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stattlich eingeritten 29 und herrlich empfangen worden. Heute war die erste Audienz für uns. Ihre Majestät war sehr freundlich, aber zu den Handlungen hat man noch nicht gegriffen. Ich trage große Sorge. Man spreizt den Landen das Maul auf, als wollte man hier große Sachen verrichten, und versäumt den Deputationstag. Für das Kriegswesen hofft Amman das Beste, sobald es in die Hände des Erzherzogs kommt. Die Ängstlichkeit, mit der man in Steiermark an die kirchlichen Dinge gehe, werde hierorts mit Verwunderung vernommen. Auf die verschiedene Haltung der Städte und Märkte in Österreich gegenüber denen in Steiermark geht er des näheren ein: Ich hab', schreibt er, ,den Leuten den Wahn, als sollte Ihre Durchlaucht mit Gewalt in kirchlichen Dingen Änderungen treffen, ausgeredet und auf die gute Ordnung hingewiesen, die die Steirer in Kirche und Schule haben. Das Geschrei über das Vorgehen des Kaisers dürfte ihm im Reiche zum Schaden gereichen und den Reichsbewilligungen Eintrag tun. Die Verordneten werden mit besonderem Dank auch die politischen Nachrichten aus anderen Ländern entgegengenommen haben, die Amman in dem Schreiben mitteilt. Acht Tage später berichtet er über die Resolution wegen Abteilung der Reichshilfe. Auch hier sind einzelne Bemerkungen für seine Charakteristik belangreich: Wegen der Reichshilf' haben die Gesandten eine Replik übergeben, man muß aber leise treten und das ist meine Sache nicht, namentlich wenn ich sehe, daß man's mit dem Land nicht zum besten meint. Schicke man ein andermal doch lieber Hofschranzen hinaus. Mich hätt' man nicht hergebracht, hätt' ich das gewußt, jetzt wird man's in Graz doch sehen, wohin es geführt hätt', wenn man die Instruktion nicht corrigiert hätt'. Wieder folgen politische Betrachtungen. In dieser Weise ist Amman das ganze Jahr tätig. Die Landschaft erkannte denn auch jetzt seine Verdienste an: Während er noch in Wien weilte, war → Schon Bibl, Die Einführung der katholischen Gegenreformation in Niederösterreich durch Kaiser Rudolf II. berichtigt S. 25 den Irrtum Ritters, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegen reformation und des Dreißigjährigen Krieges I, S. 92, wornach Rudolf II. im Herbste nach Wien kam.

Archiv. 108. Band. 1. Hälfte.

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ihm ein Hof, den er von der Familie Jöstl gekauft hatte, Steuerrückstände halber, die aber noch auf Jöstls Rechnung gingen, gepfändet worden. Er richtete daher am 4. August eine Beschwerdeschrift über dieses Verfahren an die Verordneten: Man hätte in der Sache sich an Jöstl zu halten, der noch so viel besitze, daß er die Steuern zahlen kann, nicht an ihn, dem der Hof gehöre. Er weist dabei auf seine Arbeiten für das Land hin und erwähnt auch die Unglücksfälle, die er in seiner Familie erlitten. Während seiner Abwesenheit sei seine Frau gestorben, seien seine Kinder erkrankt und nun kommen auch noch solche Unannehmlichkeiten über ihn. Die Landschaft säumte nicht, ihn zu beruhigen. Die Pfändung sei erfolgt, sonst hätte sie Galler bekommen, der noch beim letzten Landrecht einen starken Ansatz wider Jöstl erhalten hatte. Es werde Amman doch lieber sein, es nunmehr mit der Landschaft zu tun zu haben als mit Jöstl. Was ihm an dem Hofe zukomme und ihm an den Gülten gehöre, davon werde ihm nichts verloren gehen.30 Was sich in Wien 31 oder sonst zuträgt, fügen sie hinzu, unterlasset nicht, uns mitzuteilen. Die ganze folgende Zeit ist er meist von Graz, wo der Sterb stark herrschte, abwesend, immer in Aufträgen der Landschaft tätig.32 Die Zeitungen, die er fast all wöchentlich an seine vorgesetzte Behörde das Verordnetenkollegium sendet, lauten

meistens recht ungünstig. Man findet in den Schreiben Bemerkungen, aus denen man entnimmt, daß die ganzen Vorbereitungen zum Landtag auf seinen Schultern ruhen. Für den 1. Januar war der Generallandtag nach Judenburg angesagt derselbe, der dann in Bruck abgehalten wurde und wegen der Religionspazifikation eine so große Bedeutung erlangt hat. Welche äußerliche Schwierigkeiten die Uiber

