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Gleich dem Griechen erklimmt muthvoll der Schön- Mit dem Stachel zu drohn! Werklose Hummeln heit

Alte Pfad', und versucht auch neue muthvoll!

Hort die Bien' im Vorbeifliehn,

Fertiget Honig, und singt.

An die Grafen Stolberg,

Christian und Friedrich Leopold.

Traute Stolberg' ihr, die der Skalden Heimath Flohn, am Saum urahnlicher Berge Weisheit, Muth und Freiheitssinn zu erhöhn, im Nachklang' Altes Bardietes:

Ihr erscheint kaum unserem Kreis', und schwindet, Stumme Sehnsucht eures Gesprächs und eures

Kraftgesangs nachlassend; doch hold gesellt fich
Wonne zur Sehnsucht.

unter sanft einschläferndem Laubgesåusel
Träumt des Mägdleins Kuß, und erwacht, der
Jüngling;

Voll von Wehmuth dann und Entzückung denkt er Lange das Traumbild.

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Blinkt dir Hesperus oft ahndendes Mitgefühl,
Wann mein trautes Klavier, oder des Quells Geräusch,
und des herbstlichen Busches
Abendlispel, mir Selma tönt;

Sahst du Träume voll Glanz, welche du staunende Nicht zu deuten vermagst: birg, o ich flehe dir, Birg dem einsamen Jüngling,

Was dein sehnendes Herz dir hob!

Uch zu selig, im Duft fallender Blüthen dort, Dir zur Seite, des Mai's in des verschönenden Kleist Gesange, den schöner

Selma zauberte, mich zu freun!

Wie der Harfe Getön unter bescelteren Melodieen der Braut, schwebte des Liedes Mai

Schüchtern unter der Stimme
Seiner blühenden Leserin.

O mit jenem Gesicht, wie du in's Herz hinab
Dir, unschuldige, schaust, tritt vor den Ewigen;
Bald ist wahr die Erscheinung,

Die mein Engel im Traum dir schuf.

Am rothblühenden Baum, wo du im Abendschein,
Zur Aurikel geneigt, horchest der Nachtigall,
Steht dir plöglich der Bruder,

und ein Fremdling an seiner Hand.

Wenn doch, Trauteste, dir rasche Vergessenheit
Deiner leichteren Tracht, wenn das empörte Herz,
und dein stammelnder Gruß dir
Dann weissagete, wer es sei!

Ahndung.

Freundlicher Mond, mit Volllicht überstrahlst du Mein goldhelles Klavier, und winkest traulich, Daß dir Glucks: Willkommen! crton' in sanftem Saitengelispel.

Aber mir sagt mein Herz voll süßer Wehmuth,
Daß mit Thrånen der Sehnsucht meine Selma
Jest dich anblickt. Freundlicher Mond, ich kann dich
Jcht nicht begrüßen!

Für Hölty.

Geist Gottes, der hochherrlicher Engel Chor
Aufstürmt am Weltthron, und, durch harmonische
Sternkreis herab, zahlloser Geister-
Ordnungen Jubel mit Kraft beflügelt!

(Der leisern Jubel leiserer Wiederhall
Ist Donnerton uns Söhnen des Erdgestirns,
Die, noch aus Staub allmählig keimend,
Zu paradiesischer Blum' heranblühn.)

Weß keuscher Jünglingsharfe den Wiederhall
Du nåchtlich einströmst: rasch, aus Entzückungen
Des hehren Traums auffahrend, hebt er
Neuen Gesang, und der Donner donnert.

Dann wild umher tråuft Segen und schnellere Verklärung zeitigt knospende Blumen rings

Der edlern Menschheit, daß ein Garten Gottes erglüht, und gen Himmel duftet. Allweis in Allmacht, krånzest du seltne Zeit Mit deinen Sängern; sieh, und die Enkelwelt, Nicht mehr von Neid und Nähe blinzend, Staunt unverwelklicher Lichtbekränzung. Uch, unserm Hölty, dem ein geheimes Weh Am Herzen wühlet, Geist der Begnadigung, Durch deinen Seraph send' herab ihm Heilende Würze vom Baum des Lebens! Auf daß er aussing' allen Gesang, den du Ihm eingehaucht hast; eh' er den Adlerflug Von Sonnen aufwärts fliegt zu Sonnen, Und in die Jubel sich mischt der Heerschaar!

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O dann wurdest ein Fluch, schwärmendes Herz, du mir, Schien dein Odem uns bald såuselnder Frühlingshauch Das sich geniuskühn Zaubergebild' erschafft,

Und in nichtiger Sehnsucht

Nach dem sinkenden Schemen hascht!

Traum war, tåuschender Traum, dieser beseelete, Unschuld redende Blick, hell von Empfindungen? Dieser offene Himmel

Im holdlächelnden Ungesicht?

Nein! so wahr er im Sturm seliger Trunkenheit Mich durch Sphärengesang zum Paradies' erhob, Wo am Strome des Lebens

Ich unsterblichkeit athmete:

Diesen göttlichen Traum bildet' ihr Seraph mir! Ihren ahndenden Wunsch hüllt' er in Morgenglanz, Bracht' in Düften des Schlummers

Dann die heilige Bildung mir!

Uns, zur Liebe bestimmt, ach, zu der feurigsten Seelenliebe bestimmt! warum, o Selma, schrieb Dort ein dunkles Verhängniß

Unfre Trennung mit Sternenschrift?

Bald ein Nachtigallseufzer,

Bald Erfrischung der Sommernacht.

