Sie das, mein Mütterchen; gerne
vielleicht wohl

Würde die Lust mir gegönnt, die Luise aus dem
Bette zu holen.

Einen Talar voll Würde, zur Festsamarie 29, bring'
ich,

Schön, von gewåssertem Taft, mit eigenen Hånden genähet;

Zwölf Halstücher und Hemd', und zwölf braban-
tische Beffchen.

Wie dies Wundergebåu der Samarie glückte mir
Laiin?

Allem zu rathen verstehn Jungfraun, gleich älteren
Hausfraun!

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Wehr' ich von meiner Luise die Spötterin! Naht | Hiernach formt' ich den Taft, und schneiderte, oft

sie, so klapp' ich!

Muß nicht heute die Braut klaråugig den Bråu

tigam ansehn?

in Gesellschaft

Meiner Luis', andächtig, mit unzähmbarem Ges lächter.

Flink zu der Stube hinein, und gegrüßt in artiger Wenn wir das Festmahl heut' in der Bachlaub' Demuth oder des Birnbaums Unseren gar blutjungen, noch kaum ehrwürdigen Blüthengewölb', als Gast' ihm verherrlichen; soll Pfarrer! der Beding sein, Denn ihm gilt der Besuch doch eigentlich. Nicht Daß er den Schmuck anleg', um recht amtsmäßig zu geschäftig und ehrbar Liebgekos't um den Walter; (ich red' im Ernste, Auszuschn. Nur Schad' um die fehlende Priestermein Mädchen:) perrücke,

Daß sich die Braut an der Freundin nicht årgere; und das gekräuselte Rad! Gar lächerlich schreitet so wie ich selbst oft

Ürgerniß fühlt' und Verdruß, wenn du, schmei

chelnde Here, das Herz mir Meines bethörten Gemahls abwendetest! Seid ihr

vernünftig,

ein Neuling

Unter dem langen Gewand', und hebt den hindern= den Saum auf.

Also sprach muthwillig Amalia; leichteres Gangs dann

Kinder, so kommt arglos auf ein Stúck Rehbraten Flog sie hinein zu der Stube, wo schon mit dem zu Mittag,

Greise der Jüngling

und auf ein freundlich Gesicht. Mit eigenem Fette Manche Gespräch' einging, von Gelehrsamkeit, und beträufelt,

Sollt ihr bei uns hoch leben! Ich werd' auch die

gnådige Gráfin

von der Zeitung, Aber zumeist, wie besser zu Frömmigkeit leite das Lehramt.

Nöthigen, daß sie einmal hier find' hochgräfliche Leis' entschloß sie die Thúr', und, wie abgewendet

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Sprang sie hinan, die bestürzt umschauenden freu- | Spar' ich, bis auch kein Lüftchen die gaukelnden Wirbel gefährdet.

dig begrüßend.

Und da die herzliche Freundin den Gast als Pfarrer Schmerzhaft ist es, die Pfeif' im behaglichen Brande bewillkommt;

zu legen;

Reichte sie dar das Gepäck dem staunenden, welcher Gleich als wenn ein Mädchen gestört wird mitten beschämt ihr

Dank aussprach, und erklärt' ernsthaft das umhüllte

Geheimniß,

bevorstand.

im Plaudern. Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau:

Mit des Papa's Beifall ankündigend, was ihm Sag' er: wie wenn ein Gespräch abbricht redseli

gen Greisen, Stracks auch prangte daher in reinlichem Schmucke Oder wie mir, der ich reife zum mürrischen Lober des Vormals 31 Traun, wohl hätte die Glock' in dem Schwung noch lange geläutet;

die Köchin, Welche den Trank der Levant' eintrug, und den brennenden Wachsstock,

Aber für Karl Zwieback, und schäumende Milch in dem Näpflein.

Traulich nicht und begann die gefällige treue Susanna:

So nestorische Wort' umschwebeten Lippen und Herz
mir!
Eben hinzuthun wollt' ich: Ein ländlicher Pfarrer
verbauert,

Mir willkommen noch eins! Viel Glücks, Herr Haftet am Kloß, und vergeht in Nichtigkeit oder
Pfarrer von Seldorf!

Burr! ging's eben vorbei zu dem Jüngferchen!

Aber geruhig

Schläft mein Jüngferchen noch. Nun will die
Mama sie ermuntern.

Also die Magd; ihr dankt' er, und bot den

versöhnenden Handschlag;

Erwerbsucht;

Wenn nicht griechischer Geist ihn emporhebt aus der
Entartung

Neueres Barbarthums, wo Verdienst ist käuflich
und erblich,

Zur altedelen Würde der Menschlichkeit: Geist des
Homeros,

Deß die befriedigte lacht, und enteilete. Aber die Welchen das Kind anhöret mit Luft, und der Alte

andern

Sesten sich wohlgemuth um den feierlich blinkenden

Theetisch,

Beide sie neben Papa, er selbst in den bauschenden
Lehnstuhl;
Karl dann stellte sich nahe dem lang' ersehneten
Walter.

Jeho begann zu dem Vater Amalia, töchterlich ko=
send:

mit Andacht; Pindaros Schwung aus dem Staub', und Platons göttlicher Fittig;

und hochherziger Sinn unsterblicher Todesveråchter,

Sinn für gleiches Gesch, Freiheit und großes Ge=
meinwohl.

Solch ein Geisterbesuch in der Einsamkeit hellt das
Verständniß,

Lieber Papa, wie so festlich die Bräutigamsmüge Wärmet das Herz, und weiht zur Enträthselung hoher Orakel;

sich ausnimmt, Und das unendliche Rohr! Ein Geschenk unfehlbar Daß buchstäblicher Nebel zerfließt, und erscheinet des Eidams! die Gottheit.

Darf ich die Kerz' anneigen? O süß, wie arabischer Was der geläuterte Mensch in Entzückungen heiliWeihrauch,

Duftet es; und dem Papa, wie dem Herrscher im
Donnergewölk Zeus,

Lacht die heitere Stirn' aus dem Wirbelchen! Mög'
in Demuth

ges Tieffinns Sein unwürdig erkennt, o wie weit unwürdiger Gottes,

Dem der gesammten Naturen ätherische Blüthe, vereinigt,

Würdige Schenkin ihm sein, und Hörerin! Doch Ist, was der Sonn' ein Strahl, was Oceanfluthen

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