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IV.

Kirschen Sorten.

No. XXVIII. Die Allerheiligen - Kirsche. (Taf. 6.) Fr. Cerife tardive ou de la Toussaint.

Frucht.

Es ist dieses eine mittelmäßig große, etwas platt gedrückte Sauerkirsche. Ihre Höhe hat sieben Linien, ihre Breite acht und die Dicke ist ihrer Höhe gleich. Auf der einen etwas brei: ten Seite, läuft eine zarte Linie oder schr seichte Furche vom Stiel herabwärts bis zum entgegengeseßten Ende, und endis get sich am Blütenpüncktchen, das sich in einer kleinen Verties fung befindet. Der Stiel steht in einer flachen Vertiefung, ist dünne, lang, und enthält die Höhe der Kirsche wohl dreis mal. Die Farbe der Kirsche ist, wenn sie noch nicht vollkom men reif ist, hellroth, wenn sie aber ganz reif ist braunroth. Sie hat eine sehr zarte Schale und ein überaus zartes Fleisch, so daß wenn man sie gegen das Licht hält, sie beinahe durch sichtig zu seyn scheint. Die stärksten Fibern laufen wie ein Kranz um den Stein herum. Das Fleisch enthält vielen säus erlichen, angenehmen, anziehenden Saft. Der Stein ist mehr lang als breit oder dick. Er ist fünf Linien hoch, viere breit und drey dick. Die breite Kante hat zwey sehr undeutliche Furchen, und die schmale besteht nur in einer aufgeworfenen starken Linie. Die Kirsche hat wenig Fleisch, weil der Stein im Verhältniß gegen sie ziemlich groß ist. Der Baum hat die besondere Eigenschaft, daß wenn er im Junius zu blühen angefangen hat, er im August, September und October

October immer reise Kirschen liefert. Man findet daher im mer eine lange Zeit Blüten grüne und reife Kirschen an seinen Zweigen, von denen einige Zwillinge sind oder, doppelt auf eis nem: Stiele stehen, und wenn auch ihr Genuß dem Gaumen nicht so angenehm seyn sollte als der Genuß mancher andern ist, so belustiget doch der Bauni, an dem man immer das eine oder das andere findet. Ich weiß Jahre, an welchen man nur an diesem einzigen Kirschenbaum Früchte gefunden, und einen Teller davon hat auf die Tafel liefern können, wenn sonst auf dieser die Kirsche cine unbekannte Frucht gewesen war, und diese Ehre zu liefern hat der Baum immer noch im Herbst, wenn alle andern Kirschen vorüber sind. Freylich muß man mehrere Bäume dieser Sorte haben, wenn man ets was zusammen bringen will, denn er`trågt einzeln und sie last sen sich zusammen suchen.

Baum.

Der Stamm ist zu einer größern Stärke geneigt als der gemeine Sauerkirschenbaum. Haupt; und Nebenåste seßen sich gerne quirrlicht an. Die Zweige sind schwach und herabs hångend. Das Tragholz wechselt sehr unordentlich, steht bald nahe in mehrern Büscheln zusammen, bald läßt es weite Bldßen. Die Sommerschoffen sind sehr dünne und kurz und hellbraun. Die Krone ist sehr sperrigt gewachsen, und bildet so ziemlich eine Kugel.

Blatt.

Die Blätter sind sehr klein und niedlich und haben ihre größte Breite in der Mitte ihrer Länge, von da sie so wohl gegen den Stiel als gegen den Ausgang gemachsam und auf

gleiche

gleiche Weise abnehmen, und sich fast auf einerlei Weise spihig endigen, Die Rippchen sind ziemlich ordentlich gereihet, und laufen auch ganz parallel dem Rande zu. Auf diesem stehen tief ausgeschnittene spißige und zarte Zäckchen, von größtens theils ungleicher Größe, die ihre Richtung scharf nach dem Ausgange zu, nehmen. Der Stiel des Blattes ist gelb, düng ne und kurz, und das Blatt selbst ist dunkelgrün,

Vergleichungen.

