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und Sorgfalt des Menschen fortgeflanzt werden kann. Dies se Gattung von Fruchtbäumen kömmt eben so wohl fort in den Ebenen als an den Hügeln; in dichter Erde nicht wenis ger als in leichterem Boden; in fettem Boden sowohl als in dürrem; in sumpsigtem so gut als in trocknem. Sie allein unter allen Gewächsen erträgt am besten die Ungerechtigkeis ten, die Beschwerlichkeiten der Witterung, sowohl unter kals ten, heißen, oder stürmischen Himmelsstrichen." Indëffen tömmt doch auch sehr viel darauf an, von was für einer Art der Weinstock sey, wie man ihn behandelt, und in was für Boden derselbe tömmt: denn nicht unter jedem Hims melsstriche, in jedem Boden, und in jeder Gegend darf die Pflege und Wartung einerley seyn. `Auch sind die Arten der Weinstöcke gar sehr verschieden. Welche Art die vorzügs lichste sey, dieß läßt sich nicht wohl sagen: jedes Land und jeder Boden hat seinen eigenthümlichen Weinstock, der in ihm, wie die Erfahrung lehrt, besser fortkömmt. Ein vors fichtiger und kluger Landbauer nemlich wird jede Art Weinz stöcke genau untersuchen, ob sie sich für eine Flächen:Gegend fchicke, welche viele Nebel und Reif hat, die trocken ist, und von Winden viel leidet. In einen fetten und reichen Bos den wird er einen leichten und von Natur nicht allzufruchts baren Weinstock, "in dürren und elenden einen sehr tragbas ren, in dichtes oder derbes Erdreich einen hißigen und viel` auf Ranken anlegenden Weinstock bringen. Ein solcher muß wissen, daß in einer feuchten Erde ein solcher Stock nicht wohl gedeihe, dessen Beeren zart und sehr groß sind: sons dern er wird einen solchen dahin verpflanzen, dessen Bees ren fest und eng sind; die viele Kernen enthalten. Er wird ferner darinnen nicht unwissend seyn, was entweder die warme oder die talte, die trockne oder zum Theil geneigte,

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die windige oder die ruhige, die heitere oder die nebligte Beschaffenheit der Himmels:Gegend, unter welcher er wohnt, für Einwirkung auf die verschiedenen Sorten der Weinstds de haben müsse.

So wird er, j. B., in eine kalte und dem Nebel un terworfene Gegend zwei sehr verschiedene Arten von Weins Stöcken pflanzen. Die eine Sorte muß sehr schnell reifen, so daß ihre Früchte vor der Zeit des Winters zur Vollkoms menheit gedeihen. Die andere Art wird langsam reifen, fest und robust seyn, einen harten Kern haben, und, so wie andere nur unter der Hiße der Sonne, fo sie nur unter Reif und Kälte zur Reife gedeihen. In einen windigen und beständigen Stürmen unterworfenen Boden wird er sols the Stöcke sehen, die zåhe sind und einen harten Kern has ben: in einen warmen seht er zarte; in einen trocknen Boz den aber solche Stöcke, die beständig an Fäulniß durch Thau und Regen leiden; in einen nassen Boden bringt er solche, die dem Verdorren sehr ausgeseßt find : in einer solchen Gegend aber, wo viele Gewitter sich einzufinden pflegen, wird er Weinstöcke mit starkem breiten Laube anpflanzen, weil dieses sehr gut geeignet ist, die Frucht gegen den Haz gel oder Schloßen zu beschüßen. Su stillen und ruhigen Gegenden hat man diese leßtere Vorsichts: Wahl nicht nds thig; denn in diesen finden fast gar keine Gewitter statt.

Will man aber einen Ort zu einem Weinberge nach Wunsch erwählen, das heißt, fo, wie man ihn gerne haben möchte; so ist, nach dem Rath des Celfus, derjenige Boż den der beste, welcher nicht zu dichte, nicht zu leicht, aber doch mehr leichter als dicht; welcher nicht zu locker, nicht

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zu' tragbar, aber doch mehr "tragbar als unfruchtbar ist, Ein solcher Boden ist vorzüglich gut, der nicht zu sehr auf einer Fläche ausgegossen und gleichfalls nicht an jähen Fels fen liegt. Er muß so beschaffen seyn, daß er etwas erhaz ben gelegen sey, weder zu viel Trockenheit noch zu viel Sumpf, sondern nur hinlänglich feuchte Erde habe. Ein solcher Boden muß Quellen haben, die weder zu tief unter, noch zu hoch auf der Erde hinweglaufen; sondern deren Feuchtigkeit ganz langsam an die Wurzeln anfickert. Und diese Feuchtigkeit muß übrigens also beschaffen seyn, daß sie weder bitter noch salzig ist, den Geschmack des Weins nicht verdirbt, daß sie das Wachsthum der Wurzeln und der Ranken durch angesehten Roßt nicht verhindert.

