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äußersten Enden hin sind, die mehrsten Trauben hången. Dieß darf uns aber nicht betrügen, denn dieses kömmt nicht von einer dem Nanken eigenthümlichen Fruchtbarkeit her, sondern hat die Schicklichkeit die gute Lage des Ortes selbst zur Ursas che. Sede Feuchtigkeit nämlich, die von den Wurzeln einges fogen wird, geht durch den ganzen Stamm hindurch, und wird in dem Marke desselben bis in die höchste Spiße hinauf immer durchgeläutert. Ist nun der Saft bis dahin gekome men, so bleibt er hier stehen und verzehrt sich. Daher findet man nur in dem Kopfe des Weinstocks, oder an desselben Fuße an den Wurzeln die dicksten Ranken und Knoten. Dies jenigen Ableger nun, die aus der festen Masse des Stockes . hervorkommen, hält man aus doppelten Gründen für gut. Einmal, weil sie noch nicht getragen haben, und zwey: › tens, weil sie den gänzlich reinen unvermischten Saft aus der Erde erhalten haben. Doch sind auch diejenigen tragbar, die aus den zarten Theilen des Gewächses hervorgehen, und die unvermischten Nahrungsaft, wie schon oben bemerkt wors den ist, erhalten haben. Die dürresten Ranken sind die mitt: lern, weil diese von dem durchströhmenden Safte nur sehr wenig auffangen, und an sich ziehen. Nicht also die äußer ften Ranken, wenn sie auch sehr fruchtbar sind, taugen zum Absenken, sondern die von dem mittlern Theile des Weins stockes sind die beften. Ein Absenker von diesen Ranken artet weit seltner aus, da er aus einer schlechtern Lage in eine bef sere gebracht wird: denn man mag einen solchen Ranken ents weder in Ackerfeld oder Weinbergs:Land bringen, so bekömmt er immer einen bessern Standpunkt. Wenn wir also Absen: ker machen wollen, so haben wir darauf zu sehen, daß wir von den eben erwähnten Stellen nehmen, welche die Winzer gewöhnlich die feuchten faftreichen "nennen; jedoch von

denen

denen wir vorher bemerkt haben, daß sie Trauben getragen haben: denn wenn sie keine Frucht haben, so halte ich dafür, daß sie, wenn sie auch von einem vorzüglichen Theile des Weinstockes genommen worden sind, nicht eben sehr tragbar feyn werden. Die Meynung der Ackerbauer ist daher sehr fehlerhaft, nach der es eben nichts daran liegen soll, ob ein Nanke, der zum Absenker genommen wird, getragen has be oder nicht; dafern derselbe nur von einem sehr tragbaren Stocke genommen wird. Diese Meynung, die aus Unwiss senheit entstanden zuerst bewirkt hat, daß weniger fruchtba: re Weinstöcke entstanden, war auch Ursache, daß man hernach auch gänzlich unfruchtbare hatte. Deny wer hat wohl schon sonft dem Winzer das wissen lassen, was wir eben jetzt gesagt has ben? Ja wer bestellt nicht mehrentheils nur den unwissends sten Menschen, der zu keiner andern Arbeit taugt, zu diesem Geschäfte? Daher kommen, der Gewohnheit nach, nur die einfältigsten, unwissendsten, und schwächsten Menschen zu die: fem Geschäfte. Und wenn ein solcher Mensch auch einige Kenntnisse besißt, wie man den Absenker pflanzen müsse, so nimmt er doch nie den rechten, und begeht, öfters, um die Zahl derselben, nach dem Willen seines Herrn, vollzählig zu machen, mancherley Unterschleife. Er thut nämlich nichts mit Sorgfalt und Eifer, sondern alles so, wie der Herr es ihm im Ganzen aufgetragen hat. Er weiß, als die Fülle seis ner gesammten Kenntniffe, nichts anders, als daß man keinen Laubranken statt des Absenters pflanzen dürfe; dieß hat er einmal von seinen Lehrern gehört. origens nimmt er alles, prüfen erstlich

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was ihm nur vorkönmt, daju. Wir aber durch lange Erfahrung, und bemerken, ob der Ranke, den wir pflanzen wollen, an seinen Trieben Früchte getragen hat: denn dasjenige, was an einem unfruchtbaren Orte des Ger

wächses

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wächses erwachsen ist, ob es schon schön und stark ist, giebt einen sehr falschen Schein, und hat durchaus teine Zeus gungskraft. Jedoch mit einzelnen Trauben daran darf man nicht zufrieden seyn; je mehr eine Ranke Früchte trågt, desto besser. Denn wie oft erfährt man nicht, daß ein Ranke, der an dem Mutterstocke vier bis fünf Trauben trägt, nachs dem er zum Absenker gemacht worden und für sich steht, nur zwey Früchte bringt. Um wie viel weniger wird denn ein sols cher Stock tragen, der als Ranke an dem Mutterstocke nur eine oder höchstens zwey Trauben hatte?

