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XVIII.

Fußartilleristische Blätter. *)

Von O. v. S.

(Hierzu Tafel VII.)

I. Ueber Batteriebau.

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Die Formen unseres Batteriebaues, welche sich aus den Erfahrungen des Krieges 1870/71 entwickelt hatten, waren in Beziehung auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen feindliches Feuer vorzugsweise denjenigen Verhältnissen angepaßt, welche sich gegen das rasante Demontirfeuer als das bis vor kurzer Zeit wirksamste und deshalb vorzugsweise zu erwartende bewährt hatten. Nachdem es der Jehtzeit gelungen ist, das Vertikalfeuer so Leistungsfähig zu machen, daß vorzugsweise durch dieses auch in Zukunft die Bekämpfung von Batterien zu erwarten ist, müssen auch die Formen unserer bisherigen Batterien entsprechend modi= ficirt werden. Dabei ist namentlich zu berücksichtigen, daß durch die Möglichkeit, den Batteriehof selbst zu treffen, die Fähigkeit, die Batterie im Innern zu zerstören, gegen früher ganz außerordentlich gestiegen ist.

Der Effekt der Trefffähigkeit und der Geschoßwirkung des heutigen Vertikalfeuers, namentlich da sich die Geschoßwirkung durch Anwendung brisanter Stoffe noch von Tage zu Tage steigert, ist wohl zweifellos derartig, daß eine Batterie in kürzester Zeit

*) Der Verfasser beabsichtigt, unter diesem Titel verschiedene Fragen zu besprechen, welche sich auch auf das Schießen, das Festungs-Kriegsspiel und die Leitung des Feuers im Festungskriege beziehen.

Einundfünfzigster Jahrgang, XCIV. Band.

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kampfunfähig sein muß, wenn es der feindlichen Batterie gelungen ist, sich gegen die Geschüßstände derselben einzuschießen.

Alle Bestrebungen, diesen Effekt zu verhindern oder abzuschwächen, können d. E. nur in Folgendem bestehen:

1) Die Batterien sind durch ihre Lage im Terrain noch
mehr als bisher zu decken, so daß das Einschießen gegen
dieselben so schwer wie möglich ist.
2) Den Batterien sind solche Formen und Einrichtungen im
Innern zu geben, daß die Geschoßwirkung des einzelnen
Treffers auf einen möglichst kleinen Herd beschränkt wird.

A. Anlage der Batterien im Terrain.

Als die günstigste Lage einer Batterie im Terrain wurde bislang immer diejenige angesehen, durch welche der Brustwehrkörper selbst und dadurch auch das Terrain unmittelbar vor demselben dem Auge des Feindes entzogen war, welche aber gleichzeitig die Beobachtung der eigenen Schußwirkung unmittelbar aus der Batterie gestattete.

Diesen Bedingungen entsprach es am besten, wenn die Batterien auf den Höhen und zwar so weit hinter den Kamm derselben zurückgezogen angelegt wurden, daß ihre Brustwehren nicht mehr zu sehen waren, daß aber aus ihnen noch direkt gerichtet und beobachtet werden konnte.

Nur für Flachfeuer-Batterien, welche im Stande sein mußten, vermittelst direkten Richtens auch gegen das unmittelbare Vorterrain einzuwirken, war die Bedingung nicht gesehen zu werden" meist gar nicht oder nur schwierig (durch künstliche Maskirung, die die eigene Beobachtung nicht wesentlich beeinträchtigte) zu erfüllen.

Für Batterien aber, welche besonders gedeckt angelegt werden sollten, und für welche ein direktes Richten nicht erforderlich war, zog man es schon vor, ganz hinter die Anhöhe oder in ein verdeckt liegendes Terrain zu gehen, welches die Möglichkeit bot, die eigene Beobachtung von einem in der Nähe der Batterie gelegenen Punkte aus vorzunehmen.

Diese Lage wird künftighin die Regel sein müssen, trog der größeren Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten, welche daraus für das gute Funktioniren der Batterie selbst entstehen.

Entzieht auch die Lage der Batterie dicht hinter dem Kamm einer Höhe dem Feinde die Beobachtung seiner Schüsse vor der Batterie, so ist er doch noch im Stande, die kompakten Rauchwolken der feuernden Geschüße zu erkennen, und dadurch befähigt, durch verschiedene Hülfsmittel das Einschießen auszuführen.

Nur eine Lage der Batterien an solchen Stellen, an welchen sich die Rauchwolken der feuernden Geschüße schon auseinander gezogen haben, ehe sie sichtbar werden können, entzieht dem Feinde die Anhaltspunkte für ein genaues Einschießen und giebt ihm nur die Möglichkeit, dieses Terrain zu beunruhigen und die Batterie durch Zufallstreffer zu beschädigen.

Die Terraintheile hinter den Anhöhen, niedrige Gehölze oder sonstige verdeckt liegende Terrainstellen, welche sonst den zu erbauenden Batterien die für ihre Aufgabe nothwendige Schußrichtung gestatten, entsprechen dieser Bedingung am besten.

In erster Linie wird man daher für alle Mörser- und kurzen Kanonen-Batterien eine derartige Lage ins Auge zu fassen haben; aber auch die Flachfeuer-Batterien, welche nicht gegen das unmittelbare Vorterrain zu wirken brauchen, wird man so weit zurückziehen oder verdeckt anlegen, als ihre gestreckte Flugbahn noch erlaubt, die sie verdeckenden Terraingegenstände zu überschießen.

Die Schwierigkeiten, welche den Batterien durch ihre verdeckte Lage für ihre eigene Thätigkeit erwachsen, sind verschiedener Art und können zweifellos unter Umständen so groß sein, daß von der verdeckten Lage der Batterie mehr oder weniger abgesehen werden muß.

