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der letztere Fall nut und allein der wahrscheinlichere seyn. Und in diesem Falle kann die Natur durchaus nicht so abweichen, daß nicht ein ähnliches Product von dem Stamme hervorgehen follte?

Wenn es Menschen oder Thiere wären, die mit Besons nenheit und willkührlich handeln könnten, so möchte noch eher eine Wahrscheinlichkeit statt finden, daß große Veränderuns gen vorkommen könnten: jedoch auch schon hier weiß man, daß bey der Ordnung, in welcher jede Claffe bleibt, jede ein ihm selbst gleich und ähnliches Geschöpf hervorbringt. Ich kann zum Beweiß dessen nichts besseres anführen, als das was Hr. Hofrath Meiners in dem oben angezeigten Buche von dem Unterschiede saget, in welchem sich die Casten der Hindus erhäls ten, wenn sie sich nicht mit andern vermischen. Seite 240. B. I. heißt es: „Hindostan und dessen Producte unterscheiden sich von den übrigen Ländern des westlichen Asiens und deren. Producten nicht so sehr, als die Hindus sich von den übriz gen morgenländischen Völkern unterscheiden. Noch merkwürs diger aber ist es: daß die Hindus selbst von einander vielmehr, als die höhern Caften der Erstern von allen übrigen westlichen Asiaten verschieden sind. Es ist bekannt, daß die Hindus, oder die Heydnischen Einwohner von Hindostan in vier Haupts fasten, in die der Braminen, der Edlen oder Krieger welche. zu Pferde fechten, der Kaufleute, und endlich der Handwer: ker und Bauern abgetheilt sind S. 241. Die Menschen der beyden höhern Casten, welche sich unvermischt erhalten haben, find eben so hell von Farbe, eben so groß und schön von Kör: per, als die helleften, schönsten und größten Völker des west: lichen Asiens S. 242. Ganz anders sind die Menschen der niedrigen, und namentlich der niedrigsten und verworfensten

Unter:

Unter: Casten, die Parias oder Pulias beschaffen, welche bey weitem die größte Zahl der heidnischen Bewohner von Hins dostan ausmachen. Diese haben in den nördlichen Gegenden eine braune, oder gelbe, oder schwärzliche, in den südlichen Gegenden eine glänzend schwarze Farbe. "

Diese Darstellung des Unterschieds der Hindus mit ans dern Völkern, und sogar unter sich selbst, der sich bis hierher erhalten hat, und noch immer erhält, wird in folgenden noch weiter fortgeseht; hier habe ich nur so viel geben wollen, als zu meinem Zwecke dienlich war: nämlich um zu beweisen, daß eine Menschenart wieder dieselbe Menschenart hervorbringe, wenn sie sich unvermischt erhalten. Wenn dieß sogar von Menschen gilt, denen man doch, als Thieren, die vollkommen: ste Freyheit sich begatten zu können, mit wem sie wollen, zus steht, deren Organisation so sehr fein, und den steten Ein: wirkungen der immer verändernden Natur so sehr ausgeseßt ist, warum sollte dieß nicht auch von dem Saamen der Obst früchte, und solcher Producte, deren Bildung weit einfaz cher, und also auch fester ist, gelten?

Jedoch wird man mir einwerfen: wie leicht könne es nicht geschehen, daß der Blüchenstaub von dem einen Baume zu der Blüthe eines andern getragen werde, da die-Luft das ungewisse Medium sey, welches denselben bald da bald dorthin treiben könne: wie leicht könnte es durch die gewisser: maßen einfache Struktur der Pistille sich fügen, daß solcher fremde Blüthenstaub in sie eindringe, und die Blüthen bes fruchte?

Indessen wenn ich dem Blumenstaube seine befruchtende Kraft auch nicht nehme, so denke man sich aber nur ein

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mal die Blüthe wie sie ist. - Die Pistillen sind mit Anther ren dick umstellt, deren jede ihren Staubbeutel trägt. Die Natur hat sie beyde für einander geordnet; sie erhalten, auf Einem Stiele stehend, von der Natur, und zwar von innen so wohl als von außen einen Stoß, jene zur Ems pfänglichkeit, und diese zum Ausströmen ihres Blumenstaur bes, es mag nun dieses nur zu einer Zeit oder zu verschiede nen Zeiten geschehen. Wo ist, bey diesen Umständen, nun ein Grund herzunehmen, daß anderer Blumenstaub von einem ohngefähren Lüftchen hergewehet, und die Begattung mit eis ner andern Art nachdrücklicher und mehr bewirkt werde? Man seße hinzu, was diejenigen, welche Versuche zur Begat: tung der Blumen, um eine Varrietät zu erhalten, haben thun müssen, um deu eigenen Blumenstaub in der Blüthe un fräftig zu machen. Sie mußten zuvor immer die Antheren abschneiden, damit ihren Staubbeuteln kein Blumenstaub ents Strohmte. Wer mögte aber allen Baumblüthen ihre Antheren ausschneiden, um sicher zu gehen, durch die Ber fruchtung von dem Blumenstaub anderer Arten, neue zu erlangen? Was hier geschehen könnte, könnte am ersten durch Obstorangeriebäumchen geschehen; aber bis jeht ist in diesem Fach der Obstkultur noch nichts bestimmtes erwiesen.