Einsam wandelten wir jeder den stillsten Gang, Sahn aufsteigen den Mond, schwinden das Abendroth, Voll süßschwärmender Wehmuth,

Dachten Tod und Unsterblichkeit.

Schon im Thale, das uns, kindliche Seelen noch, Aufzog, spieleten wir unter dem selben Strauch, Pflückten einerlei Blumen,

Horchten einerlei Harmonie'n.

Doch die Genien beid', unserer Wanderschaft Einst als Führer gesellt, senkten den Psalterton Oft zu leiserem Lispel;

und die himmlische Thråne rann.

Jego rinnt sie auch uns! Dumpfere Trauer hebt
Mir die Saiten hinab; denn in der Mitternacht
Kaltem Hauche begegnen
Gleichempfundene Seufzer fich!

Der Mai abend.

Umweht von Maiduft, unter des Blüthenbaums
Helldunkel sahn wir Abendgewölk verglühn,

Des vollen Monds Aufgang erwartend,
und Philomelengesáng' im Thalbusch.

Lau war die Dámmrung; traulicher scherzten wir
Mit nachgeahmter Fröhlichkeit. Bald verstummt

In holdem Tiefsinn, saß das Mägdlein, Stammelte: Wollen wir gehn? und ging nicht. Die Hand in meiner zitterte. Bleib, o bleib! Kaum athmend lallt' ich's. Wonne! da fügten wir, Nach manchem Freundschaftskuß, den Brautkuß, Nicht Philomela noch Mond bemerkend.

An Gerstenberg.

Was so eifrig, o Gerstenberg, bewachst du
Stets die goldene Frucht, von Hespers Tochter
Dir zum Lohne verehrt des Brautgesanges,
Welchen du mit Aglaja hold getȧndelt?
,,Nimm die goldenen Äpfel (sprach sie freundlich),
Die den grausamen Sinn der Atalanta
Auf wetteifernder Bahn gewandt zu Mitleid;
Ernte Jünglingesdank und Mädchenküsse !''
Doch nicht Jünglingesdank, nicht Mädchenküsse,
Reizen dich; du bewachst die hehre Goldfrucht,
Gleich dem funkelnden, blaugeschwollnen Ladon,
Der dort zischend sich wälzt, und Flammen athmet.
Unbarmherziger, gib, des armen Júnglings

Eingedenk, und, o sieh! des armen Mågdleins,
Das die rosige Wang', und ach! den schönen
Kaum entfalteten Busen, naß geweint hat,
Weil ihr jugendlich Sprödethun der Jüngling
Ernsthaft nahm, und vom Kuß erblödet abließ.
Oder schåmest du dich des Götterkleinods,
Wie ein Mädchen das rothe Mal verschleiert,
Das der Brautigam ihr im heißen Abschied
Auf den Busen geküßt? Zwar schafft sie Ordnung
Oft am Spiegel, enthüllt es leis', und lächelt!
Doch schnell blickt sie umher, gluthroth im Antlig,
Kluger Freundinnen Schelmgesicht besorgend,
und der Base Verweis, der grauen Jungfrau.

Die

Trennung.

Denkt mein Mädchen an mich? Balsamischer duftet

vom Regen

Knospende Dold' am Sik, wo die Beschattung uns barg?

Garten und Flur; Lichtglanz träufelt vom grüneren Tråumt sie am Quell, den einst in gehöhleter Hand

Busch.

Gottes Donnergewölk im farbigen Gurte des Friedens

Rollt oftwårts, und bligt freundlich zurück in das Thal.

Aber geheftet den Blick auf den Bach, der voller

hinabstürzt,

mende Fluth;

sie mir darbot; Bis die Vertraute mit sanft warnendem Lispel fie weckt?

Nein, in der dunkelen Laub' einsiedlerisch, trauert das Mágdlein;

Dort, wo sie mir gesellt lächelte, weinet sie jest!

Gleit' ich sanft, wie im Traum, gegen die schåu-| Die ihr die wallenden Blåtter mit Duft durchathmet und Kühlung, Weht mir den Rosenzweig, freundliche Weste, zu= rúc.

Und mein horchendes Ohr hört geistiges Stimmengelispel

Gleich jungfräulichem Laut', unter des Falles Ge= räusch.

Denkt mein Mädchen an mich? und umweht mit der lieblichen Ahndung

Hingeneigt auf die Hand, von bräunlichen Locken umflattert,

Lehnt sie die Stirn seitwårts an den gebogenen Ast.

Hier in des Mai's Unhauch etwa ihr Engel mein | Thrånen bethau'n ihr Wangen und Hand; voll

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Såusele sanft, o West! Leis athmet sie; und auf Schau, wie aus schwebender Wolke der Glanz im

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Gott sprach: die Welt sei! Hell in des Chaos, Wer, Sturm verachtend, heiteres Strahls gewohnt,

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Hier Weisheit knospet, Schönheit und Stärke

reift;

Der ragt, von Stern in Stern verpflanzet, Einst am krystallenen Born des Urlichts.

Laß uns, o Weltgeist, Herrscher in unsres Hains Harmloser Schattung, leuchten dein Angesicht, Huldreich, und geuß aus goldner Urne Milderen Segen herab dem Bruder,

Des frommen Bruders blühender Braut herab:
Daß ihnen Zucht gutartiger Sprößlinge
Entkeim', ein Anwachs unsres Menschheit
Edelnden Hains, der Verpflanzung würdig!

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