Diese Kirsche ist fast allen Pomologen bekannt, und man findet sie auch bey allen denen, die Abbildungen von den Baums früchten geliefert haben, abgebildet, Vorzüglich haben sie auch die Pomona Franconica Pomon. Auftriaca, und Duhamel. Ich will zur Vergleichung nur herseßen, was leßterer darüber sagt. Duhamel (Siche Theil I, Seite 133. N. IX, Taf. VII.) nennt diesen Kirschbaum Cerifier de la Touf faint, de la St. Martin, tardif, Allerheiligen oder Sanct Martins Kirschbaum, Spatkirschbaum, und sagt Folgendes hierüber:

„Das äußerliche Ansehen, die Größe, die zahlreichen und herabhangenden Zweige, machen diesen Baum dem vorherges henden (Cerifier à bouquet) ähnlicher als sonst irgend eis nem. Er hat sehr sonderbare Unterscheidungszeichen. Er hat nur Holz und Fruchtknöpfe; die Holzknöpfe machen schwache dünne und mittelmäßige Triebe. An diesen stehen Blätter, eins ums andere. Die Blätter sind zween bis drey Zoll lang, 12 bis 16 Linien breit, endigen sich sehr spißig, sind gezahnt, und an der Auszahnung wieder gezahnt, inwendig ziemlich dunkelgrün, auswendig hellgrün und stehen ganz gerade an 18

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bis 15 Linien langen Stielen. Die Fruchtknöpfe treiben statt der Blumen im Frühjahr kleine Zweige, von denen die drey oder vier ersten Blätter unter ihren Achseln Fruchtknöpfe har ben, die im tünftigen Frühjahr andere diesen ähnliche Zweis ge auszutreiben bestimmt sind. Nach diesen drey oder vier erz ften Blättern, wächst der Zweig in die Längé fort. So wie fich ein neues Blatt entwickelt, fommen aus desselben Achsel eine, bisweilen zwey Blumen, deren Stiel bis zum Aufblú: hen der Blumen, sich beträchtlich verlängert.

Die Blume hat 11 Linien im Durchmesser, und öffnet fich etwas mehr als die vom wilden Kirschbaume, aber viel weniger als die von andern Kirschbäumen mit runder Frucht. Das Blumenblatt ist 5 Linien lang, etwas weniges breiter, platt, runzelt sich am Rande wenig oder gar nicht, und ist nicht löffelförmig ausgehöhlt. Die Staubfäden find weiß, und ihre Kölblein gelb und sehr dünne. Die fünf Ausschnitte am Kelche sind groß, einige 6 Linien lang, 3 Linien breit, und gleichen kleinen Blättern, die am Rande fein und regelmäßig gezahnt sind. Sie legen sich auf dem Kelch zurück und werden lebhaft roth, wenn die Blumenblätter abgefallen find. Da die ersten Blumen sich nicht eher als im Junius öffnen, so feht die Frucht insgemein gut an. Sie ist rund, gegen den Stiel zu breit gedrückt, und auch etwas auf einer Seite der der Länge nach. Defters zeigt sich auch eine sehr deutliche Rinne vom Kopfe bis an den Stiel. Der große Durchmesser ist 8 Linien, der kleine 7, und die Hdhe 6 Linie. Stiel ist ziemlich dick, 15 bis 30 Linien lang, und stehet in einer seichten Aushdhlung. Die Haut ist hart und mehr als dunkelroth. Das Fleisch ist weiß, spielt aber etwas weniges ins röthliche. An den Kanten (arrêtes) vom Stick ist es sehr roth.

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Der

Der

Der Saft ist sauer. Der Stein ist weiß, vier Linien lang, fast eben so breit, und aufs höchste 3 Linien dick.

Der Fruchtzweig macht immerfort neue Triebe bis zu Ende des Sommers. Man sieht also zu gleicher Zeit Blumens Indpfe, ofne Blumen, Früchte die erst anseßen, ́andere die noch grün sind, andere die anfangen sich roth zu färben, und endlich zeitige. Wenn aber dieser Kirschenbaum an einem gegen Norden liegenden Geländer steht, so reifen seine lehten Früchs te erst im November, zu welcher Jahrszeit man eine Compote von Kirschen mit Vergnügen sieht, ob wohl diese in der Lage gegen Norden gewachsene Kirschen auch selbst zu Compoten zu fauer find.

Weil sehr viele Fruchtzweige an dem Baume wachsen, und derselbe daher buschigter wird als irgend ein anderer Kirschens baum, so nehmen die von den andern Zweigen zu sehr bedeckten wenig an Wachsthum zu, und tragen keine Früchte, und hds ren mit Ende des Julius auf zu wachsen. Der ganze Theil des Astes, welcher Frucht getragen, vertrocknet und verdirbt den Winter über.

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Die Blätter an den Fruchtzweigen sind sehr klein und nicht lang. Die größten sind 18 Linien lang und 13 breit. Sie sind tief gezahnt, und haben an der Auszahnung wieder Záhne. Der Blätterstiel ist 5 bis 7 Linien lang. Guter und wohlgebauter Boden vergrößert die Blätter und die Früchte dergestallt, daß ich bisweilen gezweifelt habe, ob es nicht vers schiedene Varietäten von diesem Kirschbaum gebe, der mehr sonderbar als nüßlich ist,

Außer

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