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Die Darstellung des Zeitabschnitts von 1848 bis 1867, durch welche die jezt erscheinende neue Auflage erweitert ist, mußte verhältnißmäßig ausführlicher sein, damit die Schüler der oberen Claffen dieselbe auch ohne Anleitung für sich verstehen können. Vielleicht ist dieselbe zugleich manchem höher Gebildeten als zusammenhangende Uebersicht der verwickelten Verhältnisse der lezten beiden Decennien" willkommen. Die Richtschnur bei Abfassung derselben gab der Wahlspruch:

Facta loquuntur!

Braunschweig, am 2. Pfingsttage, 10. Juni 1867.

W. Assman n.

Vorwort

zu der bis zur Mitte des April 1870 fortgesezten achten Auflage.

Sein heutiger siebzigster Geburtstag giebt dem Verfasser wohl das Recht, auch ein Wort von sich selbst zu sagen; doch will er seinen Lesern nur zurufen, daß nun auch er wie unser greiser Dichterfürst eigeue Lebenserfahrung bewahrheitet gesehen hat: „Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter

das Wort durch die

genug!"

Wer im Jahre 1800 in Deutschland geboren ist, als sechsjähriger Knabe die Unterjochung seines Heimathlandes durch die Fremden noch ohne klares Verständniß erlebt, schon vom neunten Lebensjahre an aber die Befreiung Deutschlands wie die Rückkehr des angestammten Landesfürsten ersehnt und im vierzehnten Beides mit jubelnder Freude begrüßt hat, — der mußte seit dem Aufflammen der edelsten vaterländischen und religiösen Begeisterung in den Befreiungskriegen, mit zunehmender Einsicht in die Verhältnisse des großen deutschen Vaterlandes, die „Wiedergeburt“ desselben, seine Einheit und Freiheit, mit ganzer Seele erhoffen, und, so viel an ihm war, erstreben!

Wie Viele aber sind nach dem Bibelwort: „Unser Leben währet fiebenzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre!“ dahin gegangen, ohne zu schauen, was so lange das Ziel ihrer Sehnsucht, ihres edelsten Strebens war! Und darum kann der jeßt Siebenzigjährige, noch einer der leztgeborenen Söhne des achtzehnten Jahrhunderts, nicht ohne tiefen Dank darauf zurückblicken, daß ihm vergönnt war, den großen Wendepunkt des Jahres 1866 zu erleben, mit dem wie wir mit voller Zuversicht vertrauen! - eine neue bedeutsame, herrliche Zukunft für und durch die unter Preußens Führung zu voller Einigung aufstrebende deutsche Nation beginnt!

Ja, es hat dem Verfasser, der nach den schmerzlichsten Verlusten, der treuen Gattin und seines hoffnungsvollen Erstgeborenen! - seine höchste Lebensfreude in der gedeihlichen Entwickelung des Vaterlandes und in seiner

Die Darstellung des Zeitabschnitts von 1848 bis 1867, durch welche die jezt erscheinende neue Auflage erweitert ist, mußte verhältnißmäßig ausführlicher sein, damit die Schüler der oberen Classen dieselbe auch ohne Anleitung für sich verstehen können. Vielleicht ist dieselbe zugleich manchem höher Gebildeten als zusammenhangende Uebersicht der verwickelten Verhältnisse der lezten beiden Decennien" willkommen. Die Richtschnur bei Abfassung derselben gab der Wahlspruch:

Facta loquuntur!

Braunschweig, am 2. Pfingsttage, 10. Juni 1867.

W. Assmann.

Vorwort

zu der bis zur Mitte des April 1870 fortgesezten achten Auflage.

Sein heutiger siebzigster Geburtstag giebt dem Verfasser wohl das Recht,

auch ein Wort von sich selbst zu sagen; doch will er seinen Lesern nur zurufen, daß nun auch er wie unser greiser Dichterfürst das Wort durch die

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eigene Lebenserfahrung bewahrheitet gesehen hat:

„Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter genug!" Wer im Jahre 1800 in Deutschland geboren ist, als sechsjähriger Knabe die Unterjochung seines Heimathlandes durch die Fremden noch ohne klares Verständniß erlebt, schon vom neunten Lebensjahre an aber die Befreiung Deutschlands wie die Rückkehr des angestammten Landesfürsten ersehnt und im vierzehnten Beides mit jubelnder Freude begrüßt hat, der mußte seit dem Aufflammen der edelsten vaterländischen und religiösen Begeisterung in den Befreiungskriegen, mit zunehmender Einsicht in die Verhältnisse des großen deutschen Vaterlandes, die „Wiedergeburt" desselben, seine Einheit und Freiheit, mit ganzer Seele erhoffen, und, so viel an ihm war, erstreben!

