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Diese oben erwähnte stabilere Situation der Batterie nüßt man nun für Uebungszwecke am rationellsten in der Weise aus, daß nach Weifung des Leitenden zur Darstellung gebracht werden:

1) der Munitionsersaß;

2) Ersaß an lebendem Material; Verwundete und ihre Besorgung;

3) Handhabungs-Arbeiten und

4) Commando-Uebergabe.

Es empfiehlt sich hierbei, nur ganz langsam vorzugehen, eines nach dem andern, nicht alles zugleich zu verlangen und auch auf Ruhe und Exactheit in der Ausführung zu sehen. Ales braucht seine Zeit und in einer combinirten kriegsstarken Uebungsbatterie erst recht.

Im Ernstfalle wird man wohl für jede Art Ersatz die sich naturgemäß ergebenden Gefechtspausen am zweckmäßigsten ausnußen.

(Schluß folgt.)

Kleine Mittheilungen.

10.

Le chargeur rapide.

Die unvorhergesehene Einführung des Schnellladers in der deutschen Armee hat in Frankreich etwas ernüchternd gewirkt, und da die begeisternde Wirkung des Melinites nicht mehr ausreichte, die gesunkene Zuversicht wieder aufzurichten, so mußte etwas Neues zu diesem Zweck erfunden werden. Nach dem Spectateur militaire besteht diese neue Erfindung in dem „chargeur rapide", einem kleinen Ledertäschchen, welches 8 Patronen fassen kann und mit dessen Hülfe im Durchschnitt 15, von geübter und geschickter Hand aber einige 20 Schüsse in der Minute abgegeben werden können. Alle Offiziere sind mit der Einrichtung bereits vertraut,

und so ist denn die französische Infanterie in Bezug auf die Feuergeschwindigkeit „sur le pied d'égalité avec leurs adversaires probables". Aber nach dem Spectateur darf das Streben nach einer verbesserten Waffe deshalb nicht aufhören. Der „Chargeur“ kann den selbstthätigen Lader des Repetirgewehres nicht ersehen. Er ändert nicht die Flugbahn des Geschosses, die alle Welt für zu gekrümmt hält. Er vermindert das Kaliber nicht, also auch nicht das Gewicht der Patrone, und bietet daher nicht die Möglichkeit, dem Soldaten eine größere Patronenzahl aufzuladen. Diese verschiedenen Probleme sind noch zu lösen; nur das Schnellschießen ist schon erreicht.

XIII.

Fingerzeige für den Rekrutenoffizier der Feld-Artillerie.

Die Rekrutenausbildung ist eine schwere, aber die dankbarste

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Aufgabe in der ganzen Lieutenantszeit hört man manchen Batteriechef sagen, wenn er beginnt, den zum Rekrutenoffizier bestimmten Lieutenant mit seinen Ansichten über den Ausbildungsgang vertraut zu machen. In nicht wenigen Fällen lächelt der Lieutenant und hält den Ausspruch für eine scherzhafte Wendung; er denkt an die Unbeholfenheit der Eingestellten, an die vielen Stunden Arbeit auf dem Exercirplaße Vor- und Nachmittags, an den ihm weit zusagenderen Dienst in der Reitbahn. Und doch ist die Bemerkung zutreffend. Gerade die Schwierigkeit, aus dem Nichts durch unermüdliche Arbeit Etwas zu schaffen, gerade der Umstand, daß der Rekrut das, was er bei der Vorstellung im Frühjahr zeigt, lediglich oder wenigstens in der Hauptsache seinem Rekrutenoffizier verdankt, bringt diesem, hat er seine Aufgabe richtig aufgefaßt, eine Ehre, die er gewöhnlich nicht zu theilen braucht. Es muß dieses ein Sporn für den jungen Offizier sein, der ihn antreibt, im Hinblick auf die hohe Wichtigkeit der ersten Ausbildung der Grundlage für die Dienstzeit des Mannes und mit Rücksicht auf die kurze zur Verfügung stehende Zeit die Schwierigkeiten im Voraus zu erkennen, um sie leichter besiegen zu können.

Nachfolgende Erörterungen sollen dem jungen Offizier einen Anhalt dazu bieten.

1. Vorbereitungen.

Der October ist die Zeit der Ausbildung des Rekruten-Exercircommandos. Diese Wochen muß der Rekrutenoffizier auf das Einundfünfzigster Jahrgang, XCIV. Band.

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Eifrigste benutzen, um die ihm überwiesenen Rekrutenlehrer kennen zu lernen und zu tüchtigen, nie versagenden Werkzeugen heranzubilden. Um dieses zu können, ist es Vor- und Hauptbedingung, daß der Offizier selbst die gründlichste Kenntniß des Reglements bezw. der einschlägigen Vorschriften besitt, sowie daß er sich über die Behandlung der Rekruten und den Ausbildungsgang klar geworden ist. Diese Kenntniß, eine unbedingte Klarheit muß er unter allen Umständen zu erwerben wissen, auch wenn er zum ersten Male die Rekrutenausbildung leiten sollte. Der Offizier darf sich nicht etwa damit trösten, daß die Ausbildungsmonate Zeit genug zum allmählichen Lernen bieten, - jeder Tag hat seine eigene Plage; sind die Rekruten erst eingestellt, so giebt es für den Rekrutenoffizier noch genug Anderes zu thun und zu lernen. Aber auch davon abgesehen, ist es dem jungen Offizier nur auf diese Weise möglich, gleich von vornherein auch dem ältesten Unteroffizier gegenüber die unbedingt erforderliche Ueberlegenheit zu erlangen.