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Was nun hier noch aus der Erfahrung hinzugefügt werz ben könnte, das soll bey der Beantwortung der dritten Frage vorkommens ich verspare es also bis dahin, um nichts doppelt zu sagen.

Hier nur noch das, was Hr. Hofrath Diel in seiner neuen Ausgabe des Traktats über die Anlegung einer

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Obstorangerie in Scherben, und über die Weges tation der Gewächse. Frankfurth 1798." von seiner Pêche blanche et rouge, sagt S. 483. No. 23. die er aus Steinen erhalten, und auch aus Steinen fortpflanze – „die Haut der Pêche blanche ist außerordentlich zart, daß sie keis nen Druck duldet; vom Geschmack die beste die ich kenne. Sie ist aus einem Stein entstanden, und so viele man bisher davon erzogen sind solche nicht ausgeartet." Ich selbst habe auch eine Pêche rouge erhalten, die den Schnitt gar nicht verträgt, durch Steine fortgezogen wird, und im October die delicateften und größten Pfirschen liefern foll. Auch sagt Hr. Meyer Pomm. Franconica Th.I. S. 16. der einzige Albergier läßt sich wieder aus seinem Kern ziehen.

Die zweyte Frage.

„Giebt es außer dem Pyrus communis und Pyrus malus „Linnaei, dem gemeinen wilden Birns und Apfelbaum „keine Stamm oder Mutterbäume mehr, die sich ohne „die künstlichen Methoden des Einåugelns und Pfropfens „aus den Saamen erzeugen lassen? wie heißen diese „Stammbäume, wenn solche bestehen, und wo sind sie zu „haben ?“

:

Diese Frage kann wohl keinen andern Sinn haben als diesen wenn man den wilden Birn und Apfelstamm, den man in den Wäldern findet, ausnimmt; giebt es dann noch andere Birnstämme die wild find, und aus denen man gute Sorten aus den bloßen Kernen erziehen kann? und andere wilde Aepfelstämme, von welchen ein gleiches zu hoffen steht? Denn von andern Obstgattungen z. B. Nüssen, Kastanień u., die, wie jeder weiß, sich aus Steinen erziehen

laffen,

*lassen, auch von den gewöhnlichen – Kernreisern, kann hier die Rede nicht seyn.

§. 1.

Daß es jest außer den gemeinen wilden Aepfel und Birnstämmen, die man in den Wäldern antrifft, noch andere Mutterstämme gebe, die sich ohne die künstlichen Methoden des Eindugelns und Pfropfens aus den Saamen erziehen lassen, dieß kann man wohl nicht in Ubrede seyn. Es kann aber hier zuförderst 'nur die Frage entstehen: „Hat sich der Pyrus cominunis und Pyrus malus Linaei von der Schöpfung oder der ersten Ent: stehung derselben an bis auf unsere Zeiten in seiner Gattung rein erhalten?" Man hat Ursache zu glauben, daß dieses nicht geschehen sey. Wenn man die Wälder durchstreicht, so findet man schon da, sowohl bey den Aepfeln und Birnen eis nige, die in ihrer Bildung von einander verschieden sind. Eis nige derselben tragen rundliche, andere längliche Früchte, wor durch sie sich merklich von einander entfernen. Es giebt ganz runde Holzbirnchen, und man trifft auch einige an, die gegen den Stiel zu sich etwas verlängern. Es giebt ganz runde Holzapfel, aber auch wieder welche, die nach der Blume zu fpitig sind. Hier schon könnte ein Streit entstehen: „wel: ches sowohl bey der einen als der andern Art die Sorte wäre, die bey der Schöpfung zum Stammvater ihres Geschlechts ge: macht worden sey?" so weit läßt sich aber, und wenn wir auch mit Herder in seinen „Ideen zur Philosophie der Mensche heit," bis zu dem ersten Gräschen oder Moos an der Felsens wand zurückgehen wollten, nicht gehen, um etwas gewiss fes entscheiden zu können. Genug, eine Verschiedenheit mit wildem Obst ist schon da, wer will aber entscheiden, welches

der

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