30 Schreiben der Verordneten vom 8. August 1577. Steierm. LArch. Konz.

31 Es war dort die Erbhuldigungsfrage in Schwebe, die begreiflicherweise auch das lebhafteste Interesse der Nachbarländer wachrief, um so mehr, als hiebei auch die kirchlichen Fragen eine bedeutende Rolle spielten. S. hierüber Bibl a. a. O. S. 26 ff.

32 Näheres hierüber findet sich in meiner Geschichte der Reformation und Gegenreformation S. 254.

legung eines Landtags in eine kleinere Stadt oder die Abhaltung eines Generallandtags mit sich brachte, schildert Amman in seinem Schreiben vom 29. November 1577: Ich hab daneben berichtsweis anzumelden nit unterlassen wollen, weil ich vernuemen, daß man mit allem wesen gen Judenburg sich zu erheben willens, daß es meines erachtens nit von nöten, das einnemerambt zu überlegen, dan man im landtag hat angezeigt und vermeldt, daß das ambt zu Bruck der zeit verbleiben werde. So erachte ich gewiss, dass man uber 14 tag zu Judenburg nit bleiben werde. Das einnemberambt hat die meisten canzleysachen und püecher. Mit dem überfüren verlegt man bald etwas. Darzu kan ich nit wissen, zu weu (wozu) man dieselbigen puecher und das ambt zu Judenburg bedarffe. Wenn die herrn ein 5 oder 600 fl. mit sich nemen zu einfallenden ausgaben, kunnen die andern. canzleysachen, welche mit grosser mühe überfürt müssen werden, zu Bruck wol bleiben; dan was ich zu denselben handlungen bedarffe, das bring ich mit mir hinauff....

Den Höhepunkt seines Wirkens bedeutete Amman die große Tagung der innerösterreichischen Landschaften zu Bruck an der Mur, als deren wichtigstes Ergebnis nicht die militärisch-finanziellen Leistungen erscheinen, zu denen die große Versammlung sich verpflichtete, sondern die kirchlichen Konzessionen für die dem Augsburgischen Glaubensbekenntnisse Angehörigen.33 Die Ausschüsse der einzelnen Länder waren vom Erzherzog Karl für den 1. Januar 1578 nach Bruck berufen worden, um die Mittel für die Landesverteidigung in Erwägung zu ziehen. Er war sich dessen bewußt, daß die Stände die Forderung finanzieller Leistungen mit der Gegenforderung von Zugeständnissen auf kirchlichem

33 Da der Gegenstand in zweien meiner größeren Arbeiten der Geschichte der Reformation und Gegenreformation in den innerösterreichischen Ländern S. 247-284 und der Einleitung zu meiner Ausgabe der Akten und Korrespondenzen zur Geschichte der Gegenreformation in Innerösterreich unter Erzherzog Karl im 50. Bd. der Fontes rerum Austriacarum, endlich in meiner Spezialstudie „Die steirische Religionspazifikation 1572-1578' behandelt wurde, so kann oben nur andeutungsweise darauf und nur insoweit eingegangen werden, als die Persönlichkeit Ammans in Frage kommt.

Gebiete beantworten werden. Und so verhielt es sich auch. Sie wollten nicht nur die in der ersten Pazifikation erlangte Sicherstellung neu befestigen, sondern wünschten, daß eine allgemeine Schul- und Kirchenordnung für die Angehörigen ihrer Konfession in allen innerösterreichischen Landen eingeführt werde. Daß und wie sie ihre Zwecke erreichten, lehrt die große steirische Religionspazifikation, die immer bis in die Tage Ferdinands II. als die Magna Charta der innerösterreichischen Protestanten gegolten hat und in vielen Handschriften, darunter einigen Prachthandschriften, verbreitet wurde. Der Generallandtag wurde, wie bestimmt, am Neujahrstage 1578 eröffnet. Tags darauf wurde die Proposition verlesen, Hans Friedrich Hofmann zum Marschall (seine Familie besaß das Landmarschallamt in Steiermark erblich) angenommen und Amman zum Sekretär gewählt. Er hatte somit auch das Vertrauen der kärntnisch-krainischen Landschaften. In seinen Händen lief sonach das gesamte Aktenmaterial zusammen. Daher rührt auch die Zusammenstellung der in der Pazifikation von 1572 enthaltenen Schriftstücke von Amman her. Noch hat sich unter den Akten des Brucker Landtages von 1578 von seiner eigenen Hand,der Zaiger über der Pacification Libell' erhalten.34

