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Barthel.

Welche die Lind', im Duft gelbblühender Äste, beschattet.

Barthel.

Ja du zaubertest mir, o Schmeichlerin, Herz und

Gesang ab,

Wenn du, so hold anlachend, das Kinn mit dem
Håndchen noch einmal

Dank singe der bunte Stieglih Streicheltest! Komm, mein Lenchen, und küsse mich!
in dem Käfig,

Den ich entzogen dem Nest, und ein Leibstück pfci

fen gelehret.

Lene.

Küsse der Mägdlein Locken Gesang aus der Brust, wie warmer Regen das Mailaub.

Lene.

Ward es bemerkt, daß ich lang' in den artigen Barthel, die Mutter belauscht an der Thür' uns!

Vogel verliebt war?

Dank! doch singe du selbst dein neugelernetes

Heulied,

Barthel, zuvor, das du eben mit Andacht pfiffst im Vorbeigehn.

Konrad sang mir die Weis', und versicherte, wenn du den Mähern

Sångest das Lied, dann regt' in der Hand sich die Sense von selber.

Barthel.

Hast du die Zeichen der Luft, Weissagerin, richtig gedeutet ; Wahrlich, so ist nun Stunde des Schlafs, nicht eiteles Singens :

Hore, was trappt da? Nimm dich in Acht! Man schläft unruhiger, küßt man des Abends! Sollst du nicht in das Gras mit der steigenden Lerche hinausgehn? Barthel.

Aber ein Kuß in der Helle des Tags macht lustig zur Arbeit.

Morgen demnach auf der Wiese, wie Montag hin ter dem Weidicht,

Als du, den Hut zu krånzen, die lichtroth glühende Pechnelk',

Und den violigen Stendel mir brachst, und gelblichen Bocksbart3.

Daß wir in thauiges Gras mit der steigenden Lerche Weißt du noch, wie du schriest, und nachher von

hinausgehn.

Auch viel kräftiger tönt im Geschwirr arbeitender Sensen Muthiger Männer Gesang mit dem Einklang har kender Magdlein, Wo von dem waldigen Hügel am See antwortet der Nachhall. Lene.

Sanfter Gesang im Stillen erfreut auch, sagen

die Kenner.

Schlangen erzähltest ? Deutlich war im Gesichte die Angst; doch lachten die Mägdlein.

Lene.

Singe doch endlich das Lied, du Trödeler; oder ich gehe! Barthel.

Gutes Ding hat Weile: so sagt Paul Ehrich im Kranzritt.

O wie erfrischt ruht alles umher! Kaum regt sich Doch daß der launische Mund, der den Kuß an

ein Blättlein;

Nur die Abele bewegt ihr silbernes Laub in dem Wipfel.

Seitwärts blickt durch die Bäum' abkühlende Wetterleuchtung, Mit sanft murmelndem Donner; und rings von den Höfen des Dorfes Tont die gehåmmerte Sens', als tonete Glockengeleier,

Morgen ein fröhliches Fest zu verkündigen. Singe denn, Barthel,

Singe die morgende Festmelodie auf traulicher Bank

hier,

locket und abweist, Nicht im Gesang mich store, du Grausame, blicke mir seitwärts. Nimm auch, Mädchen, die Sens', und schlage den Takt mit dem Schlüssel. Sensengeklirr erst macht dir ein Heulied wirklich zum Heulied.

Im blanken Hemde gehn
Wir Bursche kühl, und måhn.
Wie unsre Sense blinket,
Rauscht hohes Gras, und finket
In Schwade, lang und schön.

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18.

Philemon und Bauc i s.

Wanderer, fern wohl kamst du in Phrygien, daß | Hier durchlebeten beide die blühenden Tage der

Jugend,

Ruhm noch nimmer gehört, und die heilige Wun- | Hier auch naheten beide dem fanft auflösenden

du des Tempels

dergeschichte.