(Die Fortseßung folgt).

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Obgleich die Obstbaumkultur einer der edelsten und eintrågs lichsten Zweige der Oeconomie ist, so haben doch verschiedene neuere Oeconomen, welche mit ihren Meinungen, über die

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*) Ich gebe hierbey noch einen kurzen Auszug aus Herrn Dr. Hennigs Schreiben an mich, bey Gelegenheit dieses Auffaßes; weil es noch einige gute Notizen enthält.

Sidler.

Damit ich mein Versprechen erfülle, so sende Ihnen anbey den bewußten Auffah: die Bäume ohne Pfahl zu befe

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Berbesserung der bisher so vernachläßigten Forstkultur im Pus Glico aufgetreten sind, behauptet, daß man die Obstbaumzucht mehr einschränken als erweitern solle, weil sie nicht nur die bisherige Vernachläßigung des Nadelholzanbaues, sondern auch

stigen und gegen Sturmwinde zu sichern, wozu ich eine Zeich nung beygelegt habe. Die Sache ist durch meine drevjährige Erfahrung bewährt erfunden worden, und in meiner Obst plantage sind alle Baume auf diese Art befestiget. Sch wünschte daß sie die Probe mit ein paar Stämmen machten, um von der Sache völlig überzeugt zu werden.

Bey dieser Gelegenheit noch etwas zur Berichtigung der Nomenklatur.

"Ihre im isten Stück des L. D. G. von diesem Jahr bes schriebene Characterreinette habe ich unter den Na men Marmorreinette in meiner Baumschule angezogen. Ein Spalierbaum davon trug im vorigen Jahre fünf Stud Aepfel, die völlig mit der Jhrigen übereinkommen. Ich erhielt sie unter den angeführten Namen: Marmors Reinette vor vier Jahren aus Dresden. Ich danke Ihnen also daß Sie mir diesen Apfel unter seinen wahren Namen haben kennen lernen; ich habe sogleich in meinem Baumverzeichniß umgeändert, und unter der richtigern Benennung eingetragen.

„Die von Ihnen erfundene Art, bie Bäume mit Nummers Hölzern zu bezeichnen, hat meinen völligen Beyfall, und mir viel Freude gemacht; das pomologische Publikum wird Ihnen daher dafür sehr verbunden seyn. Alle meine Bäume prangen damit, und ich habe gestern die lesten Nummerhölzer anhangen lassen."

Wittenberg, den 9. April 1800.

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auch den von Jahr zu Jahr mehr um sich greifenden Holzmangel mitbewirkt habe. Sie gründen sich besonders darauf: die vielen Obst und andern Baumplantagen, welche überall ans gelegt würden, erforderten eine ungeheure Menge von Baum: pfählen, die immer und größtentheils aus den Nadelholzwäls bern genommen würden, und die doch mit der Zeit als gutes, oder doch wenigstens als Mittelbauholz gebraucht werden könnten. Da nun die Waldungen durch die in Sachsen seit 30 und mehrern Jahren her, mit so vielen Eifer betriebene Obst und Baumkultur so viele Millionen unschäßbarer Baume stangen entzogen worden, so sey die Folge offenbar, daß das durch der jeßige Mangel an Bau; und andern Nuzholze mit befördert worden, weil die daraus entnommenen Baumstans gen in diesem Zeitraume zu guten starken, oder doch wenig: stens zu Mittelbauholz, zu Riegel: und Sparrholz hätte hers an wachsen können.

Dieser der Obstbaumkultur gemachte Vorwurf hat aller: dings seinen zureichenden Grund. Man nehme nur einige Hinsicht auf die in Sachsen und andern Orten angelegten, und noch fährlich entstehenden Baumplantagen, die englischen Gårten und Luftparthien, auf den Obstbau der Städter und Bauersleute, den Wein: Hopfen und Bohnenbau, so wird man gleich überschlagen können, wie viele Millionen Stans gen alljährlich verschwendet werden. Wir haben in der Laufiz und bey Leipzig Rittergüther, welche in ihren Baumansagen jährlich 8 bis 10000 Stück Baumstangen brauchen. Man ers laube mir nur noch ein einziges Beyspiel anzuführen, das sor gleich documentirt werden kann, und wodurch der den Baum plantagen gemachte Vorwurf noch mehr Gewicht erhält,

Nach den Jahrestabellen, die, vermöge gnädigster Bes fehle, über die von den heyrathenden Bauersleuten geseßten guten

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