Für die Thätigkeit einer verdeckt liegenden Batterie ist be kanntlich zu berücksichtigen, daß zur Regulirung der Höhenrichtung die Beobachtung der Längenabweichungen und zur Regulirung der Seitenrichtung die Beobachtung der Seitenabweichungen möglich sein muß, sowie daß es für die meisten Batterien außerdem noch erforderlich ist, die Geschüße auf jedem beliebigen Punkt des ihnen übertragenen Sektors mit der zugehörigen Seitenrichtung einrichten. zu können, ohne vorherige Beobachtung und Korrektur.

Was die Beobachtung der Längenabweichungen anbetrifft, so machte die Anlage eines Beobachtungsstandes an einem geeigneten Punkte vorwärts seitlich oder auch rückwärts der Batterie, sowie die telephonische oder optische Verbindung desselben mit der Batterie

noch die wenigsten Schwierigkeiten. Immerhin aber komplizirt es den Apparat und hat den Nachtheil, daß der Batteriekommandeur diese für das Einschießen wichtige Beobachtung im Allgemeinen nicht selbst übernehmen kann. Denn daß dieser prinzipiell sich selbst in den Beobachtungsstand begiebt und das Kommando einem Anderen überträgt, oder von dem entfernten Beobachtungsstande aus das Kommando weiterführt, dürfte nur bei den Friedensübungen vorkommen, nicht aber im Ernstfalle am Plaze sein. Wenn über der Batterie die Kugeln pfeifen, Geschosse einschlagen, Zerstörungen und Verwundungen eintreten und die Aufrechterhaltung der Disciplin für die Thätigkeit der Batterie die GrundLage ist, kann der Batteriekommandeur nicht in einem vielleicht mehrere Hundert Meter entfernten Beobachtungsstande siten, sondern er gehört in die Batterie, was nicht ausschließen soll, daß er seinen Beobachter daselbst von Zeit zu Zeit kontrolirt und sich über die Zerstörung des Zieles orientirt.

Größer können schon die Schwierigkeiten sein, eine korrekte Beobachtung der Seitenabweichungen zu ermöglichen.

Ist es gelungen, für die Beobachtung der Längenabweichungen einen Punkt zu finden, der nicht zu weit seitlich der Batterie liegt, so ist es allerdings angängig, auch von hier aus gleichzeitig die Seitenabweichungen zu beobachten.

In wirklich verdecktem Terrain und namentlich bei mehreren Batterien nebeneinander ist dieser Fall aber selten. Man wird sich deshalb entweder mit minder sicheren Angaben über die Seiten= abweichungen von dem weiter abliegenden Beobachtungsstande aus begnügen müssen, oder wenn die Aufgabe der Batterie solches nicht verträgt, zur Anlage besonderer Beobachtungsstände zu schreiten haben, welche in genügender Entfernung vor oder hinter der Batterie an Punkten liegen, von wo aus das Ziel zu sehen ist.

Die Auffindung solcher Punkte kann aber auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen und die Möglichkeit, die Seitenabweichungen korrekt zu beobachten, dadurch ausgeschlossen sein. In dem Falle muß die verdeckte Anlage der Batterie eventuell aufgegeben werden.

Endlich erwachsen den Batterien aus der verdeckten Aufstellung dadurch Schwierigkeiten, daß die Uebertragung der Hauptrichtungslinien des Sektors auf die Bettungen zum korrekten Nehmen der Seitenrichtung, sowie die fortwährend nothwendige Kontrole der

selben nicht direkt möglich ist, vielmehr erst durch ausgesteckte Alignements 2c. bewerkstelligt werden muß.

Wenn auch die Fehler der ersten Seitenrichtung durch Beobachtung und Korrektur rasch ausgeglichen werden, so wirken doch Fehler in der Seitenrichtung beim Planfeuer oder da, wo eine Beobachtung ausgeschlossen ist (Nachts), um so nachtheiliger ein, als das Planmaterial an sich schon häufig an Genauigkeit zu wünschen übrig läßt.

Aber alle die genannten Schwierigkeiten, welche die verdeckte Anlage der Batterien für die Thätigkeit derselben mit sich führt, wenn sie überhaupt zu überwinden sind, müssen in den Kauf genommen werden, um die Existenz der Batterien mehr zu gewährLeisten.

Ist das Terrain zur Anlage verdeckt liegender Batterien ungeeignet oder erscheint eine solche aus irgend welchen anderen Gründen nicht durchführbar, so wird man sich wie bisher begnügen müssen, für eine natürliche oder künstliche Maskirung der Batterien zu sorgen.

Dasselbe erscheint nothwendig für diejenigen Batterien, welche vermittelst direkten Richtens auch gegen das unmittelbare Vorterrain wirken sollen.

Vielleicht empfiehlt es sich, für die Einwirkung auf das unmittelbare Vorterrain ganz besondere Batterien anzulegen (schwere 9 cm Kanonen), welche nur diese Aufgabe erhalten und überhaupt das Feuer nur eröffnen, wenn eine solche Einwirkung erforderlich wird (gegen Infanteriekämpfe).

B. Jnnere Einrichtung der Batterien.

Die bisherige Einrichtung unserer Batterien vereinigte viele Vorzüge. Die gesammte Eisenmunition war unmittelbar neben den Geschüßen untergebracht, desgleichen befanden sich die Räume zur Unterkunft der Mannschaften neben den Geschüßständen, die schräge Decke dieser Räume bot dem feindlichen Flugfeuer keine Anhaltspunkte, die Geschosse im Innern der Batterie zum Krepiren zu bringen, und erlaubte gleichzeitig dem Batteriekommandeur, die sämmtlichen Geschüße übersehen und dadurch den Gefechtsdienst besser leiten zu können.

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