Sehe dich hier: denn du scheinst, kraftlos von der
Hiße des Weges,
Nicht viel weiter zu können, bevor einbreche der
Abend:
Hier auf schwellendes Moos, und begnüge dich, daß
dir ein Kuhhirt
Von einfältigem Sinn es verkündige. Jeglichen
Neumond
Opfert der Priester im Hain, und erzählt dem Volke
das Wunder.

Dieser See, wie er sagt, war einst die fruchtbarste Gegend Phrygiens, reich an Heerden, und reich an mancherlei Feldfrucht,

Reich an Öl und Wein und Honige; jezt, wie du schauest,

Treibt nur Kibig und Taucher sein Werk, und der fischende Reiger,

Auf weitsumpfiger Fluth, und der einsame Nachen des Anglers.

Woher, fragt dein Gesicht, die Verwandelung? Hore die Antwort.

Jupiter wandelte hier und Merkur in sterblicher Bildung, Daß sie den übermuth und die Frömmigkeit jenes Geschlechtes

Prüfeten: denn nicht Opfer, nur Handlungen ehren die Gottheit.

Alter,

Weder mit Wunsch des Todes noch Furcht, nein ruhig erwartend

Ihr vollendendes Ziel: mit wenigem lebten sie
sparsam,
Fleißig und immer vergnügt, in unverläugneter
Armuth.

Kinder fehlten allein den glücklichen; aber sie trugen

Demuthsvoll, was der Rath allgütiger Götter verhånget.

Fragen durft' auch keiner nach Herrschaft oder Ge= sinde; Zwei war das sämmtliche Haus; und statt des Befehls und Gehorsams, Galt nur libender Wunsch, und nicht theillose Vollendung.

Als der Donnerer nun die winzige Hütte betrachtet,

und sich gefreut, wie vom Anger die wiederkåuende Kuh ihn Anschnob, ruhig gestreckt, und ein Zickelchen oben vom Felsen

Ihn neugierig erforscht', als fordert' es laubiges
Reisig;

Jeho trat er gebückt mit dem Sohn in das niedrige
Pförtlein.
Freundlich erhob sich der Greis, und warf das Ge-
flecht aus den Hånden,

Müden Fremdlingen gleich, begrüßten sie jeglichen Welches der Bienenjugend er wölbete, und sie be

Der die gesegnete Flur durchschimmerte, flehend um

Landhof, Brosam,

grüßend

Bot er dem ålteren Gaste den eigenen Sessel zum Ausruhn;

Oder um kühlende Milch, und ein Obdach gegen Während die Frau, mit der Spindel beschäftiget,

den Nachtsturm;

Aber bei allen umsonst. Hier hemmeten Schlösser Auswich, und ihr

und Riegel,

Dort ein geiziger Vogt; dort schmähte der Wirth aus dem Fenster,

Oder die Magd, und drohte den Hund von der

Kette zu lösen,

gerne dem jüngern Stühlchen mit grobem Geweb

ihm bedeckte.

Sie nun trat an den Heerd, und die glimmende
Asche zerwühlend,

Weckte sie gestriges Feuer, und legt' um den rau-
chenden Löschbrand

Schon am Ende der Flur, im Beginn aufstar- Säuberlich trockenes Laub, und harzigen Kien und

gedörrte

Sahn sie ein niedriges Häuschen, gedeckt mit Hal- Tannenrind', und blies es mit keichendem Athem in

render Hügel,

men und Schilfrohr;

Flammen;

Vorn von Bäumen umgrúnt: wo der Greis Phi- Stieg dann die Leiter empor, und nahm des gelemon und Baucis

Wohnte, sein redliches Weib, gleichalterig, gleicher

Gesinnung.

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Umfig rupfte sie jego des Kohls braungrünliche Weich ein Polster gestopft mit fedrichten Kolben des Teichschilfs,

Blätter,

Borne des Felsens.

Kraus und zart, die der Mann im triebsamen Gar

ten gesammelt,

über dem weidnen Gestell, das er selbst im Winter geflochten.