34 Leider nicht vollständig. Es sind 4 Blätter, von denen nur 2 beschrieben sind; aus dem losen Bestand ist sicherlich einzelnes verloren. Er schrieb die Pazifikation wahrscheinlich ganz mit eigener Hand in ein Quartheft nieder, dessen Reste die vier Blätter sind. Der Zaiger hat folgenden Inhalt:

(1.) E. E. L. hat noch bey kayser Ferdinandi regierungszeiten die Augsp. Confession gehabt. fol. 1.

(2.) Handlung mit den gehaimen räthen. fol. 2. 4.

(3.) Was E. E. L. petition gewesen ist in religionssachen und vogteyen. fol. 3.

(4.) Auf die erben und nachkumen will J. Dt nit verbunden werden. fol. 5.

(5.) Underthonen halb, wie es in der pacificationnotl zu verstehn und erclärt ist. fol. 6. 31.

(6.) Vogteyen halb der geh. räthe erclärung. fol. 7. 10. 11. 13. Und so geht es weiter fort. Daß dieser Zeiger sich nicht auf die 5 Libelle bezieht, die die Landschaft zu ihrem Gebrauche anfertigen ließ, ersieht man daraus, daß in dem Zeiger noch fol. 70 u. 72 zitiert werden, während wir in jenen als höchste Folionummer die Ziffer 65

Wie sehr das kirchliche Moment alles andere beherrscht, · entnimmt man der Stimmung der Versammlung. Indem am 4. Januar in die Beratung der Proposition eingegangen wird, demnach gleich die Defensionssache zur Beratung gelangt, heißt es: Religion ist auch eine Defension. Man muß in kirchlichen Dingen einträchtig sein, damit männiglich darin frei und versichert sei. Vergebens war der Wunsch des Erzherzogs, den er am 7. Januar kundgab, man möchte die Religion zu einer andern Zeit in Beratung ziehen, denn sie enthalte viele Punkte, ,darüber die verantwortung zu thain (tun) sein wird. Die Versammlung kam diesen Wünschen so weit entgegen, daß in den folgenden Tagen nur über militärische Dinge beraten wurde und die kirchliche Frage erst wieder am 28. an die Reihe kam.35 Auf Einzelnheiten der Beratungen, die in den nächsten Tagen gepflogen wurden, ist an dieser Stelle nicht einzugehen. Man darf aber doch herausheben, daß der Erzherzog sich in der schwierigsten Lage seines Lebens befand: Gab er den Wünschen der Stände nach kirchlicher Freiheit nicht nach, so gefährdete er das ganze Defensionswerk; in den hierüber gewechselten Schriften heißt es nämlich ganz ausdrücklich: Die Steirer haben den gemessenen Befehl, wenn zuwider der Pazifikation in Religionssachen (von 1572) das Mindeste verfügt werden sollte, müßten die Bewilligungen eingestellt werden. Die Kärntner haben in ihrer Vollmacht, wenn ihren Beschwerden nicht abgeholfen würde, dürften sie in keine Bewilligung eingehen. Dieselben Motive haben die Krainer und auch Görz, denn auch da müsse man sich der Glaubensgenossen annehmen. Allerdings betonen sie alle, die F. Dt solle keinen

finden. Da Amman das Kopieren und Protokollieren nicht allein besorgen konnte, stand ihm Kaspar Hirsch zur Seite. Wir lesen auf einem Umschlag: Protokoll... Wann ich Hirsch als unwierdiger gedient, darauf ich auch die ratschleg verfaßt, doch ist herr Amman den merern thail wie im general als auch wann die Steyrischen zusammenkomen, gesessen. 1578 Caspar Hirsch. Die Eingaben der Steirer sind fast ausschließlich von Amman konzipiert.

35 Über die Äußerlichkeiten s. meinen Aufsatz Steirische Parlamente und parlamentarische Mahlzeiten im 16. Jahrhundert in den Blättern zur Gesch. und Heimatkunde der Alpenländer II, S. 165 ff.

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