Wie Viele aber sind - nach dem Bibelwort: „Unser Leben währet fiebenzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre!" dahin gegangen, ohne zu schauen, was so lange das Ziel ihrer Sehnsucht, ihres edelsten Strebens war! Und darum kann der jest Siebenzigjährige, noch einer der leztgeborenen Söhne des achtzehnten Jahrhunderts, nicht ohne tiefen Dank darauf zurückblicken, daß ihm vergönnt war, den großen Wendepunkt des Jahres 1866 zu erleben, mit dem wie wir mit voller Zuversicht vertrauen! - eine neue bedeutsame, herrliche Zukunft für und durch die unter Preußens Führung zu voller Einigung aufstrebende deutsche Nation beginnt!

Ja, es hat dem Verfasser, der nach den schmerzlichsten Verlusten, ter treuen Gattin und seines hoffnungsvollen Erstgeborenen! seine höchste Lebensfreude in der gedeihlichen Entwickelung des Vaterlandes und in seiner

· eigenen Thätigkeit für die Heranbildung einer ächtdeutschen Jugend findet, eben die Beschäftigung“ zum besten Trost in dem leßten trüben Winter gereicht, die segensreichen Fortschritte, die bis in den Anfang des Jahres 1870 in der Entwickelung der Menschheit immer unverkennbarer hervorgetreten sind, in der vorliegenden achten Auflage seines „Abrisses" auch seinen Schülern in deutlichem Zusammenhange vorzuführen *), — in demselben Zeitpunkte, in welchem er von seiner amtlichen Thätigkeit am Gymnasium zurücktritt. Auch das aber ist ein erfüllter Jugendwunsch, daß die Kenntniß der Gegenwart, auf welche die gesammte Geschichtswissenschaft hinstrebt und die im Schulunterricht früher, noch 1830 und 1848, verbannt, ja verpönt war, seit dem Jahre 1866 als eine der ersten Forderungen der Zeit, selbst in den staatlichen Eraminen des norddeutschen Bundes, zur Pflicht erhoben ist.

Völlig sieht der Erdensohn seine Wünsche freilich auch im Alter nicht erfüllt, und wer darf vom Augenblicke sagen: „es ist genug!" Heil aber jedem Strebenden, der in festem Vertrauen auf das einstige Gelingen seiner Arbeit am Ende seiner Tage mit dem sterbenden „Faust“ sagen kann:

Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß' ich jest den lezten Augenblick!"

*) Ein bei dieser Arbeit unschäzbares Hülfsmittel war neben den Zeitungen, deren Lesung jezt auch eine Pflicht, selbst des Jünglings, ist, der vortreffliche seit dem Jahre 1860 erschienene und seitdem von Jahr zu Jahr vervollkommnete: „Europäische Geschichtskalender, herausgeg. von H. Schultheß. Nördlingen bei Beck." Der bisher zuleßt erschienene Neunte Jahrgang, d. J. 1868“ enthält: I. Chronik der wichtigsten Ereignisse im europ. Staatensystem im J. 1868 S. 11 bis 34. II. Deutschland, Preußen und Oesterreich S. 35 bis 316. III. Außerdeutsche Staaten S. 317 bis 498. IV. Außereuropäische Staaten S. 499 bis 513; sodann eine sehr lichtvolle, freifinnige „Uebersicht der Ereignisse d. I. 1868′′ S. 514 bis 592; schließlich ein Register S. 592 bis 598.

Ein ähnliches Unternehmen ist: „Karl Schlosser's Neuester Geschichtskalender 1869. Erster Jahrgang." Frankfurt a/M. 1870 bei Boselli. 187 S. (mit sehr gutem Register S. 166 bis 187), eine allerdings nur kurze calendarische Chronik, die sich aber durch Darbietung „gleich mit Beginn eines neuen Jahres“ empfehlen will. Bemerkung. Die von Herrn Dr. Cäsar Frege früher eingesandten „Notizen“ (f. Vorwort zur 6. Auflage) konnten erst in dieser 8. Auflage mit gebührendem Danke! benugt werden.

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Braunschweig, am Mittwoch nach Ostern, 20. April 1870.

Dr. W. Assmann.

Professor am Collegium Carolinum.

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