Spühlte sie aber und aber1, und schüttete dann in Dieses umhüllen sie nun mit Teppichen, die sie ge

den Kessel. Schweines

Jener indeß hob schwer den geräucherten Rücken des

Mit zweizackiger Gaffel herab von der rußigen

Latte;

wöhnlich

Nur zum festlichen Mahl ausbreiteten; aber auch diese

Waren schlecht und veraltet, der weidnen Flechte nicht unwerth.

Und nachdem er sein Messer auf sandiger Schwelle Hierauf ruhn die Götter, Philemons Bitte ge=

gewehet,

Schnitt er mit årmlicher Mild' ein Stück vom langgeschonten Schulterspeck auswählend, und warf's in den brodelnden Kessel.

Bei dem Geschäfte verkürzten der freundliche Wirth

und die Wirthin

während.

Zitternd trägt nun Baucis den Ahorntisch aus dem Winkel;

Uber der Tisch, wie sehr sie ihn stellt auf dem höckrichten Estrich,

Wackelte; unter den Fuß, der zu kurz war, steckt sie ein Scherblein.

Jenen die Zeit mit Gespräch und Erzählungen | Jego schmückt sie die Tafel mit duftenden Blumen

trauliches Inhalts,

Ohn' erst Wer? und Woher? die ermüdeten Gäste Im vielfarbigen zu fragen:

Von des geerbeten Grundes Ertrag', und den úp-| Aster und Nelk

pigen Nachbarn;

und Kräutern

Korb, mit Herbstnarcissen und Krokus,

und Viol'3, auch Majoran und Lavendel;

Auch von der einzigen Kuh und den Zickelchen; Seht dann Oliven darauf, und eingemachte Kor

auch wie der Maulwurf

schädliche Erdfloh;

Heuer im Garten gehaust, und die Raup' und der

nellen, Rettige, und den Salat von Endivien, Reize des Hungers,

Dann wie die stechende Sonn' und die streifigen Weichen Kås' und Eier, in glühender Asche ge=

Wolken am Himmel

Sicherlich Regen und Sturm andeuteten, nach der

Erfahrung.

Hört ihr den Laubfrosch quacken, ihr Fremdlinge? sagete Baucis:

Seid ihr klug, so verweilt, wie ernst auch euer
Geschäft ist,

Hier im Trocknen die Nacht, und nehmet vorlieb,
was ihr findet!
Neben dem Heerd' auch hing mit dem Öhr' am
Hölzernen Nagel

Eine buchene Wanne, so blank von der Alten ge= scheuert,

Wie die Geräthe der Milch; denn Reinlichkeit lag ihr am Herzen.

Diese trågt sie nunmehr vor die Fremdlinge, gießet des Topfes

Siedendes Wasser hinein, auf Ehrenpreis und Kamillen,

Mengt dann Kühlung der Quelle zum dampfenden, oft mit dem Finger Prüfend das laue Gemisch; und die seligen Geber des Guten

wendet:

Alles auf irdnem Geschirr; und ein zierliches Körbchen voll Brotes,

Locker und frisch. Auch bringet der Greis den künstlich geformten

Alten Familienkrug, mit jährigem Moste gefüllet; und drei buchene Becher, zu festlichem Schmaus in der Kiste

Aufbewahrt, (denn er selbst und Baucis tranken gemeinsam,)

Bunt geschnigt, und die Höhlung mit gelbem Wachse

gefirnißt.

Aber die åmsige Baucis entfernte sich oft aus der Kammer,

und besorgte den Heerd Hausmütterlich, schürend das Feuer,

Oder den Kohl aufregend, daß nicht anbrenne die Speise,

Auch zur Würz' einmischend Kastanien. Als sie anjego Blasend aus heißer Kell' ihn kostete, fand sie ihn völlig

Gar, und hob ihn vom Feuer, und trug in dampfender Schüssel

Ihn zu den Gästen hinein, und nöthigte. Fröhlis ches Muthes Langten die Himmlischen zu, und rühmten das köstliche Gastmahl.

Als nun jene das Herz mit kräftiger Speise gesättigt;

Bringt die geschäftige Baucis den wohlgeordneten Nachtisch.