Der Offizier muß in diesem Vorbereitungsmonat mit seinen Unteroffizieren die ganze Einzelausbildung des Rekruten, das Exerciren am einzelnen Geschüß und das Turnen bis in das Kleinste durchnehmen. Zweifel irgend welcher Art dürfen unter keinen Umständen bleiben, die Aufklärung erfordert später überflüssig Zeit und führt auch leicht zu unangenehmen Erörterungen mit dem betreffenden Lehrer, welche dessen Ansehen schädigen.

Weiter liegt es dem Offizier ob, die Lehrer im Commandiren und dem Abstellen von Fehlern zu üben. Das Abgeben von richtigen Commandos in militärischer Haltung gehört zwar zu den weniger schweren Aufgaben, aber doch bedürfen vor Allem die jüngeren Kräfte entschieden der Uebung. Schwerer ist das zweckentsprechende Abstellen von Fehlern. Zunächst ist es in dieser Beziehung Aufgabe des Offiziers, den Blick der Rekrutenlehrer für alle Abweichungen vom Richtigen zu schärfen und ihnen die hauptsächlich auftretenden Fehler zu nennen, dann gilt es, die Correcturen in klarer militärischer Form anzuordnen, und schließlich muß beim Zusammentreffen mehrerer Fehler die sich naturgemäß ergebende Reihenfolge der Correcturen klargelegt werden. Hat z. B. ein Mann bei „Hüften fest" einen Ellenbogen zu weit vorgenommen, so gilt es festzustellen, ob solches nicht etwa von schiefer Grundstellung herrührt. Ist dieses der Fall, so wäre es

falsch, ein Zurückbiegen des Armes zu fordern oder die betreffende Schulter bezw. Hüfte zurücknehmen zu lassen: Es muß zunächst die Fußstellung, auf der sich die Grundstellung aufbaut, richtig gestellt werden, dann erst folgt Hüfte, Schulter, Arm. —

Im Anschluß an derartige Auseinandersetzungen darf der Offizier nie versäumen, bei jeder Uebung auf das Wesentliche derselben hinzuweisen. Es ist diese Kenntniß, wie auch die Dienstvorschrift (§ 90, 6) besagt, von jedem Rekrutenlehrer zu verlangen, soll anders nicht viel Zeit mit Unwichtigem vergeudet werden. Diese Kenntniß ist jedoch nicht leicht, da sie bei Mangel an ausreichender Erfahrung nur durch längere Ueberlegung und volle Klarheit über den Gang der Ausbildung erworben wird.

Dazu ändert sich bei den meisten Uebungsgegenständen im Laufe der Ausbildung dasjenige, worauf das meiste Gewicht zu legen ist, so daß sich der Offizier richtiger fragen muß: Welches ist der Gang der Einübung? Worin liegt daher in den verschiedenen Ausbildungsabschnitten das Wesentliche der betreffenden Uebung? Gleichzeitig muß der Offizier aber darauf hinweisen, daß das weniger Wesentliche dabei nicht vollständig zu vernachlässigen, sondern in gewissen Grenzen zu fördern ist. Ein Beispiel möge das Gesagte erläutern: Bei der Einübung des Schließens ist zunächst das Hauptgewicht auf die richtige und ruhige GesammtKörperhaltung zu legen, dann ist das richtige Seitwärtstreten und die Stellung der Füße besonders zu controliren, hierauf wird hauptsächlich Werth auf die Schnelligkeit des Seitwärtstretens bei Innehaltung der Grundlinie gelegt, es folgt demnächst die Festhaltung der erworbenen Fähigkeit bei seitwärts gedrehtem Kopfe, und schließlich muß Werth auf das richtige Zeitmaß gelegt werden. Wollte der Lehrer bei der ersten Einübung das Seitwärtssehen und die Stellung der Füße, sowie die Innehaltung der Grundlinie gar nicht beachten bezw. richtigstellen, so würde er einen ebenso großen Fehler begehen, wie wenn er nicht auf die Gesammthaltung des Körpers den Hauptwerth legte.

Weiterhin hat der Offizier die Pflicht, durch gründliche Belehrung unter Anführung von Beispielen die Rekrutenlehrer mit der Art und Weise vertraut zu machen, wie die Uebungen durch angemessene Abwechselungen in denselben interessant und wie die Rekruten durch Wechsel in den Uebungszweigen lebhaft gemacht werden können, ohne daß solches die Machtbefugniß der Lehrer

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