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Der eben beschriebene Weinberg vertrågt ferner weder einen Himmelsstrich, welcher viel Eis, noch auch einen fols chen, der viele Hiße hat. Indessen gedeiht derselbe doch cher in warmen als in kalten Gegenden; wird er eher durch Regen als Heiterkeit des Himmels verleßt; und kömmt bess fer in troknem als in wasserreichem Boden fort. Leichte und fanfte Winde hat er vorzüglich gerne.

Von den Weinstöcken, welche in nahe um die Städte herum sich befindenden Gegenden vorzüglich zur Speise anzupflanzen sind.

Der Weinstock wird entweder zur Speise und zum fris schen Eenuß, oder zum Auspressen gepflanzt. Vortheilhaft ist es eben nicht Weinberge bloß zum augenblicklichen Ges nuß oder zur Speise anzulegen, außer nur in dem Falle,

wenn

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wenn der Weinberg so nahe an einer Stadt liegt, daß der Bortheil es verlangt, die Trauben an die Kaufleute, so wie anderes Obst zu verkaufen, wozu man denn vorzüglich die frühzeitigen, die hartkernigen, die purpurfar bigen, die großbrüstigen, die Dattelähnlichen, die Rhodischen, die Lybischen, und die Caraun iz ichen nimmt. Zu diesem Behuf pflanzt man nun nicht als lein diejenigen, welche durch ihren Geschmack sich empfehlen, sondern auch solche an, welche von guter Form sind wie, 4. B., die gekränzten, die drei Fuß langen, die wei: löthigen, und die Cydonischen.

Man pflanzt ferner in dergleichen Weinbergen Stöcke an, deren Trauben in Gefäßen, den Winter hindurch, eins gemacht werden können, und die sich in denselben gut hals ten; wie die Benukulaische und Nemesianische; welche lettere Art erstlich für gut und tauglich zu diesem Behuf befunden worden ist. - Wo man aber nicht bloß und al: lein für das Effen der Trauben, sowohl frisch als konservirt, besorgt ist, sondern auch gern Wein keltern möchte; da ließt man sich Stöcke aus, deren Trauben nicht allein gut frisch zu essen sind, sondern die auch guten Wein geben, und dessen Stamm recht dauerhaft ist. Das erstere trägt, wie natüre lich, viel zu dem Vortheil und Nußen des Befihers, das ans dere aber zur Erhaltung der Sorten sehr viel bey. In die: sem Betrachte ist aber nun die vorzüglichste diejenige, wel che nicht zu früh oder zu jung aufblüht, dann aber, wenn der Stamm das rechte Alter erlangt hat, bald im Jahre ih re Blüthen treibt und bald reif wird; die Regen, Rost, und Kief Boden verträgt, die weder von zu vielëm Plaßregen in Fäulniß übergeht, noch auch durch den Druck der Hiße

dürre

durre wird. Und sollte auch ein solcher Weinstock nur mittels mäßig fruchtbar seyn, so nehme man ihn, und verpflanze ihn in einen solchen Boden, welcher gute und vorzügliche Säfte oder Feuchtigkeiten hat: denn in dürren und schlech ten Baden, muß man allemal die tragbarsten Stöcke brin gen, damit die natürliche Tragbarkeit des Stockes die Uni fruchtbarkeit des Bodens erseke. Besonders aber ist es, daß fast in allen Ländern die Flächen:Gegenden mehr Wein, die Hügel aber viel füßern und wohlschmeckendern geben. Indess sen auch diese tragen mehr, wenn ihre Lage gegen Norz den zuit: sie tragen süßern Wein, wenn die Lage südlich war. Es ist aber dabei kein Zweifel, daß nicht einige Weins stöcke von solcher Beschaffenheit sind, daß sie, nach Beschaf: fenheit ihrer Standpunkte, ihren Wein entweder vorzüglich gut oder etwas schlechter und geringer tragen. Blos von den Amineischen allein sagt man es, daß sie, nur ganz talte Himmelsstriche ausgenommen, wo sie auch seyn mögen, und wenn sie selbst etwas aus der Art geschlagen seyn sollten, doch Bein gåben, der mehr oder weniger gut wäre, und al len übrigen Wein im Geschmack übertreffe. Diese Gattung von Weinstöcken, ob sie gleich unter einem Namen sich ber finden, besteht doch aus sehr vielen Arten. Ich kenne zwei einander sehr nahe verwandte Arten davon, von welchen die Eleinere schneller und beffer blüht und Früchte trägt als die andere, sich eben so gut zum Erziehen als Baum als an das Spalier schickt. Sie verlangt als Baum fetten, am Spalier (iugum) gezogen aber leichten Boden. Sie ist weit vorzüg licher als die größere Art; weil sie Wind und Regenwetter weit beffer erträgt. Denn die größere Art leidet gar leicht Schaden in der Blüche, und dieß zwar mehr am Spalier Denn als Baum und daher schickt sie sich gar nicht zur Ans legung

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