Lieblich prangt in Körben die Haselnuß und die Wallnuß,

Lichlich der Mandelkern, auch die füße Feig' und Granate,

Purpurtrauben zu goldnen gesellt, auf geringeltem Weinlaub,

Eine Melon', und Pflaumen, mit zarter Blåue beduftet,

Birnen, saftig und gelb, und rothgesprenkelte Äpfel.

Mitten steht ein Teller mit würzigem Scheibenhonig,

Der aus weißem Gewirk hervorquillt. Aber vor

allem

Dienet das Mahl zu erfreuen des oft anmahnenden
Paares
Heiteres Aug' und Herz, nicht karg mittheilend,
noch ungern.

Jego bemerket der Greis, daß, wie oft er den
Fremolingen einschenkt,
Doch nicht schwindet der Wein, und der Krug sich
immer von neuem

Selbst anfüllt; auch důnkt ihn, der Wein sei besser, denn anfangs. Staunend sagt er das Wunder der neben ihm sigenden Gattin

Leis' in's Ohr; auch bemerkte sie selbst; mit erschrockenem Antlig

Heben sie bleich und zitternd die Hånd', und flehn zu den Gästen :

Seid uns gnådig, ihr Götter! verzeiht der armen Bewirthung! Flehn's, und springen empor, die einzige Gans, die das Häuschen Nächtlich vor Dieben bewacht, den himmlischen Gåsten zu opfern.

Aber es flattert die schreiende Gans mit erhobenem Fittig

Weit vor den Alten voraus, die schwer arbeitend und langsam Wanken, die Arme gestreckt; und scheu in die Winkel entflieht sie.

Endlich ereilt sie den Sig der unsterblichen; jene verbieten

Ihren Tod; und der Vater beginnt mit freundlicher Hoheit:

Wir sind Götter, und kommen, Gericht zu halten des Todes

über die schwelgende Rotte der Freveler. Aber damit nicht

Ihr unschuldige sterbt mit den schuldigen; rettet euch eilend

Dort auf das hohe Gebirg', und entflieht aus dem
Thal des Verderbens!
Ruft's, und geht mit dem Sohne voran; ihm
folgen die Alten,

Zitternd das Knie', auf Ståbe gestüßt den wankenden Fußtritt.

So die Hügel hinan, und bes Bergs pfadlose Berwildrung,

Klimmen sie bang' auffeufzend. Doch jezt nicht weiter vom Gipfel

Mehr entfernt, als flieget der Pfeil von des Júnglinges Bogen,

Hören sie Sturm und Geheul und den Hall dumpfkrachender Donner

Unten im Thal, und ein Brausen, wie hoch aufbrandender Wasser.

Angstvoll wenden die Alten den Blick, und schaun voll Entsegens

Ringsum Flur und Häuser versenkt in die steigende Sündfluth,

Die am Gebirg' aufschäumt', und dort mit zerfallenden Trümmern

Strudelte, dort wehklagendes Vieh, dort Menschen umhertrug, Mütter und Greis' und Mädchen, um Bäume ge= schmiegt, in Verzweiflung. Ihre Hütte nur steht auf grún hinschlängelndem Vorland',

Einsam, von Wogen umrauscht, mit friedlich dampfendem Strohdach. Aber indem sie erstaunt, und der Nachbarn Schicksal bejammernd, Hinschaun; wandelt die Hütte zum Tempel sich: Säulen von Marmor Tragen das goldene Dach, und ruhn auf marmornen Stufen.

Betend streckt Philemon die Hånd', und die zittern= de Baucis.

Aber Jupiter spricht mit huldreich lächelndem Ant

lig:

Fasse dich, redlicher Greis, und du des redlichen Mannes Würdiges Weib; wir find, auch züchtigend, Geber des Guten. Sagt, wie lohnen wir euch's, daß ihr so freundlich uns aufnahmt?

Also der Donnergott, und athmete selber dem
Alten

Muth in's Herz und Vertraun. Mit Baucis redet
Philemon

Weniges; und er enthüllt den gemeinsamen Rath voll Demuth:

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